Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): kerben

kerben

, urspr. st., jetzt sw. v.

zu Etym. u. Wortformen vgl. Kluge20 364
Grundbedeutung: einen Einschnitt machen

I Haut oder Körperteil durchschneiden
II eine Scheidelinie auf einem Grenzstein ziehen
  • eenen paelsteen doen setten, boven ghekerft, ende den kerf setten linie recht op 'tscheijden van sulken erven
    1612 Stallaert II 60
III einen Einschnitt auf einem Holzstab oder in Papier anbringen, insbesondere zum Zweck der Verrechnung
  • wey en des vngehorsam wer deme solden sey dat keruen 
    1395 Seibertz,UB. III 688
  • vynden die sysener eynige hoppe, die hyrbinnen gebrouwet were, dair sy niet by en hedden gewest off geteikent off gekerfft als men die tonden, die peen daraff is van elker vat i pond
    14./15. Jh. Kleve/NrhAnn. 8 (1860) 24
  • 1406 Erler,Ingelh. II 80
  • eyn schultheisz sal dry kiesen ... die sullen uff ire eide die bede setzen und kerben, sollen dem schultheisz daz kerbholz geben, der sal umgehen und die bede uffheben
    um 1430 Hanau/GrW. I 511
  • sollen acht gemeinsman zu F. die bede kerfen mit ihren eiden auf die gueter, die bede gultig sein
    1446 Untermosel/GrW. VI 535
  • 1479 HansUB. X 483
  • rekent oft kerft 
    2. Hälfte 15. Jh. MnlWB. III 1399 [s. auch Beleg unter Kerb (II)]
  • uf den tag, so er [Kläger] sein das dritte gericht gewardet hat und es der beclagte nit verantwurtet hat, so soll und mag er im desselben tags kerben und soll 14 tag nach derselben kerben warten
    1503 SchlettstStR. 642 [vgl. Kerbe (I 3)]
  • is man overkomen, dat man haven sall ein kerf. darup sal man eicklichem kerven sin oven, so wat hei gebacken hait, ind nemantz sall anderwerf indoin, hei enhave eirst laissen kerfen sin backen. ind nemant ensal kerfen dan in biwesen der veir gekoren manne des hantwercks off zom minsten irre tzweine, off de de anderen neit daheime enweren. ind man sal den kerfmeisteren ouch des kerves gelouiffen up penen ind verbonde, in maissen vurs. ist
    1516 SiegburgWQ. 114
  • s. michaelstagh die geisse kerben vnd eim kelner die geben vffzuschreiben
    1537 Mosel/GrW. II 303
  • 1571 NlWB. VII 1 Sp. 2487
IV von kerben (III) übertragen: festsetzen, bestimmen, einziehen, bezahlen, eichen
  • wer win vfftůt der sol in lassen gan vntz er vßwirt sin wollte dann niemant niemen so sol er die geschwornen ycher dar zů füren vnd daz faß lassen karffen 
    2. Hälfte 14. Jh. Schmid,TübPfalzgrUB. 264
  • spreken vanden ghenen, die sculdich sijn een maechsoen om te setten ende te kerven, ende hoemen die kerf setten sal
    um 1400 BrielRb. 21
  • soo wie eenen man doot sloege, die en sal van zynen magen te maeghgelde niet meer mogen winnen, noch hooger kerven, dan van elcken eersten lede vyf schellingen
    1404/05 Mieris IV 10
  • [sie] hebben in als 800 kerven, daerof de 300 tot niet gecommen zijn, ende hebben in menighen tijden niet verkerft, dan alsser yemant sterft, zoo kerven zy tlandt dat hy laet upten ghenen diet erft
    1512? MnlWB. III 1399
  • haben die kerber alsobald wollen herumgehen von haus zu haus, per jedes haus rfl. 1 zu kerben 
    nach 1522 Kaindl,Karpath. II 242
  • ich ... schwere ..., das ich ... will treu ... sein dieser stat mit aufmessen in der mullen, wein- und bierkerben, die kerber wol verwahren und was ... durch mich gekerbt in die rechnung brengen und nichts in meinen nutz verwenden
    1600 RatingenWQ. 210
V einen Schiffsmast oder -tau abhauen, wie 2kappen 
  • wert mast ofte touwe ghecorven, de schipere hevet den schaden aleine
    1292 Hamburg/Kluge,SeemSpr. 439
  • zo wor en schip dor nod willen gud utwerpet, dat schip schal mede ghelden mark markelike, wert ok mast effte towe ghekorven, de schiphere heft den schaden alleine
    1303 BremStR. 299
  • worde ock de mast vmme schip vnde gud to bergende ghehouwen, edder takel, anker vnde tow ghekerfet: de schade gheyt auer schip vnde gud in vorberorder weise
    1497 HambStR. 314
  • oJ. MnlWB. III 1398
VI einen Balken eines Hauses einreißen
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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