Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): stocken/Stocken

stocken

, v.

auch stöcken 

I jn. (in einem Stock VI) einsperren, gefangen setzen, gefangen halten; formelhaft ua. mit blocken und 1pflocken (III) 
  • vengnisse ys ok twyerleye. en is, wan men enen spannet edder stocket, de is pinlik
    um 1325 (Hs. um 1410) SspGlLR.(Buch) 728
  • so veit he en unde stocten wente tu dinge
    um 1335 RichtstLR. 45 § 3
  • wir ... gebin yn ouch den selbin burgern [czu Marienwerder] gewalt ere l... [Textverlust] dy do wonen in der selben podilicze czu stocken vnd czu temeliczen dy is vm sy vorschuldin vnd vordinen
    1336 CDPruss. II 209
  • das B. ... em sine husfrowen ... in sine gefencknisse gefourt, se gelick eyner myssedederschen gestocket, geblocket, by oren duͤmen vff gehangen [habe]
    1381 MittOsterland 3 (1850) 515
  • dat ... onsen ... baliuwen, scouten ende dienaren onsen ... luden niet vanghen, binden noch stocken en sullen, alsoverre als sy verborghen moghen ... des betichtighen lijf ende goet mit goede borghen
    1396 WestfriesStR. I 136
  • dasz ... ein vogt keinen vnverlümbdeten mann, der zu recht vertrösten möchte, weder fahen, thürnen, stogken oder blogken lassen soll
    1403 Thurgau/GrW. IV 414
  • der rath hat keine macht jemandes zu stoͤcken noch zu thuͤrmen
    1408 (ed. 1574) Ekhardi,MagdebR. IV 6, 25
  • dat se ... vsen man H.S. afgrepen vnde den stockeden vnde blockeden vnde pynigeden in erer stad
    1418 LübUB. VI 61
  • [dat wy alle geuangenen] op onsen huse ter H. doen brengen ende die dair stocken ende tot onsen wille schatten moegen
    1427 Nijhoff,Ged. IV 49
  • es sol auch kain richtter kainen fachn, der mit aigem rawch gesessen ist in der graffschafft umb kain puess ... mag er sy [puess] aber nicht gehabn, so sol man im peydtn, oder ain seckel an den hals henngen, huntz das er sy derarbaytt ... vnd sol in dar vmb weder stockhen noch plockhn
    1431 Bayern/GrW. III 659
  • [die von Z.] haben mir auch in dem freden die meynen gefangen, gestöcket vnd geschatzet
    1452 UrkGeschBöhm. 54
  • wer den andern fahet, byndet adir stocket ane des gerichtis wissen und willen, der ist deme gerichte eynis ungerichtis bestandin
    um 1490 RechterWeg II 1076
  • [der undersaten synt vele] gegrepen, gestocket unde blocket unde darto gescattet
    1495 OstfriesUB. II 482
  • [haben sie] mich daruber fenglich angenomen, gestuckt und gepfluckt
    1500 ElbogenChr. 78
  • das mann soll kainnen ploeckhen weder burger oder gemain inn dem marckht ... noch stöckhen 
    Mitte 16. Jh. LaberMarktStat. 137
  • jurisdiction über diß und andere gotzheuser in der statt S. mit ... einziehung in gefenknuß, eißen zu schlagen, stecken und blecken der ordenspersonen
    1580 Speyer/ZGO.2 6 (1891) 687
  • wo der pfleger ain gerichtsman oder zwenn vordert ... und kain clager nit vorhanden were ... der pflëger soll in weder einlëgen, weder stëcken noch blëcken
    1654/68 Salzburg/ÖW. I 76
II 1roden, ausstocken; (ein Landstück) abholzen, Bewuchs und Wurzelwerk beseitigen; auch als Frondienst
  • daz si mit dem selben holtz vnd mit den ækchern datz O. allen ir frvm schaffen sullen ze ræuten vnd ze stockhen vnd auh ze akcher machen
    1295 Straßburg/CorpAltdtOrUrk. III 369
  • da mit daz gotshaus fürganch gewinne mit räwten, stochken, mit freyhelsen dörffer auz ze lazzen, daz haben wir in allez gefreytt
    1341 MBoica XI 289
  • [Hofinhaber müssen jährlich einen Tag] stoken oder ru̍ten
    1391 FürstenbUB. VI 183
  • fiengen dieselbigen [Neusiedler] an zu reuten und zu stocken, die alten felder und wisen widerumb, nachdem es dann vor vil jaren auch war ain dorf gewesen, ufzethuen, das es begonde eim dorf gleich sehen
    1558/66 ZimmernChr.2 IV 209
  • eß soll auch niemands auf unsers gotzhauß boden reuten noch stocken ohne erlaubt
    1603 WürtLändlRQ. III 321
III (einen Weinberg) mit Stöcken (II 2) bepflanzen
  • einen weinberg stocken vineam instituere, vites ponere
    1691 Stieler 2161a
IV (Grenzen, Grundstücke) vermessen, festsetzen bzw. abteilen und mit Grenzmarkierungen versehen; formelhaft ua. mit steinen (I) 
  • sint auch die selbin echte hůbe gemezzin, gestockit unde gesteynit in geynwirkeyt unde mit rade unsir ... ammitludin
    1340 DOrdHessenUB. II 489
  • er ... habe mit der frauwen und den anderen kinden gemutschart und gestocket und gesteinet
    1398 Erler,Ingelh. I 54
  • gut daz geerbteylt, gestogkt unde gesteynit ist, wer daz hait, der mag eß verkoiffin wem he wiil, ob he keyne kinde hait ader siner kynder wiil ist ader ehafftige noͤde en an gehin
    um 1500 VeröfflHessen XIII 8 S. 79
  • hatt die gemein darin [bezirk] iren weidbrauch vnd trieb, auch das gericht zu richten, zu stöcken vnd zu steinen
    1543 Niederrad 224
  • wann güter sollen erblich getheilet werden, müssen [sie] sie voneinander gestäckt und gesteinigt werden
    1648 Breidenbach 94
V nach Stöcken (VIII) vererben
  • wan nach absterben der elteren die obsbeüm nit zum gut theilt werden, soll zwar dasjenige zahme obs von den beümen, so auf einesin gut stehen, mit dem korb getheilt werden, so lang der haubterben oder stöcken einer läbt; hernach aber, wan es sich nit mehr stoket, sondern auf weitere verwandte falt, mag der besitzer des guts ... sich mit den antheyleren verglichen
    1697 Niedersimmental 149
  • wann ... bey absterben grossvater und grossmutter keine kinder, sondern allein grosskinder, das ist kindts-kinder ... vorhanden, so soll derselben grossälterliche verlassenschaft sich nicht mehr stocken, sonderen in die häubter, das ist den grosskinderen nach, vertheilet ... werden
    1747 Obersimmental(BernRQ.) 192
VI (Bienen) in einen Bienenstock einfangen
vgl. Stock (XV)
  • so einer ein imme funde up eines andern gude, und werdt sacke, up wes gudes it gefunden, de wolde dat imme beholden, mach he dem finder 6 ₰ geven und ferner dar mit na sinem gefallen dat imme stockenn 
    1580 R.d.alt.L.(Krause) 126
VII zum Stillstand, Erliegen kommen, bringen
  • [durch verrufung der auslaͤndischen muͤnzsorten werde] der umlauf des geldes gehemmet und die nahrung gestockt 
    HannovGelAnz. 4 (1754) Sp. 1318
  • der vorhin so starke auslaͤndische see-handel stockte, da der graf keine see-paͤsse ertheilen wollte
    1793 Wiarda,OstfriesG. III 445
VIII närrisch sein, Späße treiben
  • [es ist ergerlich dem ampt,] wenn der prediger mit ehebrechern, volseuffern, auffrhuͤhrern, dieben gemeynschafft helt, und frist, seufft, spilt und stockt mit jnen
    1562 Mathesius,Sarepta 185r
unter Ausschluss der Schreibform(en):
unter Ausschluss der Schreibform(en):

Stocken

, n.

Stillstand
  • [Gebot an die Räte, die Sitzungen abzuhalten, weil sonst] alle ihnen ihrer bedienungen halber obliegenden verrichtungen ins stocken geraten
    1618 v.d.Ohe,LünebVerw. 126
unter Ausschluss der Schreibform(en):
unter Ausschluss der Schreibform(en):