Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Mannschaft

Mannschaft

, f.


I lehns- und leiherechtlich

I 1 Rechtsakt, durch den ein Lehns- oder Abhängigkeitsverhältnis begründet wird; vgl. HRG.1 II 225; auch: die lehnsrechtliche Beziehung des Lehnsmannes zum Lehnsherrn; lateinische Äquivalente: hominium, homagium 
  • na des vader dode binnen jar unde dage kome de sone to sime herren, unde bede eme sine manscap mit gesameden henden
    1224/35 Ssp.(Eckh.2)Lehnr. 22 § 1 [ebd. 23 § 1 u. 54 § 2]
  • swelk gut deme manne ane manscap gelegen wert, dat ne het nen recht len, alse dat gut dat de herre sime denstmanne liet ane manscap to hoverechte
    1224/35 Ssp.(Eckh.2)Lehnr. 63 § 1 [ebd. 64 § 1]
  • ban liet men ane manscap 
    1224/35 Ssp.(Eckh.2)LR. III 64 § 5
  • he gaf sich in des vinds gewalt, he ded im manschaf in sin hende
    um 1230 Marienlob/BiblLitV. 281 V. 624
  • nach 1230 R.v.Ems,GGerhart V. 6195
  • alle dy der vatir nennet zu gezůge vor dem richtere uberalle di sache ... di sůln des nicht vberig werdin durch manschaft [im lateinischen Text: consanguinitate, andere deutsche Lesart: mageschaft] noch durch keiner hande ding
    1235 Mainz/CorpAltdtOrUrk. I 14
  • van der hulden en sal ich nit sceiden die wile si leuet mar so wanne si en is so bin ich los vnd ledich van der manschaf 
    1273 Rheinland/CorpAltdtOrUrk. I 209
  • 1281 MGConst. III 270
  • wan wir de selbe gůt ze lehen hatten von dem rîche, do gaben wir die manschaft ûf an chuͥnig Růdolfs hant von Rome
    1298 ZürichUB. VII 37
  • tue knapen biseten en ghut van erem rechten, echten vadere in manscap iar vnde dach vnde dritich iar
    um 1314 MecklUB. VI 125
  • de dochter darf nen gut entvangen unde nen manschop plegen, wente se en heft nicht meer, men liftucht an eres vaders erve
    1315 Bunge,Rbb. 60
  • tinsgut is noch eigen noch len noch erve, doch liet man dat imme lande tu Sassen ane manscap deme di dat kopt, dat is aver nicht wen ein teiken, dat dat des heren wille si
    nach 1325 SspLR. Glosse zu III 79 § 1
  • daz heisset manschaft, daz einre sich dem andern zinshaft machet umbe daz er in beschirme oder verantwerte als sinen eygen diener oder sinen eigen man
    1346 SpeyerUB. 218 Anm. 3
  • 1347 MGConst. VIII 262
  • het ne zal niement maninghe ontfaen, kennessen draghen noch over vonnesse staen, hine hebbe eerst mansceip ghedaen of fyauteit ghezworen
    vor 1350? CoutBourgBruges III 208
  • wille't denne di din here ungekusset ligen, dat het ane manscap, so vrage eft din here icht to rechte scole dine manscap nemen. dat vindme; wente dat were anders nen recht len, lege't di din here ane manscap 
    2. Hälfte 14. Jh. RichtstLehnr. 22 § 5
  • wij ... bekennen, dat wij ... lossledige mannen worden sijn des ... hertogen van Gulich ... oich en soelen wij dese lossledige manschap ende verloffnisse ommermeer up moegen seggen omme gheenrehande saken wille
    14. Jh.? CDNeerland. II 3, 1 S. 298
  • vnser iglicher magh [die Burgen] gebruchen zo synen noden wyder allermenlich, ane alleyne weder die ghene, den wir ... mit manschaf bewant sin
    1457 Nassau/Arnoldi,Beitr. 22
I 2
die Rechte des Lehnsherren aus der lehnsrechtlichen Beziehung, insbesondere im Zusammenhang mit Veräußerungen vorkommend
  • curiam ... et hominium quod vulgariter manschaft dicitur ... contulimus
    1267 MCarinth. IV 663
  • mit dinstin ffronen tryfftin weyden czinsen manschafft vnde lehenschafft
    1274 Plauen/CorpAltdtOrUrk. I 227
  • 1284 WirtUB. VIII 441
  • daz ich ... verchavft han minem vetern ... alle die manschaft die ich han von minen vodern
    1303 BrixenUrk. I 84
  • 1311 WetzlarUB. I 324
  • 1322 MGConst. V 542
  • dominia seu proprietates et homagia, que theutonice manschaft appellantur
    1325 ForschTirol 1 (1904) 15
  • wir ratmanne ... vorckouffen ... das dorff B. ... auszgenomen die lehenn der manschafft, dy wir obir andir güter etzlicher unser mittebürger haben daselbst
    1325 CDBrandenb. I 23 S. 23
  • die ... herschaf, gerichte, gůt und manschaf ... sullen wir ... nummer an ander herren ... gewenden, dan an den ... grebin
    1327 SiegenUB. I 104
  • swenn zwen lehenherren mit einander chriegent umb ein manschaft, die si leihen suͤllen, daz sol dem unschedleich sein, der dez gůtz pei nutz und pey gewer ist
    1340 MünchenStR.(Dirr) 356
  • alle unser manschaft, recht und lehen, die wir von des reichs wegen als eyn romischer kunige haben uff dem hofe
    1348 HMerseburgUB. 876
  • wir ... vnser burk . .., manschaft manlehenschaft burklehen vnd burklehenschaft ... ze kauf geben ... haben
    1353 MWirzib. VI 59
  • alle die mannschafft und mannlehen in den ... lande zu W .
    1373 CDBrandenb. I 1 S. 303
  • habin sie daselbins vaste vorlente gut unde manschafft unde dinst
    um 1380 WeimarRotB. 69
  • 1387 ChartPierreGand II 104
  • 1390 Fulda/ZRG.2 Germ. 11 (1890) 175
  • A.M., unser herschaft frowe ..., hat och ir selben ... vorbehept alle ir manschaf oder manschilling, alle ir manlechen der herschaft und waz manlechens recht ist
    1393 Niedersimmental 13
  • haben wir ... daz ... haus ... zu dem ... kloster ... geaigent ... und verczeihen uns auch gaͤnczleich der manschaft, die wir darauf gehabt haben
    1411 FRAustr. 59 S. 207
  • dat slot van A. ... mit horen geesteliken beneficiën, weerlike lenen ende manscappen 
    1449 Fruin,KlSteden II 13
  • so hette da zů W. ein herrschaft von Kyburg nüt anders gehept, denn die mannschaft und den reißzug
    1470 QSchweizG. I 32
  • wenn jemanden ein lehn mit seinen lehn- und mannschaften verliehen worden: so ist dem vasallen die lehnsherrlichkeit über die davon abhangenden aftervasallen mit übertragen
    1794 PreußALR. I 18 § 37
I 3 Lehnstreue
  • Gâwein swuoren si dô / hulde unde manschaft 
    um 1230 HeinrTürlinCrône V. 9971
  • dise ... manneschafft vnd dienstlichkeit han ich ... mit ... vffgehoben fingern ... gesworn
    1392 Lehmann,PfälzUrk. 117
  • dine manscap, dat is de truwe de twischen di unde dineme heren sin scal
    2. Hälfte 14. Jh. RichtstLehnr. 22 § 5
I 4 das Lehen selbst
  • dc wier deni herrin H.v.L. vnd alle sin nachkomen ledich haben gilazen aller der gilubide vnd aller der eide die sie vͦnse ... ie gitatent von der mansapht von L. alde von demheini andern manlehin
    1267 Konstanz/CorpAltdtOrUrk. I 150
  • comitiam ... cum universis et singulis bonis ... et specialiter hominibus, nobilibus, popularibus, bonis infeudatis, quae mannschaft vulgariter nuncupantur
    1286 Hormayr,Beitr. II 166
  • di manschaft di vmme L. gelegin ist, di von aldire von der langraueschaft zu Duringen zcu lehene gegangin hat
    1358 Michelsen,Rdm. 513
  • 1425 Gaupp,SchlesLR. 203
  • achterleenen ofte manschepen 
    1780 CoutFurnes IV 142
I 5 eine festgesetzte jährliche Leistung des Lehnsmannes an den Lehnsherrn; vgl. MnlWB. IV 1140 mit weiteren Belegen
  • [Einnahmeliste aus Lehen:] H.d.S. van T., in V. xii s. ghelts aen manscap 
    1281/84 HollandOrkB. Suppl. 185
  • C.B. es houdende ... een leen ... met neghen manscepen, dats te wetene eenen man staende te eenen paer hantscoen ende te eener geschelder roede; item een ander manscip staende te eenen schaetse ende een paer hantscoen; item 7 andere manscipe daeraf de sesse staen te vullen coope
    1539 MnlWB. IV 1140
II militärischer Dienst eines Lehnsmannes oder sonst Abhängigen
  • ab einer mannschaft tut, mit wie viel personen er sie tun soll
    1370 Zips Art. 53
  • setten vnd latin ... dy gantze vogedie ... sunder alleyne ma[n]schap, orsedenst
    1371 MecklUB. XVIII 82
  • ten desen leene plaghen toe te behoorne xx manscepen voor dorloghe van Vlaendren
    1421 CoutBourgBruges I 104 Anm. 3
  • nach dem aber ... vil wonheuser in der stadt abgangen, dadurch der oberkeit die folge vnd manschaft ... entzcogen
    1540 JenaStO. Art. 56
III Mannschaft (I 1) als Sühneleistung
Sachhinweis: HRG.1 II 228f.
  • dit es, hoe men manscepen ende eeden doen zoude van mans doden
    1. Hälfte 14. Jh. AardenburgRbr. 261
  • enes mannes beteringhe, de slagen wirt, de scolen sine sone unde sine dochtere like delen, de wedewe des mannes behalt kindes del an der beteringhe. de andere beteringhe, manscop unde rigissche vart ..., dat scal man vorwisnen dem neysten swertmage
    1353 OsterwieckStB. 3
  • 1377 BudweisUB. 144
  • alle voetvalle ende manscappen zegghen wi up allen ziden quyt
    1380 Mieris III 366
  • wert en man dot geslagen vnd valt dar gelt af vor de beternisse dat gelt schal man geven sime echten wive. lovet man aver manschap vnd vntruwen lovede vor den totslach de scholet des doden mannes brodere mede vntfangen
    14. Jh. Ssp. Lehnr. Lüneb. Fragm./DArchMA. 17 (1961) 258
  • wer manschaft nemen sal. woe man einen todtschlagk vorbessert, doe sal niemandt manschaft nemen den vater und brueder und bruederkinder. were es, das der ohn gebreche, soe sollen danach die nechsten manschaft nemen
    14. Jh. EisenachStR. 53
IV als Kollektivbezeichnung, vereinzelt auch für eine männliche Einzelperson

IV 1 bezogen auf einen Herrn

IV 1 a Ritterschaft, Lehnsleute (I), auch in ihrer Funktion als Richter im Lehngericht 
  • welch herre manschaft hat, die lehen von im habent, und der herre abstirbt, die sullen ir lehen nicht verliesen gen seinen kinden
    1278? ÖLR. Art. 29
  • Ende 13. Jh. MagdebGBl. 21 (1886) 407
  • wir die manschaft ... miteinander geteilt haben, also daz unser einer als vil als der ander derselben manne hat
    1388 ZGO.2 3 (1888) 107
  • 1393 WeimarRotB. 96
  • 1396 HanseRez. IV 327
  • 1405 CDSiles. II 49
  • de heren mit oren manscoppen unde steden
    1412 HildeshUB. III 241
  • 1416 Neumann,MagdebW. 5
  • 1437 FreibergUB. I 155
  • myt edelman ritteren knappen ridderschap unde mannscap unde ghemeijnen steden dosses ghestichtes van Münster
    1446 Behnes,BeitrMünster 668
  • 1. Hälfte 15. Jh. Beweisung 364
  • 1458 WienCopeyBuch 157
  • ist verzeichnet die erbare mannschafft aus allen aemtern, wie stark sie dienen, wie sie heissen und wie sie gesessen sind
    1486 Sachsen/Lippert,Lehnb. 154
  • 15. Jh. BeitrWerden 10 (1904) 116
  • 15. Jh. Fruin,Dordrecht I 208
  • vorlassen auch ... alle vnser ritterschafft, manschafften vnd vndersaßen ... aller eyde
    1520 RevalStR. II 135
IV 1 b
Hörige, Grundholde, Zinsleute, Bergarbeiter, auch Freisassen, allgemein Untertanen; zur Abgabenerhebung oft die Familie mit dem männlichen Familienoberhaupt
  • wir habin ouch dy ... guter mit der manschafft, dy dar in gehoren, in geheiter dingstad vor gerichte an sy gewiset
    1460 Thüringen/Schöttgen-Kreysig I 818
  • 1461 MBoica 25 S. 291
  • froͤnen auch die ... dorfer nicht nach den lehen und hwͤeben, sunder nach der manschaft 
    1464 CadolzburgSalB. 250
  • 1464 QStBayreuth 65
  • ein gütlein ... ist wüste, solte doch bezymmert und dem spital mit einer manschaft besatzt werden
    1467 QStBayreuth 96
  • des closters erbar manschafft unnde arme manschafft 
    1487 PforteUB. II 320
  • 1494? Franken/GrW. VI 54
  • der herschaft nutz wär es, daß daselbst vor dem sloss mehr manschaft gemacht würde zu nutz dem sloss ... also daß man die ließ frey sitzen
    1499 ArchOFrk. 43 (1963) 107
  • damit auch die pergkhwerch allenthalben dest fruchtperlicher erpawt, vnd vnnser fron vnnd wechsl zusambt den mannschafften in aufnemen gebracht werde
    1517 MaxBO. Art. 25
  • 1525 ElbogenUrb. 43
  • 1532 Steiermark/ÖW. VI 280
  • 1553 FerdBO. Art. 114
  • 1575 WürzbZ. I 1 S. 95
  • der richter soll ... dem armen als dem reichen recht und gerecht halten, damit ... die mannszucht und mannschaft gemert ... werden
    um 1650 NÖsterr./ÖW. VII 906
  • 1659 KirchheimW. 17
  • 1677 HessSamml. III 85
IV 2 wehrtaugliche oder bewaffnete Männer, offen zu IV 1 

IV 2 a militärisch
  • extrakt der mannschaft im ganzen land der grafschaft Tirol
    1604 Stolz,WehrverfTirol 103
  • articulsbrieff worauf die geworbene mannschafft zu fueß ihrer churf. gn. zu Maintz ... schweren sollen
    1655 BeitrMainz XIX 63 Anm. 231
  • 1664 Hartmann,WürtGes. II 318
  • von aller mannschafft, so das sechszehende jahr erreicht und darüber ist ... eine allgemeine eidtliche huldigung auffnemmen zu laßen
    1695 BernStR. VI 1 S. 467
  • diese freye reichsbauren ... geben allein reichssteuern und stellen zur reichsarmee ihre mannschaft 
    1785 Fischer,KamPolR. I 771
  • 1798 Grolman,KrimRWiss. 291
IV 2 b mit Geleit- und Ordnungsfunktionen
  • 1730 BernStR. VII 1 S. 396
  • das geleit ... zerfaͤllt ... in das lebendige und schriftliche, je nachdem es entweder durch mannschaft, durch geleitsreuter geleistet wird, oder durch eine schrift
    1801 RepRecht VII 316
IV 3 männliche Bevölkerung
  • welchi artickel ... offenlich an einer lanzsgmein von gmeinen lantlüten, was an mannschaft von vierzechen jaren uf ist gsin, ... beschlossen war stet zu halten
    1558 Obersimmental(BernRQ.) 99
  • solle jeder obmann dieser landschaft solche [verordnung] in seiner gemeind vor die samtlich darzu versamleten mannschaft bringen
    1790 Niedersimmental 204
IV 4 Menschheit
  • dusse swaren orvede also to holden lave yk ... by landes leghe, by manschop levende, by waninge der stede
    1415 RostockUrf. 181 [irrig W. Ebel ebd. 125: wie Mannschaft (III), vgl. Land I 1]
V Handwerkerversammlung
  • 1486 KamenzUB. 117
  • [die hantwergke] mogen ... in der wochen, welchen tag en das libit, tringkin unnd die manschaft haldin
    1490 KamenzUB. 125
  • schall kein meister mit sinen knechten mannschop macken edder holden
    1582 HambZftRolle 122 [hierher oder verlesen aus: 1Maatschaft I 4)?]
VI Versammlungsort von Kaufleuten in Brügge
VII zum Mann gehörendes Vermögen, Mannlehen (I) oder (als Fahrhabe) das Heergewäte (I) 
  • der man sol ... ouch geben, wäm er will, so er in das todbett kompt, sin fry manlechen oder manschaften, ouch sinen harnesch vnd roß
    1476 KrattigenFrh. 101
  • dass ein landtmann macht und gewahlt haben sölle, seine mannschaft, ross und harnisch zu vergaben wäm er will
    1623 Niedersimmental 111
  • mag der vater vorausnehmen seine freye mannlehen und manschaft; das übrige ligende- und fahrende guth ... theilt sich in zween theil
    1668 FrutigenStatR. 235 [ebd. 243]
  • von der mans freyheit der roß halb. ... wan einem man ... sein eheweib mit todt abgaht, daß derselbig wol mag ein pferdt vor aus nemmen fur manschafft 
    1675 FrutigenStatR. 294
  • 1747 Obersimmental(BernRQ.) 193
VIII Recht zum militärischen Aufgebot
  • [Verkauf] mit zinß guͤttern und nidern gerichten ... daͧselbs minen herren einigen die manschaft, oberherrlickeyt und hochengericht vorbehalten werden
    1534 BernStR. VI 1 S. 373
IX Hausgewalt des Hausvaters
  • es mag ouch ain jetlicher huswürt, diewyl sin husfrow lept, sin mannschaft halten und die kind beraten nach sinem willen
    1559 SGallenOffn. II 565
X im Rechtssprichwort: Bürgschaft von Eideshelfern
  • dat O.A. scholde schweren mit 12 mann siner frunden, dat he den hußbunden nicht kyffen heete, darmede scholde he des doden mannes quyt wesen, wente warschup dat is manschupp 
    1439 Panten,RQNordfriesl. 101
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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