Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): heimen

heimen

I (missetätige oder unerwünschte Leute) in Herberge nehmen, begünstigen
bdv.: hegenen (II)
  • swer ... die leute, die in des landes achte sint, behaltet oder haimt, auf den sol man varen, als auf einen, der den vride gebrochen hat
    1281 MGConst. III 266
  • der schedliche luͤte des landes helte oͤder huͤste oder heimte, daz sollen vnser ... ammechtluͤte wêren
    1318 MWirzib. III 87
  • das niemannd dheinen schedlichen man, der in die acht komen ist, ... wissentlichen haime 
    1328 Salzburg/MittSalzbLk. 5 (1865) 164
  • wer ... di selbin vntetigen lwthe hwzet, furdirt adir heymet, dy schal man ... iagin
    1369 BreslUB. 216
  • wer in ... haimet oder fürdert mit worten oder wergken
    1374 BairFreibf. 27
  • daz sie achtere, in welichen lantgerichten sye vorboten oder vorruffet werent, muget in irer stat zu Basel enthalten, heimen, husen und hofen
    1377 BaselUB. IV 421
  • die W. verrufft und haimet in ir hus eweip und jung tohter ... und laut munch und pfaffen zu den in ir hus
    1379 ZSchwabNeuburg 4 (1877) 228
  • wer die ... hawset, hofet, esset, trenket oder heymet mit wissen
    1389 RTA. II 162
  • wer auch uns ... deheinen schaden dut ..., wer die ... huset, hofet ... oder heimet 
    1404 RTA. V 615
  • wer da huset edder heymet eine uffenbare kotzen
    um 1408 KlingenStR. 197
  • 15. Jh. AugsbChr. I 47
  • wer einen solchen [Missetäter] wissentlich hauset, heimbt ... oder sonst vorschübe erzeiget
    1555 CAug. I 52
  • ob einer oder eine frömbd lüth ... beherberget, behuset, ihnen hüsser lycht und sy heymet 
    BernGS. 1615 Bl. 55
  • daß man daselbst heimte und hausete böse leute
    oJ. NLausMag. 53 (1877) 259
-- von Vieh, das Schaden getan hat
  • sleth her is zcu hant uß, unde wedd eren huset noch en heymet her is, so ist her unschuldig an deme schaden
    nach 1358 Rb.n.Dist. II 9 Dist. 4
II heimnehmen, -holen, -rufen
  • swelh vater oder muter ir kint von in werfent ..., ez sol dem dienen, der im sins lebens hat geholfen. unde ist, daz ez vater oder muter heimen wil, ... die suln im zem ersten sin fure gelten, die er berett, daz ez in koste, seit er sich des kindes underwant
    1275/87 Schwsp.(R.) LR. Art. 346
  • wir wellen ..., wenne oder wo das sey, das got über uns gebütt, das uns die abtissin ... holen und haymen soll
    1345 MBoica XVI 401
  • es mag auch ain jeghlicher herr seinen aigen man auf welliches guet er gesessen ist zu rechten zilen abfordern vnd haimen 
    1352 Sinnacher,Säben V 286
  • wir ... sullen si auch heimen und holen nach irm tod mit unserm gevert wo si stirbet inderhalb zehen meil, wenn uns ir tod beckundet wirt
    1369 Rockinger
III sich aneignen, an sich ziehen
  • bot vns das gut an nach des landes reht und bat uns, das wir es selb haimutin oder das wir den chauff stetin, wan wir nu das selb gut niht haimun wolten
    1339 MBoica 23 S. 112
  • swaz verleichaeft wirt, swer daz chauft hat, wil der daz nicht haimen und sich underwinden und loͤsen, so sol ez der do verchauft hat, für recht pringen
    1340 MünchenStR.(Dirr) 318
  • 1340 MünchenStR.(Dirr) 343
  • BairLR. 1346 Art. 223
  • vindet ein man oder ein fraẃ in irm haus hausgeraet, daz in verstoln ... wær von iren ehalten, dez mùgen si sich underwinden und haimen an daz gericht
    BairLR.(Schlosser/Schwab) Art. 32
  • welhe herre, edelman oder stat irr burger einen oder mer ir eigen laeut heimtzigen oder enpfingen, das si der selben eygen lant wol ze purgern ouch enpfahen und heimen mügen
    1347 MGConst. VIII 401
  • wo das wir uns des eheganenten H.R.'s guth billich unterziehen und haimen solten
    1395 SchrBodensee 3 (1872) 116
  • wo er ... dez ... g[otzhaws] aigen laͤwt ervert vnd ankümt ... hinder wem die gesessen sein, daz er diselben ... haimen ... sol
    1417 Indersdorf I 180 (nr. 461)
IV (im Erbgang) zufallen
  • soll sein guth fallen in beid linien, vater- und muttermagen und den nächsten nach dem blut auf jeder seite freündtschaft der halbe theil heimen und zufallen
    1623 Niedersimmental 110
V etwas (Frucht etc.) einholen
  • vnd mugen ... si den ... zehenden ... haymen vnd füren, wo si hin wellent
    1360 Indersdorf I 91 (nr. 203)
  • daz kain mertzler noch nieman andre uͥber ale in der stat ane in buͥngarten oder in garten dehainer schlacht frucht koufen suͥllent ... noch dehains wegs haimen suͥllent
    1376 UlmRotB. Art. 98
  • haymen, auch niessen allen ... zehennten
    1480 Indersdorf II 62 (nr. 1181)
  • wär aber, daß der zehetner nit kemb, so soll der zehentgeber ainen oder zween zu im nemmen und sollen den haimen 
    1524 NÖsterr./ÖW. VIII 409
VI (eine Person) festnehmen, verhaften, (ein Gut) pfänden
  • der der fuͥnfzig p[h]und haller nit enhetti, den sol daz gericht heimen 
    1376 UlmRotB. Art. 71
  • begrifft man ainen schedlichen man in dem dorff zu E., den sol der rihter haimen 
    1378 MBoica 23 S. 227
  • wer unzuht begat, daz man dem sin gut darumb sol haimen 
    14. Jh. LeutkirchStR. 41
  • als bald ains darumb vellig wirt, so sol im der rat oder der amman ze mal sin gut darumb haimen und usgebieten; hett es aber nit gutz, so mag man es mit dem lib dar umb haimen
    14. Jh. LeutkirchStR. 66
  • so sond si in haimen und in den turn legen
    1412 IsnyStR. 176
  • das sie ... zu sollichen schaͤdlichen leuthen griffen und die haimen wurden
    1438 RottweilUB. 424
VII (Sachen) verhehlen
  • iz ensal ouch nymant husen noch heyme dycheynen roub: swer iz tut, der hat den lantfrede ghebrochen
    1336 GöttingenUB. I 126
VIII abgrenzen
  • die syne weylanden ende besaeide landen wilt vrij hebben, ... dat hem gheene schade vande ghebueren beesten en worde gedaen, is schuldig, zyne erve van synder syden cuysbaerlyck te heymen ende graven
    1240 MnlWB. III 284
  • die mugen sy ... vertzainen oder mit marchstekken versachen vnd haimen als ander ... wismat vnd anger
    1420 Indersdorf I 190 (nr. 494)
IX
geschlechtlichen Verkehr haben, heiraten
  • gif mon haeme mid twelfhyndes monnes wife, hundtwelftig scill. gebete ðam were
    9. Jh. Liebermann,AgsG. 56
  • git ein vater sine tohter hin fvͥr eine maget, vnd der man heimet si vnde wirt ir dar nach gehaz
    um 1275 Schwsp.(L.) LR. Art. 201 i
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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