Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Schlüssel

Schlüssel

, m.


I Werkzeug zum Schließen und Öffnen eines Schlosses (I) 

I 1 von Stadttoren, (öffentlichen) Gebäuden; insb. in Bestimmungen bezüglich der öffentlichen Sicherheit
  • sa hwersa en iung kind to tha godishuse brocht werth, ther ma depa skil, and tha sletela unwisse send, sa breke ma thet godishus and depe thet kind [wenn ein junges Kind, das man taufen will, zur Kirche gebracht wird, und man die Schlüssel nicht finden kann, so breche man die Kirche auf und taufe das Kind] 
    um 1300 RüstringerR. 96
  • es sullen die burgermeister und czwene uswendig rates, einer von den burgern und einer von der gemeinde, die der rat dorzu keuset und seczet, alle slussel haben zu toren, zu turmen
    1371 HeilbronnUB. I 124
  • weret ok zaeke, dat ynych de slotele [von der Kirche St. Peter] droghe oppenbaͤre, dat et eynych russe zeghe, de breke I mark
    Ende 14. Jh. Nowgorod(7 Fassungen) 130
  • wan men utvaͤret, so sal men de slotele [zu St. Peter] besegelen und don den enen dem bysscope van N., den anderen deme abbate van sunte Juryen
    Ende 14. Jh. Nowgorod(7 Fassungen) 134
  • [die thorhuetter, denen] stat richter, burgermaister, vnd rate ... ains slussl [zu ainen thor] beuelhen, ... söllen ... mit ayd verphlicht sein, die stat thor trewlichen zuuerhuetten
    1524 SalzbStPolO. 152
  • so soll ... bey den mesnern vnd kirchenphlegern guet ordnung gegeben, vnd an ainem yeden kirchthurn ain guete versperrte thür, vnnd die slüssel wol verwart gemacht werden, damit durch leichtfertig, muetwillig oder annder personen ... kain sturmb noch glogkenstraich ... beschehe
    TirolLO. 1526 fol. i vjv
  • alle die so zu den thoren vnd vff die ringmuren geordnet sind, die sollen in ire ordnung louffen mit iren geweren vnd schlüßlen ... ist es by nacht, so sollen sy kein thor vfthůn
    1535 RheinfeldenStR.(SchweizRQ.) 274
  • dit closter scholde henfort ein beslaten closter sin, den einen slotel scholde hebben de abt, den andern de priorin
    Mitte 16. Jh. BremChr. I 232
  • [Aufrührer haben] die pforten und thor der stadt zugeschloßen, die schlüßel in ihre verwaltung und die personen, die sich ihnen die schlüßel zu geben geweigert haben, gewaltiglich darnieder geschlagen und die schlüßel eigens gewalts zu ihren händen genommen
    1570/1623 WormsChr. 235
  • die rathstube ist versehen mit zweien, unterschiedlichen thüren sowohl verschloßen, dazu [hat] jeder burgermeister einen sonderlichen schlüßel 
    1593/94 TrierWQ. 200
  • befestigte schlösser, und die dazu gehörenden schlüssel, nicht aber die vorlegeschlösser, sind pertinenzstücke eines gebäudes
    1794 PreußALR. I 2 § 82
I 2
von kirchlichen, amtlichen, zünftischen Behältnissen, etwa Truhen, Schreinen, Kisten, die der Verwahrung von Wertgegenständen dienen; sie sind häufig mit mehreren Schlössern versehen, und die Schlüssel werden von verschiedenen Personen verwahrt; auch: von Schlössern an amtlichen Büchern zum Schutz ihres Inhalts (Belege 1497 u. 1669); etw. unter seinem Schlüssel haben für die Verwahrung von etw. zuständig sein (Beleg 1577)
  • man [soll] sante Peteres gut, swat eme over blivet, aller jarlic ... voren ... to Gotlande unde leggen dhat in sante Marien kerken in sante Peteres kisten; dharto høret IV sløtele, dhe sal man bewaren van ver steden
    um 1270 Nowgorod(7 Fassungen) 66
  • daz der stat insigel mit funf sluczel beslozzen sei, der vier sulln vier aus den genanten haben, swelich dar zu ... erbelt wernt; den funften sol haben unser richter
    SalzbLO. 1328 Art. 41
  • so wilchge zwene schrynmeistere of we dey slussel haint van deme schryne, dey da versumlich wirt ind den slussel neyt in brengt noch in sentt, as man schrynen sal, vur vesperen, ja as hie gemaynt wirt overmitz den boyden, gelden sal zo boysen 3 solidos pagementz
    nach 1350 KölnAmtl. 29
  • die lade scholen hebben de jungen olderlude, unde de slotel to der laden de overolderlude, unde dar neen gelt uth to doende sunder medewetende der overolderlude
    1440 HambZftRolle 175
  • sullen de vier broedermeister eyn vesloss in de vurschreven unse kirche doin maichen, da jglicher van yn eynen slussell van haven sall, da sy der broederschafft gelt, cleynoit ind anders inne bewaenen
    1476 Storn,Schwureinungen 305
  • schryuer ... de beschriue de broke an en bock de gheweddet werden; dat bock schal men legghen an eyn slot, den slotel scholen de radmanne hebben, de by deme vaghede sytten
    1497 HambStR.(Eichler) B 5
  • ain phening in ain puchsen legen, die albeg zwen der geswornen maistern beyhendig haben söllen. nemblich ainer die puchssen, vnd der annder den slussl 
    1524 SalzbStPolO. 74
  • [die Urkunde der] lanndtsfreyhaiten zu Meran [soll] in ain truhen mit vngleichen slossen bewart, dauon [solle] dann yedem stannd ain slüssel ... gegeben ... werden
    TirolLO. 1526 fol. e vr
  • der gotzheuser gelt, clainat, brieff und anderes [soll] ... in ain wol verwarte truhen gelegt, ... daran drey schloͤsser vnnd zů ainem yeden schloß ain sonder schlüssel gemacht [werden] ..., das mit ainem schlüssel on den andern nit auffgespert moͤg werden, vnd derselben schlüssel ainen soll die obrigkait, der pfarrer den andern vnd die zechleüt oder kirchbroͤbst bey ainer jeden kirchen den dritten haben
    BairLO. 1553 II 10, 3
  • was ... der pfennigmeyster für gelt ... einnimpt, das soll er mit sambt dem vrkundt inn eyn trůhen, die inn cammerrichters vnd beisitzer verwarung stehen, aber alleyn der pfennigmeyster den schlüssel darzů haben soll, vnuerzüglich einlegen
    1555 RKGO.(Laufs) I 40 § 4
  • [der glögkner] soll ... alles, was zum tauf und deß hern abentmal an getuch, silberin und anderm geschier, so ime uf ein inventarium gelifert, under seinem schlussel haben
    1577 Kurpfalz/Sehling,EvKO. XIV 456
  • darnach [wurden] die neuwe rentbreff ... angefangen zu siglen ... in aller sclusselherrn gegenwortigkeit. ... etliche meinten, jede gaffel vertrüwete irem einen herrn den sclussel vom siegel, so were auch pillich, das jeder wiste, was der breif inhalt were und was versiegelt wurde
    1588 BuchWeinsberg IV 45
  • solle der ... kammerrichter ... verpitschirte relationes actorum und abgelegte vota in eine kisten im gewölb, darzu zween schlüssel zu machen, zu welcher der kammerrichter einen und der erste assessor den andern schlüssel haben solle, zu legen schuldig sein
    1654 JRA.(Laufs) § 150
  • dasz ... ihr hoffsweystumb in einem mit zweyen schlüsseln verschlossenen buch ... eingeschrieben were
    1669 LuxembW. 503
  • der gesellen lade [soll] in des ältermanns hause ... in guter verwahrung gehalten werden, wovon der lademeister den einen schlüssel haben soll und der gesell den andern schlüssel 
    1733 Kolz,LütjenbHandw. 135
I 3 als Attribut eines öffentlichen Amtes und als Symbol der Herrschaftsgewalt über eine Gemeinde, Stadt, ein Landgut, Kloster etc.; St. Peters Schlüssel Schlüssel zum Grab des Hl. Petrus als Symbol des Papsttums
  • der babest Leo ... sante nach sinem bruoder künic Karlen sant Peters slüzzel unde sinen van; da bediutte er mite, daz er im römisch riche bevulhe mite
    nach 1275 ProsaKaiserchr. 169
  • de rad schal de macht hebben, to den doren de slottele to bewarende, vnde darmede op vnde to sluten
    1293 (Hs. 16. Jh.) BrschwUB. I 16
  • we alle dre rade der stad ... beden den olden ... rad, dat se sek weder anewinden welden der stad unde der slotele 
    1345 HildeshUB. I 553
  • wanne die heren komen yn daz closter, daz man yn sal die sluͤssele anboͤten czu allen ampte
    um 1380 WeimarRotB. 31
  • dat gi de yenne, de ... zik mid unrechter ghewald in den raed ghedrunghen hebben, vor nenen raed holden willen unde ok von eren breven nicht holden willen, wente ze uns boke, der stat inghes unde slotele entweldighet hebben
    1408 GöttingenUB. II 11
  • oft de ... heren den rat mit willen overgeven wolden, ok de rechtboke, privilegien, ingesegel unde slotele, de se van der stat wegen hadden, mit willen van sick antworden wolden
    1408 LübChr. II 430
  • so jemant uit deser broederschop van olderluiden unde schafferen tho einen schaffer ingekohren worde, unde alhier nicht jegenwoordig were, sal men moegen twe van den schafferen nehmen und ehme den schloetel tho hues senden
    1495 OstfriesUB. II 436
  • das die gemaind zu W. ... in entpörung komen sey und ainem rathe ... die schlussel und allen gewalt genomen haben
    1525 Fries,OstfrkBauernkr. I 15
  • [der Rat] hefft also fort de slotell to synem gehatten offitii up den stoel dargelecht und frunthlick affgedancket
    1532 Waitz,Wullenw. III 437
  • abtretende schaͤffere [uͤberantworten] ihren nachkoͤmmlingen die schluͤßel des haußes und kellers
    1585 RevalStR. II 66
  • [der neue rathrentmeister] hatt ... in pleno den administrations-eyd ... ausgeschworen und der stadt alle treue zugesaget, worauf ihm ... der schlüßel überreicht worden
    1747 Deus,HerrenSoest 237
I 4 Schlüsselbesitz als Zeichen der Zugangs- und Verfügungsgewalt über die eingeschlossenen oder verschlossenen Gegenstände
  • swelich vrowe ireme manne gift an vogedes dhinge, dat se mit eren slotelen besloten heuet, de rede ne mach ime neman benemen
    1227 BrschwStR. § 38
  • swelch man in deme koufhuse eine kammer hette, ... dar uz sal in nimant triben, di wile he den zins gibet; gibet aber he den sluzzel uf sime zins herren, so ist die kammer ledic, so mac si der herre ligen einem andern manne
    Anf. 14. Jh. Tzschoppe-Stenzel 278
  • hadde ich eme verboden myn hůs und myne were, unde dat hey my antworde myne slotele 
    1353 DortmUB. I 500
  • C. [kam nach einigen Tagen Abwesenheit wieder nach Hause] unde ... funde ... eynen ... in sime hus by sime wibe in sime bette ligen, und sine slossel, die czu sime thor gehorten, an jhens gurtel ligen
    1418 Erler,Ingelh. III 26
  • das ich sulch gerethe nyhe entwaneth habe, vnd die slusßel dorczu gehorende y vnd y gehabt vnd habe die noch
    1466 MagdebR. II 2 S. 356
  • C. P. hab dem P. und seiner hausfrau ir gut bevolhen und die slussel darczu geben
    1472 ProtBKammerger.(1465/80) 662
  • er [Wittwer] habe die farnde habe yn seyner gewere gehabt bey der frauen lebin und ... auch die slussel dorczu getragin
    um 1490 RechterWeg I 92
I 5 im Zsh. mit der (symbolischen) Übergabe des Schlüssels als Konstitutivakt zur Übertragung von Besitz und/oder Eigentum und damit verbundener Rechte; auch: Schlüsselwegnahme zur Entziehung von Eigentum und Besitz, etwa bei Pfändungen; durch das Auflegen des Schlüssels auf den Tisch wird die Verfügungsgewalt entzogen (Beleg 1547)
  • [borchleen:] dat wy tůzamene kezen schollen enen ... man, dem wy dat slot tů B. bevalen inne tů hebbende ..., alzo dat wi de slotele schollen nemen by dem enen ende vnde ze by dem anderen ende vnde antwerden ze eme mit enander
    1370 LübUB. III 777
  • wenn unser gebuͥttel in ains hus komet umb phand, vindet er ... nit phand hie vor, sint denn ze male beschlossinuͥ schloss in dem hus, ... die sol der gebuͥttel haissen uffschliessen den, dez die schloss sint. welt er dez nit tůn, so sol der buͥttel můten und im die schluͥssel haissen geben und ... selber uffschliessen
    1382 LeutkirchStR. 46
  • queme ... ymand, den eyne gerade anirstorben were, ... unde vorderte die gerade zu bewisen mit richtere unde mit schepphen; unde wegerte er daz zu tune, noch welde die slussile nicht von em reichen, die zu der frouwen casten gehoren, er mus ... der frouwen vorbuzin
    Ende 14. Jh. GlWeichb. 286
  • der frawen sal der richter die slussil anheisschen, die zu des mannes gewalt gehort habin
    um 1400 LiegnitzStRb. 144
  • were, das frowen oder kint in dem huse [so gefroͤnet wúrt von gerichtes wegen] werent und dar inne bliben woltent, daz moͤgen sie wol tůn, doch das das gericht sich der slussel underziehe und zů sinen handen neme
    1426 SchlettstStR. 322
  • unterwant sich der knecht der frauen ... farend habe mit der frauen willen, und sie antwort ime die schlusel zu N. und farender habe
    vor 1524 LeipzigSchSpr. 368
  • dass ihme [pfarrer] ... sein erbherr die pfarr gegeben, ... [ihn] in beywesen vieler leuthe ... in die kirche geführt, und dieselbe sambt dem pfarrhoffe mit ueberantwortung der schlüssel ... dem pfarrer eingeben [hat]
    1529 SchlesDorfU. 79
  • [ist ein Hofmann mit der Bestellung der Güter] säumig, mögen die herren die güter zu sich nehmen vnd einen andern ansetzen ... dieses verkündet der gedingherr mit aufflegung eines messers oder schlüssels auf den diesch
    1547 Untermosel/GrW. II 451
  • wann ... ains sich vndern den eeleuthen verendert hatt, so moͤchten die kinder oder ire fruͤndt ... die schluͤssel von inen nemen, vnd hinder gericht legen, biß die tailung geschicht
    1552 Reyscher,Stat. 281
  • wegen ... der erfschichtunge ... schall ... E.W. des haves ... sick affdon und begeven und L.K. sampt dem schlözel densulven gutliken averantworten
    1567 HolstVierstUrt. 395
  • die uebergabe des schluͤssels bedeutet eine gerechtsame die thuͤren, kasten oder schraͤnke, worzu der schluͤssel gehoͤret, als rechtmaͤsiger besitzer zu eroͤfnen
    1762 Wiesand 966
  • waaren und andere effecten, welche in einem verschlossenen behältnisse sich befinden, [können] durch aushändigung der schlüssel übergeben werden
    1794 PreußALR. I 7 § 65
  • fahrniß-stuͤcke werden uͤbergeben: ... durch wirkliche einhaͤndigung; ... durch ueberlieferung der schluͤssel ihres aufbewahrungs-orts
    BadLR. 1809 Satz 1606
I 6
Ablegen der Schlüssel auf Bahre, Grab oder Leiche eines überschuldeten Mannes durch die Witwe (bzw. Einlieferung der Schlüssel bei Gericht) symbolisert die Zurückweisung des Erbes; später wohl missverstanden (Beleg 1693)
  • S.s husfrowe hat in gerichte ere slottel gelecht ... hefft eynen eid geboden, dat se van eres mans nagelaten gudere nicht mer behelden hefft dan eres degelikes cleder
    1437 Danzig(Hirsch) 240 Anm. 18
  • P., wedewe ... seggende dat zy tgraf van hueren man nyet te vindene en wiste, ende gaf alsoe huere sloetele vanden sterfhuyse over den heeren burgermeesteren ende scepenen, begheerende mids dien vanden schulden desselfs huers mans wylen ongehouden te zyne
    1478 Meijers,LigurErfr. I 177
  • stuͤrbe einig man, vnd pliebe so viel schuldig, daß sein weib nach seinem tod [die Schulden nicht bezahlen könnte], ... die soll ... mit ihr nehmen ihr kleyder vnd kleinot zu ihrem leib gehoͤrig, vnd nit mehr, vnd soll ihr hauß zuschließen, vnd den schluͤßel von dem hauß vff das grab legen
    Ende 15. Jh.? SaarbrückenLR. 986
  • daß ein weib nach absterben ires ehemanns, der mit schulden beladen gewesen, die schließel uff die baar legen, unnd darmitt von haab und guet ... abtretten moͤg, unnd als dann den glaͤubigern von ires manns wegen vnuerbunden sey
    um 1500 Fischer,Erbf. II 213
  • wes weduwe voir die bair van horen man wil uutgaen, off een kijnt, dat voir sijns vaders off moeders doot voir uut wil gaen, die sullen die sluetelen op dat lijck leggen van allen sloten, ende sonder heuken ende bloets hoefts voir dat like uutten huse treden, dair men dat lijck uutdragen sel
    um 1500 Fruin,KlSteden II 66
  • sitzen zwey eheleuth beieinander und haben schuld und gegen-schuld; stirbt derselben eins ab: soll der leztlebende, im fall er die schulden zu bezahlen nicht gemeint, den schlüssel, sobald der eine begraben, ufs grab legen, und nicht wieder ins hauß gehen
    1570 Jünger,TerritFrkf. 140
  • een vrouwe, die voer die baere wtgaen will, ... die sall alle sloetelen op dat lijck leggen, ende ... wt dat huijs gaen, ende daer mit sall sie vrij sijn van wtgeclopt te worden voer schulden staender ehe gemaect, ende sall dan in dese stat bluiuen ende woenen moegen
    3. Viertel 16. Jh. KampenStROntw. 99
  • daß in Flandern ... uͤblich sey, daß wenn ein banckerottirer ... sterbe, man zu dessen hoͤchster beschimpffung auf seinem sarg oder grab einen guͤrtel, leeren beutel, duͤrre stoppeln und schlue*ssel lege
    1693 Döpler,Theatr. I 843
  • schluͤssel aufs grab legen: ist ein zeichen, daß man die erbschaft des verstorbenen nicht annehmen wolle
    1762 Hellfeld IV 2389
I 7 bei Auktionen: durch einen Schlag mit dem Schlüssel wird das Höchstgebot angenommen
  • auspfaͤndung weggenommener mobilien ... dergestalt, daß solche stuͤck vor stuͤck oͤffentlich ausgeruffen, und meistbiethenden durch einen schluͤssel lege auctionis zugeschlagen werden sollen
    1771 Cramer,Neb. 119 S. 332
  • bey der versteigerung [eines Zehntrechts]: ... der zehente wird dem meistbietenden durch einen schlag mit einem hammer oder schluͤssel zugeschlagen, oder ihm durch den dritten klang einer schelle oder glocke erlassen
    1774 Bergius,PolKamMag. IX 181
I 8 in strafrechtlichen Kontexten, insb. im Zsh. mit Diebstahl: Besitz eines Schlüssels als Beweis der handhaften Tat; falscher/krummer Schlüssel unrechtmäßig nachgemachter Schlüssel
  • die hanthafte dat is dar, svar man enen man mit der dat begript, oder in der vlucht der dat, oder düve oder rof in sinen geweren hevet, dar he selve den slotel to dreget
    1224/25 (Hs. 1369) SspLR. II 35
  • gant diube dar, ... an eins mannes kaelr oder an sin gadem unde waerdent daz braechende oder ufsliezende mit valschen sluzzeln, vindet er si daran ..., wirt er gevangen furbraht
    1276 AugsbStR. Art. 34 § 2
  • der ist ein dyp, der dy slussel dar czu treit, das man under ym vindet
    1357/87 MeißenRB.(Oppitz) IV 9 Dist. 3
  • wer ... ainen krumen schlússel trait und dehain schloss damit ufftůt, der sol ... ainen manod vor der statt sin und 1 lb d ze bůß geben
    1370/90 KonstanzRotB. 68
  • die anzeigungen zum nachforschen [bei Diebstahlsverdacht] seynd: ... wann ... bey dem verdachten ... falsche schluͤssel, haͤmmer, brechzangen, und dergleichen zum einbrechen gerichte sachen ... vorhero gesehen ... wurden
    NÖLGO. 1656(CAustr.) 84 § 2
I 9 zu Fesseln, zum Einschließen von Gefangenen
  • off sache were, dat eynich versumelich man gefangen wurde ... vpp synen lijff, den sal man in den stock doen, ind der buwmeister sal deme die vessere vmb die voisse legen ..., ind der buwmeister sal den slossel bewaren ... biss vpp den dritten dagh, ind alsdan ... den slussel myt dem gefangen dem lantboten leueren
    1455 Mittelrhein/GrW. III 874
I 10 in amtlichen Regelungen über die Herstellung und Vertrieb sowie über die Haftung für unerlaubtes Nachmachen von Schlüsseln 
  • ist daz ain smit iemant valsch slussel macht, ... wiert der smit dez uwer wunden selb drit, der verleust di hant
    um 1330 BrünnRQ. 360
  • das nieman ... dehain anschlahent schloss noch ainzaͤchtig schluͥssel noch dehainerlai anders geschmides ... fail haben sol, ussgenommen allain schmid und die in irer zunfte
    1376/1445 UlmRotB. Art. 382
  • es sollen ... weder meister noch gesellen noch lehrknab befügt seyn, einen schlüßel zu machen, der etwan in leimb oder wax ... abgezeichnet [ist] ..., bey ... straff
    1786 MellingenStR. 476
I 11
in den Schlüssel beißen: zünftischer Rechtsbrauch bei der Aufnahme in den Gesellenverband der Schlosser bzw. Schmiede
Sachhinweis: SchweizVk. 6 (1916) 14f.
  • wenn einer aus gelerned hatt und sich für einen jünger auf der herberg einschreiben läßt und daselbst im schlisel beist, auch wann ein fermbder allhero komt und an keinen ort im schlüsel gebiessen hat, sich alhie aber für einen jünger einschreiben lässet und in schlüssel beißt, deretwegen man ein büchsen auf gerichtet und was ein jünger wegen des schlüsel beißens giebt, wird solches gelt in diese büchsen gesperrt
    1732 Nürnberg/Wissell,Hdw. II 264
  • hat in den schlüssel gebissen M.S., ein gelernter frinnberger von Nürnberg, gab 30 kreuzer
    1732 Wissell,Hdw. II 264
  • ist einer vorhanden, der noch nicht bei handwerksgebrauch ... gewesen ist, der trete vor den tisch und beiße dem schlüssel in den bart und stelle sich bei [Schlosser]gesellen und jüngern ein, er soll so gut sein als unser einer
    oJ. Wissell,Hdw. II 269
II Brandeisen in Form eines Schlüssels (I) zur Brandmarkung von Straftätern, bes. von Dieben; häufig glühender Schlüssel 
  • benedden viii sol' schal men ene [deef] to der stupe slaen, vnde mit enem gloyenden slotele an sine eyne leere bernen
    1270 (Hs. 1493) HambOrdB. M 7
  • den dhef scal men ... to dher stupe slan, vnde mit eneme slotele dhe dhe gloyendich si an sine wangen bernen
    1279 StadeStR. 106
  • in deser stede heb ic dat weten rechten, ende desghelijcx van valscher oirkonde, mit brande int openbairste von haren aensichte, teykent ende drucket mit enen wit ghegloeynden slotel of yser, opdat mense dairby kennen sal moghen
    Anf. 15. Jh. BrielRb. 207
  • den deef scal men hengen umme de duve, de beter is wen en halt verding; unde beneden enen halven verdinge scal men ene to der stupe slaan, unde mit enen gloyenden slotele in sine ene leer bernen, unde darto scal he de stad vorsweren
    1428 BremRQ. 180
  • wairt sake, dat yemant quade ede zwoir, dat die heer of sijn stathouder mit sinen gemenen gerecht ondervonden mitter warheit, dat soud men richten mitten sluetell 
    um 1500 Fruin,KlSteden II 21
  • naer de costume van eeneghen plaetsen, ende emmer, te G., zy pungnieren de valschaerts metten pillory ende met sluetelene int aynschyn
    1515/16 Wielant,InstrCrim. 255
III Amt/Gewalt der Schlüssel, verkürzt die Schlüssel wie Schlüsselgewalt 
  • die schluessel sein das amt, zu pinden und entpinden von sunden ... das man die schluessel allerding muß nach gottes wort brauchen ... das die schluessel allen aposteln und dienern zugleich sein geben
    1528 Brandenburg-Nürnberg/Sehling,EvKO. XI 130
  • diweil nu vermoge der schlussel heißt, euangelium predigen, sakrament reichen, folgt auch, daß der babst aus kraft der schlussel nicht macht hat, neue gottesdienst zuwider dem euangelio zu ordnen ... und so der babst gesetz macht, tut er solchs nicht aus kraft der schlussel, sonder ... allein durch gottes wort
    1530 AugsbKonf. 123
  • das ampt der schlüssel ... [ist] die predig des heiligen evangelions und die christliche bußzucht, durch welche ... das himmelreich den glaubigen aufgeschlossen und den unglaubigen zugeschlossen wird
    1563 Brandenburg-Nürnberg/Sehling,EvKO. XIV 359
  • von dem brauch und der gewalt der schlüssel ...: neben der hoffnung und dem trost, vergebung der sünden zu erlangen, ... hat ... Christus seinen dienern der kirchen befelch gegeben, allen bußfertigen ... vergebung der sünden [zu verkündigen]
    1566 Hessen/Sehling,EvKO. VIII 238
  • das consistorium ist ... geordnet, ... alle unchristliche, ergerliche sünde, ubelthaten und laster, nach ordenung, macht und gewalt der schlüssel ... zu strafen
    1570 Mecklenburg/Sehling,EvKO. V 234
  • vor dem fünfften stück des catechismi, nehmlich der absolution oder amt der schlüssel, soll gesungen werden
    1642/85 SchulO.(Vormbaum) II 309
IV Abbildung eines Schlüssels (I) als heraldisches Zeichen; hiervon abgeleitet: Qualitäts- und Herkunftszeichen
  • es ist ein buwhoff zu N., ... des sin ungeverlich 106 morgen understeint mit dem wappen Beyerlant und dem slussel 
    1476 KirchheimW. 269
  • van koken to backkende, de men wil tekenen myt deme slotele: ... [wenn jemand] unsser stad wapen ... den slotel [auf sein Honiggebäck] up setten wolde, de schal denne nae vorgerorder wise dat krut unde water ... vormeren unde vormynren ... laten sunder argelyst
    um 1500 VeröfflBrem. IV 168
  • gehets fast betrieglich her mit dem tonnentalch ... es sey so geringe als es wolle, brennet der wraker die schlüssel darauf, und wird dadurch vor gut tonnentalch vorkauft
    nach 1600 Rigafahrer 234
  • ist dieser brieff besigelt worden mit ... der burger von K. insigel, da sie noch s. Peter mit dem shlissel in ihrem insigel füehrteten
    1659 FreibDiözArch.2 1 (1900) 141
V (zum) Schlüssel eine der vier Herrenzünfte in Basel, die Kaufleute, insb. Tuchhändler vereinigt
  • H. ... ist beschickt fúr min herren zum schlussel ... und ist im fúrgehebet, er griffe in miner herren zunfft, dz er die zunfft kouffen sölle
    1487 Koelner,BaselSchlüssel 15
  • zům schlissel ist der kauffleüthen zunft, jetzmolen die oberste, uff derselbigen miesen dienen alle die, so mit důch und sydnem gwand handlent
    1597 Koelner,BaselSchlüssel 17
  • uf dem neiwen jorstag verehren dise beide zinft einander, die zuom schlissel schicken den safreren 1 käs zuom guoten jor, und die vom safren den schlissleren auch ein käs hinwiderumben
    1597 Ryff,BaselRegiment 14
  • [Tuchhändler R. hat] einen offenen laden ..., kraft des mit dem schlüssel abgeschlossenen vertrags
    1705 Koelner,BaselSchlüssel 435
VI übtr.: Mittel, Weg zum Verständnis von etw.; hier zur Erschließung von Rechtstexten; auch: Bezeichnung für ein Abecedarium zu SspLR., Landrechtsglosse und Schwsp.
  • vorrede ouer den slotel des sesschem lantrechtes
    1. Drittel 15. Jh. Sinauer,SchlüsselSächsLR. 280
  • hest dorch mik alz mit einem getouwe gesmedet eynen / slotel dar me snel mede moge vpsluten dy bescreuen recht des sesschen landrechtes
    1. Drittel 15. Jh. Sinauer,SchlüsselSächsLR. 281
VII meton.: Besitz, Hab und Gut
  • wer ... sin gůt oder schlussel gevarlich uffgit, zů schlusset oder verstoͤsset, ... ald der och unussgeklegt des rechten von unsrer statt fluͥchtig wirdet und den luͥten ir gůte entreit, der [soll] in unser statt und zehenden nimmer mer komen
    1417 UlmRotB. Art. 407
  • das gehain vnser burger ... von schulden oder ander sache wegen wichig vnd flüchtig würde oder in der stat beliben ir schlüssel oder ir habe ..., das denne ... der selben habe vnd guot alles vnder alle sein schuldner ... getailt ... werden süllen
    LauingenStR. 1439 S. 38
VIII schlüsselförmiges Abzeichen an der Kleidung; als Attribut des Kammerherrenamts
  • der cammerherr ... traͤgt zum unterscheidungszeichen einen goldenen oder wenigstens uͤbergoldeten schluͤßel ... am lendenknopf seines kleides
    1782 Scheidemantel,Repert. I 493
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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