Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): 1fahren

1fahren

A
A I
A I 1 allgemein

A I 1 a
  • daz sie von allen gelasten karn und wagen, sy farn dorch die stat zu F. oder uber die egenanten brucken, mit penden ane frevel inne ieclichen geriechten darzů halten mogen, daz sie daz egenante wegegelt yn geben nach lute unser keiserlicher brieve
    1361 FriedbergUB. I 228
  • daz si [die Kaufleute] ... durch dis land vry varen was si czu schaffen habin
    1364 Danzig(Hirsch) 181
  • [nicht] das man die [weg] fahren und fleischen [andere Lesart brauchen] kann
    1436 RhW. I 1 S. 118
  • man sol gemain varen in dem snit, wen die leut in das snit varent, und zu unser frawn tag der parenvart auch gemain varen, und zu prediger kirichweich auch gemain varen
    1450 NÖsterr./ÖW. VII 927
  • wer mit sinem vieh ungewonlich weg vart ... der ist minem gnedigen herren vervallen
    1492 Schauberg,Z. 2 (1847) 59
  • wär dem andern in sinen gebanen, wisen und ergerden und akkers vert und eczet und schaden tut
    1496 Denkingen/FreibDiözArch. 23 (1893) 294
  • [Übschr.:] über äcker und wisen fahrn unbefuegter weise
    1554/1649 WürtLändlRQ. I 520
  • es soll ouch jegklicher ... den andern lassen faren mit holtz, höw oder anderm ... von Allerheil. tag hin biß zu ingendtem Apperellen
    1588 SGallenOffn. II 438
  • es soll niemand vf de sontage ... ohne ehehafft noth fahren oder andere handthierung treiben
    1593 NMittThürSächs. 4, 4 (1839) 75
A I 2 zu Wasser
  • svelk water strames vlüt, dat is gemene to varene unde to vischene inne
    1224/35 (Hs. 1369) SspLR. II 28 § 4
  • daz ein igelich ir bürger mit sinem schiffe vrilich varen müge mit siner habe über den Drusen
    1288 CDPruss. II 21
  • ez scholl niemant auf dem wazzer varen nach vischen
    1320 RegensbStat. 10
  • dat de Rusen beginnen mit erer kopenschop ter zee to varen, dat doch ny eer gewesz is
    1398 Danzig(Hirsch) 159 Anm. 451
  • scheffen und rat uber eine komen als von des farns wegen, die bilgerin zu furen
    1434 Miltenberg 322
  • varen unde segelen
    1488 OstfriesUB. II 272
A I 3 a als Spanndienst, Fronarbeit
  • varen vnd vrönetagewan tůn
    1364 GrW. IV 160
  • sollen uns ... die burgere ... verbunden sin zü dienen, zü lauffen und zü faren umb einen ungeverlichen zimelichen und zitlichen lone
    1425 Hirschhorn 372
  • ein ider inwoner der mit einem wagen gefragen [!] sei, ... die nit gefharen seien ... [leisten verschiedene Abgaben und Dienste, erstere auch Spanndienste]
    1482 Varrentrapp,Marken 187
  • es ist unser gerechtigkait das ir zwen mit mist faren mögen uber die Zwirig vor sant Giligen tag
    1546 NÖsterr./ÖW. VII 82
  • sondern einem mit der handt oder zu fahren gebotten würdt
    1563 Sinsheim 455
  • zu acker fahren als recht ist
    1590 ArchHessG.2 3 (1904) 140
  • faren gen hoff an die robat
    16. Jh. NÖsterr./ÖW. VII 284
A I 3 b Vieh auf die Weide treiben
  • es soll dheiner dem andern uff dz sin ze weid faren noch schedigen
    1544 ZürichOffn. I 123
  • wellicher zwo geissen usslast, dem sollent dieselben für ein haubt vych gerechnet, damit aber eher nit zu weid gefahren werden, als man mit dem andern vych auch fahrt 
    1674 ZürichOffn. I 89
  • vor mitten mayen aber soll keiner auf die allmendt fahren 
    1675 EngelbergThalr. 119
A I 4 als Strafe
  • das man mit einem zug und drei neugespiczten eusen uber ihn [den eingegrabenen Grenzfrevler] dreimahl fahre 
    17. Jh. NÖsterr./ÖW. VII 71
A II 1 reisen, sich begeben nach
  • svenne aver die düdischen enen koning kiesen, unde he to Rome vert 
    1224/35 (Hs. 1369) SspLehnr. Art. 4 § 2
  • nu sůlt ir hoͤren an wem man den strazraub můge began. daz tůt man an pfaffen ob sie pfaefeich varnt 
    um 1275 DspLR. Art. 42
  • als einer ze sant Jacob vert oder über mer oder gein Rome
    13. Jh. Berth.v.Regensb. I 3
  • pfafen und weib, juden und mesnær und hierter schullen nicht raise varen 
    1300 Schwsp. Var./WSB. 80 (1875) 364
  • in die stat zu Lutern varen 
    1332 OtterbergUB. 387
  • wer ouch, das die vogte zu reiss welten varen mit andern iro lütten
    1347 Zürich/GrW. I 37
  • varen int ambocht daer dat goet ghelegen is
    1358 Fruin,Dordrecht I 93
  • wenne ein bischoff wil faren eine reise, so sullent ime dienen sin lüte einen wagen und vier pherit
    1383 Burckhardt,Hofr. 147
  • das Crimholt zu hofe varen welle
    14. Jh. ZDA. 6 (1848) 28
-- Heerfahrt
  • da vor er hereverte
    12. Jh. Rother 478
  • des rikes denst, dat dem manne geboden wert mit ordelen ses weken vor deme dage er he varen sole
    1224/35 (Hs. 1369) SspLehnr. Art. 4 § 1
  • er bat die herren im eine hervart swern uf in ze varne 
    nach 1275 ProsaKaiserchr. 167
  • der der in dem sehsten herschilte vert 
    1275/87 Schwsp.(R.) Lehnr. Art. 48
  • de konig gebot oc, dat de eldeste broder in dat here vore 
    oJ. SächsWChr. 159
-- Pilgerfahrt
  • myne bedevart, de ik nů varen unde lesten wille
    1406 OstfriesUB. I 169
-- Kauffahrt
  • ist iz also, daz ein man beteverten oder sines koufes varen wil buzen landes, wil den ieman hinderen vmbe schult, der ne mach is tůn nicht, her ne muze nemen sin recht vor sime richtere
    1261 BreslUB. 21
  • welic Ddudische ofte Gote veret copfart to den Crelen [betreibt]
    1269 HansUB. I 234
  • de in deme lande veret copvart unde sic an dudesch recht nicht en holt
    oJ. Nowgorod(7 Fassungen) 63
  • Franke,LutherSchriftspr. II 40
A II 2 ausreisen, auswandern (gezwungen oder freiwillig), entweichen
  • gif hwa fare unáliefed fram his hlaforde
    7. Jh. Liebermann,AgsG. 106
  • [lantseten] komet unde varet gastes wise
    1224/35 (Hs. 1369) SspLR. III 45 § 6
  • so wor en man bi slapender tyt varet ute der stad
    1270 HambStR. 8
  • wil ein phleger von dem lande varn, die süllen in [den Kindern] einen andern geben
    um 1275 DspLR. Art. 58
  • wat poortere of poorterigghe die uuter poort trect of vaert 
    1286 CoutGand I 413
  • daz enhain burger us der stat sol varin hinder die ... cloͤster herren
    1290 WirtUB. IX 371
  • der git an die stat 13 pfont, oder er vert vz der stat
    1294 Bergmann,München Urk. 10
  • der von ime gevaren were unde burger were worden in ettelicher des riches stat
    1297 MGConst. III 545
  • sol er uz der stat varen und dar in niht chomen
    1299 PassauStR. 174
  • ob su danne von uns varn 
    1311 BadenArgUrk. I 3
  • 1331 FriedbergUB. I 115
  • daz ieder mag und sal fliessen und faren war er wel, an argelest
    1333 MainzChr. I 33
  • varen und keren
    1336 Frankfurt am Main/Böhmer-Ficker 520
  • varen und wandeln
    1346 FriedbergUB. I 156
  • faren und flüssen in andere stete und under andere herren
    1346 MainzChr. II 2 S. 232
  • ging der vorgeschriben bürgen dheiner abe ... stürbe oder für vom lande
    1350 MWirzib. IX 163
  • wer einen wissentlichen meyneydt thut vnd wirt des vberkomen ... der sal von hinnen faren 
    1351 NMittThürSächs. 7, 2 (1844) 113
  • habn auch ... gelobet und gesprochen, daz in den vorgenanten jaren ir keiner von usn und unsern erben varen sol
    1369 Wertheim 15
  • zcygen oder faren 
    1371 PaulinzelleUB. 249
  • so wie ut der stad voere over besettinge, die verbeurde dertigh engelsche
    14. Jh. StaverenStR. 189
  • uter stede varen 
    14. Jh. StaverenStR. 201
  • ez mag ain man seinen holden wol bestetigen, der an recht von im geuarn ist
    14. Jh. SteirLl. Art. 99
  • daz dhein meister von der stat nicht varen, reiten oder geen soll, es sei im dann von des rats wegen vor erlaubt worden
    1400 JbMittelfrk. 53 (1906) 59
  • 1400 OstfriesUB. I 145
  • ziehen kehren vnd fahren 
    1410 Danzig(Hirsch) 74
  • 1423 FreibDiözArch.2 3 (1902) 92
  • 1437 StraßbMünzg. 202
  • 1438 SchlettstStR. 138
  • faren und flissen
    1459 Miltenberg 328
  • wann einer old eine von land faren old landflüchtig werden
    1480 LuzernStR. 52
  • 1486 OstfriesUB. II 232
  • die so darzů rietten [Kuppler] und hülffen, [sollen] von unser landtschafft N. faren und die ewencklich verlorenn haben
    1494 Niedersimmental 61
  • 1575 GrW. VI 551
  • ob der gelter darnach von dem land vert 
    oJ. MünchenStR.(Auer) Art. 202
A III
eintreten, austreten ...
  • dat we sint gevaren in der ersamen vorsten denest
    1339 WolfenbüttelLHArch. GesamtArch. 33
  • ich in denest varen bin und borchman worden
    1350 DiepholzUB. 34
  • uss ir zunft in dehain ander zunft faren sol in dehainen weg
    1376/1445 UlmRotB. Art. 265
  • dat wy vnde vnse kindere ... sin in denst gevaren des ... hertugen H.
    1391 HoyerUB. I 196
  • denet en knecht syneme heren vp ene beschedene tiid vnde wil de knecht enwech varen, vnde toghert de here deme knechte syn loen vore
    1429 Nyrop,Saml. II 67
  • von den di vrloub czu varen bitten von deme orden
    15. Jh. Marienburg/FreibDiözArch. 16 (1883) 79
  • der sol inwent den nächsten acht tagen ... in die zunfft varen 
    um 1500 RottweilStR. Art. 86
A IV einen Besitz antreten, ein Gut beziehen
  • die erve mut wol varen to der wedewen in dat gut
    1224/35 (Hs. 1369) SspLR. I 22 § 1
  • hadde aver die vrowe man genomen, unde was he to ire unde to den kinderen in dat ungetveide gut gevaren 
    1224/35 (Hs. 1369) SspLR. III 76 § 2
  • ich habe eynen bruder ... gehabit, der eyne witwe ... in der stad G. genomen hatte vnd zcu ir vnd iren kindern yn erbe vnd gut gefaren was, vnd ouch kinder mit ir gehabit
    1450 Neumann,MagdebW. 27
  • soll ... dem beklagten ... angemeldet werden, aus dem erbe zu fahren 
    1603/05 HambGO. I 42 Art. 3
-- auf ein gut fahren "sich an etwas machen, darauf greifen"
  • der da nah vert uffe dis guot (das gezogen ist), der vrevelt
    1286 Hanauer,Constd'Alsace 41
  • si were uf daz gut gevarn, si wissete aber nicht, daz si daran hette unrecht getan
    1317 ZSchwabNeuburg 3 (1876) 318
  • sullen die vorgenanten vrond myne fyende sin und uff myn lip und uff myn gud warten und varen 
    1344 FriedbergUB. I 145
  • ob ain burger einen totslag tete und ob der erbe oder aigen in der stat het und ob ein rihter darnach mit gerihte varen wolt
    14. Jh. NürnbPolO. 41
  • wer aber daz einer en kein pfand hat, do mag er uff das gut varen 
    1438 Burckhardt,Hofr. 83
  • noch dinckhoffrecht vff die gietter fahren 
    1514 Elsass/GrW. IV 171
A V sich an ein Gericht, eine (höhere) Stelle wenden und dergleichen
  • svenne se den koning erst ereschet binnen sessischer art, so solen se to hove varen 
    1224/35 (Hs. 1369) SspLR. II 12 § 4
  • sol er varn für den herren ... vnd sol da bereden sein ehaft not
    um 1275 DspLR. Art. 25
  • sol varn für ir richter vnd sol chlagen
    um 1275 DspLR. Art. 68
  • vser borghere veret in uses herren richte vmme sine koufvart
    1300 BrschwUB. I 24
  • sol man dieselben urtail faren under des probstes insigel gegen R. hintz sand Heymeram
    1326 Bayern/GrW. III 665
  • off en Sasse en ordel scheldet vor den koning, jedoch so en darff he to deme koninge nicht varen vmme dat recht, so lange also de koning nicht en is bynnen sassescher ard
    1419 Stobbe,Beitr. 178
  • das gericht zu C. si gien J. gefaren 
    1453 Loersch,Ingelh. 356
  • das es der kost nit erdragen mochte und nit not were, den schultheißen mit den scheffen dar nach [Urteil] zu faren 
    1459 Miltenberg 339
  • an iren oberhoff faren 
    1492 Walldürn 256
  • die sollen fahren an die statt, da wir unser recht suchen
    1590 ArchHessG.2 3 (1904) 140
A VI verfahren mit etwas oder jemandem, gerichtlich, rechtlich vorgehen, einschreiten
  • mit rehte varn 
    um 1275 Schwsp.(L.) LR. Art. 7
  • suln die ritter auf in varen und auf seinen schaden
    1281 MGConst. III 265
  • auf den sol man varen als auf einen, der den vride zebrochen hat
    1281 OÖUB. III 580
  • scal neghen vnderuoyd oder lantrider bi ghenen richte sitten, gheningen man to varende, he hebbe dar sunderlich werf
    1319 CDBrandenb. I 20 S. 133
  • mit dem pfant gevaren als recht ist
    1333 HohenloheRB. 26
  • schol er daz vorgenante haus behalten und damit varen, als in sein treu und sein gewizzen laitet
    1335 Hradil,Unt. 95
  • der richter soll seines leibes varen mit dem rechten
    1338 Schwind-Dopsch 175
  • weme vorgeboten wert, kempt der nicht vor und wert beklaget und jener ferd vor sich mid siner klage fährt fort? 
    nach 1358 Rb.n.Dist. III 3 Dist. 1
  • dat ... de domheren sere unbeschedeliken mit juk varen unde mangherleye drengnisse juk toghelacht hebben
    1369 HildeshUB. II 192
  • phantung, die er nimpt auf seinen schaden, do er phentleich mit vert und wandelt
    1376 PettauStR. Art. 193
  • darvmb ward ich ... gevangen von dem gericht zw V. vnd wollt mit mir gevaren haben alz recht waz
    1411 MBoica XVIII 308
  • sol und mag man nach unserm leib wol greiffen, und mit uns tun und faren 
    1417 MBoica XII 221
  • ader der cleger mag mit dem gerichte fur sich faren 
    1444 ArchHessG. 15 (1880/84) 181
  • myt den panden ... varen also pacht recht ys
    1503 PommJb. 15 (1914) 19
  • sol sich der, dem man schuldig ist, der pfannd halten, und damit faren, wie er der ways zu geniessen
    1517 MaxBO. Art. 191
  • tot wat tyden ymant opten anderen vairt mit recht
    1523 Amersfoort 192
  • soll ainem iettlichen landtmann das recht gegen den anderen offenn sin, vnd mit ain anderen farenn wie dan bruch und lantzrechtt ist
    1531 AppenzLB. 1409 97
  • er habe einen mörder alhie für gericht stehen, mit dem wöll er farn, wie recht ist
    1533 Gerolshofen 159
  • mit lanndtrechtt farenn 
    1548 AppenzLB. 1409 103
  • mein principall ... bittet ... umb ein urtaill, wie er nun ferner dabey fahren soll, damit ihme recht und dem hause kein unrecht geschehe
    1562/77 LünebNGO. 361
  • gegen den partheien mit gebürender straff gefahren werden soll
    1572 AdelsheimStR. 669
  • der richter sol seines leibs fahren mit dem rechten
    1598 KrainLHdf. 1598 Bl. 2v
  • wann einer ... klagen will ... soll einer den andern suchen bei seinem verordneten richter, und rechtlich fahren undt klagen
    1604 Urbau 63
  • wy das faren sal uff eyn recht
    oJ. MagdebFr. I 6, 9
  • ab eyn man wissentlich meyneide gesworen hat unde dorumb beschuldigit wirt, wy das sal noch rechte varen 
    oJ. MagdebFr. I 16, 6
  • Schiller-Lübben V 202
A VII
bergmännisch: einfahren
  • damit man darinnen f(a)ren, fördernus, wetterfart und ander nothdurfft ... genießen möge
    1553 FerdBO. Art. 24
-- auf Augenschein fahren eine Grube besichtigen
  • 1732 Zedler II 2155
  • DWB. I 810
-- als Bergmann arbeiten
  • einem häuer der ein ledige schicht fähret 
    1548 ZinnbgwO. Art. 9
  • sol ... hinfort keinem arbeiter zwo schichten zu fahren verstattet werden
    1673 Span,BergurthelBO. 25
A VIII (zu)fallen
  • stirft ... enes herren sone binnen der jartale dat die man ir gut von ime untvan solen, sie volgen irme gude svar't henen vert, unde ne verlieset darmede nicht
    1224/35 (Hs. 1369) SspLehnr. Art. 27 § 2
  • sin erve mot wol to der wedewen up de were varen to bewarende
    1. Hälfte 14. Jh. GoslarStat. 11
  • der wieddom sal vur sich vairen ind niet zo rugge fallen
    1516 NrhAnn. 6 (1859) 31
A IX
  • wyl jenych broder denne syn werff varen [seinen Auftrag ausführen], de segge deme oldermanne to
    15. Jh. RevalStR. II 21
B
B I Fahrhabe, Fahrnis

B I 1 fahrende Habe 

B I 1 a Begriffserklärungen
  • wat boven deme herwede oder gherade is, dat horet allet to deme erve an varender have unde an ervegude, sunder lengut
    1. Hälfte 14. Jh. GoslarStat. 6
  • to der vrowenrade hord ... [wat] de vrowen anghevallen is van dode erer elderen eder vrund; wante dat is varende have
    1361 LünebUB. I 353
  • dat beste hovet von orer varenden have, dat weren perde koi swine edder wat se varender have hedden
    1371 HHalberstUB. IV 141
  • so ains frauen die varund hab nachvolgen schol, daz ist wein, getraid, vich, petgewant und ander hausrat
    1376 PettauStR. Art. 154
  • was auf lehengut stet das der wynt beweet vnd die sonne bescheynet, das ist varende hab
    14. Jh. Saalfeld/Walch,Beitr. I 29
  • kofft en man eruegud effte tyns, dat sik suluen lozet efft dat men lozen mach, vnd sterfft he denne ane eruen, so is dat varende haue
    1401 LünebStR. 56
  • es were dann, das ein man keufft zins, nutz oder gult genant jar, die mit den genanten jaren und ziten uß gingen und ende nemen, das halten wir vor farnde habe
    1459 Miltenberg 334
  • zv verstentnus, was varender habe sey, soll das getreyde vnnd andere frücht des erdtreichs alle dieweil vnd sie dem erdtreych vngeledigt anhangen vnd alles obs ... und die weintrawben ... nit für varende habe gehalten werdenn, so es aber dauon kompt vnnd entledigt ist, so wirdt es für varende habe gehalten
    NürnbRef.(1479/84) XIII 5
  • mer werden für varende habe verstanden alle parschafft hausrat kleynat kleyder gepende harnisch waffen were werckzewg auch alles vihe thier und geflügel vnd gemeynlich alles ander, das getriben vnd getragen mag werden
    NürnbRef.(1479/84) XIII 5
  • alle gült vnd zinss, sie syen öwig oder ablösig, werden nit für varend habe getzelt
    1493 TübStR. 34
  • aller blum vff dem välde vnd in der schüren, ouch von allerley früchten sampt roß rind vnd allerley vieh, ouch schiff gschirr vnd allerley hußrat, bargält, so nit angelegt, vnd deßglichen soll für farende hab geachtet werden
    1551 ArgauLsch. II 84
  • fisch in den weiern und verschlossnen wassern sind auch farende hab
    NürnbRef. 1564 XI 4
  • so ainer ... ligende hab frondienst oder andere gerechtigkeit auf ligenden guͤtern oder von ligenden güter wegen schuldig ist, das würdet auch für ligend vnd nit für varende hab verstanden
    NürnbRef. 1564 XI 4
  • barschafft, silbergeschirr, kleinot, hausrath ... und alles so von natur beweglich, auch schulden, sollen für beweglich und fahrend haab geachtet werden
    1571 SolmsLR. Tit. 28
  • 1572 Grünberg(Glaser) 244
  • die verbrieften und unverbrieften geltschulden darumben allein gemeine schultbrief ohn hypotecen oder ligender gueter underpfant verhanden werden ... fur vahrende haab gehalten
    1573 NÖLTfl. III 86, 2
  • uff dem velde, wan ein frucht geschnitten oder gemehet, ist noch nicht fahrend haab, wan sie aber gebunden und geschickt ist, uffzuladen, so ist fahrend hab
    1579 Pfalz/Wasserschleben,RQ. 264
  • das holtz, ob es schon abgehawen und gefellt ist, würth es nit für fahrend hab erkanth, wie baldt es aber ausgeschneist und gerüst ist zu laden, so ist es fahrend haab
    1579 Pfalz/Wasserschleben,RQ. 264
  • der wein, wan er abgelaszen und ihn genusz versamlet würdt, ist er fahrend hab; so lang er aber am stock stehet, ist liegende erbe
    1579 Pfalz/Wasserschleben,RQ. 264
  • 1762 BernGS. 1762 S. 70
  • das usgesehete gehoͤrdt auch zu der varenden haabe
    oJ. Fischer,Erbf. II 195
B I 1 b
allgemeines Vorkommen
B I 1 c gesetzliche Vorschriften
  • sweme enes anderen mannes have, dat varende have het, in watere to vlüt, die sal se jeneme weder geven
    1224/35 (Hs. 1369) SspLR. II 29
  • svie egen oder varende have verkoft, des sal he gewere sin to behaldene unde to verliesene, die wile he't vorstan sal
    1224/35 (Hs. 1369) SspLR. III 83 § 3
  • dar na deme manne dat wif storue, de hus vnde erue schullen deme manne bliuen varende haue ghelich deme wicbelde dat se dar inne hedden
    1294 Hach,LübR. 369
  • waz abir ein vrowe gelobit an varnder habe umme kleidere unde umme ir notdurft, da muz der man vor antwerten zu rechte
    um 1300 FreibergStR. I § 10
  • were in unser stat eyn mole, de manlik gut were, unde de mole worde der herschop los; aver de varende have de storve an de erven
    1353 OsterwieckStB. 13
  • man sal in keime gerichte ymande sin legende gut beseczen noch erbe noch sine farnde habe
    nach 1358 Rb.n.Dist. III 4 Dist. 14
  • was ein man varndes [andere Lesart farninges] gutes vorkouft, des sal her ewiglichen ... ein gewer sin
    nach 1358 Rb.n.Dist. IV 42 Dist. 12 Anm.
  • wes gewunnen wurt in varender have, dat to der butinghe hort dat schal men delen na mantal wapender lude
    1386 BremUB. IV 72
  • 14. Jh. DortmStat. 66
  • man moge beweglich gut, daz wir varnde habe heissin, in dren jaren vorweren
    14. Jh. GlWeichb. 324
  • keine fahrende haab unnd güeter soll man nicht verwidmen
    14. Jh. HagenauStatB. 249
  • ist das ding varende habe, so sol er [der Richter] gepiten, das mans teticlich antworte dem clager
    1400 Zycha,BöhmBgr. II 283
  • das ein frow, so iren eman uberlept, deren sol vor allen gulten werden ir morgengab und ir zůbracht gut und der dritteil in der varenden hab
    1475 ZürichOffn. I 361
  • wie ubergaben ... farender habe gescheen sollen
    1499 WormsRef. IV 1, 1
  • es soll der putel nymandt kein varennde habe verpieten, es gee dan der clager selber oder sein bot mit ime
    15. Jh. (Hs.) BambStR. 78
  • nymant mag sein farende hab vergeben an der nehsten willen und wort
    15. Jh. LeutenbergStR. 430
  • fahrende haab, und eßende pfand, die man treiben und tragen mag, soll man antwortten auff den marckht, oder för die kirchen und an den enden schetzen
    1500 Reyscher,Stat. 406
  • hat er kain sunderornung gemacht, so sol ... sein varend hab dem kloster ... beleiben
    1516 Indersdorf II 260 (nr. 1860)
  • wie dann auch alle fahrende haab in allen heusern wie auch anstendtige einnahm schuelden biß uff heut dato der wittiben zum halben theil folgen
    1592 Baden/BachmannUB. 193
  • 1627 CJBohem. V 2 S. 279
  • 1698 RevalStR. II 366
B I 2 fahrendes Gut 
  • 1224/35 (Hs. 1369) SspLR. I 13 § 1
  • der ... sol sin verteilet eigens und lehens und varends gůtes
    1235 MainzRLFr.(Const.) 250
  • varende gut und erbe
    1264 DOrdStat. 30
  • mag er tůn mit seinem vaernden gute swaz er wil
    um 1275 DspLR. Art. 71g
  • stirbet einem man sin wip, vnd sol er vil gelten, vnd hat niht zegelten, vnd nimt ein ander wip, vnd bringet im div varndes gvͦt, er giltet von dem varnden gvͦte wol
    um 1275 Schwsp.(L.) LR. Art. 9
  • daz dritteil ir varnden gutes
    1276 AugsbStR. Art. 73 § 9
  • varende got
    13. Jh. WismarStB. 13.Jh. 167
  • dez ersten hab wier geseczet um varindez guet oder um waz hauptsach iz sei, di eins juden person oder sein guet anget, chain christen wider ein iuden chain geczeugnusse nicht vueren schol, den mit eim juden und mit eim christen
    um 1330 BrünnRQ. 368
  • 1344 RappoltsteinUB. I 424
  • varntz gůt
    BairLR.(Schlosser/Schwab) Art. 35
  • varenz guet
    1350 OÖUB. VII 193
  • wir haben ouch gesetzet, das nieman dehain sin varend gut versetzen mag in kainen weg
    1371 VillingenStR. 45
  • wand er darnach kurzlich an varundem guote wart so rich
    14. Jh. ÖRChr. I Vers 20929
  • was ainem menschen anerstirbt, ez sei aigen oder lehen, perkchrecht oder varund gut
    14. Jh. SteirLl. Art. 36
  • wo auch zwey menschen ehelich zu sammen kommend, wenn dan die frauw ... sich entgürt, waß sie danzemal varends gutt hat, so bald sie sich entgürt, dasz ist desz mans
    1435 Zürich/GrW. IV 274
  • farenntz gůtt
    15. Jh. GrW. I 46
  • varand guet
    15. Jh. NÖsterr./ÖW. VIII 713
  • fahrunt guet
    1530 ÖW. IX 493
  • wann eins von dem andern on eeliche lyberben mit tod abgat, so erbt das lebendig all das varrend gut, das sy beide gehept habend
    16. Jh. SGallenOffn. II 315
  • was verbrennen und sterben mag, ist fahrend gut
    oJ. Huber,PrivR. IV 683
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B I 3 Verschiedenes
  • uaranterscaz, varanterscaz, uarenterscaz mobilia
    oJ. AhdGl. II 135
  • wem man um varendes erbe vnndt haussgeradt zuspricht
    15. Jh. (Hs.) BambStR. 98
  • dat is to vorstande also verne desse ligende grund unn stande erue varende sint wen man se vorkopen wil
    15. Jh. Hach,LübR. 261
  • vairende erfschaft
    1516 NrhAnn. 6 (1859) 32
  • varender hußrat
    1556 OberhasleLB. 62
  • wie es mit den fahrenden dingen gehalten werde ... ist erkannt, daß das letztlebende alle fahrende habe ziehe
    1722 Breidenbach 100
  • fahrende haabschaft
    1722 EngelbergThalr. 45
  • fahrende stückh
    1753 Chorinsky,Mat. IV Tit. 17 § 2
  • ein inventarium über die ganze habschaft unbeweglich und fahrenden sachen, güter und rechten
    1785 ZSchweizR.2 27 (1908) 247
  • fahrendes vermögen
    1832 SchrBodensee 28 (1899) Anh. 473
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veräußerbar, als Fahrhabe
  • myn hus ... dat hebbe ik gekoft vnd steyt my in der stadtboke vry vnde varende to screuen, also vry vnde varende holde ik my dat in dessem mynem testamente
    1451 MittLübeck 4 (1889/90) 22
B I 4 fahrendes Pfand 
B I 5
  • es kann, wo es jezt schon rechtens ist, der zehenden fahrend seyn, so, daß ihn der zehendpflichtige dem zehendherrn heimführen muß
    BadLR. 1809 Satz 710 co
B I 6 fahrende Mark Fahrhabe im Werte von einer 3Mark (I 1), Werteinheit für Fahrnisvermögen
  • daz mir ... von allen burgern ... ze Y. von ir gut und hab järlicher stür werden vnd gevallen sol, von ieglicher varender mark silbers vier pfenning, vnd von der liegenden mark zwen pfenning
    1365 WürtVjh. 10 (1887) 128
  • do wart der groß rat ze rat, daz man ain stür nemen sol und sol geben die varend mark zwen schill. haller, die liegend ain schill. haller
    1376 KonstanzChr. 378
  • ain farnde marg an gelde ...; ein ligende marg geldes
    1420 ArchFrankfG. 2, 7 (1855) 164
B I 7 fahrende Schuld Barschuld
  • einiche geltschulden zuo bezalen, usgenommen den dritten teil in farenden schulden, als lidlonen, schnitter- und tröscherlon
    1568 Aargau/GrW. V 74
  • alle current, fahrende, wachende schulden, die nicht auff liegende gütter stehen
    1660 LandauErbr. § 12
B I 8 formelhaft

B I 8 a liegend und fahrend 
B I 8 b fahrend und unfahrend 
B I 8 c
  • unse gut, farnde und flißende
    1390 DChr. IV 1 S. 143
  • den gutern die ir huswert selige gelassen habe, sie sin flissen ader farn 
    1448 Loersch,Ingelh. 261
B I 9 substantiviert
  • nach dem totleib sol dev frowe ir morgengabe nemen vnd alles daz zů dem vaerndem hoͤret
    um 1275 DspLR. Art. 29
  • Johannem C. vnd Nicolaum L. allis ires gutis erbe vnd farnde czu vormunde gekorn
    1393 KrakauAS. 228
  • wer da begert eins zůsammenstoß ze tůnd, der mag gan zů einem ammann, oder zů einem vogt, wo die ligenden güter hin gehören, vnd vmb das varend mogen si das wol tůn, wo sy wellen
    15. Jh. Zürich/GrW. I 45
  • das vrber, aigen, ligencz, varencz, pet, petgebandt, haussgeret, gült, geltschuld oder andre varende hab
    1504 Indersdorf II 233 (nr. 1760)
  • vom farenden nichtzit [versteuern]
    1517 Carlebach,BadRG. I 142
  • 1586 Zehnter,Messelh. 334
  • welicher von ainem andern bithweiß ... ichtes varunts entlehent
    1599 NÖLREntw. II 6 § 1
  • ob aber einer nüt varentz funde
    16. Jh. ZSchweizR. 2 (1853) RQ. 43
  • es mag auch ein käufer dem verkäufer wohl fahrends an kauf geben, und anschlachen, wie er will
    1639 WerdenbergLB. 234
  • wie ein jedweder am anfang in die ehe gebracht und in der ehezeit geerbt hat es sei ligends, fahrens, schulden, capitalien und alles was namen hat
    1711 OberhalbsteinLB. 154
  • 1722 EngelbergThalr. 45
B II wie 1fahren (A I 3 a), in der Partizipform
  • hat dorauf die herschaft stewer farende und geende frone und auch huner in di kuchen zu nemen
    1398 QKulmbach 190
  • [soll] ain ieder zu der geheunten robath ainen tauglichen ... arbeiter, und zu der fahrunten robath ainen gueten zug und ... wagen schicken
    16. Jh. NÖsterr./ÖW. VIII 1110
  • welcher ober austehet, mueß von ain gehenten dag 12 kr., vor ain fahrenten 36 kr. bezallen
    1650 ÖW. X 204
  • wer ein robath versetzt, es sei gehent oder fahrent 
    1741 ÖW. VI 102
B III
umherziehend, schweifend

B III 1 fahrende Leute Spielleute und ähnliches
vgl. Leut (III)
  • swer varund volkh ... schilt oder sleht ... ist ... niht ... schuldich
    1299 PassauStR. 175
  • hant si gesetzet, dz ze dekeinem brutluf Zurich nicht mer varender lút sin sol, dann zehen welicherley spillút dz sy
    1374 ZürichStB. I 246
  • ist zuwissen, daß zur inquisition, sonderlich gegen fahrenden schlechten leuthen ... gemaine vermuettungen genueg seyndt
    NÖLGO. 1656 I 23 pr.
  • alle pfeiffer vnd farende spielleuth
    1758 Haltaus 441
  • so dan da waren funftehalp hondert farender lude, so spellude, pifer, dromper, sprecher unde farender scholer
    oJ. LimbChr. 93
  • Lexer III 24
B III 2
  • es sol ouch dehein varende man korn noch ander garwen me samenen an der torn
    1381 VeröfflColmar 1 (1907) 57
  • ob ein gotzhusman ein pfiffer oder ein ander varend man wurde, zů einem semelichen sint dem gotshus sinú reht behalten als zů einem andern gotzhusman
    1383 Schwarzwald/GrW. IV 493
  • in die Petri einen varenden man einem gaukler geben 24 pfg.
    14. Jh. Freyberg II 147
  • ez sol auch dhaine burger dhainem varndem man ze dhainer hohzeit niht geben, und sol si auch anderswar niht senten, danne di varnden leute, die in der stat gesezzen sint
    14. Jh. NürnbPolO. 61
  • ob ain schedlich man käm in das gericht, der nicht varunt wär
    1459 NÖsterr./ÖW. VIII 1045
  • de varende koipman ... wokerth de ritterschop
    oJ. Arbusow,LivlBR. 102
  • was ain man zu clagen hat hintz ainem ieglichen varundem manne
    oJ. WienStRb. Art. 26
  • GrRA.4 I 480
B III 3
  • am montag vor Margarete einen varenden schuͤler geben 32 pfg.
    14. Jh. Freyberg II 147
  • es soll ouch kein amptman kain varenden schůlern ... an die kirchen ... samlen und die leut übergan laussen
    1510 WürtLändlRQ. II 562
  • studiosi peregrinantes, fahrende schüler
    1690 Beier,HdwGesell. 115
B III 4 Dirne, Landstreicherin
unter Ausschluss der Schreibform(en):
unter Ausschluss der Schreibform(en):