Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Kanzleisasse

Kanzleisasse

dem Landesherrn und dessen Kanzlei unmittelbar unterstehender Landsasse (II 1), Inhaber eines Kanzleilehens, der auf einer Kanzleischrift (III) sitzt
bdv.: Schriftsasse
Sachhinweis: SammlBadStBl. I 664-666; Alemannia 11 (1883) 174; M. Bär, Abriß e. Verwaltungsgesch.Osnabrücks (1901) 32 Anm. 3, 127 Anm. 2; EisenachStR. 99; ArchivarHistoriker 255; Lütge,MdGrdh.2 34; H. Hofmann, Adelige Herrschaft u. souveräner Staat (1962) Reg. unter Kanzlei- u. Schriftsässigkeit
  • unter denen vom adel ist an denen orten, wo sie der landes-fuͤrstlichen obrigkeit unterthaͤnig und nicht zur befreyten reichs-ritterschafft gehoͤrig sind, der unterscheid, daß etliche, und gemeiniglich diejenige, welche zu ihren guͤtern eigene unterthanen und daruͤber gerichtliche hohe und niedere botmaͤßigkeit haben, fuͤr eigentliche staͤnde des landes, cantzeley oder cantzeley-schrifft sassen, welche dem landesfuͤrsten allein ohne mittel unterworffen, [anzusehen sind]
    1665 Seckendorff,Fürstenstaat (1754) 24
  • illi vulgo schriftsassen oder cantzley-sassen dicantur, quibus principes aut ejus cancellaria imperitat, quique serenissimo electori immediate subsunt
    1676 Moller,CarpzovRep. 62a
  • 1691 Stieler 2038
  • 1738 Hayme 72
  • 1740 Besold,Thes.2 II 41
  • 1741 Frisch I 164
  • die landsassen theilet man ... vornehmlich in Ober-Sachsen: 1) in canzley- oder schriftsassen, und 2) in amtsassen. jene kan man nur vor dem landes-herrn und dessen hoͤchsten gerichten verklagen. diese ... muͤssen vor dem amte, worunter sie gehoͤren, belanget werden
    1750 Lünig,Titularbuch I 531
  • zeigten die rationes decidendi secundae instantiae oder der cantzley zu Oldenburg ..., daß diejenige allein cantzleysassen genennet werden, welche in herrschafftlichen bedienungen sind, mithin ist ... richtig, daß alle die keine cantzley- oder schrifftsassen sind, [die] der jurisdiction der aemter, worunter sie wohnen, unterworffen sind und nach deren gebraͤuchen, rechten und gewohnheiten sich richten lassen muͤssen
    1759 Cramer,Neb. XIII 170
  • von dem in Sachsen und anderwaͤrts uͤblichen unterschied zwischen canzley und amtssassen weiß man hier [in Bayern] nichts, indem kein einziger bayrischer landstand in personalibus unter den churfuͤrstlichen beamten zu stehen hat
    1770 Kreittmayr,StaatsR. 430
  • 1780 Adelung IV 273
  • 1793 Krünitz,Enzykl. 61 S. 604f.
  • in Sachsen theilt man die landsassen in schrift- oder canzleysassen und in amtsassen ein. der hauptsaͤchlichste unterschied zwischen schriftsassen und amtsassen besteht darin, daß die edelleute, ritter, freyherren, grafen u.s.w., die den aemtern nicht unterworfen, auch alle raͤthe der staͤdte und richter, die den aemtern nicht zugethan sind, vor die regierungen und hofgerichte in erster instanz geladen und citirt werden moͤgen, die andern edelleute aber, buͤrger und bauern, die den aemtern unterworfen, sollen zuvor vor ihrem amtmann oder untergerichten, in dessen amt oder gericht sie gesessen, oder vor demjenigen, dem sie unterworfen, vorgenommen, citirt und in erster instanz daselbst gehalten werden
    1801 RepRecht IX 248
  • 1808 Campe II 884
  • 1817 Klüber,ÖffRecht 317 Anm. a