Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): kusten/Kusten

kusten

, v., küsten, v.

mnl. custen, afries. kesta, ae. cystan, von Kust in verschiedenen Bed. abgeleitet (vgl. vor allem van Helten/TijdschrTaalLk. 11 (1895) 293ff., NlWB. VIII 620), aM.: zu Kost oder 1kosten, 2kosten (vgl. SchweizId. III 555, TijdschrTaalLk. 7 (1887) 311-314, MnlWB. III 2228, Kluge20 397, Holthausen,AeEtymWB. 68)

I vorwiegend alemannisch belegt
prüfen

I 1 versuchen, im Ahd. auch wertachten, preislich einschätzen; in Rechtsquellen: prüfen und feststellen durch einen amtlichen Schätzer
  • adpreciatus sum kechuster wart, gichivst wart
    12./14. Jh. (Hs.) AhdGl. I 686
  • so die wynschätzer den wyn küsten. wer syn wyn lat küsten oder schätzen, der soll syn wyn gëben um den pfennig, als er im 'küst' t und geschätzt ist
    um 1470 Obwalden/SchweizId. III 555
  • wo eim ... von vech schaden beschicht vnd einer nit weis, wes vech das tan hat, so sol er den schaden angentz lassen besechen vnd kusten 
    1490 LuzernRQ. II 286
  • vor 1525 ObwaldenLB. 67
  • der schädiger soll, nach dem und der schad ist und die geschwornen küsten und erkennen mögen, [denselben] abtragen
    1568 Aargau/SchweizId. III 555
I 1 a
gleichbedeutend ist die Weiterbildung kustern 
  • es soll kein wiert einichen wein einlegen one vorwissen eines ambtmans oder daryber verordneten bevelchhabers, welche alsgleich bei iren ayden die wein kustern, eich ersehen und, was jedes faß haltet, vleißig beschreiben [sollen]
    1600 WürtLändlRQ. III 556
  • 1614 Reyscher,Ges. XIII 28
  • oJ. SchwäbWB. IV 876
I 2 aussuchen, wählen
  • wann die gemeyn slag gemacht wurt und die koufflut kusten wellen, so sollent su [winsticher] die koufflut ungevarlich die gewonlichen gemeynen genge durch den bann fúren ... und die koufflut selber lassen kyesen
    1459 (Abschr.) SchlettstStR. 1022
II nur mnl. belegt

II 1 befriedigen, zufriedenstellen, Genüge leisten
II 2 zu einem Bekräftigungseid auffordern; vgl. MnlWB. III 2230
  • dairna seit A. mit sinen taelman: dat hy sijn smarte heerer wil also nauwe als hi weet hoe hy dat doen sal mit recht. die rechter vraechts vonnes. tvonnes wijst mit eenre custinghe. die rechter vraechts vonnes wie A. sculdich is te custen? tvonnes wijst: als B. niet ter antwoirden en is, dat die rechter sculdich is A. te custen
    Anf. 15. Jh. BrielRb. 163
II 3 (refl.) sich von der Anklage durch Eid reinigen
  • sullen die hoefthebbers die ane spreken hem custen mit hem vyften van sinen maghen tote hem, die si kiesen sullen, dat hi noch sine vrienden bi sire wete in ghienen van al desen ... perlament gheweest heeft
    1312 Mieris II 661
III zu Kust (III 1) mit einer Bedeutungsentwicklung von "Vereinbarung" zu "vereinbartem Kaufpreis": erwerben, kaufen, bezahlen; afries. u. ae. belegt, im Mnl. vgl. Kustbot (I) u. Kusten 
  • se penig wæs swa ifel þæt se man þa hæfde at an market an pund he ne mihte cysten þær of for nan þing twelfe penegas
    1. Hälfte 12. Jh. AgsChr.(Plummer) 254
  • 1. Hälfte 12. Jh. AgsChr.(Plummer) 255
  • ghoeth, der H. ... kapeth, ende kest, fol bytalath hath
    1427 Schwartzenberg I 475
  • Y. dat land van my keste off cofte
    1461 Schwartzenberg I 602
  • 1472 Schwartzenberg I 618
  • van de groteste bote dar men vervecht ... dat steenhues ende dat holten hues to ene dethinge to kestane by den olden lantrechte al lyke longe to stondane ende de sete fry by tha gelde
    oJ. Fredewold/Richth. 378
unter Ausschluss der Schreibform(en):
unter Ausschluss der Schreibform(en):

Kusten

, f. u. m.

nur mnl., dem folgenden Stichwort sprachlich nah (vgl. MnlWB. III 2230 u. TijdschrTaalLk. 11 (1895) 299)
auf verkauftem Gut liegende Verbindlichkeit in Form von Kaufpreisraten
  • dat nyemant clagen en mach ... over custen, ten si van erfcusten, dat yemant anders clagede, dat waer een boet van twe schellinghe
    1317 Mieris II 736
  • soo wanneer yemant den anderen costen schuldich es van huys ofte lant, ende den dach van betalinge een maent overstreecken zijnde, soo mach dengene die kusten comt, denselven custen dwarsnachts doen uutleggen by den gerechten om den minsten penninck op te veylen, elcke dach zijn gehelt vant gene datter alsdan by den richter belooft wort op dachgelt, alsoo lange deselve kusten ten vollen betaelt wort
    1. Hälfte 15. Jh. WestfriesStR. II 359
  • soe wie een ander sijn woerden hout van custen uut te leggen, die sal dairvan hebben elke rechtdaghe een stuver
    Mitte 15. Jh.? WestfriesStR. II 62
  • 15. Jh. WestfriesStR. II 212
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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