Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Stuhl

Stuhl

, m.

auch dim.

I Sitzmöbel für eine Person, auch Hocker, Schemel (I); ua. als Teil des Hausrats, des Erbes und in rechtssymbolischen Handlungen
  • stirft des mannes wif, swelk er nichtele er rade nimt ... sinen stul mit eneme kussen
    1224/35 Ssp.(Eckh.2)LR. III 38 § 5
  • uan eme ne scal men nene edhe nemen, mer den stoil scal he kussen unde nimmermeir in den raet komen
    1292 HambStR. 100
  • schol man in zue der schraiat füren, ee das man in enthaup, und schol im einen stuel setzen under die füezz, und die zungen slachen oben an dem haken, und den stuel darnach züchen, das die zunge beleib an dem haken
    um 1300 WienStRb. Art. 149
  • wirt einer einem mit urteilen geantwort, man sol ime teilen, er [Gläubiger] sol in mit ime heime vûren und ... setzin in ein rein gemach ... und setze in uffe einen stûl ... und sol einen creizze umme den stûle criezzen, dâ er sich inne di twere und di lenge gestreken muge
    1348 ZwickauRb. 192
  • [housrot:] alle tische, stule ... vnd deme glich manschir hande, als dy lute yn erym huse habyn
    1359/89 MagdebBresl. 190
  • skettene ... tha leith ma vppa thene stol etta sketteres huse [das Viehschüttungsgeld ... legt man auf den Stuhl im Haus des Viehschütters] 
    1. Hälfte 15. Jh. FivelgoR. 148
  • is hy [gasthuismeester] schuldich stul ende benck inden gasthuis toe halden, daer die ermen op sitten
    1457 LimbWijsd. 268
  • kompt dan nymant, so sal der richter mit den scheffin unde gerichtis knechten ... mit dem cleiger gehin yn dii hußunge ader uff daß erbgut unde mit sich nemen eynin stul mit drii beynen, da sal he den cleiger uff dem erbe uff settzin eyns, tzwii, zum dritten maͤl, en deß erplichen gewerin vor syn erbe daz halden
    um 1500 VeröfflHessen XIII 8 S. 77
  • habe sie aber nichts mehr, denn einen dreistückelten stul, so mögen die burdermeister ... als lehnherrn ein seil an der dreier stückel einen binden und ... [als Besthaupt] hinwech ziehen
    1508 Nahe/GrW. VI 448
  • sall hey dey entsettung uff einen dreystalichen stoil ... in dat richters huiß leggen
    1513 Westfalen/GrW. III 36
  • wor men suszdane eme mochte nabringen vnde auertugen myt twen anderen personen vth demsuluen rade, de moste kusszen den stoel effte syne stede vnde wesen der namals nicht werdich
    1521/29 HambStR. 183 Anm.
  • was zum erbe gehort; sprechen wir obgenanten schöpfen vor recht: ... tische, stule, benk
    vor 1524 LeipzigSchSpr. 287
  • de V. vnnd K. syndt hirmede berechtiget, so se so groten sonne hebben, de stigen kan vp eynen drigstaleden stoill, vnd striden kan vp dat perdt, vnd so sie so grote dochter hebben, ... die beiden sint berechtiget mit den hergeweide off gerade ihrer olderen
    1570 Westfalen/GrW. III 203
  • den fremden schreinermeistern ist verboten ... tische, stuͤhle ... und dergleichen werke auf den markt zu fuͤhren
    1607 Ochs,Basel VII 370
  • alß viel man einen stemplichen stuel darauff [neu erworbenes Gut] stellen kann, so ist derselbe [Erwerber] drey dienst ... zu thun schuldig
    1647 RhW. I 1 S. 55
  • der [Zehnt-]han sol also stark sein, daß er auf einen dreispitzigen stuhl springe
    1657 GrRA.4 I 135
  • [daß] sich niemand ... unterstehen solle ... neuen wein auszuschencken, und wo wirklich raif und stuͤhle ausgesteckt und ausgestellt worden, solche wieder hinein gethan [werden]
    1706 Reyscher,Ges. XIII 847
  • wan ein hausman nur ein hinckel zeugt, so ist er ein schuldig vnd ist liefferig, wan es auf einen dreistenplichen stuhl fliegen kan
    vor 1771 Hunsrück/GrW. III 784
  • einkuͤnfte in die stadtkammer: ... das schemelgeld fuͤr die stuͤhle und schemel zum sitzen in der meßzeit, die die stadt anschafte
    1793 Lang,Steuerverf. 170
  • küssen und stuhl, einsetzung des käufers dadurch in das gekaufte guth, vormals in Hessen gebräuchlich
    1804 HessenKassHB. VI 138
II Herrscherthron; Herrscheramt
bdv.: Regierstuhl
  • [bereits westgotisch:] ni bi himina, unte stols ist gudis
    vor 384 (Hs. um 500) Ulfilas Matth. 5, 34
II 1 Thron eines Kaisers, Königs oder sonstigen weltlichen Herrschers; meton. das betreffende Amt; Stuhl zu Aachen (uä.) Thron für die Königskrönungen in der Aachener Pfalzkapelle, meton. die Krönungsstadt
  • as si einen romschen koninc hedden gekoren ... mois in der ertschebuschof zu Aiche voeren up den stoil und sal in da wien zo romschen coninge
    1270 KölnSprsch. 1
  • L. wart uf den stuol ze Ache gesazt unde wart gekroenet
    nach 1275 ProsaKaiserchr. 190
  • swenne er [kvnig] geweihet wirt vnd er gesizzet auf den stul ze Ache ... so hat er kvniclich gewalt vnd namen
    nach 1280 Schwsp.(Langform M) LR. Art. 109
  • wir [rygthere, scheffene, rayt, buorgermeystere ende] burgere gemeynlige des kuonnenkligen stuylz van A. um gemeyns urbers, vreden ende gemaygs wille alle der burgere van A. ... hayn ... up gesat dese punten
    1338 Loersch,AachRdm. 52
  • do erhuben si auf den stul herczog R.v.P. ... zu eym romyssen kung
    1407 NürnbChr. I 52
  • [Übschr.:] schadloßverschreibung koͤnig Fridrichen ... betreffend die erlassung bayder des sitzens auff dem stuel zu Zoll, vnd des ayds in verleihung der lehen
    1444 KärntLHdf. 18
  • konig von Hungern, der nicht gekronter und gesalbter konig zu Beheim ist, den koniglichen stuhl zu Prag nit jnnenhat
    1477 FRAustr. 46 S. 402
  • setzte sich sein sohn A. auf den hertzoglichen stuhl 
    1689 Valvasor,Krain III 1 S. 151
II 2 Stuhl zu Rom, apostolischer/päpstlicher/römischer (III) Stuhl Papstamt, päpstliche Kurie
bdv.: Gestühl (I)
  • künc Constantîn gap sô vil ... dem stuol ze Rôme sper, kriuz unde krône
    1190/1230 WaltherVogelw.10 25, 13
  • er [Kaiser Karl] seite den vürsten, waz er der lender betwungen hete, diu hete er an daz riche gegeben, âne diu den stuol ze Rome ane horten
    nach 1275 ProsaKaiserchr. 167
  • das dem gotzhuse eyn herre eyn erczebiscof koͤmpt, der bestedigt is vom stole zů Rome und das palium hat
    1367 MagdebUB. I 311
  • in geistlichem rechte mag man alle mittilste richtere lassin, unde sich an den hogisten beruffen; alzo hat eyn man tedinge vor dem official, er mag sich beruffen an den romischen stul 
    Ende 14. Jh. GlWeichb. 231
  • dass der graf Wernherr von Habsburg ... sinen gerichtszwang in den gerichtszwang des apostolischen stul geeignet
    1550 Tschudi,ChrHelv. I 39
  • wenn der paͤbstliche stuhl ohne pabst ist, so bewohnet er [cameriere] das paͤbstliche zimmer, wird auff der strasse von der schweitzer-garde begleitet
    1704 Hübner,ZtgLex. 207
  • monathen ... in denen der paͤpstliche stuhl ... befuget ist, die erledigte geringere kirchenpfrinde ... in Teutschland zu vergeben
    1752 Greneck 40 § 12
II 3 Bischofsamt, (bischöfliches) Ordinariat 
  • ordnung ... von bischofflichem stul vnnd gewallt nachgelaßen vnnd bewilligett
    1419 SchwyzLB. 48
  • also ward A.v.N. vom babst ... uber den stul von Mentz bestelt, bischoff gemachet vnd erwelt
    nach 1471 Beheim,RChr. 495
  • der bischofflich stuel und die hochschuel [in Basel]
    1524 BaselChr. VII 271
  • semlicher ... vffsatz ... jst vnnßerm gnedigen herren von Costantz fürgetragen vnnd da selbs von bischofflichem stul vnnd gwallt nachgelaßen vnnd bewilligett [worden]
    1544 (Hs.) SchwyzLB. 48
  • durch ain landsconstitution dise dignitas den erzbischoflichen stuel ... zueaignet
    1622 Fellner-Kretschmayr II 435
III Richterstuhl, Gerichtsbank, Sitzplatz von Richter und Schöffen; meton.: Gericht, insb. Schöffenstuhl (II), auch: Gerichtszwang, -bezirk; freier Stuhl Gericht eines Freigrafen (I), Femegericht; krummer Stuhl Gericht des Trierer Domkapitels
  • that san ni suerea neoman enigan eðstaf eldibarno, ne bi himile themu hôhon, huuand that is thes hêrron stôl, ne bi erðu
    1. Hälfte 9. Jh. Heliand9 V. 1509
  • ief hine eer bikanna nelle, soe aegh him di biscop efter him ti ladiane toe dae stoele toe Vtrecht [wenn er sich vorher nicht schuldig bekennen will, so soll der Bischof ihn vor den (Richter)stuhl zu Utrecht vor sich laden (lassen)] 
    10. Jh.? (Hs. 1464) WesterlauwersR. I 174
  • sittene sal man ordele vinden ... manlik up sime stule 
    1224/35 (Hs. 1369) SspLR. II 12 § 13
  • dissen stul ervet die vader uppe sinen eldesten sone
    1224/35 (Hs. 1369) SspLR. III 26 § 3
  • wynte alle disse vorgenannte stucke ... vor uns gescheyn synt to rechter richte tiit, do wy stede vnd stoel beseten alze recht is, zo hebn wy vnse ingesegel mede to tughe ... an dyssen breyff ghehangen
    1308 Seibertz,UB. II 46
  • wan die scheffen ... nit wyss weren, sullen sie fort faren zu Trier ain den krumen stuel, vnd was in da wirt vor ortel, sullen sie her heim brengen
    1315 Untermosel/GrW. II 327
  • daz wir [kuͤnig ze Beheim] ... im ... [dem] lantgraven ze Hessen gelihen haben ... einen fryen stuͤl under der linden vor seinem slosze zu G.
    1348 MGConst. VIII 589
  • an eyn andir frygericht und stul geheischen
    1387 ArchFrankfG.2 4 (1869) 320
  • keiser Otto machte zu Meideborg den hogisten stul zu wichbilderechte, zu Halle den anderen, der ist nedirer
    Ende 14. Jh. GlWeichb. 231
  • ich A. vriigreve ... besat den ... vriien stol under koningesbanne
    1433 HamelnUB. II 121
  • dat ich opp dissen dach ... besat stad und stol ... in enem vriien gehegeden gerichte under kuninges banne gespannender banck myt oirdele und rechte to richten over liiff und eere na gesette unde rechte des hilgen richs
    1434 WernigerodeUB. 246
  • gen Bresslaw, do der oͤbrist stul ist in der Slezien
    1452 NeumarktRb. 273
  • dat vor my ghekomen ys an eyn heghet gherichte, ... dar ick stede und stoel des gherichtes beseten hadde myt mynen kornoten
    1457 MeppenUB. 242
  • dae seynter [König Karl] boeda jn dae sauwen seland ende heet, dat se him een fri stoe kaepede, deer hi zijn stoel mey riochta op sotta mochte ende op thinghia mochte [da sandte er Boten in die sieben Seelande und befahl ihnen, eine freie Stätte für ihn zu kaufen, auf die er seinen Richterstuhl nach dem Rechte setzen und auf der er Gericht halten könnte] 
    1464 (Hs.) WesterlauwersR. I 128
  • [daz ich] besass statt vnd stoill ... mit ortal vnd rechte gespannender banck zu richten in dess hiligen richs obersten offenbare fryen gedinge
    1469 ArchSchweizG. 3 (1844) 331
  • ich hege das gericht ... und das kain schopf sein stul raume one erlaubnus
    um 1533 WürzbZ. I 1 S. 591
  • da ist ain richtstul auffgericht, hipsch aussgehawen uss stainwerck gemacht und send der sytz oder stiel drey nebenainander: uff dem ainen stul sitzt der grosswaybel ... uff dem andern stul sytzt der gerichtschreyber der die veryicht list, zwischen denen zwayen uff dem mittlen stul, da sitzt der schulthayss
    1534 v.Tscharner,TodesstrBern 128
  • dat ... in einem openbaren gehegeden gerichte, dar wi stede und stoel nha gewondtlicher wise und maneer ... na pinlicher clage schwerdes oerde und thom halse beseten und becledet hadden
    1544 JbOldenb. 15 (1906) 202
  • die in allen diesen vurschr. kerspelen sind wonhaftig sind schuldig den frien stol to folgen up die gewontliche plichtdage bi penen eines reichstornschen
    vor 1575 Westfalen/GrW. III 168
  • unter seinen stuhl oder gerichtzwang gehörig
    1577 Schlüter,WestfProvR. III 128
  • ich N. schwehre ..., daß ich ßoll und will in peinlichen ßachen recht urthel geben, ... auch will ich den heiligen kuͤn verwahren, huͤden und helen, vor weib und kind, vor vatter und mutter ... undt will diesem stuhl, darunter ich gesessen bin, alles anzeigen, was in die heimliche achte des kayßers gehoͤrt
    17. Jh. (Hs.) Wigand,Femg. 501 Anm. 63
  • [das Amt Ahne] hat vier und einen halben schoͤppenstul ... die vier schoͤppenstuͤhle sind H., I., O. und H.; die doͤrfer D. und F. machen den halben stuhl aus
    18. Jh. HessenKassHB. I 147
  • antwort der vogt: alsz der scheffen weist mit recht, so mane ich die scheffen zu den stuillen und all diejenigen herin, die in diessem gericht dienstpflichtig seindt
    oJ. Wasserschleben,RQ. 226
IV
Versammlung, insb. Ratsversammlung; (bei)sitzender Stuhl des Rates (V 2) tagende Ratsversammlung
  • dat mi G.v.d.B. und H.P., nu to desser tid juwes stoles ratbroders, nicht holden willen, dat se mit hande und mit munde gelovet hebben
    um 1390 LivlUB. I3 Sp. 593
  • so heuet de vorbenomede vrouwe ... bekant openbar vor vnseme zittenden stole des rades, dat her J. ... ghegeuen heuet twe duzent mark
    1412 LübUB. V 459
  • so bekande vor vnseme zittenden stole des rades G.S., dat syn selige vader hadde vp G.V. erne mark geldes, dat de wol betaled sij
    1423 RevalRentenb. 171
  • [sie sind] vor dem ersamen bysitteden stol des rades to dem Kyle gegan und heben dat bekant, dat et so is gehandelt und geschen
    1465/1546 KielVarb. 96
  • die eine spanschaft thuet etwass, die ander nichts, von einer jeden geringen sachen willen, so an sie begehrt, halten sie ein conventum oder stuel 
    1598 ZSchwabNeuburg 28 (1901) 234
  • wan der richter vor dem landhuß das gricht verkündet und in die stüel zu sitzen gebütet
    1642 SaanenLschStat. 278
V Gerichts- und Verwaltungsbezirk der Siebenbürger Sachsen; Siebenbürgen ist in sieben Stühle aufgeteilt
  • welcher awsswenig dem stwle geboren ist, der sall des brieff vnd sygel brengen, das her eelich von frumen vnd erberen lewthen geboren ist
    um 1485 SiebbUB. VII 409
  • vnter die czekel als in di drey styel 
    1528 SiebbWB. II 76
  • sein sie [stulsleutte] den heuttigen tag von allen gemeinden des hermanstädter stuls für einem ersamen weisen raath erschienen
    1564 SiebbMunC. 73
  • daß in unserm stuhl ... keine heerfahrt mit dem mann soll hinwegsterben
    1603 SiebbMunC. 165
  • [der sich heimlich] in ein ehegelöbniß einmischt und einläßt, soll ... zur stadt hinaus und aus dem stuel gewiesen werden
    1698 SiebbStatMun. 26
  • hingegen aber die stöhrer in der stadt und stuele jurisdiction abgeschaft werden, nicht weniger in szilist und talmatscher stuel 
    1698 SiebbStatMun. 28
VI Kirchenstuhl, Kirchenbank
  • so ist mit urteil herkant, das alle die stüle und blöcher, die in der kirchen stont und ligent, in disen nehsten VIII tagen dannan geton werden sollen
    1464 SchlettstStR. 357
  • der nunnen stuehl ist vmbmachet gesein, beschlossen mit aim thürlin
    um 1535 (Hs. 1660/70) FreibDiözArch. 19 (1887) 51
  • [soll] jeder persohnen stand in solchen neu erbaueten stuͤhlen mit vier kopffstuͤcken ... geloͤset werden
    1656 HessSamml. II 401
  • der ganze stůhl gezeichnet mit zweyen engels und einem risen wappen
    1674 BernStR. VII 1 S. 181
VII Folterstuhl; Sitzmöbel in der Folterkammer
  • [der Vogt lässt die Verdächtige] vff ain stul binden, mit glieigen kolen vberschyten
    1530 Heyd,UlrichWürtt. II 322
  • nachdeme sie dann ... auff dem stüolelein geseßen vnd gantz nichtzit außgesaget, hat man sie wieder der marter oder peinlichen frage erlaßen
    1627 GLA. 61 Nr. 5047
  • meidlin, bekenn dein unrecht, laß dich nicht uff dies stühlin setzen noch peinigen
    1631 ElsMschr. 3 (1912) 530
  • wurde er vor den meister gestellt, der ihm die instrumente zur tortur, den stuhl und die spanischen stiefel vorlegte
    1661 PfälzWB. VI 759
  • weillen aber mein anmüetiges anhalten bey ihr nit verfangen wollen ... habe ich sie ... veber nacht an stuell zu binden vnd den sitz zu schörfen anbefolchen
    1673 SteirGBl. 3 (1882) 162
  • die delinquentin soll aufs stühlin gesetzt vnd ihr der nachrichter gezeigt werden
    1682 Rickenbacher,StrRSchwyz 11 Anm. 2
  • [im Folterhaus auf das] stühli gesetzt
    vor 1750 JbGlarus 4 (1866) 37
  • der sogenannte luͤneburgische stuhl, der halskragen, die pommersche muͤtze ... sind fast voͤllig ausser gebrauch
    1783 Quistorp,GrundsPeinlR. 1370
VIII stuhlähnliche Vorrichtung zum Verrichten der Notdurft
bdv.: 1Seß (II)
  • in den stûlen unde in den cameren der privoisen sulen die brûdere zu allen cîten ir swîgen vesteclîche halden
    1264 DOrdStat. 71
  • von dem stule und abegange auff dem eingange der montze: die wonunge neben dem rathause ... hat nicht mehr den eine aichzeucht gehabt, ouch bisher mit einem stul in der slaffkamer. aber auff heute sein zwene stul dorauff gesatzt
    1517 NLausMag. 80 (1904) 218
  • die ceremonien ... wenn der koͤnig [zu Marocco] zu stuhle gehet, sollen sehr praͤchtig seyn
    1740 Zedler 25 Sp. 50
IX Tribüne, bühnenartige Vorrichtung; Gerüst, Holzgestell
bdv.: Gestühl (V)
  • stelt man den T., den paumeister, ... auf ein hochen stuel auf dem Perlach ... [weil er] der stat ir gelt gestollen
    1462/68 AugsbChr. II 283
  • dem konig S. lissen die rete einen stul bauen vor dem hove auff dem langen markete, do ist der konig auffgegangen und die retew der lande P. mit im
    1526 Elbing/PreußGeschSchr. IV 1 S. 145
  • daß instrument ... der enthauptung sahe aus wie ein zwagstuhl, hette uf beeden seithen genutt laisten, in welchen der diel, daran unten ein wohlschneidendt eyßen war, herab uf den stuhl rollte, darauf der arm mit seinem haubt
    1550 HallChr. 105
  • nach der messe ward auf des thumbs kirchhoffe vor dess primarii lectoris hoffe ein hoher stuhl aufgerichtet, darauf stieg der cardinal, gab dem volck den segen
    1557 Westphalen,Mon. II 1389
  • ward zu A. ein unruehige landsgemeind und der stuhl geraumt
    1682 SchweizId. XI 296
X
Verkaufsstelle, Marktstand
  • zullen die stiermans, als zy uter zee gecomen zijn, ten negen uren ende niet dairvoren te stoele gaen ende tot twaelf uren toe upten stoel bliven
    1472 ZierikzeeRbr. 371
XI Webstuhl
  • so sol der weber, ... deme ein semelich werk furkeme und es wirken sol, daz vor und ee sagen dem daz werk ist, daz es missezettelt ist, ee daz er daz werk uf den stul leit
    1433 Schmoller,StraßbTucherZft. 43
  • welcher ouch fürter tůch machen will uf den kouf ... ist nochmals durch myn herren zůgelossen, daz ein ieder drye stüle haben möge
    um 1500 Schmoller,StraßbTucherZft. 106
  • dass alle meister weberhandwerks von jedem aufgeschlagenen stuel iärlich zwen schilling in die zunftladen geben
    1601 WürtLTA.2 II 254
  • auf jeden stuhl 8 spinster gerechnet, [müssen] 2400 spinster familien etabliret werden
    1766 Stern,PreußJuden III 2 S. 953
  • dammastweber ... geben von jeden im gang habenden stuhl 1/4 portion [zur servis-grund-anlage]
    1773 NCCPruss. V 3, 2 Sp. 643
XII Arbeitsplatz, Arbeitsstelle im Handwerk
  • we unse ampt wynt, de ghift em vor den stol to settende ver hannoversche pennynghe
    1452 Büttner,Hannover 56
  • wann ein handwercksman, allhie zu A., mit todt abgehet, vnd sein gelassne wittibin das handwerck treyben will, so sol vnd mag sie souil gesellen halten vnd die werckstat oder stuͤl besetzen, als ob jhr haußwirt noch inn leben
    1554 AmbergGesatzB. 66r
  • eß soll ... ein jeder maister schuomacherhandwerks ... macht haben, zwen stüel zue besetzen, eß seye mit einem knecht vnd einem leherjungen, oder zweyen knechten
    1590 RheinfeldenStR.(SchweizRQ.) 337
  • derselbe habe ... sich ... mit dem blatt und kammmachen abgegeben, er verlange aber, daß seinem gesellen der auf einen stuhl arbeite, auch feine arbeit gegeben werden solle
    1785 Krüger,PreußManufakt. 663
XIII Ehe
  • R.v.P., in der tzyt zittende in synen alingen stuelle mit B.v.d.B., synre wittiger huysvrowe
    1474 Stallaert I 72
  • war die stoel geheel ende vader ende moeder leefden, soo mochten zijt geven eenen kinde
    oJ. MnlWB. VII 2164
XIV Rechtsstatus einer Ehefrau; einen echten Stuhl stehen/haben/besitzen die Stellung einer rechtmäßigen Ehefrau innehaben
  • thine fiaeth agen tha frowa to suerane ..., alder ma him betygath dernfias, alsa hia aftne stol urtygath [den Fahrniseid haben die Frauen zu schwören ..., falls man sie der Verheimlichung beweglichen Gutes beschuldigt, wenn sie den Ehesitz verlassen] 
    14. Jh. EmsigerR. 16
  • huuersa hir en mon wif nime ... to alsadene thianeste, sa him gad were, and him bi there wiuue en kind mene urde, ief theth kind skenade and him theth wif liawade, theth hi hia afte nome, thet hio nere thet kind ne machte aftne stol bisitta, ner thera kinda nen, ther hiu bi him teghe [wenn hier ein Mann eine Frau nimmt ... für solche Dienste, wie er sie braucht, und er (darauf) mit der Frau ein Kind zeugt, so kann, falls das Kind schön heran wächst und die Frau ihm lieb wird, so dass er sie zur Ehe nimmt, weder sie noch das Kind noch eines der Kinder, die sie (noch) von ihm bekommen mochte, den Stuhl der rechtmäßigen Ehefrau oder des rechtmäßigen Erben innehaben] 
    14. Jh. EmsigerR. 96
  • hwersa en frowe heth steen enen aften stol and ... (thi kerena) se kapat het mit riuchta mundschet etta riuchta formunde, sa stet thio frowe then a fria fotum [wenn eine Frau die Stellung einer rechtmäßigen Ehefrau innehat und ... der Bräutigam sie mit dem gesetzlichen Muntschatz von ihrem gesetzlichen Vormund gekauft hat, so steht die Frau damit auf freien Füßen] 
    1. Hälfte 15. Jh. FivelgoR. 152
  • jefter en man js, deer hath en aefta wyf, ende hath dae wrdryowen ende een frya famna jn die stoel set ende sit deerbij, di scel dae ban betha mith fior merckum foer den decken [wenn ein Mann da ist, der eine Ehefrau hat, und er die vertrieben hat und ein freigeborenes Mädchen den Ehesitz einnehmen lässt und mit ihr zusammenlebt, so soll er eine Bannbuße von 4 Mark an den Dekan zahlen] 
    oJ. WesterlauwersR. I 604
XV Kapital
  • stul de summa et forte capitali
    1758 Haltaus 1760
  • uneigentlich nennt man noch zuweilen stehendes geld einen stuhl 
    1810 Campe IV 728
XVI eine Gliederungseinheit für Salinenanteile in Halle (Saale)
Sachhinweis: H. Naumann/Jb. f. Wirtschaftsgesch. 3 H. 4 (1962) 196ff.
  • in disem born ist das hoͤchste vnnd meiste gut ein stuel, das ist acht und viertzig pfannen, druͤber darff keiner haben
    1562 Mathesius,Sarepta 177v
  • der deutsche brunn wird in zwey und dreyßig stuͤle abgetheilet. ein stul hat vier quart oder viertel, und ein quart zwoͤlf pfannen
    1670 Hondorff,HalleSalzw. 4
  • der Hackeborn hat nur zwey stuͤle, welche nicht in quart, wie bey den andern brunnen, sondern in noͤssel eingetheilet werden, also daß ein stul haͤlt sechzehen noͤssel
    1670 Hondorff,HalleSalzw. 5
  • daß es bey der zahl der stuͤle [bleiben solle] ... nemlich im deutschen brunne acht stuͤle, welche zwey und dreyßig viertel, jedes viertel zwoͤlff pfannen, und also die acht stuͤle in summa dreyhundert vier und achtzig pfannen austragen
    1755 Dreyhaupt,Saalkreis I 182
XVII auf freiem Stuhl sitzen reichsunmittelbar sein
  • thet alle fresa a fria stole sitte; thet ief him thi keneng Kerl, thruch thet hia cristen urde [dass alle Friesen auf freiem Stuhle sitzen (dürfen); das verlieh ihnen König Karl, damit sie Christen würden] 
    um 1300 HunsingoR. 24
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