Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Kirch(en)raub

Kirch(en)raub

, m.

I im engeren Sinn ein qualifizierter Diebstahl als (gewaltsame) Wegnahme von kirchl. Gut oder Entwendung aus kirchl. Gewahrsam, für den wegen des besonderen 1Friedens (I 2 f), unter dem die Kirche (I 3) steht, die harten Todesstrafen durch Galgen (III), Rad oder Feuer (VI 1) sowie kirchenrechtl. der 1Bann (V) angedroht sind; die Gerichtszuständigkeit wechselt zwischen weltl. und geistl. Gerichten
  • her Zitse ... ende alla syn covent ... lyden moesten dootslaghe, kerkeroeve, diefden, leemden, roeve, brande, huysbrekinghen ende andere onverdraghelike schaden ende tgheghenheit van den poerteren
    1393 CoutLooz II 198
  • wer der kerchin gutere nymmet, der vellit in eyne sunde, genant sacrilegium. das ist kerch roub 
    15. Jh. Prompt.jur. 32
  • doch soll jnn sollichen kirchenrauben vnnd diepstallen [geringfügiger Gegenstände] weniger barmhertzigkeit beweisst werden dann jnn welltlichen diepstallen
    1532 CCC. Art. 174
  • so würt kilchen roub gheyssen das: wann man das gott vergabet was entfraͤmbdt inn eygnen nutz und bruch zůr hochfart oder ouch zum buch
    1535 Augsburg/S. Birck, Sämtl. Dramen, hg. M. Brauneck, I (1969) 168 Anm.
  • [bei] kirchenraub und unrechtlich entziehung der kirchen gueter [soll der Täter] durchs consistorium in ban gethan werden, welchen ban die landesfürsten hanthaben wollen
    1544 Merseburg/Sehling,EvKO. I 2 S. 21 Anm. 6
  • was sündliche laster ... beruͤrt, als kirchen raub, ketzerei, simonei, bann, ehebruch, wůcher auch frid und eydtbrüch, gehoͤrt ... alles vor den geistlichen richtern zu berechten, vnd wo denselben an jrer jurisdiction auch verhinderung begegnet, moͤgen sie die weltlich oberkeit vmb handt habung anruͤffen
    1558 Gobler,StatB. 10v
  • 1558 Gobler,StatB. 154r
  • in waserley weise oder gestalt man mit gewalt oder list den kirchen etwas, ... das darzu geeignet vnd gestiefftet ist, es sey an ligenden gruͤnden oder fahrender habe oder an zinsen, entzeucht vnd entwendet, so heisset vnd ist es kirchenraub 
    1594 Spangenb.,Adelsp. II 394v
  • wie dann auch die entwendung der almusen von wegen der vrsach ein sacrilegium vnd als ein kirchenraub in allen rechten zustraffen ist
    1599 OPfalzLO. 69
  • von kirchen-raub. ... der oder diejenigen, welche, mit oder ohne einsteigen und erbrechen, die kirchen, gottes-kasten, bloͤcke, darein die almosen-gelder gelegt werden, berauben und daraus kelche, meßgewande, geld und kirchengeraͤthe stehlen, sollen wegen solcher uebelthat, die hoͤher als ein gemeiner diebstahl zu achten, mit dem rade vom leben zum tode gebracht werden
    1650 EstRitterLR. 427
  • NÖLGO. 1656 II 85 § 12
  • zu dem ober- und halß-gerichte gehoͤren folgende mißhandlungen ... kirchen-raub 
    1666 GothaLO. I 108
  • kirchen-raub ... und andere ... offenbahre ubelthaten sollen ... mit haͤrterem tode gestraffet werden
    1683 Dänemark/Lünig,CJMilit. 1299
  • 1692 FriedbergGBl. 13 (1938) 121
  • der kirchen-raub, da die zum gottes-dienst geweihete sachen wie auch die gelter deß gotts-kastens entwendet werden, wird am leben gestrafft
    1709 Mutach 137
  • die hexerey, kirchen-raub, wuͤcherliche schinderey, gotteslaͤstern und sacramentiren gehoͤren mehr vor das weltliche als geistliche gericht
    1709 Titius,GeistlR. 124
  • PreußLR. 1721 VI, 8, 18
  • kirchen-raub geschicht auf dreyerley art, 1) wenn man kirchenguͤter aus einem privat-hause, 2) eines privat-guͤter aus dem gottes-hause, 3) kirchen-schaͤtze aus der kirche entwendet. die ersten beyden arten werden eben so wie ein anderer diebstahl bestrafft; die letzte art verdienet eine haͤrtere straffe, indem auf dem fall, wenn selbiger mit gewaltsamer erbrechung geschehen, der thaͤter von oben herunter geraͤdert, ausser dem aber zufoͤrderst mit dem schwerdt gerichtet und hernaeh dessen coͤrper auf das rad geflochten wird
    1737 Zedler XV 750
  • 1752 v.Loen,Adel 400
  • 1769 CCTher. 95 § 6
  • ist die feuersstrafe schlechterdings auf einem gewaltsamen kirchenraub, auf dem diebstahl einer monstranz und anderer geweiheten dinge von grossem werth ... gesetzet worden
    1783 Quistorp,GrundsPeinlR. 745
  • 1788 Franken/Pfeiffer,Reichsadel II 111
  • der kirchenraub ist ein mit gewaltthaͤtigkeit veruͤbter raub an gefaͤßen, die zur haltung des gottesdienstes unmittelbar gehoͤren und aus der kirche entwendet seyn muͤssen, und in diesem falle stehet die strafe des rades auf dieser missethat, jeder andere gemeine kirchendiebstahl wird nach verhaͤltniß des werthes der gestohlnen sachen und gemeinen grundsaͤtzen beurtheilet
    1794 Schwarz,LausWB. V Anh. 151
  • 1802 SammlLivlLR. I 113
II
im weiteren Sinn eine Tätigkeit, die sich allg. gegen Gottesdienst, Gut und Rechte der Kirche(ngemeinde) richtet
  • nu eyne sunde vnd eyn kirchin rowb vor eyn recht zcu setzin, alzo der sachsin spigel thut vnd dy willekor, daz dy monche erbgut nicht en nemen, ist widdir dy heilige schrift vnd eyne offinbar ketczerige
    1444 ZRG. 4 (1864) 203
  • sollen die leute auß gottes wort berichtet werden, welch ein greulicher kirchenraub und gottesdieberey es sey, das der bapst den leyen geraubet und verbotten hat den kelch des herrn
    WolfenbüttelKO.(1569) 128
  • 1741 Pontoppidan,DänemKHist. I 426
  • daß nach kanonischem rechte die kirchenguͤter ... zu veraͤußern verboten ist und sich die veraͤusserer, wenn es nicht im hoͤehsten nothfalle und auf bewilligung der kapitel und des konvents, eines kirchenraubs schuldig machten
    1785 Fischer,KamPolR. II 379
  • 1786 Krünitz,Enzykl. 38 S. 317
  • 1801 Schlegel,HannovKR. I 273
  • jus spolii, welches von den paͤbsten den lajen so oft als kirchenraub strittig gemacht wurde
    1808 Cleß,KirchlLGWürt. II 2 S. 379
III das gestohlene Gut
unter Ausschluss der Schreibform(en):