Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Kust
Kust
, f., auch m., Küst, f., auch m.
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ahd. mhd. as. kust f., mnd. küst f., mnl. kust f. u. m., afries. kest f. (danach über Pl. -en mnl. keste), ae. cyst f. u. m., an. kostr m., dän. kost (kaaste), altes Abstraktum zu kiesen, jedoch nicht so reich u. vielfältig belegt wie 1Kür; zur Etymologie vgl. NlEtymWB. 371, deVries,AnEtymWB. 327
I 1
Einschätzung, Dafürhalten
- er ist nâch miner küste ein der vorderste manum 1200 U.v. Zazikhofen, Lanzelet, hg. K.A.Hahn (1845) V. 1336
I 3
das Auswählen, Entscheiden
vgl.
kusten (I 2)
- habde thero custes giuuald, huar imu an themu lande leobost uuâri uuesanne1. Hälfte 9. Jh. Heliand6 V. 2696
- aelectiones cust9. Jh. AhdGl. II 117Faksimile - digitalisiert von der ULB Düsseldorf
- ðonne beoð gesomnad ... þa clænan folc, Criste sylfum gecorene bi cystum2. Hälfte 10. Jh. (Hs.) AgsPoetRec. III 37
- wann ouch die geste oder koufflúte die summe su dann in in dem rechten kust des ersten slags gekosen hant, so sollen darnach die winsticher underston zu tegdingen und zů reden umb den nachkouff des nochgonden slags1459 SchlettstStR. 1022Faksimile (ca. 78 KB)
II 1
das Vorzügliche, Beste (vor allem ae. belegt)
- wǣpna cyst1. Hälfte 8. Jh. Beowulf(Nickel) V. 1559
- 1. Hälfte 9. Jh. Heliand6 V. 1677
- delectus chust11. Jh. AhdGl. II 702Faksimile - digitalisiert von der ULB Düsseldorf
II 2
gute Beschaffenheit von Menschen (Tugend, Ruhm) und Dingen (rechte Art, Wert)
- swylce self cyning of brȳdbūre ... tryddode tīrfæst getrume micle, cystum gecȳþed1. Hälfte 8. Jh. Beowulf(Nickel) V. 923
- innan thines herzen kust ni laz thir thesa woroltlustum 868 Otfrid5 I 18 V. 41 [ebd. IV 37 V. 9]
- exestimationem chust. odohliumunt9. Jh. AhdGl. I 103Faksimile - digitalisiert von der ULB Düsseldorf
- estimatio ahta chust9. Jh. AhdGl. I 278Faksimile - digitalisiert von der ULB Düsseldorf
- um 1000 Notker(Sehrt-Starck) I 3 S. 350
- ouch was ez kürlicher kust: hin vor dem satel und vor der brust da stuont ez ... rehte wolum 1210 GottfrStraßb.(Weber) V. 6673
- durch bresten, den iemen hat, sol er niht stelin iemins gvͦt noch rovben, vnde swer daz tůt, daz ist der sele uerlust. ez mvͦz werden in gvͦter chvst vergolten da niemen mag wenchen daz ist der svͦntag13. Jh. AltdBl. 1 (1836) 369
- kust oder tugent, virtus, oder geslachtVoc. 1482 s.v.
II 3
Wertgegenstand (vgl. TijdschrTaalLk. 14 (1895) 297f.), im jütischen Recht (mit dänischer Schreibung): Sache, Gut, fahrende Habe
- di arsta fang is xviii merck, ende dyn to bisetten mit tilla kesten an dyn eerfnama wald15. Jh. Richth. 386 [vgl. dagegen mith tilla sethem "mit guten Pfändern" WesterlauwersR. 428]Faksimile (ca. 171 KB)
- kaaste danice, ein gar gemeine wordt, heisset auff teuͤtsch allerhandt beweglich gudt, vnd dinge, das einem manne abgenommen vnd gestolen werden kan1590 [Blasius Ekenberger,] Repertorium alphabeticum ... oO. oJ., beigeb. an JütLow 1590 (Expl. der UB Hamburg) s.v.
- stilt de deeff weiniger alse eine halve marck kaaste vnd wert darmit begrepen unde tho dinge gefoͤret: so is he werdt, dat men em ein deeves-marck brenne1593 JütLow.3 II 90 § 1Faksimile (ca. 123 KB)
- doch schal de, de solcke [gestohlene] kaaste, dat is, dat gudt under sinen henden hefft, vor datsuͤlvige gudt boͤrge blyuen beth tho dem negesten dinge1593 JütLow.3 II 96 § 4 [ebd.ö.]Faksimile (ca. 116 KB)
III 1
(von allgemeiner Verbindlichkeit:) Beliebung, gesetztes Recht, Satzung, im friesischen Rechtsgebiet Bezeichnung für eine der 17 gemeinfriesischen Küren, gelegentlich formelhaft mit 1Kür verbunden
- deer lest ma wt dae brieuwe sauwen kerren ende sauwentien kesta ende fiouwer ende tweintich landriochta ende sex ende tritich sinnethriochte11. Jh.? (Hs. 1464) WesterlauwersR. I 134
- um 1300 RüstringerR. 34 u. 38
- um 1300 HunsingoR. 30
- 14./15. Jh. VerhGron. VI 692
- thet iste forme kest efter kere allera fresana andes kenenges Kerles ieft14. Jh. EmsigerR. 18
- dusse konning setten der konningk ghaue aller fresen kust vnde lantrecht vnd koer1525 OstfriesRQ. 149
- de erste kust offt koer1525 OstfriesRQ. 150
- hijr beginnen die soventijn kesten, de koeninck Karel allen fresenn overgaff2. Hälfte 16. Jh. VerslOudeR. 1 (1885) 363
- 1779 TijdschrRG. 25 (1957) 216 u. 250
- sol man usstragen, was von wat ist oder harnesc, das zu sinem lib gehört, und sol im einen fal geben nach der geburen custoJ. Südbaden/GrW. I 361Faksimile (ca. 241 KB)
III 2
(von persönlicher Verbindlichkeit:) Wunsch, freiwillige Verpflichtung Wille, Befehl
- that ist thegnes cust, that hie mid is frâhon samad fasto gistande1. Hälfte 9. Jh. Heliand6 V. 3996
- in deser ghelike sake vergaderden sy in elken jare na den custe, ende quamen dare up eenen berch14. Jh. MnlWB. III 2227Faksimile - in Google Books
- 1. Viertel 15. Jh. D. Potter, D. minnen loep, uitg. d. P. Leendertz, IV (Leiden 1816) V. 1036
IV
Entscheidungsfreiheit, Wahlmöglichkeit
- ic þe cyst abead9. Jh. Genesis V. 1919/AgsPoetRec. I 58
- dat hij ... des saterdeis den mondschet twischette laesta iefta an stride iensstaen iefta dae tredda kest hael bodeldeel benida dae balkem2. Hälfte 11. Jh. (Hs. 1464) WesterlauwersR. I 78
- 1404 WesterlauwersR. I 624
- een yegelijk sal daer wyven hebben en maegden ende sal die magt ende kust altoos hebben met hen te liggen ende te zijn1462 MnlWB. III 2226Faksimile - in Google Books
- ief hiose aeck wrbaernt, soe aegh hy dine ker hor hyse hangie soe hyse haudie, so hyse drinse so hyse baerne soe moet hise fiarda kest, iefta toe him nima, ief hit him di wisa prester reth15. Jh. Richth. 104Faksimile (ca. 164 KB)
V
Eid zur Beglaubigung einer Aussage vor Gericht, vgl. kusten (II) und TijdschrTaalLk. 14 (1895) 296
vgl.
Kustbot (II),
Kusteid
- dio kest aegh neen tamen her schel ma oppe loegh weddya dis ora deys1480/81 JurFris. I 186Faksimile - digitalisiert vom Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ)
- ende niemant niet hogher te becommeren dan op een kest ende wie hogher wil dan een eedt, die sal spreken in dat loech, daer die beclaechde woenachtich is, of daer die copenscap gheschiet is, ende den clagher of beschadichden des vierde daghis vol rechtis toe behelpen1484 Schwartzenberg I 725Faksimile - digitalisiert von der Universitätsbibliothek Heidelberg