Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Schäfer

Schäfer

, m.

einer, der auf eigene oder fremde Rechnung Schafe (I) hält und hütet oder, etwa durch eigene Schäferknechte, hüten lässt

I im Zsh. mit der Schafhaltung
  • ist ein jeder schäfer schuldig ..., die pferrichhürden, so oft es die notturft erfordert, zu machen ohne einiche belohnung
    1609 WürtLändlRQ. II 167
  • wann die schaar herbeikompt und die schaaf zu waschen zeit haben, sollen die pferrichpfleger und die schäfer sich zusamen verfiegen deß weschens und scheerens eines tags zu vergleichen, selbigen ganzer gemeind bekant machen
    1609 WürtLändlRQ. II 169
  • es soll ... weder hirt, schaͤffer oder knecht, so nicht aygne rinder oder schaaff hetten, von außlaͤndischen bestandne rinder oder schaaff haben oder halten, bey straff drey pfund
    WürtLO. 1621 S. 828
  • den pferch und pferchcasten muß der schäfer auf seinen costen erhalten
    1727 WürtLändlRQ. II 76
  • der regel nach koͤnnen auch keine andere personen, als gelernte schaͤfer, schaͤfereyen halten
    1785 Fischer,KamPolR. II 770
  • einem schaͤfer, der von einer kommun, die ihre waide mit eigener waare beschlaͤgt, angenommen wird, darf nicht weiter, als einem meister 50. und einem knechte 25. eigene stuͤcke ... gestattet werden, wenn nicht wichtige ursachen vorhanden sind
    1785 Fischer,KamPolR. II 770
II im Zsh. mit dem Weidgang der Schafe und den insb. aus unerlaubter Grundstücksnutzung resultierenden Schäden
  • ore meygere, schapere unde kothere uppe dem vorghen. guden nicht dringhen to innegheme denste, ghave eder unplicht
    1387 GöttingenUB. I 356
  • L. habe den schaden getan, der uff dy zcyt ern H.s scheffer gewest sy unde den schaden met ern H.s unde met sin eygen schaffen getan, unde vordert den schaden zcu yme
    1457 PössneckSchSpr. I 268
  • so hebben de buer den scheper dat landt tho onrechte verbieden laten
    1487 DrentheOrdB. 152
  • soll ... der meintzisch scheffer ... vff die meintzischen gutter ... dieselben allein zu pfergen vnd nit darauff zu weiden, zu treiben macht haben
    1527 WertheimUB. 326
  • [es ist] der brauch, alßbalt die kuhwaiden in dießen vorgemelten dörfern in daß stopfelfeld fahren, daß die schäffer alßbalt den andern tag mit den schaffen hernach fahren
    1550 KirchheimW. 239
  • nun beclagen sich die arme vnnderthonnen, daß die herren schaͤffer im fruͤling gar zu lanng vff der vnnderthonen weiden, mit den schaffen pleiben
    1593 Fischer,Erbf. II 332
  • die schäfer sollen nicht fahren nach dem schnitt in die stupfel 14 tag und die wiesen häyen 14 tag vor st. georgen
    1596 MannhGBl. 17 (1916) 59
  • es ist auch, wie von alters her zue recht erkannt, daß ein schäfer alle wießen und pferdswaid in Heddesheimer gemarkung meiden soll mit dem waidgang vierzehen tag vor st. georgentag
    1599 SchriesheimW. 120
  • indem nun kein schäffer zu sommerzeit ohne schaden durch ihre felder nicht fahren könne ... so hätten sie ihme erlaubt, gegen erlegung drey gulden ... dahin zu fahren
    1678 KirchheimW. 198
  • deßgleichen ist auch denen schaͤfern ... nicht zu gestatten, mit dem vieh durch die an der landstrasse befindliche graͤben zu fahren
    1747 SammlBadDurlach III 80
III im Zsh. mit dem Einsatz von (Schäfer-)Hunden
  • komment überein der schultheisse der meister und der ratt: dz ein jeglich scheffer sine hunde in sinen gewalt sol fůren gebunden und sallent niht me ungebunden gon
    1354 HagenauStatB. 123
  • so man hineintreibt, soll der schäfer bei einer strafe die hunde an den händen führen und nit ledig laufen lassen
    1563 MainfrJb. 14 (1962) 150
  • woselbst meist die schäfer der umgegend ... entrichten 2 ß hundegeld
    1589 Scharff,Dreieich 211
  • daß fürderhin ein jeder schäffer allein so viel hund als die anzahl und gelegenheit der schaaf oder heerde erfordert und also kein uebermaß halte
    1593 Machwart,JagdAnsbach 47
  • daß ... ein jeder schaͤffer schuldig seye, zu der wilden schweinhatz jaͤhrlich einen tauglichen ruͤden zu verschaffen, und beyzubringen
    1695 Schneidt,Thes. II 2112
  • auch sollen die hirten und schäfer zu der zeit, wenn das wild setzt, ihre hunde an stricken leiten, damit sie den jungen wild- und rehkälbern keinen schaden thun können
    1783 Krünitz,Enzykl. 28 S. 74
  • ob ain schaefer mit eim rüden zu sinen schafen gienge und ungeverlich einen hasen griffe, ... [den soll er] unverbrochen han, aber er soll nit darnach gehn, nachstellen, den nit schießen
    oJ. GrRA.4 I 348
IV im Zsh. mit Waffen- und Jagdverboten
  • wollen wir, das hinfürder die pawren, scheefer, müller vnd andere, pirssrör oder selbst zündende büchsen ausserhalb der ordentlichen strassen nicht führen noch tragen sollen
    1562 Greverus,GMecklJagdr. 17
  • es sollen auch bauern, hirten und schaͤfer, bey verlust der buͤchse und i neuschock strafe, kein dergl. gewehr fuͤhren
    1810 JagdWB. I 94
V im Zsh. mit dem Verkauf von Wolle und Schafen
  • sollen ... hendler und underkeufer drei wochen lang ... die wollenwebern im lande zu gutem freimarkt halten und gute wolle, wie sie von schefern bekommen haben und kaufmansware ist, ... [ihnen] umb barbezalung werden lassen
    1528 MarburgRQ. I 302
  • wa nun ... schaͤfer ... einig wollen ... zuverkauffen hetten, so sollen sie dieselben ... zu gemeinem freyem kauff tragen
    WürtLO. 1621 S. 808
  • es sollen auch alle vnsere schaͤffer, vnd andere sondere personen, die schaaff haben, vnd wollen verkauffen, jedes jahrs die schaaff sauber waͤschen, und gut kauffmans wahr oder gut, vnd gar keine schitling in die schaͤpper einbinden, vnd in dem allerley betrug vnd gefahr vnderlassen
    WürtLO. 1621 S. 809
  • von diesem freimarkt werden ausgeschlossen alle fleischer, so keine fleischerzeche haben, wie auch die schäfer 
    1642 Merschel,Rawitsch 32
  • unsere wolle faͤllt, bey der jetzigen beschaffenheit unsrer schaafe, nur schlecht und grobhaarig aus und wird durch die betruͤgereien der schaͤfer noch schlechter gemacht
    1788 Gadebusch,Staatskunde II 28
VI im Zsh. mit dem unehrenhaften Abdecken (Häuten) toter Tiere
  • keyns schefers sone ..., der selbs mit der hant schelmen geschunden ... hete
    1464? BayreuthStB.2 21
  • das hingegen gedachter schöffer alles dasjenige vich, so im ganzen markt fallen und umbstehen thuet, ohne entgeld abzüechen und die hauth dagegen liffern solle
    1666 WürtLändlRQ. I 111
VII
oft auch als Krankenheiler für Tier und Mensch tätig, was häufig verboten wird
  • quacksalber, ... schäfer, scharfrichter, und alle andere, die aus innern oder äußern curen, ohne erlaubniß der obrigkeit, ... ein gewerbe machen, sollen, nach bewandniß der umstände ... mit gefängniß ... bestraft werden
    1794 PreußALR. II 20 § 706
  • mit recht wird dem physicus auch die obsorge fuͤr die gesundheit des nuͤtzlichen viehes zur pflicht gemacht, da ... die ausuͤbung der vieharzneykunst ... meistens den schmidten, hirten, schaͤfern, scharfrichtern und wasenmeistern uͤberlassen ist
    1802 v.Berg,PolR. II 78
  • den schaͤfern ist die behandlung kranker menschen unbedingt verboten. im uebertretungsfall sollen sie das erstemal um 2 kleine frevel, das zweytemal um 10 rthlr. und das drittemal um 20 rthlr. gestraft werden
    1815 WirtRealIndex III 592
VIII im Zsh. mit Seuchen- und Brandschutzbestimmungen
  • bey entstandenem feuer muͤssen die gemeinde-hirten und schäfer das rind- schaaf- und schweine-vieh sogleich aus denen ställen an einen vom feuer entfernten ort treiben
    1775 CSax. I 1026
  • [bei ausbrechender Seuche] müssen ... alle unterthanen, besonders pachter, verwalter, viehmäster, schlächter, schulzen, hirten und schäfer, sich die äusseren kennzeichen der rindviehseuche auf das genaueste bekannt machen
    1780 CSax. I 1093
  • weder hirten, schaͤfer, holzarbeiter, noch sonst jemand darf in waͤldern und nahe an den baͤumen oder beym walde feuer anmachen, die heide und das gras abbrennen, und brandstaͤtte halten
    1785 Fischer,KamPolR. II 802
IX im Zsh. mit Abgaben, Lasten und Pflichten gegenüber Obrigkeit
  • welk ok unser borgere van G. veer hoven landes in unsen dorpen hedde, de deynsthaftich weren, unde eynen schapere daruppe husen eder heghen wolde, dat mochte he don, also doch, dat uns de schapere eyne halve mark des iars to vruntschap unde to leyve gheve unde enscholden ome anders vorder nicht affesschen
    1387 GöttingenUB. I 356
  • das iglicher hufener von iglichen hufen, vnß acht groschen, deßgleichen ein iglicher ... scheffer vnd hirt auch acht groschen ... geben sollen
    1534 CCMarch. IV 3 Sp. 1
  • wer aber bis in 300. schaffe hat, soll der scheffer nicht mehr dann von jeden hundert 8. scheffel pacht-korn groß maße ... geben
    1561 CCMarch. V 1 Sp. 37
  • der scheffer soll vonn einem jedenn haubt milchende schaff ... ein oßell butter, vnnd ein mandell kese, zwischen wallpurgis vnnd michaelis zue geben schuldigk sein
    1572 CCMarch. V 3 Sp. 3
  • von dem lemmerzehenden auß der herrnschöferei diß orts hat die pfarr 7 lemmer jars stendig fallen, so ihm schefer zu liefern schuldig
    1610 SchriesheimW. 171
  • es soll kein reysiger knecht, guthherr, voigte, müller, schäffer und dergleichen gesinde aus seinem dienst abscheiden, er nehme denn von dem herrn, dem er gedienet, einen schein seines verhaltens, und abscheides
    1658 Mevius,MecklLREntw. 695
  • [Kriegsartikel:] auf ... schmiede, wirth, ... schaͤffer ... sollen sowohl im marchiren ... als im feld ... kein hoher oder niedriger officier ... etwas praͤtendiren, weniger ihnen an geld oder gelds werths etwas abzwacken
    1672 Emminghaus,CJGerm. II 395
  • alle schaͤfer und schafknechte bei inlaͤndischen berechtigten schaͤfereyen [sollen von einer nicht freywillig erwaͤhlten leistung des dienstes bey feldregimenten losgezaͤhlt werden]
    1808 BadKriegspflicht. 9
X als unehrlicher, verachteter Beruf; obgleich der Ausschluss der Schäfer und ihrer Söhne aus den Zünften in den Reichspolizeiordnungen von 1548 und 1577 verboten wird, bleiben Zunftunfähigkeit und gesellschaftliche Zurücksetzung der Schäfer und ihrer Familien vielfach noch lange bestehen
  • weret, dat jemend ... dat ammecht der knokenhawer ... winnen wolde, de schal ... sin echte unde recht ... unde enschal noch schapere noch moller noch linenwevere syn
    1388 HildeshUB. II 407
  • das der egnante P. keynerley gernde man noch des geschlechts sey, nemlich weder schefer, toppeler, vedeler, pfeyffer, erbmoller, bosawner, bader, sewsneyder
    1439 MittChemnitz 7 (1891) 149
  • [um in die Bäckergilde aufgenommen zu werden, darf W. weder] mulners noch lynenwevers noch schapers sone [sein]
    1455 GöttingenStat. 191
  • keyns schefers sone sol man auf das hantwergk zue leerknecht nit nemen oder sunst auf dem hantwergk arbeyten lassen
    1464? BayreuthStB.2 21
  • es sal auch kein meister kein lereknecht ufnemen, der sich in das handwerk ufzunemen nicht gebort, also sind schefer und scheferknecht (unde der andern hantwerken ..., die do vorachtet sint)
    1474 KahlaUB. 106
  • eyn iglicher, der in yre ynunge unde gemeyntschafft komen wolle, sich des rechtfertigen unde ledigen musse, daz er von syn vier anen scheffers art nicht ensy
    1474 PössneckSchSpr. I 193
  • van allen ... veher anen in eynem rechten elickem state ..., he sy ok neymandes eygen noch lathe, beckmullers tolleners schapers bartscherers pipers lynewevers szone noch keynerley gerender lude ardt edder geslechten ... nicht geboren
    1514 QuedlinbUB. II 112
  • daß die leinweber, barbierer, schaͤfer, muͤller, zoͤllner, pfeiffer, ... und ihre kinder, so sie sich ehrlich und wol gehalten haben, hinfuͤhro in zuͤnfften, gaffeln, amten und gilden, keines wegs außgeschlossen ... werden sollen
    RPO. 1548 Tit. 37 § 1
  • als auch etlichen orten der gebrauch ist, daß die leinweber, barbierer, schaͤffer, muͤller, ... in den zuͤnfften, zu andern, dann ihrer eltern handwercken, nicht aufgenommen ... werden, und aber je unbillich, daß die jenen, so eines ehrlichen herkommens, handels und wesens, ausgeschlossen werden solten, so wollen wir solche ... gewohnheiten hiemit ... vernichtigt haben
    RPO. 1577 S. 397
  • soll kein meister kein lehrjungen annehmen, er seie dan ehrlich von geschlecht und keines schöfers sohn
    1640 AdelsheimStR. 1133
  • keines zölners ... schäffers oder schäfers kindeskind ... sondern von christlichen eltern
    1642 HannovGBl. 14 (1911) 78
  • die schaͤfer sollen ihrer handthierung wegen (weil sie nemlich die gestorbenen schaafe abziehen) durchaus nicht fuͤr unehrlich ... gehalten, und sowohl bey ihrem leben in gesellschaften und zusammenkuͤnften gern und willig geduldet ..., als nach ihrem tode christlichem gebrauche nach beerdigt ... werden
    1656 BrschwWolfenbPromt. II 563
  • daß die schaͤfer gewercks-fähig seyn sollen: ... fortmehro nicht zu verstatten, daß der schaͤfer kinder ihrer geburt halber ... von handwerckern und innungen ausgeschlossen werden
    1663 CCPrut. III 470 f.
  • [ein Lehrling des Leineweberhandwerks solle] kein bastard, kein schäfer, storger, kein pfeifer und kein schleifer [sein]
    1683 AnnNassau 32 (1901) 71
  • die schäfer haben ir eigen recht: man henket den meister ober den knecht
    17. Jh. Uhland,Volksl. I 2 S. 701
  • sollen beruͤhrte constitutiones [von 1548 und 1577] kuͤnfftig durchgaͤngig genau befolget, nicht weniger auf die kinder derer land-, gerichts- und stadt-knechte, wie auch derer ... schaͤfer, und dergleichen ... verstanden ... werden
    1731 Emminghaus,CJGerm. II 449
  • in gefolge dieses reichsschlusses wurden insbesondere in den preußischen staaten fuͤr ehrbar und zunftfaͤhig erklaͤrt: ... gassenkehrer, tachstecher, schaͤfer 
    1785 Fischer,KamPolR. I 280
  • schäfer und schinder sind geschwisterkinder
    1803 RepRecht XI 184
unter Ausschluss der Schreibform(en):