Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Gewerf

Gewerf

zu werfen, zusammenwerfen, sammeln

I im Althochdeutschen
  • collationem kevuerf
    oJ. AhdGl. I 757
  • daz graeci chedent symbolum unde latini collationem, daz cheden wir gewerf, wanda iz apostoli gesamenoton unde zesamene gewurfen, daz iz zeichen si christianae fidei
    oJ. Notkers Catechismus/MSD. 250
  • DWB. IV 1, 3 Sp. 5622
II
II 1 Beisteuer, Abgabe
  • svenne daz were, daz man ... gewerf gebe ... von rehte sint diu zwei teil dez bischoves, daz dritteil dez vogts
    1260 BaselDienstR. § 2
  • wir ... bischof ze Basile tuen kunt ... dc wir ... unsern lieben burgern von enren Basile ... die gnade han getan, daz si uns jergelich niht wand vierzec phunt phenninge geben sulen ze gewerfe 
    1274 BaselUB. II 79
  • das ich ... in ... nit noeten sol mit stuire noch mit gewerfe noch mit solichem dienste
    1299 ZürichUB. VII 99
  • keme aber yeman froemder ... der sol den lantgrauen dienen ... eine zit in dem jor von wunne vnd von weide ein gewonlich gewerff vasenaht huenre geben
    1314 RappoltsteinUB. I 224
  • das niemant von Mulnhusen sol werben an ein romischen kunig ... noch an dikein andern unsirn herren ... umbe dihein sture zi gende von den burgeren von M. ane umbe des kuniges giwerf, wenne es givallet
    1316 MGConst. V 290
  • wir sollendt auch vnnserm herrn dem abt järlich von dem gewerff zue S. Martins mesz geben 31 marckh silbers vnd 2 ℔ ₰
    1339 Elsass/GrW. IV 190
  • wer zu Kemps im dorff ist gesessen, der do git wacht und gewerff und den herren dienet, der mag schenken durch das jar
    1383 Burckhardt,Hofr. 149
  • so ein frömder man burger werden wil, der git 13 ß und 4 ₰ und ein gewerf do mitte, als man es uf in leit
    1401 SchlettstStR. 325
  • der herre sol niemer noch mag gevorderon stür noch gewerb umb reise wider der burger willen
    1410 FreiburgÜÜbers. 47
  • vnsere zwey gewerffe, beyde vnsere herbst vnd merczengewerff, so vns jerlichen in beyden vnsern stetten zu Rappolczwiler vallende sint
    1418 RappoltsteinUB. II 112
  • do aber die newen ratsherren hetten dem volck versprochen freiheit vor zoll, ungelt und losung und anderm gewerb 
    1488 NürnbChr. III 147
  • [Karl V. gestattet seinem Plattner K.H., daß er überall] aller statstewr, gewerf, raise, wacht, rats, gerichts und ander beschwerung [frei] doch mit ainem geding und satz setzen und vertragen mug
    1529 Barcelona/JbKunsthistKaiserh. 3 (1885) p. 151
  • der hof hat auch das recht daz wer das meygerthum begert und meyger ist, der ist alles gewerffs und eyden gegen dem banherrn ... ledig
    1532 Burckhardt,Hofr. 203
  • soll man ohne einige inred, gwirbs, ambtsrecht, schatzung ... dem gottshus sein faahl namlich das best haupt lassen folgen
    1607 ZSchweizR. 16 (1869) RQ. 23
  • dis is biscopes gehwearf and ðara higua on byrg
    oJ. Birch,CartSax. I 526
II 2
Rechtsanspruch auf eine Aufgabe, insbesondere bei Besitzübertragung
  • si qua ipsis imposterum questio super premißo jure quod gewerf dicitur, moveretur
    1213 Beyer,UB. III 19
  • post obitum ... uniuscuiusque possessoris ... heres aut successor instituendus dabit nobis in receptione dictorum bonorum 12 denarios pro iure, quod gewerf vulgariter appellatur
    1257 Loersch-Schröder 101
  • dictos jurnales possidebimus continue ad vitam unius monachi in monasterio nostro hac conditione, ut post eius mortem innovemus receptionem dictorum jurnalium et assignemus novem d. Colonienses pro eo quod vulgariter dicitur guerff 
    1280 SPantaleonUrb. 201
  • pro illo jure, quod dicitur gewerff, quandocumque hoc acciderit, dabuntur sculteto ad gratum eius quinque solidi
    1286 RhW. II 1 S. 219
  • das ein jegliches lehen furschr. bezalt obg. kirchen gewin und gewerb also vil, wie sich die jarlige pachte des lehens zudraget
    oJ. RhW. II 1 S. 90
II 3 Steuerverband
  • von meister, rat und zunftmeister ist erkant, dass keiner ... jemands frembden oder auch ingesessenen vom adel, sie seien in unserm gewerf mitbegriffen oder nicht ... einig ligend guet in unserer statt ... verkaufen soll
    1555 SchlettstStR. 392
II 4 besonderer Sprachgebrauch

II 4 a Gewerf (auf)legen Umlage ausschreiben
  • swer der burger gewerf niht git, der sol niht ze rate gan, da man daz gewerfe uf leit, ald da man die usliseth, die daz gewerf uf legen suln
    1291 SchaffhRbf. 37
  • swenne das gewerf uf geleit wirt, so sol man die tavellen, da das gewerf angeschriben stat, vor allen dien burgern lesen
    1304 ZürichRBf. 219
  • Cuntzelin, der muller ... funff pfunt pfen. ze gebende zu besserunge, umbe das er allen den das vallen ubel fluchte, die in zu gewerff hettent geleit
    1411 SchlettstStR. 625
  • och sol man ... stür bett und gewerff geben und legen iedermann nach billikeit und vermüglichkeit
    1450 Burckhardt,Hofr. 72
  • wann man das gewerff legen will, so sollent rat und zunftmeister und alle, die by dem gewerff sint, sweren das gewerff uf das glichste zu legen jeglichem uff sin gutt
    16. Jh. SchlettstStR. 680
  • ouch die auhtouwe gemeinlich bi irm eide daz gewerf vf legen vnd samenon nach der gewonheit vnd nach dem rehte
    oJ. RheinfeldenStR.(SchweizRQ.) 473
  • were ... das dehein burger ... von uns scheiden wolte nach den sungihten vor und ee denne daz gewerff nach sant Michels tage geleit wurde, der wurt gebende zwei nachgewerff
    oJ. SchlettstStR. 313
II 4 b hohes und niederes Gewerf 
  • einen ieclichen, der einem herren von eigenschaft, von lehenschaft oder von vogtie wegen zůgehoͤret ... und dienet mit stu̍ren und gewerfen, hohen und nidren
    1382 BaselRQ. I 1 S. 40
III Kaufvertrag. (vgl. DWB. IV 1, 3 Sp. 5625)
vgl. Gewerft
  • wir Ulrich von Liebenbach ... vergehen, daz wir dises gewerfes getzeugen sein
    1318 OÖUB. V 218
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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