Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Patron

Patron

, m.


I Stifter einer Kirche (I) oder eines Kirchenamtes oder dessen Rechtsnachfolger, der ua. auch das Vorschlagsrecht für die Besetzung von Pfarrstellen und das Recht auf Vermögensverwaltung der betreffenden Kirche (I) hat, Schutz-, Schirmherr einer Kirche (I) oder einer kirchlichen Einrichtung
  • geistleicher stiftherren lehen die habent vil rechtenz. daz erst ist die wirdikheit, daz si muͤgen leihen vnd geben daz lehen, wenn daz ledig wirt, einem cleriken oder gelertem, vnd daz si den selben sendent zu dem pischolf vmb dez lehens bestaͤtigung. vnd waͤr der patron vnd stift herr ein lai, so moͤcht er dar nach auch einen andern senden, vnd dem pischolf presentiern
    1390 (Hs.) BerthRechtssumme 1184
  • geistleich stiftherr mag im selber niht enpfahen, noch den pischolf piten vmb daz lehen, dez er ein patron vnd ein stiftherr ist
    1390 (Hs.) BerthRechtssumme 1190
  • dez [altaris] H.S. unde J. ... rechte patronen unde lehinherrin sint
    1392 MarburgRQ. I 451
  • de ... hertoge to Sassen ... hefft vns wol to irkennende geuen, wo eme dat kerkleen to M. is losgestoruen, dat he alse en recht lenhere vnd patrone ... hebbe vorlent
    1464 LübUB. X 532
  • als ein rechter patron vnd lichherr derselben kilchen
    1472 Haltaus 2211
  • na deme de misse gade und Marien tho eren gefundiert und de gades denste dalegelecht und nicht geholden wurde, so scholde de bode und acker dem patrono edder fundator wedder tho gestellet werden
    1527 LübRatsurt. III 27
  • die pechte efte tinser, so von den vicarien efte elemosinen, welker de jure patronatus der leien sint, wenn die durch den dode der besittere edder sos vorleddigen, die patronen desulfigen pechte bi den casten laten willen
    1535 PommVis. I 62
  • an etlichen örtern seint collatores oder edelleut oder sonst andere, die man nennet patronos der kirchen
    1566 Marburg/Sehling,EvKO. VIII 200
  • wir [hertzog A. zu Holstein] aber, als der patron des stiffts
    1576 Staphorst,HambKG. I 2 S. 369
  • ein geistliche lehenschaft, zue latein jus patronatus oder jus praesentandi genant, ist nichts anders alß daz ein lehenßherr oder patronus auf ein ledige pfarr oder anders geistliches beneficium einem priester nach belieben dem ordinario, daz ist dem bischoff oder seinen officialn under deßen bistumb die pfarr oder anders beneficium gelegen, zu praesentiern befuegt und schuldig ist
    1654 NÖLO. V 2, 1 § 1
  • der klagende patron ... muß dem bekl. pfarrer ... das neu-jahrs-flachß entrichten
    1681 CöllnKons. 553
  • wir sind von dem patronat-recht unterthänigst berichtet worden, daß in unsern landen die canonischen gesetze beybehalten sind, und wir gleich unsern in gott ruhenden vorfahren dabey diejenigen rechte ausüben, welche vormals die bischöfe gegen die patronen gehabt haben
    um 1772 Pufendorf,HannovLREntw. Tit. XI § 1
  • küster und andere dergleichen niedere kirchenbediente werden der regel nach von dem patron bestellt
    1794 PreußALR. II 11 § 556
  • die dem patrone obliegende sorge für die erhaltung der kirche, begreift die pflicht, dazu, bey ermangelung eines hinlänglichen kirchenvermögens, aus eignen mitteln beyzutragen, unter sich
    1794 PreußALR. II 11 § 584
  • patron naͤmlich heißt derjenige, welchem die besetzung geistlicher stellen zustaͤndig ist, und seine befugniß dazu wird patronatrecht genannt
    1803 RepRecht XI 204
II Lehensherr, Schutz- und Schirmherr einer weltlichen Einrichtung; Verleiher, Leiher (I 2); im Römischen Recht: Schutzherr eines Freigelassenen
  • dovon kommet patronus und bedewtit alsovil alzo eyner, der obir eynen zugebieten hat alzo eyn lehnherre, der hat zugebieten obir seyne man
    um 1400 LiegnitzStRb. 143
  • das die patron die man nent lehenherren kein gewalt haben über die geistlichen noch weltlichen noch der kirchen gůt, sunder allein die der kirchen regierer sein
    1436 (ed. 1516) Klagsp.(Brant) 74r
  • een slave oft serf, dijen vrijheyt oft liberteyt gegeven is van zijnen meester oft patroen, ... die en mach tegen zijnen patroen niet tuygen
    1496 CoutBrab. II 2 S. 104
  • aber in erbbestentnus ist der patron oder verlyher nit schuldig dem der ein gůt vmb ein nemlich sum zinss, gült, oder frücht bestanden hett von misswachs wegen an der pension icht ab zuschlagen oder nachzulassen
    1498 WormsRef. V 2, 1, 4
  • yder erbman, der also die erbschaft annimbt und von seinem patron oder aigenherrn entpfecht
    1521 WindsheimRef. 115
  • soll auch des nachbesteners gut dem patron und auch dem nachleiher umb ir pension oder scheden verhaft sein
    1521 WindsheimRef. 103
  • das man vater vnnd můter, auch die so ains patron gewest, ohn gerichtlich erlauben bey peen l. gulden nit beklagen soll
    1546 Perneder,Inst.(1546) 129v
  • die gewercks-beysitzere und patroni müßen mit ihren gebühren vor ihre mühe denen gewercks landen nicht beschwehrlich fallen
    1724 MittKönigsberg 2 (1910) 200
III Rechtsbeistand
  • aduocatus oder patronus einer der ein sach beschirmet als ein anweiser
    15. Jh. Ordn.u.Underw. 11
  • aigentlich aber heyst der ein patron, der einen vor gericht verspricht
    1571 Roth 336
IV Wirt, Herbergsvater (eines zum Deutschen Orden gehörenden Hauses)
  • des dinsdages na invocavit up middach in Roma, in des dudeschen ordens hus. de patrone heit her M.Sch.
    1500 Brandis,Diarium 158
V Kapitän
  • den patronen van den 2 linen, daer mijns heren luden mede overvaren souden
    1343/44 MnlWB. VI 198
  • die patron und di noclier / ir segel chunden richten schiͤr
    2. Hälfte 14. Jh. Suchenwirt 8, 153
  • de patronen van orer galeen hebben ore schepe unde de galeen kort vor data van dessen mitten guderen darynne to A. gebracht
    1459 HanseRez.2 IV 512
  • de patroon met zynen scepe
    1525 Strieder,Notariatsarch. 26
  • es wirdt auch der obrist schiff herr auff dem meer patron genant
    1571 Roth 337
VI Schutzheiliger
  • die brûdere mugen ouch die hôchgecît, die man vîret, dâ sie wonent, darumme daz sich die lûte an in iht ergeren, vîren, doch sulen sie halten, alse ez billich ist, die hôchgecît der patrônen an den steten, dâ si dâ wonent
    1264 DOrdStat. 77
  • tor eeren gades und des hilligen pauses sancti Clementi, dene se [de gemeine schippers] hebben gekohren vor oeren patroen 
    1495 OstfriesUB. II 433
VII Schutzherr einer Zunft (gewöhnlich ein Bürgermeister, bes. der älteste worthabende Bürgermeister)
  • so schollen de spinrademakers henforder den oldesten hern wortholdenden burgermeister vor ohren patronen holden
    1493 HambZftRolle 270
  • dat de oldeste wortholdende burgemeister alletidt unser patron sin und bliven ... schall
    1594 HambZftRolle 157
VIII geeichtes Meßgefäß als Richtnorm
  • nae de selve patroon te ycken ende justeren alle de ghewichten der selver munten
    1520 NlWB. XII 1 Sp. 821
  • zu erhaltung aber solcher ordnung, solle in einer jeden stadt, auf derselben platz oder markt, ein steinerner patron und landmetzen aufgericht ... werden
    1570 Grüll,Bauer 113
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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