Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): abgewinnen

abgewinnen

seit 13. Jh. von jemandem etwas erwerben, erlangen

I im friedlichen Verkehr

I 1
  • is abir daz di vrowi des zu rate wirt mit urmi vormundi sogetan liepgedinge, daz su uz mit liebe din erbin abigevunnit, so mac su ... mit demi liepgedinge ... tu svaz su wollin
    1230/50 MühlhsnStR. 627
  • gezæme iu iemannes guotes, daz gewinnet im nach sinem willen abe oder lât ez
    oJ. Königebuch 55, Z. 11
  • dun gewunnest mirz friuntlichen abe 
    oJ. Stricker,Gedichte VII 82
I 2 in Spiel und Wette
  • ez ensol kain kegeler cheime kinde niht gestaten ... daz er im sine phenninge abegewinne oder kain sin gut
    1276 AugsbStR. Art. 56 § 1
  • es soll ... keiner dem andern auf dem spil nichts aufschlagen oder borgen ...; wo aber einer einem wenig oder vil auf die kreiden oder borg abgewonne, so soll ihme der ander nichts schuldig seyn
    1563 Moser,KreisAbsch. I 278
  • ein krebze vlouk mit einer tuben ze wette, ein pfunt er ir ab gewan 
    oJ. HMS. II 206
I 3 jemandem zuvorkommen; zB. das Neujahr abgewinnen: im Glückwunsch zuvorkommen
I 4 im Bergbau: Gesteine in eines anderen Grubenfeld gewinnen
  • auch soll man niemand seine päu abgewinnen durch wüst, nur durch gengenstein
    1346 ZeiringBO. Art. 21
II mit Gewalt abnehmen, (liegend Gut) erobern, (Fahrnis) erbeuten
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  • was einer in schlachten, stuͤrmen oder sonst den feinden abgewonnen, soll einem jeden nach kriegs-recht ... bleiben
    1563 SchwäbKreisV./Moser,KreisAbsch. I 277
  • gewonnen in abe me dan 1600 pherde in dem selben stride
    oJ. LimbChr. 94
III im Wege Rechtens. "mit Klage, mit Recht, vor Gericht, mit Urteil, mit Ding" usw.

III 1
  • wante sie't mit klage ime af gewinnen [andere Lesart angewinnen]
    1224/35 (Hs. 1369) SspLR. II 14 § 1
  • 1224/35 (Hs. 1369) SspLR. II 36 § 8
  • 1224/35 (Hs. 1369) SspLR. II 44 § 2
  • man ne sal niemanne wisen von sime gude ... ime ne werde die gewere mit rechte afgewunnen 
    1224/35 (Hs. 1369) SspLR. II 70
  • of it ime ... mit rechte vor gerichte afgewunnen wirt
    1224/35 (Hs. 1369) SspLR. III 86 Zusatz
  • so weme he des nicht ne gulde jo to s. Mychaeles daghe, de mochte eme den achten del af ghewinnen vor deme gherichte
    1315 HamelnUB. I 123 nr. 178
  • eyn werd mochte ... enen gast wol heghen, dat he dar nenen broke an dede, dewile he ome mit rechte nicht af gewunnen worde
    1353 OsterwieckStB. 10
  • 1396 FreibDiözArch. 19 (1887) 28
  • Ende 14. Jh. EisenachRb. 724f.
  • die weer en wordt oen mit recht aff gewonnen mit rechter clagen
    1417 CleveStR./ZRG. 9 (1870) 445
  • de slotele weren uns myt der kercken antwordet, unde wy en wolden der nemende don, se en worden uns myt rechte affghewunnen 
    1418 Braunschweig/BrschwChr. II 41
  • daz sy ym daz gelt vor deme rate mit geboten abegewunnen hetten
    1419 HalleSchB. II 167
  • mid ordele und rechte affgewunnen 
    1428 Fidicin IV 140
  • evincirn ist, wenn einer eim keuffer mit recht abgewint das nit dessen gewesen so es verkeufft hat
    1536 Gobler,GerProz. I p. 8a
  • 1555 WürtLR. 1555 S. 170
  • wenn die wechselbeute dem einen theil mit recht abgewonnen wird, so mag er sein verbeutes gut von dem gegentheil auch wiederum abfodern
    1577/83 LünebRef. 696
  • nimpt jemandt des anderen korn, dat he sonder klage unde rechtes werunge geploͤget und geseyet hefft, unde is eme ock vor mitsommer nicht wedder affgewunnen mit dinge unde rechte: dat heth acker-roff
    1593 JütLow.3 II 72 § 1
  • 1619 CoutBruges I 66
  • 1680 LübUB. VII 3
III 2 ohne solchen Zusatz
  • dar um ne mut man niemanne mit rechte sine gewere af getügen ... se ne werde ime af gewunnen, dar he to antwerde is
    1224/35 (Hs. 1369) SspLR. II 24 § 2
  • 1301 AarauStR. 11
  • her mus dorubir clagen und mus sy [die Bergteile] ym abegewynnen alz recht ist
    14. Jh. FreibergBR. A § 14
  • swenne deme manne in me lenrechte daz gut vorteilet wirt, so ist ime diu were des gutis abe gewunnin 
    oJ. GörlitzLehnR. 22 § 95
  • FreibergBR. A § 21
  • HHildeshUB. IV 173
  • NiedersächsLFrd. 1408 S. 517
  • RappoltsteinUB. I 557
III 3 jemanden überwinden (mit Akkusativ der Sache)

III 3 a im Kampf
  • he ne mach eme nenen kamp afghewinnen 
    1300 BrschwUB. I 21
III 3 b
in der Klage
  • her [der im Streithandel Angegriffene] gewinnet yeme [dem Angreifer, der, auch verwundet, mit der Friedbruchsklage zuvorkommt] dy erste clage ab 
    14. Jh. MagdebBresl. III 1 Kap. 3 (S. 55) [ebenso JCulm Corr. III 3 mit Zusatz welche die vorklag heisset]
III 3 c im Recht (Prozeß)
III 3 d im peinlichen Verfahren (Leib und Leben)
  • so sal der dip boten biten ... di da zuhoren, daz im sin lip angewunnen [andere Lesart abgewonnhenn] werde, als recht ist
    um 1300 FreibergStR. XIX § 10
  • seintdemal im der anclager sein leib und leben mit dem rechten abgewunen hat
    1485 NürnbHGO./ZStrW. 12 (1892) 540
  • cleger und tuch ... winnen ... einen mit seven handen sin lif af 
    2. Hälfte 15. Jh. InfSpecSax. 669
-- das Ohr
  • welch schipper eyme schiffman leyth gelt ... und entlouft em dornoch mit seyme gelde, das her im dorumme nicht seyn ore sal mogen abegewynnen 
    1438 Danzig/HanseRez.2 II 173
IV ernten
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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