Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): 1Gewerbe

1Gewerbe

vgl. schlafen

I Erwerb, Lebensunterhalt

I 1 allgemein Beruf
  • he ne künne se bereden, war he't in ere bederf [andere Lesart giwerp] verdan hebbe
    1224/35 (Hs. 1369) SspLR. I 23 § 1
  • daz iemand in der stat chainerlai gewerff oder arbait treib, der nicht purchrech hab
    1376 PettauStR. Art. 60
  • die dü stür an leggen jeden man, nach dem vnd er denn lip vnd guot gewerb hat
    1400 GrW. IV 281
  • mögen darin leihen umb gesuch und jr gewerb treiben mit chaufmannschaft
    1403 Bischoff,ÖStR. 12
  • dass der arm man vß synem gwerb nit entsetzt werde
    1403 Schauberg,Z. 2 (1847) 70
  • alle gute, die die burgere, mittewonere unde insessen, die da mit örem gewerbe wonhafft unde gesessen sind ... habin
    1406 JenaUB. II 1
  • umb die strass ze R. ... do süllen die meins herren iren gewerf treiben an irrung
    1435 ÖW. I 334
  • dardurch ir ieder sein gewerb und handtierung verseümen müsse
    1509 HeidelbStR. 520
  • werbende oder andere burger, welche den halben oder mehrern theil ihrer nahrung an fahrender haab oder ihren gewerben hetten
    1526 LandauErbr. 874
  • die paurßleith sollen sich aller burgerlichen handtierungen und gewerbs genzlichen enthalten
    1599 NÖLREntw. V 160 § 35
  • wo holtz verkaufft wird, an welchem unser unterthanen ... ihr gewerb darmit haben können
    1646 CJVenatorio-Forest. III 22
  • damit unterscheid zwischen der kauffmannschafft und schiffwerck in gewerbe und nahrung gehalten werde
    1678 MagdebKauflBrüdersch. Art. 13
  • sollte ein meister ... dasselb handtwerck verlassen, ander gewin und gewerb anfangen
    1706 NrhAnn. 25 (1873) 127
  • comissionskäuf, welche unter kornfüeheren und schiffsleuten an die kornfüehrer und korngrembler auf gwin und gwerb hin practiciert werden
    1729 SGallenOffn. I 60
  • den gewerp man dem degene, sere leiden began
    oJ. Nibelungennot 5 1, 4
  • nu ensolt ir niht stillen iuwern gewerp noch iuwern namen
    oJ. Stricker,Daniel 321
I 2 insbesondere

I 2 a Handel, Handwerk
  • welck man sie in demsülven gewerve straffet
    1392 Stieda-Mettig 240 (nr. 4, 9)
  • diu zunfttelute der schnider und der linwäter mit mengerlay koffmannschafft und gewerbe umgangen
    1401 EßlingenUB. II 407
  • do zanten yn dy scheppin an der zelbin wache czu dem fursten an der gemeyne zeche vnd gewerbe 
    1430 SPPolsk. XI 173
  • welicher person, es sye frowe oder man, die nit in der merzler zunft ist und der merzler gewerb tribe
    1440 FreiburgZftO. 44
  • sy mügen auch allen täglichen prott khauff vnd gewerb, der vormall auf den placz gewesen ist, in daselbig hauß lögen
    1448 Wartinger,Graz 42
  • es wär dann ob er gewerb treyben wölt, wölich zunfft denn der selb gewerb am maisten berüren würd, in die selben zunfft sol er komen
    1456 AugsbChr. I 147
  • wolte aber ir einer zu sinem hantwergk gewerbe triben, der mag veil haben allerlei leder
    1463 SchlettstStR. 671
  • ob aber ein man von solichen gewärben liesse vnd iar vnd tag darzwüschen verschine, dann ... ist sin frow nit witer verbunden zu bezalen
    1489 WillisauAmtR. 95
  • geschah dies nach raut und underwyssung aller der, den denn umb den gewerb des weins und des saltz kund und wissenlichen was
    15. Jh. AugsbChr. II 335
  • Venedig, den handel recht vernymm: behalt den gewerb, den man dir gan, und mach dich willig underthan
    1509 HistVolksl.(Lilienc.) III 35
  • das die rollbatzen und creuzerwehrung in einem billichen wert genommen, dann sonst die gewerb us disem land gebracht werden
    1514 WürtLTA.1 I 178
  • da soll ye einer mit dem andern zum jar ein mal rechnen, es sye in gwirben oder um ander sachen
    1519 SchwyzLB. 162
  • wo auch der son ein offen gewerb mit wissen willen seines vatters fürte
    WürtLR. 1555 S. 202
  • dann ir [der Pfister] zunfft nit allein hanndtwerch, sonders ouch gwerb hette
    1567 ZürichZftG. I 322
  • so fern es zu synem hussbruch und nit uff fürkauff oder gewärb bescheche
    1616 WaadtStat. 74
  • der fleischhacker solle sich befleißen den markt zu allen zeiten mit gueten fleisch zu versehen, widrigen wurde ihme das gewerb ... gar nidergelegt
    1697 NÖsterr./ÖW. VIII 54
  • den peruͤquenmacherwitwen ... ist erlaubet, ihr gewerb mit gesellen fortzutreiben
    1740 ÖstVerordn. I 18
I 2 b
Gastgewerbe
  • ubervert er der stat recht wissenleich zu dem andern mal, man sagt in den gewerf ab mit den gesten
    1376 PettauStR. Art. 132
  • die burger ... guetlich daran weysen, damit sy unns in der niessung der gwerb und weinschenckhens nit von inen sundern
    1525 ActaTir. III 190
I 2 c Betrieb
  • dann durch sollichen vorgedachten, unordentlichen gewerb gar wenig gueten visch heraus gestreich [?] kunden
    1433 AbhSchweizR. XIII 191
II Angelegenheit

II 1 insbesondere

II 1 a Dienst
  • is he ock in des koͤninges forbud, dat is gewerffe; so schal he ... binnen 15 dagen na deme he tho huß gekamen is, erve unde schuldt infoͤrderen
    1593 JütLow.3 I 23 § 4
II 1 b Regierung, Verwaltung
  • uber daz allez so hat er daz reigament gekaufft uarher, zu dez landes gewerbe waz er ain rehter erbe
    1462/66 Beheim,Wiener 114
II 1 c Interesse
  • es wer denne, daz om ungelucke wer ufgestanden in der kinder geschefte an roube, an dube, adder an welcherhande sache, daz wer geschen an der kinder gewerb und enicht an sime, daz bedarf her nicht wedder geben
    nach 1358 Rb.n.Dist. I 49 Dist. 6
II 1 d Aufgabe, Pflicht
  • waz ich erfore, daz deme gerichte ... moge schedelich sin ... daz wel ich melden ... und alle min gewerb getruwelich und redelich wil halden
    nach 1358 Rb.n.Dist. III 2 Dist. 3
  • wir sind ... in das heer uff eine halbe mile weges gensit Qu. bie eynem dorffe gnant D. gelagen komen, haben uns angeboten unser gewerbe von uwer gnaden wegin zcu thun
    1477 QuedlinbUB. I 581
II 2 Anliegen, Auftrag
  • daz sol die selb stat ... an uns gemeinlich ... bringen und den daz selb gewerb für legen
    1347 MGConst. VIII 342
  • wer ouch das der landlüten ieman von Glarus ... dekein heimlichi oder gewerb hett ... mit dekeinen sachen zuo ieman
    1352 EidgAbsch. I 274
  • die botschaft, di ir werbit an uns ... wir wol vornomen und uff euwer erste gewerb, so wisset ...
    1397 CDPruss. VI 41
  • missehandelt imand radmanne mit scheltworten adir kampf ... do si in der stat gewerb gesant sin
    um 1400 MagdebFr. I 1, 19
  • ettwas vneinhelligkeit vnder den burgern daselbs, die ouch ttwas gewirbes an vnd zu vns gehebt habend
    1458 EidgAbsch. II 291
  • darauf schicket der herr burgermeister die beyden jüngsten 6 männer an die 8 manne, so in der wiethstuben sich befinden, welche daselbst ihr gewerbe also anbringen
    1754 BeitrGoslar I 79
-- Rechtssache
  • unter den sachen sol dieser unterscheidt gehalten werden, erstlich sollen alle unstreitige gewerbe abgehandelt ... werden
    1631 LübOGO. X
II 3 Verhandlung, Vertrag
vgl. Gewerft
  • daz in die vorgenant satz handlung und gewerf staet allez ganz und unczebrochen beleib
    1362 OÖUB. VIII 63
  • als sy meindent, H.B. wer in teiding und gewerb inen den kouf ze tryben und ze schaffen
    1468 FreiburgHlGeistUrk. II 237
II 4 Anspruch
  • swes ouch aker an den ... weg stossent, swenne man die buwet, so sun die bulüte und die pflüge gewerb über den weg haben und drufe
    1305 ZürichUB. VIII 62
II 5 Erwerbung, Aneignung
  • so de geistlige persoenen ... ind darbuissen gesessen vast gudere ... an sich geworven haven ind inforderen gewerve degelichs sin
    1511 JülichLTA. I 163
-- Anwesen
  • darab gaht jährlich vier hüener ... der kirchen A. und in des Schärers gwerb zu W.
    1696 ZürichOffn. I 250
  • dieweil ain oberkait zue M. ainen ganzen gewerb, der Kellhof genannt, ... hat
    17. Jh. FreibDiözArch.2 9 (1908) 173
III Anwerbung von Truppen
  • alle die burger hant mit guotem rate das gesworn: daz wir an enkeinen herren gevallend, der gewerbe ald krieg umbe römisches riche hat
    1291 SchaffhRbf. 42
  • do daz gewerb ain ende nam, gein A. do kam in daz lant se A.
    1314 Joh.v.Würzb. V. 5969
  • gewerbe oder samenunge
    1403 Frankfurt am Main/Lexer I 985
  • do erhoif sich grois gewerf van den fursten und heren in deme lande
    1414 KölnChr. I 408
  • nachdem sich die lanntlöffe gegenwürtiklichen schwinde und ungetrüw eroügen und mencherlay gewerbe geschehen
    1459 AugsbChr. II 235
  • so ein offenbar gewerb und empörung, welche über ein crays oder stand desselben gehen sollen, kuntlich
    1563 Moser,KreisAbsch. I 150
IV
vgl. schlafen
  • waz sol ein man der nicht engert gewerbes umb ein reiniu wip
    1190/1230 WaltherVogelw. 93, 8
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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