Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Kammer

I ursprünglich Gewölbe
II Baulichkeiten allgemein
  • 1 kleines (einräumiges?) Haus, wie Gadem (I) 
  • 2 im (Wohn-) Haus
    • a Wohn-, Schlafraum
      • α allgemein
      • β im Arbeitshaus, Spital uä.
    • b Vorratskammer
    • c Abtritt
  • 3 Paramenten-, Prunkkammer
III insb. am Hof (II 9) 
  • 1 Schatzkammer (Silberkammer), Aufbewahrungsraum für Einkünfte und persönliches Vermögen (Schatulle) und das Vermögen selbst; offen zu IV 
  • 2 fürstliches Privatgemach (Leibkammer), manchmal auch fürstliches Kabinett
IV (zentrale) weltliche (Finanz-)Verwaltung bzw. Behörde; später Kollegium der zur Verwaltung der Staatswirtschaft bestellten Räte und Bedienten; nicht immer scharf zu trennen von Kammer (III); auch Rentkammer
  • 1 Kaiser, König, Reich betreffend
  • 2 den Territorialherrn betreffend; in Böhmen und Schlesien seit 1526 der Kammer (IV 3 b) unterstellt
  • 3 Hofkammer (I) als zentrale (Finanz-)Behörde für Reich und Erblande
    • a zu Innsbruck
    • b zu Wien
  • 4 Schatzkammer als zentrale Finanzbehörde für ober- und niederösterreichische Lande König Maximilians I. zu Innsbruck (später unter Aufsicht der Hofkammer [Kammer IV 3])
  • 5 Amt eines Kämmerers 
  • 6 Staatsschuldenverwaltung in der Grafschaft Lippe
V insb. von der territorialen Zentralbehörde abhängige Landes(Provinz-)kammer, sog. Mittelbehörde
  • 1 in Österreich zwischen 1500 und 1565 sowie nach 1665 Finanz-, Kriegs- und allg. Verwaltung in den einzelnen Ländern und Ländergruppen, seit 1709 straffer der Hofkammer unterstellt
  • 2 in Preußen
    • a zunächst Provinzialbehörde für Domänen- und Regalienverwaltung, seit 1723 mit der Regionalbehörde für Kriegs-, Polizei- und Steuerwesen zur Kriegs- und Domänenkammer als regionale Verwaltungsbehörde (Bezirksregierung) mit Jurisdiktionsbefugnissen vereinigt, seit 1808 reine Verwaltungsbehörde
    • b im Verwaltungsbezirk der kurmärkischen Kammer: sogenannte "prinzliche Gesamtkammer" zur Verwaltung des Prinzenvermögens (Güter und Ämter), 1737 eingerichtet für die drei jüngsten Söhne Friedrich Wilhelms I.
VI geistliche Finanz- oder Verwaltungseinrichtungen
  • 1 landesfürstliche; wie Kammer (IV 2) 
  • 2 bei klösterlichen Orden und Stiften
  • 3 insbesondere beim Deutschen Orden
  • 4 päpstlich
VII Einrichtung aus dem städtischen Bereich
  • 1
    • a Rats-, Amts-, Zunftstube
    • b Versammlungsraum der Bürgerschaftsältesten in Riga und die Körperschaft der Landräte und Kreisdeputierten
  • 2 städtische Verwaltungs-, insbesondere Finanzbehörde und -kasse
    • a überhaupt
    • b Bezeichnung ständiger behördlicher Ausschüsse in Bern
  • 3 wie Kaufkammer 
  • 4 Warenniederlage, Eisen-, Salzkammer
VIII Bezeichnung für eine Stadt, Pfalz oder ein Land
IX im Bergbau und in der Bergverwaltung
  • 1 technische Bezeichnung beim Abbau
  • 2 örtliche Bergbauverwaltung unter einem Kammergrafen 
X ständischer oder parlamentarischer Körper
  • 1 in Plänen zur Organisation des Deutschen Bundes
  • 2 in den Verfassungen des Frühkonstitutionalismus
XI in der Rechtsprechung bzw. Gerichtsorganisation
  • 1 Gericht
    • a königliches (kaiserliches) Kammergericht (I 1) und seit 1495 auch Reichskammergericht (Kammergericht I 2)
    • b fürstliches (landesherrliches) Obergericht
    • c Schöffengericht (vgl. unten 2)
    • d Femgericht
    • e Zunftgericht
    • f Gegensatz zu Vierschar (und Niedergericht)
    • g städtisches Untergericht,wie Kämmereigericht, Kämmergericht 
  • 2 Sitz eines Gerichts
XII Gefängnis
XIII umschlossene Abteilung im Weinberg und im Gelände überhaupt
XIV in der Weidmannssprache