Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Gewohnheit

Gewohnheit

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meist: von alters her geltendes Recht; bald im Unterschied zu gesatztem oder geschriebenem Recht, bald dieses mitumfassend; bald aber zur Bezeichnung eines Rechtsbrauchs oder einer bloßen Sitte, also in gewissem Gegensatz zum Recht. Die Grenzen sind fließend; vgl. DWB. IV 1, 3 Sp. 6539ff.
vgl. Brauch (III), Herkommen, Recht, Übung

I im Althochdeutschen
  • negotiale ist ter strit, ter umbe daz keuuoneheite geskihet also choufliute stritent, taz ter chouf sule uuesen state ... er si reht alde unreht, uuanda iz iro geuuoneheite ist
    um 1000 Notker I 69
  • consuetudinem keuuoneheiti
    oJ. AhdGl. I 734
  • uses publicus diufronagiuuonaheit
    oJ. AhdGl. II 431
  • thanana so warth gewonohed ex hac consuetudine
    oJ. Gallée,Vorstud. 114
  • ritus aspersionis legalis givuonaheit 
    oJ. Gerbert,GlossTheot. 113
II
II 1 Herkommen im Gegensatz zu gesatztem Recht
  • um 1275 DspLR. Art. 78
  • daz sage wir niht, daz ez reht si: ez ist ein gewonheit 
    1275/87 Schwsp.(R.) LR. Art. 78 § 4
  • het ouch dehein herre ein man, der sin ist ... der sol im dinenon in der gewonheit als vor des chunges ziten und nach rechte
    1291 EidgAbsch. I 242
  • [wir befreien das Kloster von allem] dienst den wir hatten von rechte oder von gewohnheide vffe irme hove vnd allem irme gude
    1298 OtterbergUB. 217
  • daz wir ... alles, daz wir heten ... von rehte oder von gewonheit im dem dorfe verkouft
    1316 MCastellana 116
  • bestättigen von kaiserlichen gewalt alle die recht und freyheit und auch guete gewohnhait 
    1330 Schrötter,ÖStaatsr. I 163
  • ouch hab wir von gewohnheit und vor eyn recht
    1342 Wutke,SchlesBergb. I 30
  • manschaft und lehen, wie die genant sin, die er von rechte, von gewalt oder von gewonheit ... gehabt hat
    1352 HMeißenUB. I 388
  • in allen sachen, ... die einen vicarien durch recht oder durch redliche lobliche gewonheit angehoren
    1354 FriedbergUB. I 197
  • alle das gegen in tun, das lehen-mann des kunigreichs zu Beheimb ... gen irer herrschaft zu thun pflichtig sein, durch recht oder gewonheit 
    1361 Lünig,CJFeud. II 55
  • als lehen man durch reht oder gewonheit von lehen der herschaft von Wirtenberg pflichtig ze tun sin
    1363 WürtVjh. 8 (1885) 124
  • dat von older ny geweset is, nohte von older gewonheit, nochte von rechtes wegen
    1365 BerlinStB. 50
  • als wir von den ... geistlichen iren hof ... mit allem dem so darzu gehöret von rechte oder von gewohnheit ... empfangen hattent
    1384 FreibDiözArch. 18 (1886) 148
  • williglich alle ... ansprache, die sie darczu ... gehabet haben von gewanheit, geseczen oder rechten ... ganczlich ... vorczegen haben
    1394 HMeißenUB. II 265
  • wie wol das ist, das gewonheit und ubung starke kraft haben, doch sein si nicht tugelich, das si dem heiligen rechten, das di deupheit vorpeut, schaden mugen prengen
    1400 Zycha,BöhmBgr. II 133
  • doch besten alde gute gewonheit by dem rechte wol unde machen eyn recht in lenger cziet
    um 1400 MagdebFr. I 1, 1
  • verzichen uns ... aller ... hilfe und beschirmung geistlichs und weltlichen rechten, der gewonheit geschribener und ungeschribener, des gebotes gesetzt oder noch ze setzende
    um 1412 (Fälschung auf 1267) FRBern. II 695
  • die lang herkommen gewonheit bricht diß recht
    1436 (ed. 1516) Klagsp.(Brant) 46
  • jedoch hot vns die alde gute gewonheit ein recht gemacht
    1440 OlmützStB.(Saliger) 104
  • das deilen wir vor eine gewonheit und nit vor ein recht
    15. Jh. GrW. I 812
  • all loblich gewonheit ... die alle spricht man zu recht, das si kunfticlich sollen haben ir kraft, als si von alter gehabt haben
    15. Jh. Westungarn/ÖW. VII 1041
  • gewonheit das ist eyn alt sete ...; ist die gewonheit gemeine obir alle werlt, so bricht sie alle recht, ist sie aber eine besunderheit, so bricht sie alleine in der stat, do sich die gewonheit erhaben hat
    15. Jh. Prompt.jur. 24
  • das ist nach gewonheit. gute gewonhait verspricht disz buch nit, aber es ist von rechts wegen nit
    15. Jh. Schwsp. Var./WSB. 74 (1873) 393
  • die ... übelthäter mit recht oder nach loblicher gewonheit ersuchen
    Layensp. 1509 A 2r
  • dat se [morgensprake] mit und neven allen privilegien und stadfriheiden van olden und langen jaren her und so lange de stad Luneburg eine privilegierde stad gewesen, alse eine gude olde und to rechte bestendige gewonheit, wo ok noch im dachliken gebrueke, durch keysere, koninge ... bestediget worden
    1554 LünebZftU. 205
  • dann die gewohnheiten haben eine gewisse kraft, so sie auf rechtmäßige weise angenommen und bekräftiget werden, und ist das eine schöne regul, so in denen lehnrechten gebrauchet wird: die römische rechte sind in gewissem ansehen, aber gleichwohl so kräftig nicht, daß sie den gebrauch und die gewohnheiten überwinden können
    1585 Wenckebach,JusTheelachticum 44
  • daß solche ... erwiesene erbare gewonheiten diesem stadt recht gleich gelten
    1603/05 HambGO. IV Art. 59
  • noch ... unsern lands-, hoffgerichts- und andern ordnungen, dessgleichen rechtmässigen gewohnheiten und gebräuchen oder auch gemeinen rechten gemäss
    BadLR. 1622 II 2, 1
  • wie ich solches vermög ... dieses königreiches Böheimb ... verneuerten königl. landtsordnung ... auch wohlhergebrachten gewohnheiten zu thun befugt bin
    1696 KrummauClarissUB. 351
  • es werden by nahem allen orten noch beobachtet einige landsbräuch und gewohnheiten 
    1709 Mutach 2
  • deren löbl. stände privilegien, alte gewohnheit und aus beeden erwachsenen rechtstande
    1716 Chorinsky,Mat. I 162
  • gleichwie ein gewonheit billich und rationabel seyn muß, also wirdet solches auch ad legem erfordert
    1721 Bluemblacher 88
  • in Sachsen ist eine gewisse zeit zu einführung der gewohnheit determiniret, nemlich 31 jahr, 6 monath, 3 tag
    1733 Beck,Forstg. 64
  • von allen in die braak bestellenden gewächsen und früchten ... ist der zehende allemal ohnstreitig abzufolgen ... ach darwider keine posseß, verjährung oder gewohnheit zu allegiren
    1750 Klingner II 367
  • NÖsterr./ÖW. VIII 169
  • SchlesLehnsUrk. I 347
II 2
ungeschriebenes Recht im Gegensatz zum geschriebenen
  • gvͦtiv gewonheit ist als gvͦt als gesriben reht
    um 1275 Schwsp.(L.) LR. Art. 44
  • die gewonhait ist ain recht, das nit geschriben sonder durch ain gemain wissentlich aus erbern ursachen der vernunft lang zeit numallen gebraucht ist
    1528 ZeigerLRb. 20
  • ab wol die gewonheyt auch für recht gehalten würdt, so ist sie doch so bekentlich und gewiß nit als das geschrieben recht
    1536 Gobler,GerProz. I 31a
  • zum theil auch von althargebrachten ungeschribnen guten brüchen und gewohnheiten 
    BernGS. 1615 Bl. 2
  • sollen die litegirenden partheyen in allen ... artickeln auf die lübschen statuta sich zu beruffen haben, es wäre denn, daß eine unverrückt gewohnheit denenselben contrair wäre, als welche billig den vorgang vor den beschriebenen rechten hat
    1672 RevalStR. II 48
  • consuetudo (vulgo ein wolhergebrachte gewonhait oder landes-gebrauch) est jus non scriptum ... tacito populi vel principis consensu moribus diuturnis introductu
    1688 Beckmann,Idea 76
  • wird die gewonheit ein unbeschriebenes recht oder gesetze
    1738 Hayme 258
II 3 Orts-, Landesbrauch, Statut im Gegensatz zum gemeinen Recht
  • sage wir voer eyn regt, dat Irmegart ... zinzgut, da si zu geboern is, behalden sal, id insi dat di gewoenit des lantz si, die dat regt bregge
    1317 Lacomblet,UB. III 132
  • das wir von nachgeschribner spenn wegen ... nynder gesessen sien und ... nauch ordnung der recht und dises lands gewonheit und bruch verdinggt hetten
    1485 StuttgartStArch.
  • ein jegliche lehen sach ... wirt entschaiden ... eintweders mit roemischen ... rechten oder aber mit gewonheit des endes do die berecht wirt
    1493 LibriFeud.(Pflantzm.) c. 1
  • das sulche lere unde regeln ... gesatzt synt nach sechsischem rechte ... unde wye wol eczliche lute undertwylen anders sprechen nach orer stat gewonheyt unde willekor unde nicht nach beschribenen gemeynen sechsischen rechte
    15. Jh. Wasserschleben,SuccO. 125
III geltendes Recht überhaupt

III 1 eines Landes
  • daz dem chlager gerihtet wrde nah des landes gewonheit 
    1235 MainzRLFr.(Const.) 256
  • 1287 Ennen,QKöln III 246
  • ze werende vur lidic eigen ... die ... vrowen ... nach dez landez gewonheit 
    1291 BaselUB. III nr. 22
  • 1307 MBoica XVIII 54
  • die selben luit und guot ... haben wir dem vorgenanten ... verlihen ze rehtem lehen nach des landes gewonheit als man lehen lihen sol
    1309 ZürichUB. VIII 266
  • wir vorzyhen ... vns der ... wisen mit hand vnd mit halm nach recht vnd nach gewonheit des landes
    1347 WasungenUB. 23
  • [wir] sullen sie [die Käufer der vorgenannten Dörfer] der auch weren und vertigen nach des lands recht und gewunheyt 
    1357 MWirzib. IX 179
  • dyse ... gut wir ... gereicht han ... vor schulteheizsen unde vor scheffen ... als des gerichtes recht ist unde gewonheid dez landes
    1360 DOrdHessenUB. III 2
  • wir geloben auch dem ... keuffer, dez obgenanten winwahs zuo wern vnuerseczt ... und vnuerkúmert anderswo als eygens reht ist nach der gewonheit dez landez zuo Francken
    1375 MWirzib. VII 94
  • bi iren goeden alden rechten ind gewoenheiden ind zu scheffenurdel blieven staen
    1424 JülichLTA. I 157
  • sal man [das Pfand] ... durch gewyss des laten in de kirche setten nae gewoenheit des lantz
    1426 SPantaleonUrb. 342
  • so er von dodes wegen abegegeet, so mogen sie ein beste heiubt zijhen nach landes gewonheit 
    1430 Frankfurt am Main/Keutgen,Urk. 509
  • verleihen dem ... H[an]s ... den hof zu ainer recht veranlaithen freystifft- oder herrngonnstsgerechtigkhait, wie ... ze Bayrn recht, sitt, gewonheit vnd gebrauch ist
    1649 Indersdorf II 336 (nr. 2166)
  • vor diesem gehegeden dinge verlute ick N.H. dat hus, hoff, grund, boden den P.Cl. mit allen sinen thobehöringen alse dieses erdes wiese und gewohnheit is
    1717 Blüting,Gl. I 145
III 2 einer Stadt
  • [wir] vreien auch diu selben stat und marcht mit allen vreiunge und gewonheiten als unser vorvarn
    1330 HohenloheUB. II 307
  • daz denne der ain dem andern sins tails gestatten sol umb silber ... nach der stat gewonheit 
    1350 DiessenhofenStR. 29
  • das wir ... die burger gemeinlich der stat ... bleiben wollen lazen by allen rechten, fryheiten, gnaden, hantfesten und guten gewohnheiten 
    1366 FreiburgÜRec. IV 26
  • dat gerichte gehalden haint na yrre stede reichte ind gewaynheyde 
    1367 Ennen,QKöln IV 526
  • dem sol man ain vnuerzogen reht tuon nach der statt gewonhait 
    1379 ZofingenStR. 72
  • eins gemain rechten und meren schirmes willen ... unser ... alten gewonhait ernüwert habent
    1384 BadenArgStR. 30
  • kein muller sal graben haben danne undir sime steine ... man sal ez bussin noch der stat gewonheit 
    Ende 14. Jh. EisenachRb. 732
  • confirmieren ... derselben stat Lubeck rechte, gnade, friheyde, gesetze und gute gewonheyd 
    1408 LübUB. V 209
  • ir freihait, gnadbriue, privilegia, handfeste, gut gewonhait, altherkomen und ir stadrecht ... zu bestetigen
    1460 GlatzGQ. II 257
  • as unßer stat gewenheit und gerichtz recht ist
    1472 BeitrNRh. 4 (1889) 95
  • wat broeke dey ghemeindes man der stad schuldich were ... na rechte unde ghewonheit der stades van Dorpmunde
    15. Jh. DortmStat. 271
  • das ir ... nach gemainen ... rechten auch erberen leidlichen gewonhaitten gesatzen freyhaitten und ordnungen der stat allhie zu Ödenburg urtaillen
    15. Jh. MHungJurHist. V 2 S. 6
  • nach deme de keyserlike stad Lubek mit mannigerleye artikelen olden gewonheyden vnde vp gesetteden wilkören ... priuilegiert
    1509 Hach,LübR. 177
  • wir ... teutzsches ordens hoemeister ... bestettigen alle ire privilegia, vberkeitt, gesetze vnd gewoneheit ... wie die stetz in des ordens gebitte zu Leifflande ... im gebrauch gewesen
    1520 RevalStR. II 132
  • es werden dergleichen betrieger nach der statt Bern gewohnheit ans halseisen gestellt
    1709 Mutach 165
  • ir fryheiten, harkomen und guten gewonheiten, si syen geschriben oder ungeschriben ... bestaetigen
    oJ. BruggStR. 62
  • des spreche wir vnsir stat willekor vnd gewonheyt 
    oJ. MagdebSchSpr.(Gaupp) 275
III 3
einer Zunft und anderer Gemeinschaften
  • swelich recht und gewonhait diu schuester und elliu hantwerih ... untzher gehabt habent
    1330 MünchenStR.(Dirr) 134
  • das ire satzunge und yres hanttwergks rechte und gewonheit mit unserm briffe nicht bestetiget were
    1377 KrakauZftO. 31
  • wert es auch, daz ettliche zunffte ... hetten gewonheit adir gesetzde,
    1444 MainzKämmW. 155
  • wirde und gewonheit irer czeche und zcunfft durch sie und ire furfarn noch innungeswiese redelich und ordentlich herbracht
    1451 DresdUB. 191
  • die gesellen sollen auch schweren nach des handtwerkhs gewonheyt 
    15. Jh. FreiburgZftO. 13
  • alle andere empter der stat A. haben ire policie oder gewonhaiten zu irem notz in schrifften gestalt
    1532 LuxembW. 30
  • jedere des berurten ores amptes freiheiten, begnadingen, gerechticheit und gude gewonheit ... yn ein bok tosamende bringen
    1552 LünebZftU. 217
  • soll es ... [mit] zunftordnungen und guten gewonheiten bitz uf weiter unser gutachten ... verpleiben
    1572 SchlettstStR. 450
  • doch sol die wittib neben ihren gesellen handwercks gewohnheit halten auch das zunfft und einleggelt auflegen
    1599 OPfalzLO. 272
  • eine ... umbfrag nach handwerksbrauch und gewohnheit halten
    1682 SchlettstStR. 922
  • gleich wie es ... des handtwerks gewohn- und freyheit ist
    1764 SGallenOffn. I 70
  • all ir gutten gewonhaitten so sy von kilchgenossenschaft wegen untz her gen ain ander gehept
    oJ. VorarlbAgrU. 28
III 4 eines Gotteshauses
  • das wir den selben apt Eberhardt vnd das gotzhus ze Stain söllind lassen beliben bi den obgenanten iran rechten vnd gewonhaiten 
    1267 SchrBodensee 13 (1884) 83
  • [daß er den Hof] niessen, besitzen und haben sol und nah rehter erbes wise und sunderlich nah sitte und gewonheit unsers vorgenanten gotzhuses
    1340 BadenArgUrk. I 8
  • [des closters] allt herkomen und gut gewonheiten ... zu confirmieren
    1517 MBoica XIV 308
-- auch Ordensregel
  • uf daz ein iczlich bruder, der yndert czweyfel an vnsirs ordens regel, gesetze adir gewohnheit wurde habin, zcuflucht zcu den selbin buchern moge haben
    15. Jh. Marienburg/FreibDiözArch. 16 (1883) 73
  • ich N.N. ... gelobe keuschheit meines leibs vnd ohne aigenschaft zu seyn vnd gehorsambe got ... und euch maister des ordens ... nach der regul und gewohnheit des ordens des teutschen hauses
    DOrdStat. (1606/1740) 108
III 5 jüdische Gewohnheit, mosaisches Recht
  • das Krosche, der jude von Wymar, vff hern Moyses buch einen gestabeten judischen eyt gesworen hat nach judischer gewonheit 
    1379 MWirzib. IX 353
  • sprach Aron, dz im Jochenan juden, Israhelin sin wip und Balthasar, jr sun nach ir jútschen gewonheit uff jr eid rechnung geben haben von des gutz wegen, so si jnne hand
    1418 ZürichStB. II 301
  • die dat kind besneden, na die wet ende die ghewoonheit, die die joden hadden van Abraham tide
    oJ. MnlWB. II 1928
III 6 Einzelrechtssätze
  • si sullent ouch die lute nút erschetzen vnd hindersetzen lassen búliben in der gewanheitt als si harkomen sint
    1336 GrW. I 181
  • ist vnser gewonhait: welcher in der acht ist vnd wennen er ist, so er zu vns kombt gen Tübingen in die statt, so ist er darnach ain jar frey von der acht
    1388 TübStR. 7
  • solchen fride sollen sy in vorschreiben ... under solchem pfande, als sy gewonheit underenander haben czuvorschreiben
    1432 BrüxStB. 99
  • eyn sulcher [fremder Kaufmann] sal czun burger stehen vnd czeren als das in andern steten eyn gewanheit ist, die des meydburgisch recht gebrauchen
    1441 Danzig(Hirsch) 280
  • ein iderman ... vor zeinem hawsze schewffeln und noch der stad gewonheit reinhalden
    1453 KrakauZftO. 16
  • soe sall nae gewonheit der leengueder tho Werden dat leenguet van Brae vallen up de dochter
    1482 OstfriesUB. II 181
-- Dinghegung
  • wann das gericht verbannt würt und der richter ane die schöffen setzt und sie heist weisen und sprechen des tags gewonheit und ... wie man das gericht halten soll
    16. Jh. GrW. V 522
III 7 neu eingeführtes Recht
  • daz hail wirt verdint von got, wenn sy den, den si vor sind, mit guoten und erberigen gwanheiten und aufsatzung wetwingen von den ungeordenhaiten
    1212 Kurz,Ottok. II 251
  • durch die manecvalten gewonheit, die die pischofe unde aepte unde die aeptessin unde ander fursten in ir hove sezzent
    1275/87 Schwsp.(R.) LR. Art. 118
  • soll dhein richter dhein new sach noch new gewonheit aufpringen
    SalzbLO. 1328 5
  • geben och dem selben marcht ... alle diu reht, vreyunge, ere, ehaft, gewonheit ... die der jarmarcht ... ze Franckenfurt hat
    1333 HeilbronnUB. I 61
  • demselben markte geben ... wir aller der recht freiheit vnd gewonhait, der ... unsir des richs stete jarmerkte haben
    1354 Gengler,CIM. 434
  • das wir in der ... stat Bruchsal eweclichen niemer keine gesetzede, statut, gezunft ... buntnisse oder nüwe gewonheit under uns oder mit andern ... machen sollen
    1362 Bruchsal 845
  • verleihen ... dem ... markt ... statrecht vnd gewanheit ... als die stat ze Budweis recht und gewanheit hat
    1387 BudweisUB. 234
  • darumme mag ir wol eyne izliche stat eyne gewonheit machin ... und die gewonheit lassin abeghen, wenne sy wil
    Ende 14. Jh. GlWeichb. 280
  • die gewonheit aber unde die willekor, die en die stete willekorn und machen, dy wurden gar ufte gewandelt
    14. Jh. GlWeichb. 187
  • wier Wladislaw ... thuen kundt ... daß wier ihne etliche löbliche ordenunge, gutte gewohnheit und begnadunge geben
    1490 AussigUB. nr. 320
IV

IV 1 hergebrachter Anspruch auf Einkünfte, Leistungen und so weiter
  • das ain chrieg gewesen ist ... umb ain vogtay, die derselb her Huge iach und zoch von ainer gewonhait auf fünf hofe vorgenanten gotshaus
    1303 Brixen/NeustiftUB. 197
  • aller der stüre unde dienstz, der wir von rehte, von geschihte oder von gewonhait oder von dehainen anderen sachen gehan moehten
    1327 EßlingenUB. I 269
  • versetzen in ... unsern ...kelnhof ... mit allen rehten, eren, nutzen, frihaiten, ehaften, alten gewonhaiten ... und mit allem dem daz dar zuo gehört
    1341 Böhmer-Ficker 537
  • das halzgerichte, darzue alle unser nucze, genise, gewanheit, friheit und recht, dy wir mogtin gehabin ... in dorf oder in veilde
    1371 PaulinzelleUB. 249
  • die solch herrschaft Pleß ... sambt dem schloß und städten auch ... einkommen, fruchtbarkeiten, nutzungen ob und unter der erden und andern gewohnheiten 
    1549 Bellerode,BeitrSchlesRG. I 121
IV 2 herkömmliche Abgabe
  • daz sie czollen, müten, recht und gewonheit, di von alter her gewesen ist, berichten vnd tuen suln
    1349 BreslUB. 175
  • daz ir die ... maysterinn dez gotzh[aus] ... an ir ... güt ... niͤcht laidigt, bekrencht noch beswärt mit vnpillicher gwönhait vnd vodrung
    1369 Indersdorf I 101 (nr. 232)
  • drie schok guter fribergischin grossen rechtis erbliches zcinses mit alle den ... eren, nueczen, dinsten, gewonheiten, obleigen an huenren, eygeren oder woran die gelegen were
    1374 HMeißenUB. II 153
  • vorgenant guet alle geben mit allen czinsen, gulten, nuczen ... dinsten, gewonheiten vnd mit allen iren zugehorungen, kleinen vnd grossen
    1374 MZoll. IV 265
  • dat wi ... hebben vorkouft ... ses punt ... jerliker renten ... di sy scolen nemen alle jare von deme sehe by Stralow met eigendume und gerechticheit und met aller tubehorunghe, guder gewonheit, nutte und fromen
    1381 BerlinStB. 48
  • das wir ... bestetighen ... alle ire herrschaft ... alle ire gerechtikeit und alle ire gute gewonheit 
    1382 CDPolon.3 III 525
  • schultheizz und der rat ze Arow in der statt hand gesait by geswornen aiden nutz, zins, stúren, gewonhait und rechtung der herrschaft da selbs
    1394 HabsbUrb. II 1 S. 743
  • es habent auch die perchtherrn ein alteu gewonhait herpracht mit recht, daz man in geit von dem jeuch ein dinst mit wein
    14. Jh. WienStRb. Art. 113 (S. 107)
  • [wir] lihen ... inen ... allu vorbenampten guot und lehen, mit allen nutzen, rechten, frihaiten und gewonhaiten, so dar zuo gehoert
    1406 FürstenbUB. III 26
  • sint alle zolle und gewonheit der jaremerckt unsers ... herren von Mentz
    1440 Miltenberg 347
  • eyn ider frometlink, de to unser gilde wil, schal geven boven dat gildengelt eynen gulden münte to unsem huse, ... darto alle olden gewonheit 1 tover bers, 1 punt wass und dat mestergelt
    1546 ZNdSachs. 1886 S. 201
  • daz sind die recht und guten gewonheit, di der vogt ze Matze von alter hat von den gotzhaus und seinen läuten
    1782 ÖW. I 339
  • der ... sein aigen hantwerch da verpfent ... bei schelmenschelten, mus zwo gwonheit in puechsen gelten
    oJ. Hans Sachs/DWB. IV 1, 3 Sp. 6544
V wie neuhochdeutsch
  • da das erschröckliche haubtlaster des mißbrauchs gottes allerheiligsten namens ... nunmehr nit für ein abscheuliche sünd, sondern ein gemein und schlechte unsträffliche gewohnheit bei alten und jungen will geachtet werden
    1625 FreibDiözArch. 27 (1899) 324
  • wa massen ... bey denen partheyen ... die in schriften brauchende unbescheidenheit ... gegen denen gerichten fast in ein gewohnheit gebracht werden will
    1640 CAustr. I 17
VI mit charakterisierenden Adjektiv

VI 1 alte Gewohnheit
  • wan wir von alter und bewerter gewonheit unser beiden gottshüser von so langen zyten her, dz nieman anders nicht gedenket noch vernomen hat
    1326 GlarusUrkS. I 168
  • alle jar ze geben dem pharrer ... 1/2 metzen ... und fueter als si mit alter gewonhait haben her praht
    1331 OÖUB. I 200
  • ist eyne alte gewonheid gewest, wanne sie eren cins bezaln, daz man yn eynen eymer birs kouffet
    um 1380 WeimarRotB. 60
  • so welle wir mit euch einen frede noch alder gewonheit halden bis of ostern adir of phingsten
    1398 CDPruss. IV 59
  • gibt man in ain trinkchgelt nach dem alten urbarpuch und alter gebanhait 
    1400 GöttweigUrb. p. 132
  • das man sie alt unnd stätz hergehaltne gewonhait ... halten soll
    1537 MHungJurHist. IV 2 S. 79
  • wes eyn ider burrichter vor desem gehegeden landtrechte schuldich sy to wrogen vnd to vormelden nach older gewonheidt 
    1549 GrW. III 109
  • von altersz hero ist auch gebreuchlich, das ... der kemerer ... nach alter gewonheit ... einfordert einen groszen balcken
    1594 Stieda-Mettig 636 (nr. 117, 21)
  • schollen des winters ... holden licht up der kronenn nha older gewanheidt 
    16. Jh. GartenRJacobsf. 17
  • wan man solches recht durch eine uralte gewonheit erlanget hätte
    1696 Büeler 15
  • die löbliche bruderschafft bringt ihren schlusz nach alter gewohnheit vor die ältestenbanck
    1724 RevalStR. II 9
  • so wollen wir unsern ständen an dero alt-hergebrachten gewohnheiten ... nichts entzogen haben
    1729 CAustr. IV 570
  • es war ein gesatz und uralt herkommende gewohnheit, daß ... keiner aus seinem stand heurathen darffte
    1737 Fuhrmann,Öst. IV 297
VI 2
gute Gewohmheit
  • so muezzen si pezzern dem gerichte mit drin schilling oder nach guter gewonheit 
    um 1275 DspLR. Art. 135
  • das auch dise recht und die gueten gewonheit als si vorgeschriben stent, also stete und unzerbrochen bliben
    1294 Amberg/Gengler,CIM. 34
  • das wir ... die, die uns mit tailung angefallen sind ... bey dem rechtpuch und bey allen gueten gewonhaiten behalten
    1393 BairFreibf. 36
  • das man keyn alte gutte gewonhait nit sweche
    1413 OfenStR. 221
VI 3 böse Gewohnheit
  • sich ist auch nit ze keren an die posen gebonhait, daz die guter der, die an sun abgingen, sich die pischoff unterbunden
    vor 1307? Tomaschek,Trient Art. 90
  • daz man an dem gerichte ze U. sache, die man da sol handeln ... lange ... verziehe ...; so wollen wir dez die obgenante unredelichen gewonhait und sitde absin
    1376/1445 UlmRotB. Art. 182
  • es ist ein pöse gewonheit aufkömmen, da ettlich richter sprechnn
    14. Jh. Ruprecht 346
  • die gewonheit die ist czweierleye: die eyn gewonheit die ist eyne gute gewonheit und vordrucket eyn recht: die ander die ist eyn boß gewonheit und die heist billicher eyn alle errunge, danne eyn alle gewonheit
    1456 Bocksdorf 536
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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