Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Achasius

Achasius

ein latinisiertes Wort dunkler Herkunft. In einem sogenannten Kapitular zur Lex Salica, Hessels 72 heißt es von der Witwe, die sich wieder verheiraten will, nach der Lesart des Cod. Paris. 4404: et si in dotis xxv solidos accepit, iii solidos achasium parentibus, qui proximiores sunt marito defuncto, donet. hoc est. si pater aut mater desunt, frater defuncti aut certe nepus, fratris senioris filius, ipsis achasius debetur - - Cod. Voss. lat. 719 bietet die minder zuverlässigen Formen adesius, adhesius, hacesius. Die Witwe muß den genannten Verwandten, in deren Ermanglung dem Fiskus, den a. entrichten, wenn sie cum dote sua ad alias nuptias ambulare voluerit. Er beträgt im Durchschnitt ein Zehntel der empfangenen dos, wird nicht für Wiederverheiratung bezahlt, sondern als Ablösung, gewissermaßen zum Freikauf der vom verstorbenen Ehemann geleisteten dos. Das nur in zwei Handschriften überlieferte Kapitular, dem die Stelle angehört, scheint eine eherechtliche Satzung des sechsten Jahrhunderts zu sein, verrät Einfluß westgotischen und römischen Rechtes und war vermutlich für ein neustrisch-romanisches Geltungsgebiet bestimmt, in welchem auch Salier saßen. - - Grimm geht von der Form adesius aus und erklärt sie aus romanisch adesar, adeser (von adhaerere), wofür er die Bedeutung binden gewinnt. Pardessus und andere denken an mlat. achatum (emptio), franz. achat von accaz(i)tare (acheter) kaufen, eine Herleitung, welche die altfranzösischen Lautgesetze gegen sich hat. Kern zieht ags. h&oe.s, Geheiß, got. haitan heran und konjekturiert ein salfränkisches anthasi, andhesi im Sinne von Anerkennung; van Helten gelangt über ags. h&oe.s, ahd. antheizan, spondere zu einem fränkischen *athais, Verlobung. Mit dem Charakter der Fundstelle würde sich eine romanische Wurzel wohl vertragen. Eine befriedigende Ableitung fehlt.
  • Rive, Geschichte der deutschen Vormundschaft I 279
  • H. Brunner, Die fränkisch-romanische Dos/BSB. 1894 S. 563ff.
  • H. Brunner Zu Lex. Sal. tit. 44: de reipus/BSB. 1894 S. 1296
  • Geffcken, Lex Sal. Erl. S. 239
  • Grimm, Vorrede zu Merkels Lex Sal. p.LIV
  • Kern/Hessels-Kern § 270, Sp. 554
  • Pardessus I 2 S. 45 Anm. 8
  • van Helten/PBB. 25 (1900) 491
  • Schröder,EhelGR. I 59f.
  • Köster/ZRG.2 Germ. 29 (1908) 103 Anm. 5