Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Grube

Grube

mnd. mnl. gro(e)ve 

I Erdaushebung verschiedener Art und Bestimmung

I 1 Grab(stätte)
  • den deken boeren to richten woker, reroeff, grove, kerckstole
    1332 MGroning. I 122
  • doe bevoel he zijne selen deme almechtigen gaede unde den lycham der eerden unde begheerde de groeve in de kaspelkerken to Emeden
    1483 OstfriesUB. II 197
  • den verstorvenen ... to der kercken unde to der groeven mede gaen
    1495 OstfriesUB. II 436
  • was im ... von vns vertrauet, dasselbe niemandts offenbaren, besondern biß in seine sterbliche grube in geheim behalten
    1572 SchulenburgUB. II 294
  • biß zu sein grueb verschwiegen bleiben
    17. Jh. NÖsterr./ÖW. VIII 457
  • MnlWB. II 2161
I 2 Schindgrube
  • dass ein jedweder wirth auf seine unkosten die grub vor das abgestandene vieh auf den ihme vorgezeigten orth ... solle machen lassen
    1738 Rust/MHungJurHist. V 2 S. 467
I 3 als Zeichen der Beschlagnahme
  • wo dasselbig verbotten gut ein reebäcker ist, so solle der meier ... ein reebstock darauf aushauen; ist es aber ein feldstück, so solle er ... mit einer reithauen ein gruben darauf delben und aushauen
    oJ. Unterelsass/GrW. V 459
I 4 Stadt- oder Dorfgraben
  • alle dage und alle tiet solen vrede hebben ... iewelk dorp binnen siner gruve [andere Lesart sime graben] unde sime tune
    1224/35 (Hs. 1369) SspLR. II 66 § 1
  • iczlich dorf unde stat binnen siner grubin unde siner mure adir czune
    1. Hälfte 14. Jh. NeumarktRb. 173
I 5 als Grenzmarke
  • den Wunnenberg ..., so ... wir insampt mit steynen und gruben ausgemalet haben
    1479 RodeUB. 372
  • welcher ainen marckpfahl, stain, grueben oder andere marcken ... außzeucht, umbstost, verkert, bedeckt oder einwürft
    1610 WürtLändlRQ. III 803
I 6 Grenzsteingrube
  • wer ainen marchstain auswirft, dem sol mon ain grub machen, die ainem an die prust geet, in mit dem haubt darein setzen, an das ort, da der marchstain gestandn ist
    1512 NÖsterr./ÖW. VIII 79
  • 1566 NÖsterr./ÖW. VII 62
  • 1578 NÖsterr./ÖW. XI 107
  • wann einer ob wahrer that begriffen würdt, der die rainzill vertilgen wolt, dem soll man ein grueben machen ... an die statt, da daß rainzill gestanden ist, in darein stossen biß an die gürtl und mit erdrich vermachen ... und ihme darzu geben ein pecher mit wasser; mag er sich nachmals ausgraben, so soll er frei sein
    1617 NÖsterr./ÖW. VII 74
  • wer ein marckstein freventlich außehre ..., den soll man in dieselbe gruben begraben biß an seinen gurtel, und soll vier pferdt an einen pflug spannen ... und ihnen aus der kaulen ehren
    oJ. Hunsrück/GrW. II 132
-- beim Grenzeid
  • die bauersleute sollen sich bis auf das hembde ausziehen, paarfuß und in der gruben, so eine ellen tief in die erden gegraben, knien, auf den kopf ein erdenglos haltend, kein gewöhr weder messer bey sich haben und also in der gruben kniend den eyd ablegen
    1592 TeschenLO./Weingarten,Fasc. II 326
I 7
Loch für Rebsetzlinge
  • ob ainer pelzer bei der nacht ausgrieb oder vertilget, ..., man soll in mit dem haupt in di grueb setzen, daß er fürpaß kain mer außgrab oder vertilg
    16. Jh. NÖsterr./ÖW. VII 41
I 8 unterirdischer Keller im Gegensatz zum ebenerdigen
  • das si (di gmain) ainen vaszieher mugen verkern, wen er nit wil nemen ... auf dem eben land vom fueder 24 ₰ oder ain grueb oder aus der grueb 32 ₰
    1355 NÖsterr./ÖW. VIII 985
  • welcher burger in seinem haus selbß ain grueb hat, der soll mit sein wein oder pier in kains andern hauß und grueb nicht arbaiten
    1447 ÖW. XII 429
  • von einem dreiling wein aus einem eben keler in ein grueb zu lassen 18 ₰; zügen si aber ain dreiling wein aus einer grueb wider in ein keler oder an ein scheff 36 ₰
    1512 ÖW. XII 297
I 9 Rinnstein
vgl. Gruppe
  • hvasa wurpen ieftha trethen werth ynna grope, thet him her anda halsdoc older skernigest se, 7 1/2 ß to bote
    15. Jh. Richth. 299
I 10 Abort
I 11 Fanggrube für Wild
  • so solche wiltbrett iergent im seil, garn, grueben oder andere gefengknus fiele
    1536 Oberelsass/GrW. V 351
  • gantz unweidmännisch jagen und noch darzu hecken, gehaag, gruben und sultzen zu richten, ..., welches dann für sich selbsten ... unlöblich und unweydmännisch ist
    1568 Bayern/CJVenatorio-Forest. III 71
I 12 bei Hinrichtungen
  • darumb ist von demselben Cl. gericht nach gnaden, daz man in sol dem nachrichter enpfolchen; der sol in us für die stad an die walstad in die grüben füren und im sin houpt von sinem lip slachen
    1415 Bluntschli,ZürichRG. I 408
  • man mueß dich redern auf ainer grueben / und recken an aim sayll / der galg ist dein erbtaill
    1510 SterzingSp. I 102
  • "Richtstätte"
    oJ. Zug (Kt.)/SchweizId. II 693
I 13 als Verkehrshindernis
  • das nun fürohin ... kain inwoner ... in der landstraß durch das ... dorf weder gruͤb noch claib machen soll
    1480 WürtLändlRQ. I 16
  • wer traidgrueb, wolfs- oder fuchsgrueb macht bei den wegen oder offen lässt ungewarnt ..., fellt ainicherlai darein, ist derselb, so die grueben gemacht, den schaden ... schuldig zu bezallen
    1528 ZeigerLRb. 287
I 14 Röstgrube für Flachs und Hanf
  • daß niemands in denen fischwassern und bächen flachs oder hanf zu rösten sich unterstehen soll, sondern daß hierzu neben denen wassern und bächen an oertern, da es sonder schaden geschehen kan, gruben gemachet und der flachs und hanf darinne forthin geröstet werde
    1555 CAug. I 63
I 15 Fischweiher, zurückweichende Stelle oder Bucht am See; nach Hochwasser verbleibende Wasserlache
  • es soll auch niemand ... nachtangel setzen noch hürst außhauen und zů herbstzit weder stigen noch grůben verrichten
    1411 BaselRQ. II 41
  • ungeverlich grüben oder lachen, so durch ubergang des wassers uszging, mögen die inwoner im Riet nieszen und bruchen; doch so sollen si die bestimpten grüben oder lechen niemans umb keinen zins verlihen
    1528 Unterelsass/GrW. V 495
  • es soll jemandts weder werck und hampf in die fischbäch, weyher und gruoben uhne erlaupt herren und amptleüt einlegen
    1570 WürtLändlRQ. III 485
  • vom bach zu N. sampt der oberen und unteren gruoben daselbsten biß zu des Sp. grüeble
    1589 ÜberlingenStR. 604
  • SchrBodensee 39 (1910) 103
  • SchweizId. II 692
-- Fischbehälter?
  • tut aber er ez [Fische an Juden verkaufen] haimliche in seiner grůben oder in seinem hause oder daz er si den juden sendet
    14. Jh. NürnbPolO. 168
II im Bergbau

II 1 Bergwerk, Zeche, insbesondere die unterirdischen Baue
  • wan dan solche grieben zu berg-grueben getrieben und gebracht werden, so sollen dieselben, die die grueben also zu berggrueben getrieben und gebracht haben, dieselben grueben zwey jahr an einander ... behalten
    1455 Amberg/Lori,BairBergr. 46
  • ob sich dann ain paw alt grueben oder schurff ain halbs jar ... also ungeuerlich verlegen heten
    1517 MaxBO. Art. 39
  • begäb sich, das etwo ein junge grueben durch ainer ältern grueben gemessen perg und recht durchfur
    1532 Salzburg/SalzbBergO.(Lori) 212
  • wann nun einer ... eine gruben, hudtschlag, kohlgruben ... von unsern bergrichtern empfangen wil
    1553 FerdBO. Art. 10
  • wie die neuschürff und grueben emphangen, verliehen und gefreyt sollen werden
    1556 SchwazErf. Art. 1
  • händel, welche unter der erden in der grube um klüft und gänge ... und was sonst daselbst streitig werden mag
    1609 MansfeldBergbUB. 515
  • aerzten aus denen gruben und halden am berg
    1731 VorderöstBO. Art. 4
  • es solle sich niemand unterstehen weder über tag noch in der gruben die klüft und gäng zu versetzen
    1731 VorderöstBO. Art. 45
  • das bergwerk, welches sie [die Gewerken] betreiben, wird zeche oder grube genannt
    1794 PreußALR. II 16 § 132
II 2 Grubenmaß (Einheitsmaß der Verleihung)
  • item ward gefraget, wo vele groven eyn leen hebben schulle. - darup ward gefunden, ein leen schal hebben dritteyn groven, sesse vor sik unde sesse to rugge, de vuntgrove de dritteynde unde de middelste, unde dar he erst in sleit, dat is de vuntgrove
    1456 Goslar/GrW. III 266
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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