Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): neun/Neun

neun

, adj.

ae. nigon, afries. nigun, mnl. u. mnd. negen, in einigen Belegen auch in Form von Zahlzeichen, die das Wort neun repräsentieren
die Kardinalzahl

I bei Abgaben und Bußen
  • gif se lytla finger bið ófaslegen, ðam sceal to bote viiii scill. [wenn der kleine Finger abgeschlagen ist, dafür gebührt 9 Schill. zur Buße] 
    871/901 Liebermann,AgsG. 82
  • swa einer den kleinen zehendun verseit dem probst, ... wirt das kuntlich, so het er die nün teil verlorn zu dem zehendun
    1344 Burckhardt,Hofr. 249
  • huersa hir en mon thruch sine mechte vndad werth, thet hi nauuet tia ni mughe, nioghen merck to bote fora tha nioghen bern, ther hi tia machte [wenn hier ein Mann an seinen Geschlechtsteilen verwundet wird, so daß er nicht zeugen kann, (so gebühren ihm) neun Mark als Buße für die neun Kinder, die er zeugen könnte] 
    14. Jh. EmsigerR. 72
  • sal yedie hube geben alle jare off den grünen dunrstag nüne eyer
    1419 Hessen/GrW. I 517
  • were ouch, dass deheiner den anndern fräffenlich überlüffe in sinem huss, derselb sol das einem vogt bessren von jegklichem raffen dri stund nün schilling züricher pfening
    1468 Zürich/GrW. I 39
II bei Fristangaben
  • gif hwilc þeof oððe reafere gesohte þone cing ..., þæt he hæbbe nigon nihta fyrst [wenn irgend ein Dieb oder Räuber den König um Zuflucht aufsucht ..., daß er 9 Tage Frist erhalte] 
    929/39 Liebermann,AgsG. 171
  • æghwilc cild sy ... gefullod binnon nigon nihton [jedes Kind ... werde binnen 9 Tagen getauft] 
    1028/60 Liebermann,AgsG. 380
  • nv dit bitiogid is ende hi niogen hwerwa bodat is, nv aegh di grieuwa dine aesga ti bannane ti ene riochta dome [nachdem dieses eidlich bezeugt und er neunmal vorgeladen ist, soll der Graf dem Asega befehlen, ein gesetzliches Urteil zu fällen] 
    12. Jh. (Hs. 1464) WesterlauwersR. I 234
  • sa hach use hera, thi progost, sin sinuth to kethande nigun nacht er sancte Walburgedi to tha fiuwer gastherekon and thet letore nigun nacht er sancte Michahelesdi [und unser Herr, der Probst, soll sein Sendgericht neun Tage vor St. Walpurgistag den vier Gaukirchen ansagen und das folgende neun Tage vor St. Michaelistag] 
    um 1300 RüstringerR. 112
  • hat er aber daß gut ine neun jare und zehen laubrißenen unansprächig mit dem rechten, daß gut sol im den beliben
    1409 ZürichRQ.1 96
  • die bannherrn haben auch macht zu 9 jahren einest einen leger zu B. zu halten, und nit mehr
    1499 JournDeutschl. 7, 1 (1790) 299
  • men van nu voortan jaer uuyt jaer inne de coornclocke luyden zal ten negen uren, ende ten thien uren zal eenen yegelicken mogen coopen, diet belieft
    1527 Brielle(Jager) 245
  • anderhalven morgen graszes ... negen jar langk ... meygerstades wysze ingedaͤn und vormeygerth [werden sollen]
    1529 HildeshUB. VIII 640
  • es sollen die wirten nach 9 uhr kein wein noch bier lut der ordenung reichen
    1541 HessBlVk. 55 (1964) 72
  • es sal den studenten und handwerksgesellen ... verboten werden ... das sie sich nit nach 9 uhr uf der gassen finden lassen
    1543 HessBlVk. 55 (1964) 72
  • wurde die wunde [bei der amtlichen Untersuchung] tödtlich erkannt, so sitzet der thäter 9 fahrtage
    1544 HannovStKdg. 222
  • diewýl er ... sin ansprach bis inn die nún jar lassen ersitzen, vnnd dann irens dorffs grechtigkeit wise, das, welicher den andren drýg loubrisinen vnangesprochen liesse, das dann desselbenn ansprach ýtel ... sin
    1550 HönggMeierg. 46
  • ordnen ... wir ... das hinfuro ein ieder, so alhie hochzeit haltten und eingeleitet sein will, umb neun uhr vormittag gewiss ... in seiner pfarr sey
    1562 WürzbDiözGBl. 27 (1965) 104
  • sollen ... alle pier- und medtwiert sumerzeiten ... uber neun uhr ... niemand zu sizen gestatten
    um 1563 Innviertel/ÖW. XV 9
  • damit den gutsherrn das dominium utile nicht intervertiret, noch aus meyer- erbenzinßguͤter nach langheit der zeit gemacht werden, ist vor nothwendig ... erachtet, daß alle ... meyer und ihre erben (so der uͤbrigen jahre zu geniessen, und derowegen vor ausgang derselben von neuem zu meyren nicht von noͤthen haben) jederzeit nach verfliessung neun jahre die guͤter von neuen meyerweise annehmen ... und ... einen ortsthaler dem gutsherrn vor die neue meyer-zettul zu weinkauf geben
    1597? BrschwWolfenbPromt. II 467
  • wer vor der stadt vom losen volck nach der neunden stunde begrieffen wird, den soll man ... einlegen, biß man erfahre, wer er sey
    1599 DirschauWillk. 38
  • das auch kain purger in seinem haus hinfüran uber neune in die nacht nit sitzen lass, ... es wärn dan merklich gest verhanden
    Ende 16. Jh. NÖsterr./ÖW. IX 523 Anm. 3
  • ihr in persona ... für uns allhie in der stadt Meppen umb neun uhr vormittags aufm rathaus am gewonlichen gerichtsplatz sollen erscheinen, solche wroge und prowe samt dazu gehörendem bauergericht von uns zu lehen empfangen
    1663 JbOldenb. 17 (1909) 215
  • solle die weinglocken alle nacht sommerszeit ... um 9 uhr ... geleutet werden
    1761 WürzbDiözGBl. 25 (1963) 157
III bei Gremien und Personengruppen mit rechtlichen Aufgaben
  • swaz grozzer auflæuf geschæh, di di vitztuͤm nicht verrichten moͤchten, dar umb suͤln di herren selb tæg sůchen gen einander uf siben oder auf neun man, di si under iren leuten bedenthalben dazů nemen, und di suͤln ein recht dar umb sprechen
    1329 MGConst. VI 1 S. 529
  • sezen wir, daß unser im capitel nicht mer dann neun sein solln
    1473 QFBistWürzb. XI 103
  • wurdent ouch nün from redlich mann zuo der bar geordnet, damit si möchtend ... kuntschaft geben, was da gesechen ... wurde
    1507 Schweiz/RomForsch. 5 (1889) 227
  • wo ainer oder aine an die frag oder marter erkannt wirdet, soll richter syben oder neun des innern vnnd äussern rats ze im nemen
    1514 LaibachMalefizO. 464
  • es sollent ouch jors die nyn man, die das jor die nyn man synt, des hantwerks stubzyns fronvastengelt alte schuld und alle alte gefelle und schulden ... ingewynnen
    1532 Schmoller,StraßbTucherZft. 146
  • es sollen auch die ... neun mann ... alle stritt ..., so sich im veld ... begeben ... entschaiden
    1536 WürtLändlRQ. I 133
  • wan ... vil auß unsern land-officirern und land-rechtssitzern ... zugleich ... abwesend wären: so sol ... kein haubt- noch ... bey-urtheil ... in unserm königlichen landrecht ... verfast werden, es seyen dan auß unsern land-officirern und andern beysitzern auffs wenigste neun personen ... gegenwertig
    1627 CJBohem. V 2 S. 69
  • ordenet die Pfalz malefitzordenung, das vnder neun personen nicht sein sollen zu einem peinlichen malefitzgericht
    1628/29 PfälzW. II 791
IV in unterschiedlichen rechtl. Zusammenhängen
  • ðus feor sceal beon þæs cinges grið fram his burhgeate, þær he is sittende, on feower healfe his, ðæt is iii mila ⁊ iii furlang ⁊ iii ǽcera bræde ⁊ ix fóta ⁊ ix scæftamunda ⁊ ix berecorna [so weit soll der (örtliche) Sonderfriede des Königs reichen, vom Tore seiner Burg, wo er derzeit residiert, aus nach dessen vier Richtungen (überall) hin: nämlich 3 Meilen und 3 Furchenlängen und 3 Ackerbreiten und 9 Fuß und 9 Schafthände und 9 Gerstenkörner] 
    910/1060 Liebermann,AgsG. 390
  • béo þǽr gemeten nygon fét of þam stácan to þære mearce be þæs mannes fótan, þe þártó gæð [es werde da 9 Fuß, gemäß des Mannes Füßen, der dort zu(m Ordal) schreiten wird, ausgemessen von den Pfählen bis zum Ziele] 
    936/58 Liebermann,AgsG. 386
  • jef disse tweer mannen aider fan zijn ambechte gheeth niogen stapan ende cumath weder dan ghenzien ende spraket dan, hia se der deda onsciuldich, soe schelleth hia hiara sikria mit riochta landriochte mit sex edum [wenn sich diese beiden Männer (Münzer und Kipper) jeder neun Schritt von ihrer Werkstatt entfernen und dann wieder hergelaufen kommen und darauf sagen, sie seien an der Tat (Münzfälschung) unschuldig, so sollen sie sich nach gesetzlichem Landrecht mit sechs Eiden von der Anklage reinigen] 
    1. Hälfte 13. Jh. (Hs. 1464) WesterlauwersR. I 360
  • thes blodes inrene uppa tha helebreda mith sex and thritege scillengem ti betane ieftha mit niugen ethem te riuchtane binna godfretha [Bluterguß über die Hirnhaut (ist) während des Gottesfriedens mit sechsunddreißig Schillingen zu büßen oder man soll sich mit neun Eiden von der Anklage reinigen] 
    um 1300 HunsingoR. 50
  • hwersa en wif morth clagat and hit alsa fir ekimin is, thet hit ac hebbe her and neilar, sa skil ma thes mith niugun skeron untgunga [wenn ein Weib Klage erhebt wegen der Tötung ihrer Leibesfrucht, und das Kind soweit ausgebildet war, daß es sogar schon Haare und Nägel hatte, so soll man sich durch (einen Gang über) neun (glühende) Pflugscharen vom Verdacht reinigen] 
    um 1300 RüstringerR. 100
  • alvnt dat schel hi buta der tzerka staen ende nenne man niaer koma soe der antwiska se nioghen feet [bis dahin (bis ihm die gehörige Kirchenstrafe zuerteilt ist) soll er (der Missetäter) außerhalb der Kirche stehen und niemandem näher kommen als in einer Entfernung von neun Fuß] 
    13./14. Jh. (Hs. 1464) WesterlauwersR. I 246
  • schel hijt swora mith ene ede, thet math mochte hera cleppa jn en liowen, jef het fole fan sine kne wr nioghen stappa [soll er (der Verletzte) es mit einem Eide beschwören, daß man ihn (den Splitter) könnte erklingen hören, wenn er in neun Schritt Entfernung von seinem Knie in ein Becken fiele] 
    2. Hälfte 14. Jh. (Hs. 1464) WesterlauwersR. I 496
  • thre geldene pennengar, ther andere rednathes menta gheslaghen se; tha scelen alsa stor wesa, thet ma se hera mughe ouer niogen feke huses jnna eine leflene clinna [drei goldene Pfennige, die in der Münzstätte des Rednath geprägt sind; diese sollen so groß sein, daß man sie über neun Hausfächer in einem Becken kann erklingen hören] 
    14. Jh. EmsigerR. 28
  • daz de koninges strate sal negen elen wied syn, de lantstrate negen vote wyed
    1454 Westfalen/GrW. III 79
  • eyn kindt under neun iharen magk seym vatter noch seiner mutter leib noch guet nicht verwircken, noch ym selbst
    1503/04 PurgoldtRb. 370
  • hie sie geschen ein morth und todtschlag uff des riches strossen in unsirs gnedigen forsten gebede und lande, wie nae das me den toden solle brengen deme gerichte. des rechten sal der richter fragen den borgemeister; der sal vorteilen: "me sal en nheun schrede na brengen deme gerichte"
    1530/35 WitzenhQ. 88
  • wan die schneider im feldt weren und der hoffman sehe dieselbe ihme zu schnöde sein, soll er dem neun hälme in sein lincke handt zehlen und die sichel in die rechte handt geben, schneidt er dan die neun hälme mit einem schnidt ab, soll dem hoffman damit genügen
    1561 Untermosel/GrW. II 412
  • dar ein man wehre der seinem rechten weife ihr frewliche recht nicht thuen könd, der sall sie sachtiglichen up seinem rugge vaeten und dragen, und dragen sie uber niegen ehrttuine, unde setten sie alleteit sechtichlichen nidder ... und roepe alsdan seine nachbaren ahn, dass sie ihme seines weibes leifnot helfen wehren
    oJ. Westfalen/GrW. III 48
  • so eine schneeweisse sauhe mit neun schneeweissen kodden ohn einigen flecken ins korn gehen thaͤte, die soll man nicht ... schlagen, sondern sie ... gehen [lassen]
    oJ. NWestfMag. 2 (1790) 209
unter Ausschluss der Schreibform(en):
unter Ausschluss der Schreibform(en):

Neun

, subst.

Gremium von neun Personen, insb. in Landesfrieden (A I 1), meton.: Mitglieder
  • sv̍ln dise ... nv̍ne ... sweren ..., daz sy̍ einen solichen man zvͦ einem viervndzweinzigen kiesen, der zvͦ dem ammete alrebest ... si
    1293 Freiburg im Breisgau/CorpAltdtOrUrk. III 104
  • den [einen Landfriedensbrecher] mak man ufhalden vor eynen schuldigen man unde sal en antworden den nunen, de obir den vrede ghesast sint
    1336 GöttingenUB. I 129
  • wir die nune, die vber den lantfrieden an dem Ryne sint gesetzit
    1341 OtterbergUB. 420
  • were ouch, daz die nüne ieman rechtuertigen wolten, der disen lantfriden vberfarn ... hetde
    1344 Schaab,Städtebund II 176
  • also daz di neun sich des erkant heten, daz er den frid ... gebrochen het
    1347 MGConst. VIII 461
  • sol der bischoff ... vnter den nünen eynen nemen vor eynen meisterscheffen
    1353 GrW. II 38
  • wir die rät vnd die nün söllen ... der buß halb richten
    Ende 15. Jh. LuzernStR. 64
  • wann sy [ratsknecht] etwarn uff anrufen der parthien fürbietent, es syge für rat, für die nün oder für die siben
    1537 KonstanzStat. 177
  • by dem eyd, alls er geschworn hatt vor den nünen 
    1544 (Hs.) SchwyzLB. 12
unter Ausschluss der Schreibform(en):
unter Ausschluss der Schreibform(en):