Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Mal

Mal

, n.

mnl. auch m. und f., pl. male, mäler, mnl. malen; zur idg. Wz. *mē- "etwas abstecken, messen"; got. mēl, ahd., as., mhd. und mnl. māl, afries. mēl, mnl. mael, nl. maal, ae. ̄l 

I Zeichen zur Kennzeichnung

I 1 Zeichen zur Kennzeichnung einer Grenze, eines abgegrenzten Gebietes; metonymisch auch der mit einem Grenzzeichen versehene Malbaum (I) und das umgrenzte Gebiet
  • hiͤ vort geyt an diͤ bewisunge unde diͤ mayl, diͤ bewist sint
    1319 SiegenUB. I 91
  • beyde gerichte ... sollen nach ihren alten mahlen vnd grentzen, wie von alters gewest, gescheiden seyn
    1499 Haltaus 1298
  • da gingen dieselben [pauern] ire reine unter und ir mal, die sie verzinst ... haben iren herren
    vor 1524 LeipzigSchSpr. 450
  • wellicher bosslich ... ein vnndermarckung, raynung, mal oder marchstein verruckt, abhawet, abthut oder verenndert, der sol darvmb peinlichen am leib ... gestrafft werden
    1532 CCC. Art. 114
  • wollen wir, das derjenige, so ein marckstein außwerffen, oder ein leche vnd mahl abhauen wurdt, fur peinlich recht gestelt [wird]
    1562 CCNass. I 1 Sp. 198
  • 1624 SPantaleonUrb. 510
  • zwey grase-gaͤrten ... in ihren graͤntzen und mahlen gelegen
    1704 Klingner I 481
  • befehl, die setz- und erneuerung derer zu grunde gegangenen mahle und steine an den landes-graͤntzen betreffend
    1721 CAug. I 1942
-- daraus entwickelt: ein mit Zeichen für den Holzeinschlag abgegrenztes Waldstück, vgl. (mit anderer Interpretation) Holzmal (I) 
  • jeder holzman, so ain völlige anlegung im holzwerckh thuen wölle, mit anderhalb befreyten möhleren versechen sein sole
    1649 ArchVorarlb. 7 (1911) 58 [ebd. 62]
I 2 der Marktfreiheit in einer Stadt
  • sol von denen buͤrger-gesellen oder verkaͤuffern nicht vor dem thor sondern innerhalb bey dem gesetzten mahl alles gefeilschet ... werden
    1715 CCPrut. II 331
I 3 einer Zollstelle
  • ein iglich furman der mit sinem wagen ... vmb lon furet vber zolles mal hinus oder herein, ... der gibt ein schilling pfenning
    1348 HohenloheRB. 30
I 4
einer gerichtlich festgelegten Entfernung
  • dar na vatet he [def] dat hete gloyende jseren vp, vnde drecht dat vppe dat mal, dat dar to besceden is
    um 1342 BrschwUB. I 29 [vgl. 1447 unter III]
I 5 einer bestimmten Warenqualität; nach dem Zeichen wird auch der Ort der Kennzeichnung benannt
  • wer ain linwatůch malot, der git von ieglichem smalen tůch, das das maul behept, es si das gross oder das klein, 1 den., der burger ist
    1396/1406 IsnyStR. 145
  • ez sol och kain ledergerw kain vel noch kain hut von im geben, die gêrwt sigint, ez koment vor die schôwer daruͥber und zaichnent das mit der burger mâl 
    Ende 14. Jh. LeutkirchStR. 51
  • 14./15. Jh. SGallenRatsSatzg. 67
  • 1407 IsnyStR. 170
  • 1542 Meyer,Handelsmarke 55
I 6 von Vieh
  • wyllen se wat vorkopen, so wyset men em de swyne van wat worpe se se nemen solt sunder malen, so dat wy unse koerswyne allyke woll beholden
    Ende 15. Jh. CTradWestf. I 198 [ebd. 200.]
I 7 einer rechtlichen Zugehörigkeit (Wappen oder sonstiges Familienzeichen)
  • hantgemal dat is dat gerichte, dar he schepen tu is ... darumme -- dat he, eder sine elderen mit der hant dar tu rechte gesvoren hebben, dat si des noch mal hebben, dat is warteken an deme stule, dar si up schepen werden
    nach 1325 SspLR. Glosse zu III 26 § 2
I 8 den fus by dem mal setzen formelhaft als Bekräftigung: "auf etwas beharren", vgl. DWB. IV 1, 1 Sp. 980
  • [die Beschuldigte bestreitet, eine Hexe zu sein und] will dem, der mich des belumet, den fus by dem male setzen, vnd myn ere verantworten
    1505 Horst,ZauberBibl. 218
II körperliches Merkmal
vgl. Meil

II 1 sichtbare, aber nicht offene Verletzung als Beweis für eine Körperverletzung
  • [ich] sollichin geworchten frede an yme nicht gebrochin habe met keynem zcoyteregeschreye nach met slegen, blutrunst addir blauw mal addir wunden
    1474 PössneckSchSpr. I 170
  • [eine Anklage wird zurückgewiesen] seintmal die tat nicht beweislich ist an wunden oder an anderen malen 
    vor 1524 LeipzigSchSpr. 321
  • etliche halten, das geschlagen vnd geworffen mal, wo die aufflauffen oder wunden sein, moͤgen peinlich geclagt werden
    1541 König,Proz. 159v
II 2 Hexenmal, Teufelszeichen
  • [die der Hexerei Beschuldigte wird befragt,] woher sie das mahl oder stigma auf dem rücken, darein sie keine empfindlichkeit gehabt
    1655 Wilhelm,HexProz. 79
  • wie der teuffel zuzeiten seine hexen bezeichne und ihnen mahle antruͤcke, damit sie bey ihme desto standhafftiger verharren muͤssen ... frag, ob dann solche mahle gewisse gruͤnde sind, daß man unfehlbar darauß koͤnne schliessen, die beklagten personen weren der zauberey schuldig
    1668 Praetorius,Blockes-Berg 408
III aus der Bedeutung "Merkzeichen" weiterentwickelt zu "Maß(einheit), Entfernung"
IV die Bedeutung "einer von mehreren Zeitpunkten" wird in MnlWB. IV 965f. auf die Bedeutung "einer von zwei Teilen, in die der Markttag geteilt ist, ein halber Markttag" zurückgeführt; ziin mal houden etwas eine bestimmte Zeit lang auf dem Markt zum Kauf anbieten
  • voert waer enych man ofte wijf, die wilde ganze, wilde voghelen ... ter marcte brochte . .., die zel zelve ziin mael daermede houden; dat is te verstaen: van des morghens te middaghe toe ... ofte vanden myddaghe ten avont toe . ..
    1391 UtrechtRBr. I 202
  • [ordinancie van den vleyschhouwers, hoe langhe dat si hoir vleysch ter banc houden sullen] van meije selmen houden tot sinte Lambrechts daghe toe drie malen, ende van sinte Lambrechts daghe tot meijendaghe vijf malen 
    um 1400 LeidenKb. 91
  • so wie visch vercofte voir mael verbuerde 12 sc.
    1406 LeidenKb. 54
  • so wat vysch, die men brenghet op die marct, die te hebben op die marct een mael, also verre als hij goet is
    1408/14 NBijdrRgel.2 2 (1876) 80
  • um 1415 NijmegenStR. 21
  • een coepman van buten zel mit zijnen visch eyn mail moigen houden binnen onser stadt zonder becroen
    1445 UtrechtRBr. I 355
  • das si die toten visch nit mer denn ein merckt oder ein mal veil habint vnd verkouffent
    1459 BernStR. II 1 S. 85
  • soe wat visch die siin male ter marct gheweest heeft, die en salmen daer en tenden niet weder vorsch noch ghesouten ter marct brenghen
    15. Jh. NBijdrRgel.2 3 (1877) 38
  • des sullen zij [vleeschouwers] bliuen in die halle staende iii vren lanc, ten wair dattet mael eer gedaen wair ... ende nyemant en sal voir tmael off onder tmael bynnen zijnen huse vlees vercopen
    15. Jh. NBijdrRgel.2 3 (1877) 41
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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