Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Nachbar

Nachbar

, m., Nachgebauer, m.

Bildung aus nah und 1Bauer und 1Gebauer; Nachbar ist jüngere verkürzte Form für die volle Form ,Nachgebaur', verdeutlichende Zusammensetzung für ahd. gebūro, vgl. ausführlich DWB. VII 22 ff. u. 57 sowie Kluge22 496; auch entstellt Nachtbar; Glosse zu vicinus, finitumus 
Mitbewohner, Bezeichnung für eine Person, die in räumlicher Nähe zu einer anderen Person lebt
vgl. Genachbar

I als Mitglied eines Personenverbandes

I 1 Mitglied einer rechtstragenden Personengruppe in der Einwohnerschaft eines Dorfs oder einer Stadt

I 1 a auf dem Land: Dorfsgenosse, vollberechtigter bäuerlicher Grundbesitzer mit Nutzungsrechten in der Allmende (II 4) und mit Dingpflicht, iU. zum minderberechtigten Dorfbewohner ohne Grundbesitz, Nutzungsrechte und ohne Dingpflicht, auch geerbter Nachbar; der Dorfgenosse einer fremden Gemeinde ist der auswendige Nachbar 
  • quemen zwene nackebur uz eynem dorffgerichte yn eyne stat vor iren richter, unde clageten em, do mag er ir richter nicht gesien; wenn er ist do nicht eyn richter
    Ende 14. Jh. GlWeichb. 321
  • schullen dann zu isleichem teͣding di nachtpawrn und holden di auf dem aigen gesessen sind und zu dem panteͣding schuldig sind ze gen, drei sprach haben
    14./15. Jh.? NÖsterr./ÖW. VIII 503
  • man sol den nachpuren und insaͤssen alle wochen ain mal, das ist uff den gůttemtag ain gericht haben
    1471 SGallenOffn. I 214
  • ob ainer uff sinen aignen, ustailten guͤtern holtz ziechen woͤlte, das mag ainer wol tůn, von den andern nachpuren ungesumpt, doch gemainen nachpuren an ir trett und traib in allweg unschedlich
    um 1475 SGallenOffn. II 98
  • wer och das jemandt sich zuo R. husshablich satzte vnd vffgenomen wer mit ains herren vnd der nachpuren wüssen ... vnd der hoffstatt begerti, daruf er ain huss buwen welti
    1495 Sankt Gallen/GrW. I 211
  • ob einem nit wurt daß perkrecht von seinem weingarten, so soll derselbig anruefen den dritten nachbarn; findt er es zu kaufen so soll er ime kaufen
    1521 NÖsterr./ÖW. VIII 157
  • ein jeder cleger der an gericht kompt, ist der ein eingesessener nachbaur, geburet dem gericht von der klag zwey pfennig, ist er aber außlendisch, so gipt er von der klag vier pfennig
    1543 Niederrad 223
  • ob ein frembder mit einem nachbar rechten wolte, soll der frembde das gericht verbürgen und genugsamlich verlegen
    1552 Franken/GrW. III 550
  • es soll ein ieder nachpaur mit seinem gegennachpern der da weingarten hat in der viechtrift den pach ordenlich laiten daselbst
    1560 NÖsterr./ÖW. VII 553
  • hat man ... verkundigt einen neuwen pastor zu kesen, und hat man alle geerbte nachparen beschiden
    vor 1561 BuchWeinsberg II 72
  • wer da zuckt ein meßer in dem dorf, ist er ain nachbaur 72 ₰ zu wandl, ist er aber ein gast ist verfallen 45 kr. 2 ₰
    1561/77 NÖsterr./ÖW. VIII 507
  • im fall auch ein undertan zu Z. sein aichelnrecht ... zu verkaufen gewilt, das er solche im flecken zu Z. seinen nachbauren zuvor anbieten ... solle
    1565 BadW. 291
  • wann ein frembter ußlendischer man will sich hie zu N. niderlaßen und häußlich hieblich wohnen, ist verordnet, daß er geben soll drey gülden den burgermeistern ... umb die allmen, alß wie andern nachbauren der allmen zu gebrauchen
    1573 KirchheimW. 150
  • zu den dreien pantäding da soll auch ein ieder nachpaur kumen ungeladen
    1573 NÖsterr./ÖW. VII 835
  • die nachpaurn sollen alle wochen [drei mallen] ... gehn auf die mietstat und der gmain nutz betrachten und den lohn setzen
    Ende 16. Jh. NÖsterr./ÖW. II 751
  • das ein nachtpaur dem andern ausfriden solle zu rechter zeit als des aigen und dorfs recht ist und von alter herkumen ist
    16. Jh. NÖsterr./ÖW. VIII 6
  • vor allen solle anfangs die schrannen mit dennen richtern, dorfs- und pergsgeschwohrnen auch ältesten nachbauren ordentlich ... besezt werden
    1648 NÖsterr./ÖW. VII 268
  • das ieder auswendiger nachbar welcher in disen gebürg W. weingarten hat, ... alle jahr ... von iedem weingarten vier kreuzer dem richter und seinen geschwornen vor ihre mühe und uncösten auf den tisch lege
    1746 NÖsterr./ÖW. XI 35
  • soll sich kein nachbar unterstehen, einen einwohner auffs dorff zu nehmen, ohne ansagung bey schultzen und gerichten, und der gantzen nachbahrschaft
    1770 (Hs.) ZMarienwerder 49 (1911) 63
  • daß die nachbarn zu N. alle drei jahr sollen umbgehen den burkfridt und freiheit der herrschaft T.
    18. Jh. NÖsterr./ÖW. VII 114
  • wird ein nachbar oder nachbarin denen nachbarvätern ungehorsam seyn, so sollen sie zur zeit des sittags verdienstlich gestrafft werden mit den. 25
    18. Jh. SiebbMunC. 169
  • wird ein nachbar oder nachbarin denen nachbarvätern ungehorsam seyn, so sollen sie zur zeit des sittags verdienstlich gestrafft werden
    oJ. SiebbMunC. 169
I 1 b in einer Stadt: vollberechtigter 1Bürger (II) eines bestimmten Wohngebiets oder Straßenzugs, Mitglied einer Nachbarschaft (I) 
  • who sich ein waffengeschrey erhebet des nachtes, da sollen die nachbaren mit irer where zugehen
    1351 ErfurtZuchtbf. 119
  • nachdehme diese stadt, ist getheylet in vier theyl, sol jeglich vierttel, haben einen viertelmeister, und derselbe hat vier (der) eltesten, und diesen eltesten, sollen zugegeben werden, einem jeden sein zehender und forderst seine nachtbahrn, alle wie sie in der nahende wohnen (und bey einander beseßen sein)
    1527/34 BreslStR. 66
  • [der neu aufzunehmende Nachbar muß eine bestimmte Menge Wein ausgeben] damit wihr [die Nachbarschaft] denselbigen persohnen vor einen nachbahr vnndt freundt fulkomlich ahngenohmen auf gnade der nachbar 
    1582 AnnBrschw. II 1 S. 54
I 2 Ortsansässiger, Gemeindeangehöriger, Mitbürger 
  • wandi wie alli naciburi heizin, die hie in dirri stat sin
    um 1230 MühlhsnRb.2 96
  • ein yder nachber mag schencken wein oder byr an alle insage, sal aber ein yder wirt seinen tranck ... kiesen lassen
    1506 (Hs. 1748) Hessen/GrW. III 377
  • alle die vuytgesetene naebuers, soe buyten der stadt L. geseten zijn ende inden drye prochiekercken binnen der stadt voirs. behoerende, die sullen staen onder beuell ... van recht ende raet der stadt
    vor 1537 LeeuwardenStR. 270
  • das fürterhin in dergleichen begebenheiten die uneheliche nachbahr und gemeinds-mann seyn, und wohnen mögen, wo derselbigen vater nachbahr gewesen ist
    1713 Mohr,GS. 27
II Anrainer, Nächstwohnender oder Grundstücksinhaber in räumlicher Nähe, auch Bezeichnung für den Territorialherrn des nächstliegenden Herrschaftsgebietes, auch für das dort lebende Volk

II 1
allgemein
  • ez sei, daz in [Landesherr] dehein sin nahtgepawr angreiffe, gein dem er vert an sinw gemerke
    1299 v.Minnigerode,Königszins 27 Anm.
  • dy dutschin zcu nokbuer eyn volc, daz waz sere sver
    vor 1320 ÄltpolnRdm.(Mat.) Vorrede V. 38
  • nachbar ist in dem eingeschraͤnktesten verstande derjenige, der an meine graͤnze oder gebaͤude anstosset. mehrentheils werden diejenige vor nachbaren gehalten, die in ihren behausungen des anderen stimme hoͤren koͤnnen
    1760 Hellfeld III 2148
II 2 im Nachbarrecht, im Baurecht und in Beeinträchtigungsverboten jeglicher Art
  • vlechtet [sek] de hoppe over den tun, swe de wortelen in deme hove hevet, de gripe deme tune so he naest moge, unde te den hoppen; swat eme volget, dat is sin; swat in anderhalf blift, dat is sines nakebures 
    1224/35 Ssp.(Eckh.2)LR. II 52 § 1
  • ain igleich man mag aus seinem erb wol venster machen in gmain gassen, aber in seins nachpaurs hoffe mag er nicht venster machen
    um 1330 BrünnRQ. 402
  • de richtere mach nicht erloven venstere up de strate to hengene, ... dat scal erloven de rad mit der neybure willen, den ez scaden mach
    1353 OsterwieckStB. 4
  • dat na desen daghe enich man een steen steen huijs tijmmerde de sal ghelden sienen nabuer de moren tends sijnen rechte van den dorpel eene rode hoghe ende vier rode langh
    1363 KampenStR. I 12
  • alle genge, unnd hemelicheit schall man buwen up siner egenen erde viff voeth vann synen naber 
    1388 FlensburgWillk. 12
  • der man, der synes nackeburs troffe und wasser dorch synen hoff adir husz flisszen hette iar unde tag ane rechte wedirsproche, so musz der vort das also liden
    um 1400 MagdebFr. I 19, 2
  • so we ein huß hefft darvan druͤppe tho der erde felt, de schall hebben buten sinem huse und buten sinen tangen ein quarter einer ellen und dat bleck, en schall sinen naber nicht mit nenen dingen bekuͤmmern
    1416 VerdenStR. 109
  • ob ain güß kümpt und ob indert ainer daz wasser laitt auf seinn nachtpawrn, so ist er wandels verfalln 6 ß 2 ₰
    um 1450 NÖsterr./ÖW. VII 639
  • bout en man hoger dan syn nabuiier, so sal de ander ene goede goote maken laten op syne cost, ende die daar bout, die sal hem thoe hulpe geven voor elcke staversche elne ... een half loot seluers
    15. Jh.? StaverenStR. 187
  • wo jemand zwuͥschen im und sinem naͧchburen ein mur wil uffůren, das der selb sol halbe schatzung geben
    1511 BernStR. VII 1 S. 193
  • von wegen des uberfall, und des der paum ist darf in den paum steigen, und was er mit der hant erraichen mag das soll er abprechen, und das so hinuber veld da soll er seinem nachpawrn den dritten tail davon geben
    1527 NÖsterr./ÖW. VII 94
  • wer mawren wiell, der soll das seinem nachtbahr für den rathmannen laßen wießen, oder sonst mit zweyen nachtbahrn (ihme anzeygen) ein viertel jahr darfür, (ehe er anfaͤnget)
    1527/34 BreslStR. 62
  • wenn zwen nachparn einen paum haben zwischen irer heiser und wenn die frucht zeitig ist, so sol ainer dem ander sagen zum abprechen oder lesen
    1546 NÖsterr./ÖW. VII 82
  • gefaͤhrliche unleidliche handwercke moͤgen in denen haeusern ni*cht angerichtet, noch geuͤbet werden, da sie zuvorn nicht gewesen, ohne der nachbarn willen
    1586 LübStR. III 12 § 12
II 3 bei der Veräußerung von Grundbesitz
  • was vaill wirdt, oder zu mietten ist jn den zwynngen vnnd bennen, hat ye der nechst nachpur der jn der steur ligt, der dess taylet hat, den vorkauff
    1539 Baden/GrW. I 393
  • wann zween weingarten neben einander liegen des vor alß ein weingarten ist gewesen, und wann ainer sein tail wolt hingeben, so solt er seinem negsten nachtparn anfailen
    1592 NÖsterr./ÖW. VII 126
  • die vierte art der losung betreffend, nemlich die nachbar-losung, da wollen wir solche anderer gestalt nicht gelten lassen, als wo sie schon entweder durch besondere gewohnheit und verordnungen, oder durch eine bestaͤndige gewohnheit erweißlich eingefuͤhret ist, und zwar alleine nur in ansehung derer nachbarn, so unmittelbar an das nachbarliche guth anstossen
    1738 HohenloheLR. III 5 § 13
II 4 im Bergrecht: Inhaber der nächstgelegenen Parzelle
  • es ist awch gewonlich unter denselben der genge vindern, dy nachbawern seyn und yre greniczen czusamenstozzen, daz sy sotan gedinge halden
    1406/07 BöhmBergR.(Gelnh.) 229
  • so soll derselb schad [an einem fremden Grundstück] nach erkanntnuß des berckhrichters und zwayer geschwornen, auch zweyer unpartheyschen nachtbern ... wiederkhert werden
    1532 SalzbBergO.(Lori) 223
III zur Funktion des Nachbarn (I u. II)

III 1 als Mitglied einer Lebens- und Wirtschaftsgemeinschaft trägt er die grundsätzliche Mitverantwortung für den Zustand des Gemeinwesens; dies verpflichtet ihn zur Abwehr von Gefahr, Hilfe bei der Aufdeckung von Straftaten, zur sozialen Kontrolle und zu Beistand und Fürsorge in Notfällen
  • se ðe æfter ænegum ceape ride, cyðe his nehgeburum, ymbe hwæt he ride; ⁊ þonne he ham cume, cyðe eác, on hwæs gewitnysse he þone ceap gebohte [wer auf irgend welchen Kauf fortreist, melde seinen Nachbarn, wonach er reisen will; und sobald er heimkommt, melde er auch, unter wessen Zeugenschaft er die Ware gekauft hat] 
    962/63 Liebermann,AgsG. 210
  • so wor en ruchte scut in ther stat, unde dhar ghescriget wert, unde komet dhe naghebure dhar nicht tho dhe dharbi beseten sin ... dhat scolen se beteren
    1303/08 BremRQ. 103
  • weres ouch dz jemandehein unlust geschee, hülffe dem dehein nachgebüre, der sol niht bessern
    1372 HagenauStatB. 144
  • se bedet, en jewelk scal syne wapene rede hebben unde komen syneme nabure tø helpe, oft is eme nod is
    nach 1387? MittKiel 46 (1953) 173
  • wer ain junkfrawen oder frawn wolt smähen und schrier si ainem nachtpawren umb hilf, höret ainer das und käm ir nicht zu hilf, der ist verfallen leib und guet
    1438/52 NÖsterr./ÖW. VIII 17
  • so soll einem jeden nachpuer und beiwoner von uns ... gepoten sein, solchen ihren nachpuern und beiwoner zu retten und fur gewalt zu schützen und ... beschwerung von ihme zu wenden
    1526 Hessen/Sehling,EvKO. VIII 41
  • wehre vormuthlich, das er dies gestohlen hat [bei einem Brand], sol er das in gegenwärttigkeit der nachtbahrn ablegen, und die nachtbahrn sollen es vorwahren, auf das es dehme wieder (zugestalt) werde, dehme es entwendet worden
    1527/34 BreslStR. 71
  • welch gut nachbar bey dem brunnen vnd bachfegen nicht in eigner person ist, soll geben d. 8
    1604 ArchSiebb.2 20 (1885) 145
  • ein jeder nachbar, ehe und bevor er verreiset, soll sich selbst bey den nachbarn anzeigen und ansagen seine noth und ursach, und dann mit erlaubniß der nachbarn verreisen, unter straff eines halben viertels wein
    1607 ArchKulturg. 6 (1908) 189
  • welch nachbar die nachtshuet nicht versehen wird ..., soll gestraft werden umb einen eimer wein
    1637 ArchSiebb.2 20 (1885) 138
  • wenn auch einer auß dieser zunfft [Brandgilde] zur zeit der erndte nebst alle seine haußgenoßen in eine kranckheit verfiel so gar, daß sie weder heu noch korn, von der wurtzel kriegen noch einärndten könnten, so sollen beede nachbahren gehalten und schuldig sein, frembde oder andere leute ... zu dingen
    Anf. 18. Jh. Helmer,SchleswFVers. I 575f.
  • besonders müssen die 6 nächsten nachbarn zur rechten und 6 nachbarn zur linken des in brand gerathenen hauses, nebst denen, so gegenüber und hinterwärts wohnen, gnugsames wasser auf ihre häusser schaffen und die dächer damit begießen lassen
    1777 CSax. I 1051
  • wan ein lich ist, so sollent zwen die nechsten nachgeburen graben, und darnach vier die nechsten den boïn machen vnd zů kirchen tragen
    oJ. Baden/GrW. I 417
  • so ein gemeindsmann oder glied im dorf stirbt, sollen ihn die nächste nachbaren begraben, 2 oben, 2 unten
    oJ. (Hs. 1759) KirchheimW. 273
III 2
als Schlichter in Streitigkeiten, Schätzer, Vertreter der Obrigkeit in Eilfällen
  • ist, daz sich iener, der den schaden genomen hat, mit lieb, mit pet sich da von laet nemen oder in gelten lat nach der nachgepauren rat ... dez sol er dhein engeltnùzz haben gen dem richter
    BairLR.(Schlosser/Schwab) Art. 66
  • wanne eyne ... uffsatczunge deme dorfschafft geschiet von der herschafft etc., daz danne ye zcwene nagkebur gesatczt sollen syn, dy ... uff daz glichste uff dy gutter setczin unde anslahen solden
    1461 PössneckSchSpr. I 280
  • woͤlte sich aber einer wideren, soͤllich schulden [beim Wegzug] abzůthragen, so mag ain amptman, oder ob er nit da wer, ain ander nachgepur im gebietten ... das er soͤllich schulden ußrichte
    1469 SGallenOffn. II 92
  • wann dann der ander, so überschwentet ist, die sach nit rechtlich klagt, sondren guten nachbaren die march zu suchen und die sach zu schlichten und abzumachen übergibt
    1659 ZSchweizR. 9 (1861) RQ. 208
III 3 als Zeuge
  • we beodaþ eac urum hiremannum, þæt ælc mann wite, hwænne he his yrfe hæbbe oððe hwænne he næbbe, on his nehebura gewitnesse, ⁊ us spór tæce, gif he hit findan ne mæg, binnon þrim nihton [wir gebieten auch unseren Hintersassen, daß jedermann (den Zeitpunkt) vermerke, wann er sein Vieh hat oder wann er (es) nicht hat - unter Zeugnis seiner Nachbarn -, und wenn er es nicht finden kann, uns binnen drei Nächten die Spur weise] 
    930/40 (Hs. um 1120) Liebermann,AgsG. 180
  • [bricht jemand den Hausfrieden, und das Opfer] biscrigit den man, daz iz sieni naciburi hoirin ... so salhe dan nach mi richteri senden
    um 1230 MühlhsnRb.2 105
  • ob zwene ein gůt geleiche zeugen pieten dar zů die gewer ze behalten geleich. vnd daz ir eintwerre hete von dem andern man sol in paiden beschaiden in daz dorf da daz liget oder in die stat die gewer ze behalten vnd so vragen die nachtgepaurn. vnd die rechten vmbsezzen vmbe die gewer
    um 1275 Dsp.(Eckh.1971) Lehnr. Art. 116
  • vnd ab her nicht bye der teilung syn wil, so sal der ackerman den czenden, vndir geczugnisse syner nakebuer off den acker lassen
    1278 CDPruss. I 172
  • were jenich mann betegenn, dat he hedde mede gewesen in flodt vnd in vure inn dodtschlage, mach eme dat auertugen mytt nachburen offte mitt radtluden
    1294 RigaStR. 18
  • nu muz der wirt haben zwene siner nakebure, di da besezzen sint mit eigenem rouche, unde wo si gesezzen sint in der virden oder in der sechsten gazzen, daz heizen alliz nakebur. mit den so muz he bewisen, daz di heimsuche an im geschen ist
    um 1300 FreibergStR. 28 § 11
  • wey vorsetenen erfliken tyns hevet in eme erfliken gude, dey zal gaen oppe dey were mit gherichte unde vindet hey neymant oppe der were, dat zal hey kundighen den naburn boven unde benydene unde zal dan gan vor dat richte unde eschen van deme richtere unde laten sich weren unde weldighen in dat erflike gut umme zine vorzetenen thins
    1. Hälfte 14. Jh. DortmStat. 69
  • wanne men wes up de kunscap gheyt, so scal men nemen de neybere boven unde beneden unde ok andere gude lüde, dar men sik des vermodet dat in de sake witlik si
    1. Hälfte 14. Jh. GoslarStat. 30
  • welch man czins hat czu wedir kouffe der mak vor synen czins phendin mit synes selbis hant adir mit syner diner. wirt im abir phandis gewerit das sal her beseczczin mit czweien synen nakeborn so sal man im phandis helffin mit der busse
    1356 BreslLR. Kap. 358
  • eyn man de begrepen wart myt eynes anderen mannes echte wiue in eyner beruchteden stede, vnde synt dar twe nabüre to tughe bii, wat schade dar scheyn is scal he bedwungen liiden
    um 1400 SchleswStR. 35
III 4 als Eidhelfer
  • se ðe yrfe befó, nemne him mon v men his neahgebura, ⁊ begite ðara v: i, ðæt him midswerige, þæt he hit on folcryht him toteo [wer Vieh (im Anefang) anschlägt, dem ernenne (der verklagte Gegner) fünf Männer unter seinen Nachbarn, und der (Kläger) verschaffe von diesen fünf sich einen, dass dieser (Folgendes) mit ihm schwöre] 
    925/35 Liebermann,AgsG. 154
  • vnde so vele also erer weren [beim Bruch des Hausfriedens] hebben vorlaren hals vnde gud. seggen se nen, so weren se sick mit viii. naberen, erffsetene borgere, iiii. vppe islike syde
    1492 FlensburgStR. Art. 60 (S. 81)
III 5 als Leumundsgeber
  • bewerung geschicht durch einen leumut, mit andern vermůtung, dann der leumut des nachbaurn schafft ein bewerung, doch mit einem zeugen
    TeutschForm. 1571 Bl. 51v
III 6 als Gerichtsgenosse
  • chlagt ein herr seinen mayer, er sey im von seinem gůt gevaren ... sol in beiden da ein recht widervarn nach dez gůtz recht und nach der nachtgebauren rat
    BairLR.(Schlosser/Schwab) Art. 152
  • das ain ieder bei dem pantaiding sei. darumb schaw ain ieder ob er sein nachpawrn habe, wann wer sein nachpawrn verswig wër zu wandl umb 12 ₰, und der nicht bei dem pantaiding ist 72 ₰
    1438/52 NÖsterr./ÖW. VIII 9
  • was die nachburen vffsetzend im gericht zů R. von bännen vnd vatten zeholtz vnd zefäld, wer das vberfart, der ist einem herren ze bůß verfallen
    1469 Schauberg,Z. 2 (1847) 62
  • richter, seit ir gesessen als zu ainem pantaiding gehört und von alter herkömen [nach] der herrschaft und des aigen [Gerechtigkeit]? so fragt die nachpaurn ob es pantaidingzeit und ir recht und red sei
    1512 NÖsterr./ÖW. VIII 67
III 7 als Stellvertreter seines Nachbarn bei dessen Abwesenheit
  • so des herren botte daz erste fúrgebot nah der gloggin tvͦt, ist nût lûtes in deme huse oder ist ein houestat, so sol er ez kûnden den næhsten nahgeburon an alle geuærde
    1275 Freiburg im Breisgau/CorpAltdtOrUrk. I 249
  • so die [aufgesuchte Person] allso nit moͤcht gefunden oder angezaigt werden, so sol allsdann der fronpot denselben nachtpaurnn vnnd erkannten die sachen seins fürpots ladung vnnd verkhündung jme von gerichtzwegen beuolhen ... ansagen
    1520 BairGO. 13r
III 8 als Erbe, wenn keine Blutsverwandten des Erblassers vorhanden sind
  • welher ouch gen Zûrch an das fry gotzhus gehoͤrt, sturbe der ab, also daz er kein frûnd nit hette, der in von sippschaft wegen arbte, so sol in doch kei[n herr] nit erben und sol in der nechst nachgebur erben, der an [daz]selb gotzhus gehoͤrt. wer aber, daz im zwen alz naͮch gesessen werin, dz ietweder meinde der naͤher ze sin, so sol man die naͤhe messen mit einer schnůr, und weder denn der naͤher ist, dem sol es beliben
    14./15. Jh. ZürichOffn. I 392
  • wa ain gotzhus man der belehent ist, stirbt, ane lib erben, den erbend sin nechsten fruͤnde die genos sint an ligendem gut. haͤt er aber niena fruͤnde, so sol in der nechst nachgebur erben. an sinem lehen der genos ist
    1408 Reyscher,Stat. 41
  • zúcht ouch jeman froͤmder in den hoff gen B. und stirbt in dem selben hoff an elich liberben, so erbt in der nechst sin nachgepur 
    1439 ZürichOffn. II 139
  • aber sprechent sy, stirbt ein hoffman, da man niemandt erben weisst, den sol der nechst nachbar erben
    15. Jh. Zürich/GrW. I 47
  • es soll kain herre kain gelegen gut ze G. erben, vnd wärend nit ander erben da, so sol dz der nächst nachpur erben für ainen herren
    1521 Thurgau/GrW. IV 419
IV
selten: Nachfolger (I) 
  • stirbet ein richter, swaz vor im redelichen vnde rechte vorendit wirt, dat sal sin nakebůre [aL. 1. Hälfte 14. Jh.: sin nachome] stete halden
    um 1410 Schwsp.(Kurzform/Gr.) 224
unter Ausschluss der Schreibform(en):
unter Ausschluss der Schreibform(en):