Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Pfarrer

Pfarrer

, m., Pfarr, m.

auch mit Umlaut; zum Verhältnis der Formen vgl. DWB. VII 1618; glossiert parochianus, plebanus, archimandrita AhdGlWB. 460

I nach katholischem Kirchenrecht derjenige Geistliche, der - beauftragt durch den Bischof - das ausschließliche Recht auf Ausübung der Seelsorge innerhalb seiner Pfarre (I) besitzt und hierzu eine Pfarrpfründe verliehen bekommen hat, von der er gegebenenfalls seine Vertreter (Kaplan, Leutpriester) entlohnt und auf Grund deren er Zehntherr über die Laien seiner Pfarre (I) wie auch Gerichtsherr über die Pfarrbauern ist; nach protestantischem Kirchenrecht steht die Wahrnehmung des Predigtamtes (neben der Sakramentenverwaltung) im Mittelpunkt
Sachhinweis: HRG.1 III 1707ff.
  • minem pischolf, minem pharrare vnde andern minen lerarn
    2. Hälfte 12. Jh. LundGermForsch. XII 3
  • dâ von hât er [bâbest] den patriarchen unde den kardinâln unde den erzebischoven ... und pfarrern und underpfarrern den gewalt ... verlihen, daz sie an sîner stat einen ieglîchen kristenmenschen behüeten
    um 1275 Berth.v.Regensb. I 361
  • her C. de perhere van D.
    1279 DuderstadtUB. 10
  • an dreier hand leuten beget man voderlich strazraub ... an pilgreimen die stæbe vnd taschen von ir pharrerren genomen habent
    1295 Schwsp.(Kurzform I/Eckh.) Art. 49 (Kt)
  • wer ein buͤrger beclaget und sal sich entschuldigen bit sinem eyde, den eyt sal er duͤn vor dem parren 
    13./14. Jh. Kohler-Koehne,Worms 44
  • von der oͤlung, so man eynez oͤlet, sol man geben dem pharren selber eynen schilling
    1314/32 NürnbSatzB. 78
  • swen ein offen panniger man, dez wir gewaltich sein, in di chirchen get oder daraus nit wil gen, diweil man gotesdiͤnst beget, darnach und es im der pfarrer oder sein verweser untersagt, der sol dem richter ein pfunt phenning geben
    SalzbLO. 1328 Art. 11
  • disser ding sint tuge ... her D.S. de porrere von sente Blasiese
    1330 QuedlinbUB. I 85
  • ob chain prelat, er sei geistleich oder wertleich, oder pharrer oder lantherren icht iers guetes in di stat sendent czu verchaufen ..., di gebent nicht [Maut]
    um 1330 BrünnRQ. 375
  • daz ist geschehen czu Z. ... under meister H.s henden unsers oberisten schreiwers und pharrers czu G.
    um 1330 BrünnRQ. 376
  • welich auch der vorgenanten pfarrer oder pfaffen ainer an geschäfft stirbt, so wellen wir, das all sein guet, ... beleib bei der stift und bei der kirchen, do er pfarrer gewesen ist
    1333 München/Böhmer-Ficker 509
  • dass wir in [Bürgern von Braunau] ... auswurgen ... sullen peim dem gotshaus zu Ranshofen einen ewigen pfarer, der wesentlichen und ewigleichen bey in in der statt sizt
    1334 OÖUB. VI 113
  • wir sullen auch nicht staden, daz man des lantgraven undirtane, die da leygen sint, an unser geystlich gericht laden solle in allen werntlichen sachen, die ladung sollen auch die pfarrer nicht inpfahen adir virkunden, dy sache sy dann geistlich und sy by name in dem ladebryff geschreben
    1347 Happe,GeistlRecht 28
  • de perrere ne hevet nicht to donde mit den luden, de de de godeshuse vore stan, noch se mit ome
    1353 OsterwieckStB. 2
  • darumme [Seelenmesse] sůllin wir allewege uf den dag deme perrir ... gebin ein fyͤrteil winis unde ses schonebroit
    1356 MarburgRQ. I 79
  • ist daz eyn ... vich irr wirt vnd ist daz iz czu eynem andern in seyn hauz chvmpt der selbe man sol iz tvn dem richter chvnt an dem ersten tage. der richter sol iz chvnden dem pharrer der pharrer chvndiges dreystvnt inder kirchen
    1378 SilleinStRB. 141
  • welher mensch in ein ander kirchen gieng vnd dar inn mess wolt hoͤrn, an vrlaub vnd willen seinez pfarrers, den solt der priester auz treiben, vnd in haizzen gen in sein rechtew pfarrchirch
    1390 (Hs.) BerthRechtssumme 1668
  • eyn iglicher prister, der von eyme rechtin pherrer von K. met dem genantin altar belehent wirt
    1397 KahlaUB. 9
  • soln die vorgenant pharleuͤt gebn dem pharrer dacz sand Michel di gebur alz ander pharr recht ze W.
    14. Jh. (Fälschung auf 1221) BabbÖstUB. II 66
  • so soll vnser herr halten ein faszelrynt, dij hern zu sant Widen ein eber vnd der pferrer ... einen wyder
    14. Jh.? PfälzW. I 235
  • die phaffeit ist das irste teil eynir stad, und dezes teiles houpt und vorwezer ist der pharrer und die von seinentwegen [den] pfarleuten gesaczt seyn, die heiligen sacrament zugeben. und dem sullen durch recht eyn iglich pfarman und weip gehorsam seyn
    um 1400 LiegnitzStRb. 34
  • das jegliche stadt dieses landes moge ihren pfarrer setzen in ihrer stadt vnd in der stadt freyheit
    1410 Danzig(Hirsch) 74
  • der pfarrer hot zwu hufin zur pfarrin mit allin gnaden unde rechten
    1414/26 NeuzelleUB. 118
  • von des klein zehenden wegen ... welichs tag man das heimtragen oder furn will, so soll man das dem pferre in sin huß verkunden, und wer es, das er nit darzu schickte oder niemant keme, der des zehenden werte, so soll man den zehenden zu dem stamme schütten
    1425 Heidelsheim 778
  • wann der pferrer einen meßner setzen will, so soll er den burgern darzu ruffen, und welchen er dan haben will, das soll er ine sagen
    1425 Heidelsheim 778
  • wenn er [Graf] mit seinen freunden dahin kommt auf sant Jakobs tage ..., so sol im und seinen freunden der pfarrer kost und futer geben nach irer notdurft und nach dem tisch sol im derselbig pfarrer mitsampt den zehendnern doselbst einen newen pewtel vnd drey pfunt haller dorinnen geben
    1432 BambBer. 100 (1964) 187
  • vnd wir ... gebetten haben den ersamen herrn G. den ertzpriester pferrn zu V., die brudermeister, kirchengesworn vnd gemeynde der obgen. pharren ... denn obgen. altar zu uersorgen auch der gulten vnd almusen zu geniessen
    1445 ZweibrückenUB. 52
  • parrochialis pfarrer 
    1446 VocExQuo IV 1901
  • hat ainer zu clagen auf des pharrers grünt oder güeter, in welchen gerichten die gelegen sein, der soll recht nemben in des pharrers schrann
    1. Hälfte 15. Jh. OÖsterr./ÖW. XIV 456
  • wie man dorfliche recht besetzen sol ... sol der dorfmaister aufsten und den stab von im in die hent ains pharrers zu Tirol oder seins anwalts uberantwurten
    1462 Tirol/ÖW. V 53
  • so sol ein pferrer ... dem dechan, dem kemerer und yrem knecht den abent, als sie komen, und uf den mittag am andern tage darnach essen geben
    1488 PfälzW. I 310
  • keset de patron nycht eynen perren vnde de kerke wech lyet binnen iiij maenten. so vorlust he de kerke vnde lehen
    SspGl.(Stendal 1488) zu LR. III 59
  • diss sint die fragen, die der dechan thun ist an eyn pferrer yn dem send ... ob sin pfarlude gehorsam sint der gebot seiner obersten
    1488 PfälzW. I 312
  • derselben [Kirchentruhe] schlüssel einen soll der pfarrer, den andern die pfarrmannig, und den dritten die zechleute bey jeder pfarrkirchen haben
    1488 BairLT. VIII 530
  • das ain ieder pfarrer zu K. schol selber ain stock, eisen und vänknuß zu den seinen leuten haben und selbs um ir verhantlung und ungehorsamkait straffen
    15. Jh. OÖsterr./ÖW. XV 152
  • das man zu S. auf dem Marhof sol haben zwai jar ain pfârtt und ain sweinper und ain foln, darnach an dem drittn jar sol der pfarrer haben ain pfard und ain sweinpern
    um 1500 Tirol/ÖW. XVII 12
  • [es] sol kain pfarrer ainen schuelmaister ... on aines richters und rats willen ... auf oder abseczen
    1512 OÖsterr./ÖW. XII 281
  • [begehren wir] so hinfurt ain priester stirpt, der begabt ist von gemainer statt, hinfurt nit mer zu verleyhen, sondern dasselbig gut wenden an ain gemainen nutz, ausgenomen uff den pfarren, die irem volk das wort gots verkunden
    1525 BauernkriegQ. II 120
  • wo aber ein pfarrer etwas daruber [Pfarrgut], es wer an farender hab, bar gelt oder anderm ... durch sein muhe und arbeit eroberte, sol nach seinem abzug ime gevolgt werden
    1525 Preußen/Sehling,EvKO. IV 38
  • wann ainem des gotshauß zue S. holten oder der ainem auf der widmb daselbst des noturft beschäch, das er ain recht übersteen müeßt, das soll er thuen vor ainem pfarrer zue S. oder vor seinem ambtmann
    1526 OÖsterr./ÖW. XIII 216
  • wann zween auf der widmb gegenainander ain wandl verwürchen ... die ain pfarrer daselbst verantworten soll, so gehörend dieselbigen wandel in den pfarrhof und kainem richter
    1526 OÖsterr./ÖW. XIII 215
  • das die mässpfründen iren lechenherren und nechsten eherben söltind heimfallen, jedoch allso, das die pfarren und predikanten gnugsam versechen syent
    1528 deQuervain,BernRef. 250
  • es soll ouch in unser landen und gepietten kein predicant und pfarrer angenommen waͤrden, er sye dann von den lechenherren unserm eegricht vorhin presentiert
    1529 BernStR. VI 1 S. 388
  • den schulmeister soll der rath und pfarrer zu C. zusetzen und zu entsetzen haben
    1529 Sachsen/Sehling,EvKO. I 1 S. 546
  • haben wir gesetzt, das ein jeder pfarrer, der von unß oder andern sondrigen laͤchensherren belechnet ist, jaͤrlichen ußrichten und gaͤben soͤlle, als lang er die pfrůnd nutzet, von hundert pfunden zaͤchen schilling
    1530 BernStR. VI 1 S. 417
  • obwohl die pfarrer verpflichtet sind, ins feld zu ziehen, sollen die amtsleute darauf achten, dass bei einem auszug nicht mehr pfarrer mitziehen, als nötig ist
    1530 deQuervain,BernRef. 198
  • die pfarrer, so ihr lehne nicht besitzen, sollen den halben zins in den kasten geben
    1533 Hessen/Sehling,EvKO. VIII 80
  • de visitatores schölen beseen ... de waningen der parhen, predicanten unde köstern
    1535 Pommern/Sehling,EvKO. IV 335
  • so aber ein lehenherr mit bestellung eines pfarrers nachlessig seümig sein, und die pfarrkinder uber gepürliche zeit domit verzihen würde, alsdann söllen die pfarkinder um einen andern umzusehen und denselben fur die hand zu schaffen macht haben
    1540 Preußen/Sehling,EvKO. IV 48
  • wann ein pfarrer verstirbet, und ein weib oder kinder nach sich verlesset, söllen dieselben ... alles, was ir man oder vater nach sich verlassen, auch was er nach verlaufener zeit an gelde der pfarre pflicht erlebet und vertaget, ... volgen
    1540 Preußen/Sehling,EvKO. IV 48
  • also soll ein yglicher pfarrer odder geystlich regent ein bischoff, das ist auff seher, ein wechter seynn
    vor 1546 Luther/Goertz,Liturgie 340
  • [Abt Ulrich Rösch kam] mit her M.F., lütpriester zů s. Laurenzen zů s. Gallen, in gehäder ..., von wegen daß er sich ainen pfarrer nant und aber nit pfarrer, sonder allein lütpriester und er, der abt, der recht pfarrer were
    1546 v.Watt,DtHistSchr. II 238
  • [episcopus] welchen wir teutschen einen pfarrer oder kilchherren nennend und man sie an vil andern orten ouch mit guotem teutsch leutpriester heisst
    um 1546 von Watt/SchweizId. V 1173
  • ein bischof, d.i. ein ufseher oder pfarrer, kilchherr oder lütpriester, die allesammen nach griechischer sprach episcopi, d.i. bischof oder ufseher genennt werdend
    1. Hälfte 16. Jh. Zwingli/SchweizId. II 1533
  • wo eine pfarre zu geringe, dass sich ein pfarrer nicht ernehren kann, sollen die visitatorn zwo pfarren zusammen schlagen
    1562 Magdeburg/Sehling,EvKO. I 2 S. 410
  • wann ein pfarrer abgehet, so verleiht das spital die pfarr, und die pfarr ist confirmirt vom stuel zue Rom
    1575 Schwaben/GrW. VI 271
  • es sollen auch die pfarrer sich keiner weltlichen hantierung als procurirens, wirtschaften und anderm, so ihrem stand nit gemeß, gebrauchen
    1576 Bayern/Sehling,EvKO. XIII 221
  • das die pfarrern, diaconi und schuldiener ... von dem getrenk, das sie für ihren tisch zur notdurft brauen ... aller auflage frei und unbelegt sein
    1580 Sachsen/Sehling,EvKO. I 1 S. 384
  • wan auch der pharrer ainem sein vatter mit der außrichtung zu tag und nacht versaumet, daß er sturb, soll man [ihn] in den freithof legen, und so in der pharrer nit legen wollt lassen an gelt, so soll man die leich dem pharrer füer sein thuer stellen und 7 ₰ darauf legen [und] steen lassen
    2. Hälfte 16. Jh. OÖsterr./ÖW. XIII 305
  • ist von alter ainem pharrer ain fueterhabern ... item zechentkäß und zehenthar und phening - so die pharrliche recht haißen - gegeben [worden]
    2. Hälfte 16. Jh. OÖsterr./ÖW. XIII 305
  • den kleinen zehenden ... nimbt ein der pfarer allein
    1610 SchriesheimW. 86
  • der pfarrer hat ein gemaindrecht wie ein ganzer paur
    1643 WürtLändlRQ. I 314
  • [Reskript,] daß die pfarrer den zeugeneid abzulegen schuldig seyen
    1652 Hartmann,WürtGes. III 131
  • der herr pfarrer und der herr pflegsverwalter etc. oder derselben mair sollen haben ieder ainen stier und ainen schweinparn, die sollen sie ieden leichen
    1671 Salzburg/ÖW. I 98
  • herr v. R. [hatte] ein katholisch pfarr nach R. geschickt, die pfarr renthen selbigem zum teil zugeeignet
    1683 AnnNassau 35 (1905) 166
  • daß die pfarrer und schulmeister denen burgern in buͤrgerlichen nuzungen gleich zu halten [sind]
    1768 SammlBadDurlach I 27
  • die oftmalige schul-visitation ist eine der ... obliegenheiten des pfarrers 
    1768 SammlBadDurlach I 290
  • daß in zukunft keinem pfarrer weiter gestattet seyn soll, ohne vorhero ... erlaubniß erhalten zu haben, weder active noch passive processe anzufangen
    1783 AltenburgSamml. III 6
  • derjenige geistliche, welcher zur direction und verwaltung des gottesdienstes bey einer parochialkirche bestellt worden, wird der pfarrer des kirchspiels genannt
    1794 PreußALR. II 11 § 318
  • [Übschr.:] von pfarrbauern. ... wo gewisse dienst- oder frohnleute zur pfarre geschlagen sind, hat der pfarrer, in ansehung ihrer dienste, eben die rechte, wie ein gutsherr gegen seine unterthanen. ... gerichtsbarkeit und andre gutsherrliche rechte stehen dem pfarrer über sie nur alsdann zu, wenn er dergleichen gerechtsame durch beleihung vom staate, oder durch verjährung, besonders erworben hat
    1794 PreußALR. II 11 § 815f.
  • ob die wahl des pfarrers von dem bischofe, dem consistorio, einem privatpatrone, oder den gliedern der gemeine abhange, wird durch die besonderen verfassungen jeder provinz und jedes orts näher bestimmt
    1794 PreußALR. II 11 § 324
  • es geniessen dasselbe [gnadenjahr] die wittwen und kinder der pfarrer ... zu den kindern gehoͤren uͤberhaupt die descendenten, also auch enkel, ur- und nachenkel
    1801 RepRecht VIII 134
  • pfarrer, fremde, duͤrfen in einer anderen parochie keine amtsverrichtungen thun
    1803 Philipp,WBSächsKR. 410
  • die pfarrer - ingleichem die rabbinen - sind bei der verkuͤndung und einsegnung der ehe, bei der annahme der personen zur taufe, oder beschneidung ... nicht blos kirchendiener sondern auch staatsbeamte
    1807 SammlBadStBl. I 358
  • [Wahlordnung zur Verfassungsurkunde] pfarrer ... und andere geistliche oder weltliche localdiener koͤnnen als abgeordnete nicht von den wahlbezirken gewaͤhlt werden, wozu ihr amtsbezirk gehoͤrt
    1818 Baden/Pölitz,Verf. I 1 S. 478
  • mehrere statute erkennen auch das vor pfarrer und zwei zeugen gemachte testament [an]
    1824 Mittermaier,PrivR. 403
  • im eigenen geburtsorte kann der geistliche nicht pfarrer werden
    1831 Mohl,WürtStR. II 561
  • die vom staate dem pfarrer aufgelegten geschaͤfte ... zerfallen ... unter zwei gesichtspunkte, entweder naͤmlich sind es eigentliche staatsgeschaͤfte, namentlich polizeiliche, oder beziehen sie sich auf die stellung des geistlichen als solcher
    1831 Mohl,WürtStR. II 562
II
wie Pfarrkind 
  • wöllich pf[arrer] sich mit eelichem kilchgange wöllen bezügen, sollen dasselb uff dem nächsten sontag darvor einem lütpriester anzöigen und sollichs an dem kanzell verkundt [werden]
    1538 SchweizId. V 1173
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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