Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Gottesrecht

Gottesrecht


I göttliches Recht; natürliches Recht
Sachhinweis: vgl. Wohlhaupter, Aequitas canonica (1931)
  • se ðe þæt wæpn age ... gif ... hit næfre næs ... his gewitnes, þonne is þæt godes riht, þæt he beo clæne
    um 1027 Liebermann,AgsG. 362
  • daz man dem chnechte puezze als dem herren oder dem aigen als dem vreien, daz ist weder gotes reht noch lantreht
    um 1275 DspLR. Art. 102
  • gotisrecht heisset naturlich recht durch vierley sache willen; wenn sin beghin ist von naturen, und die nature hat ir beghin von gote; dorumme zo heist naturlich recht gotisrecht. zum ersten male, zo heist gotisrecht naturlich recht darumme, daz is dy nature anwist allen luthen und allen creaturen ... secundo: dorumme heist ouch naturlich recht gotisrecht durch siner gemeinheit willen; wenn noch dissem rechte zo sien alle luthe vry unde alle ding gemeine. tertio zo heist ouch gotisrecht naturlich recht darumme, das is redelichkeit an eme hat, alz wer icht gelabt, daz ist naturlich unde redelich, daz er is leiste; quarto ouch zo heist naturlich recht alzo vil, alz redelich unde erlich; daz ist ouch gotlich, daz man nymande schade unde ouch thoren nicht betrige; alzo ist naturlich recht gotisrecht genant
    Ende 14. Jh. GlWeichb. 183
  • thut eyn man wedir das gerichte icht unde kumpt her umb syn gut, unde hat derselbe man eynen kouff getan wedir eynen andirn man und hat her ym nicht vorgolden unde ist noch unvorwandilt, man sal ym syn gut wedir geben, das ist eyn gotis recht 
    um 1400 MagdebFr. III 6, 3
  • das sie gotsrecht hette czum lande G., alleine es ir were mit unrecht abgedrungen
    1402 CDPruss. VI 143
  • wedder godesrecht, naturlik recht, ghestlik recht unde keyserrecht
    1423 LübUB. VI 549
  • dat cromme veen ... van godes recht den cloester ... toehoert
    1487 OstfriesUB. II 257
II
kanonisches Recht, Kirchenrecht
  • ðære scire biscop and se ealdorman, and þær ægðer tæcan ge godes riht ge woruldriht
    10. Jh. Liebermann,AgsG. 202
  • swann ein biderman gestirbet mit geschäft ..., dazselbe geschäft sol im stät beleiben an allen chrank, es wär dann, da es die zwelif des rates ... nicht billich däuhte, die mügen es recht und redlichen nach dem gotesrechte legen
    1346 LandshutStR. 187
  • van gotisrechte sal keyn iodde wucher nemen
    nach 1358 Rb.n.Dist. III 17 Dist. 1
  • gotisrecht ist ouch daz got selber gegeben hot der romischen gewalt, und dis heist geistlich recht; daz ist, daz uns got selber gelart hot in dem evangelio
    Ende 14. Jh. GlWeichb. 184
III Gottesurteil, Gottgericht 
vgl. Ordal
IV
IV 1 Sakrament, insbesondere Sterbesakrament
  • darumme ein iklich pharrer allen den die dorinne wonen, alle gotes recht tun ... sal
    1371 TorgauUB. 14
  • daz er vor im peicht und gotsrecht empfangen
    1398 SteirLArch. 3959c
  • der abt tet die in des pabsts pan, daz man in singen und alle gocs recht verpot
    1445/55 SächsWChr. 4.Bair.Fs. 379
  • sunder alle gotsrechtt [sine inunctione]
    1456/67 Hartlieb 341
  • sunder alle gotsrecht [sine confessione atque sacra communione]
    1456/67 Hartlieb 354
  • er waz also gestarben und verdorben on alle goczreht, reu vnd peiht
    1462/66 Beheim,Wiener 352
  • würden sie kranck, so soll man ihnen hie gottesrecht thuen vf dieser kirchen
    1498 Hunsrück/GrW. II 164
  • so ain wolgeborner graf ... in feld on alle gotsrecht stirbt
    1511 HistVolksl.(Lilienc.) III 57
  • H.B. hett den pfarrer angeredet, warumb er ihn in bann hett und seinen leuthen die messe und gottes recht nicht bestellen wolt
    1529 Domslau/SchlesDorfU. 78
  • mier die gotzsrecht, die mier min pfarer solt mittailen, abgestelt
    1545 Biberach/FreibDiözArch. 9 (1875) 157
  • den kranken mit den gottesrechten versehen lassen
    1607 Koeniger,SendQ. 292
  • 1758 Haltaus 744
  • SchwäbWB. III 770
IV 2 Gottesdienst, kirchliche Handlungen
  • wan die kirche ire friheit beroubit werdit, so ist er ouch der kirchof beroubit; werdit abir der kirchof siner friheit beroubit alleine, so thud man in der kirchin wol alle gewonliche gotisrecht 
    Ende 14. Jh. EisenachRb. 748
-- Verhalten während des Gottesdienstes, kirchlicher Brauch
  • darbey sy sich von anfang bis zum endt mit erzaigung gebürlicher gottsrecht und ehren andächtig erzaigen sollen
    1604 ArchÖG. 96 (1907) 187
-- Seelenmesse
  • hirvan schall man miner denken und mi godesrecht don
    1462 NdJb. 43 (1917) 71
V Opfer
  • [die Geistlichkeit soll das Volk nicht mit] gottesrechten [beschweren]
    1510 OÖLArch. UrkReg.
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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