Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Priester

Priester

, m., ae., ahd. auch Priest, m.

geweihter 1Geistlicher 

I zum Begriff: im MA. allgemein für den ordinierten (III) 1Geistlichen iU. zum Pfaffen (I) als einem nicht Ordinierten und zum im FrühMA. vorherrschend noch ungeweihten Mönch; der Priester steht hierarchisch unter dem Bischof und über dem Diakon; Attribute wie fremd bezeichnen den Unterschied zu Pfarrer (I) als dem Inhaber einer Pfarre; es wird differenziert zwischen weltlichen bzw. laiischen Priestern und Geordeten (II), dh. Mönchen; in der Reformationszeit weitet Luther den Begriff auf alle Christen aus (allgemeines Priestertum I); mit und nach der Reformation vorzugsweise für den katholischen Geistlichen gebraucht, tritt Priester an die Stelle des nun zunehmend pejorativ verwendeten Wortes Pfaffe (I), während bei den Protestanten Prediger (II), Pastor und Pfarrer (I) üblich werden; selten auch für nichtchristliche Priester verwendet (vgl. Belege 1741 u. 1787)
  • bisceopes feoh xi gylde. preóstes feoh ix gylde. diácones feoh vi gylde
    601/4? Bosw.-Toller,Suppl. 681
  • gif priost læfe unriht hæmed oþþe fulwihðe untrumes forsitte oþþe to þon druncen sie, þæt he ne mæge, sio he stille his þegnungæ oþ biscopes dom [wenn ein Priester ungesetzliche Gattung erlaubt oder die Taufe eines Kranken versitzt oder so betrunken ist, daß er nichts vermag, sei er still (in) seinem Dienst bis zu des Bischofs Rechtsweisung] 
    695 (Hs. um 1125) Liebermann,AgsG. Wi 6
  • biscoffa inti priesta inti gotes man
    9. Jh. Lorscher Beichte/KlAhdSprDm. 324
  • daz ih piscopha enti priestra enti gotes man so neminnota so ih scolta
    10. Jh. KlAhdSprDm. 326
  • presbiter grece priester, latine senior
    1. Hälfte 12. Jh. SummHeinrici I 278, 97
  • die phaffen, die niht prîstere sint
    1264 DOrdStat. 37
  • ein einsidel ... der ouch ein priester ist
    13. Jh. HeinrTürlinCrône V. 19577
  • wir schaffen ... den vrauen sant Claren orden ... hundert marchk ..., daz si haben ain ewigen priester minner pruͤder ordens
    1328 Pez,Cod. III 12
  • brůder C.R. des tútschen ordens ein priester 
    1353 FRBern. VIII 3
  • all priester, ez sey techant, kyrchenherren, pfarrer, vicarier, fruͤmezzer, oder capplan
    1372 Nürnberg/MZoll. IV 222
  • abloͤsen von suͤnden oder von dem pann mag chain froͤmder priester einen menschen, von dez wegen daz der priester chainen gewalt vͤber den menschen hat, ez waͤr dann dem priester von dem pabst enpfolichen oder von dem pischolf, oder von dem pfarrer dez menschen
    1390 BerthRechtssumme 156
  • mess haben ist geleich gůt, die von dem priester gelesen wirt, er sei gůt oder poͤz, von dez wegen dez heiligen sacramentez, daz in der mezz gehandelt wirt, vnd von dem priester nit pezzer noch erger wirt
    1390 BerthRechtssumme 1670
  • priester. sacerdos, qui sacra dans. viceplebanus. prespiter
    14. Jh. Voc.opt.(Bremer) II 387
  • ein ider briester, er sei laibrister ader geordent
    1460 EgerStG. 18
  • papeschop de sammelinghe der prestere 
    um 1460 StralsVok. 327
  • ein priester wirt genent durch sanctum Paulum ein kuenig, ein regirer und vorganger des volckes
    um 1480 Goertz,Liturgie 182
  • want do der ban stonde, do moichten sich die slechten priester niet erneren
    1499 KölnChr. II 634
  • men versteit hier godes mannen alle gadelicke, geistlickes luide in clostern, beginen offte preestern, diaken, sub-diaken
    um 1518 OstfriesLR.(Wicht) 40
  • ein schuster, ein schmid, ein bawr, ein yglicher seyns handtwercks ampts unnd werck hat unnd doch alle gleich geweyhet priester unnd bischoffe
    1520 LutherGesAusg. I 6 S. 409
  • darumb ist der name bisschoff odder priester keyn name einer secten, ßondern ein name des ampts: priester ist ßo viel als eyn elltister, bisschoff ßo vil als eyn auff seher. darauß haben die gottloßen menschen stende und wirdickeyten gemacht
    1522 LutherGesAusg. I 8 S. 505
  • do man aber fur das brechen und außteylen des sacrament selbst behalden und genommen hatt und den diener priester geheißen, do ist das opffer erfunden wurden, auff das der heylige priester auff dem alltar ettwas zu thun hette und nicht muͤssig stuͤnde
    1522 LutherGesAusg. I 8 S. 514
  • rechte bischoppe edder prestere, dat sint predigere des evangelii
    1529 Hamburg/Sehling,EvKO. V 489
  • [man] sol einen iglichen christen heissen einen geborenen priester, nicht von vater und mutter, sondern aus der tauff und euangelium, on menschen zuthun, allein durchs gotlich werck
    1535 LutherGesAusg. I 41 S. 205
  • presbyter oder priester, ist ein griechischer comparatiuus, vom wort presbys, ein alter, das also presbyter oder priester noch ein elterer heist. wie man dann vor zeyten zu solchem hohen ampt selten junge, vngelehrt, vnuersucht, geylle, můtwillige, fressent vnd sauffent leut genommen hat, als jetzt leyder gar vil geschicht, sonder alt, erbar vnnd deren leben gůtte zeugknus bey menigklich hette
    1571 Roth s.v.
  • ist disser herzoch capitular worden ... hat sich auch folgens zum preister lassen weihen
    1577 BuchWeinsberg II 346
  • priester ist bei den roͤmisch-katholischen ein solcher geistlicher, welcher die macht hat, das amt der meße zu halten, und andere functionen des priesterlichen amtes zu verrichten
    1704 Hübner,ZtgLex. 898
  • Zacharias war ein priester der seine woche versehen mußte
    1741 Frisch I 480
  • die aͤgyptischen priester 
    1787 Krünitz,Enzykl. 40 S. 29
II
zu Beginn und Ende des Priesteramts sowie zur Versorgung der Priester

II 1 rechtliche Voraussetzungen für die Annahme des Priesteramts und die Weihe
  • ælc preost finde him xii festermen, þæt he preostlage wille healdan mid rihte [jeder Priester schaffe sich 12 Bürgen (dafür), dass er Priestersatzung gesetzmäßig halten wolle] 
    1028/60 Liebermann,AgsG. 380
  • daz er den dûmen abe sluc, daz er nicht prister wurde
    Ende 13. Jh. Passional(Hahn) 326, 73
  • die selben [unehelichen oder unfreien] chinder ob si geistleich werdent, so muͤgen si weih enpfahen vnd priester werden
    1390 BerthRechtssumme 1406
  • priester mag ein mensch nit werden von weib wegen in maniger weis. ze dem ersten, wenn ein man zwo frawen hat nach ein ander mit rehter e, oder ainew mit reht vnd die ander niht, er werd von ir geschaiden oder niht
    1390 BerthRechtssumme 1718
  • [es] mag der man niht priester werden, der im selber absneidet sein vnchaͤuschew gelid an not sach
    1390 BerthRechtssumme 1722
  • wer auch eleich ist, der mag nit priester werden noch in einen orden choͤmen, an willen dez weibez
    1390 BerthRechtssumme 1928
  • oick moigen die dienstmanne priestere werden, des en moeghen die eyghene nyet doen
    1426/40 KleveStR. 97
  • desglichen ein priester, der offennlich by siner dirn wonet, der soll kein meß lesen ... ursach, der priester soll kusch und rein sein
    um 1500 Der Oberrheinische Revolutionär/A. Angenendt, Gesch. d. Religiosität im MA. (Darmstadt 1997) 461
  • es erhalte keiner als priester die weihen, bevor er sich von seinem libherren also losgekauft, dass er von aller dienstbarkeit frei sei
    1585 SchweizId. II 1534
II 2 Akt der Priesterweihe 
  • ist ... das predigtamt, das Christus ... selbs ... verordnet hat, immer von einem auf den anderen kommen durch das auflegen der hend ... bis auf die stund, und das ist auch die rechte weihe, darmit man die priester weihen soll
    1533 Brandenburg-Nürnberg/Sehling,EvKO. XI 272
  • ainer, der priester wirt, der schwert ain herlichen aid, das ist, er let baid hend, nit nur 2 finger, sunder all 10, in ain buoch, da das ewangelium in stat
    1545 FreibDiözArch. 9 (1875) 221
  • mit der ausweihung der priester wird man von seiten des ordinariats den bedacht nehmen, daß niemals uͤberflüssige sind
    1788 KurpfSamml. IV 819
II 3 Einsetzung in das Amt, Ordination (I) unter Beteiligung des Patronats bzw. der Gemeinde
  • hweer soe en prester mei hloette iefta lioeda wilkere kerren wirt jn ena kapilla [wenn ein Priester durch das Los oder durch Volksbeschluß an eine Kapelle berufen wird] 
    10. Jh.? (Hs. 1464) WesterlauwersR. I 196
  • sweliken prester vnse borgere keset dhene solen se vor vnsen herren bringen, vnde he sal ime de kerken lygen
    1227 BrschwStR. § 54
  • wir ordenen ..., das die vorgenant pfrůnd ... der schultheisse und der rat ... mit des lutpriesters rat ... lihen einem erbern bewerten priester, der die messe usrihte
    1344 BadenArgUrk. I 11
  • wo ein weltlicher priester zuo vns kunt, für den der merteil der vndertanen bit vnd in gevelt, dem sol ein kilchherr die selben kilchen lihen
    nach 1436 Schwyz/GrW. IV 354
  • wiewol sanct Jeronymus an viel ortern aus der heiligen schrift erweiset, das im anfang der kirchen kein unterschied unter den bischofen und priestern gewesen ... zu itziger zeit in etlichen fürstenthumen, dieweil man on beschwerung der gewissen die ordination von den bischofen nicht hat haben mögen, haben solchs die priester der örter wider angefangen. weil aber gleichwol die christliche kirche ... spaltung zu verhüten, vor gut angesehen, das unter den priestern einer erwelet und erhöhet zu der superattendenz und ein bischof sein solt, dem die ordination sonderlich vorbehalten,... so wollen wir in unserem lande jhe ungerne solche gute ordnung zerrütten lassen
    1540 Mark Brandenburg/Sehling,EvKO. III 85
  • der dritte articul ist von der priester symonia, das ist von der kramerey vnd verkauffung der geistlichen aempter vmb das geldt
    1619 Lazius,Wien II 61
  • so verbietten wir alles ernsts, das kein priester von ainem weldtlichen schirmbherrn ain pfarrkirchen annehmen solle, er sey dann von dem bischoff selber, oder ainem ertzpriester eingesetzet worden
    1619 Lazius,Wien II 64
  • ein geistliche lehenschaft, zue latein jus patronatus oder jus praesentandi genant, ist nichts anders alß daz ein lehenßherr oder patronus auf ein ledige pfarr oder anders geistliches beneficium einem priester nach belieben dem ordinario, ... zu praesentiern befuegt ... ist
    1654 NÖLO. V 2, 1 § 1
  • niemand soll einen priester beruffen, er habe dann zu der kirche ein recht, welches jus patronatus heisset
    1744 Pontoppidan,DänemKHist. II 123
  • will ein priester seine kirche an einen anderen abtreten, so soll ers thun ungezwungen, ohne bedingung, bey gesunden tagen, und in gegenwart eines notarii
    1744 Pontoppidan,DänemKHist. II 282
  • nur solche priester, welche den ordnungsgemaͤßen theologischen studienlauf gemacht haben ... und endlich eine concurspruͤfung ... erstehen konnten, duͤrfen zu einer geistlichen pfruͤnde gelangen
    1831 Mohl,WürtStR. II 544
II 4 Einkünfte, zB. Pfründen (II) und Stolgebühren; Versorgung der Priester 
  • so weme de prester scrivet enen bref van kopmanscape, de scal eme dre marc hovede geven
    Anf. 14. Jh. Nowgorod(7 Fassungen) 118
  • der prister sal han zu siner prunden bevor alle satzunge vnde alle selegerede, die vor gesetzt sint ... einem pfaffen
    1311 OtterbergUB. 305
  • dem prister, der [bei einem Wasserordal] daz wasser zeynet, lonet man mit eynem halben lote
    vor 1320 ÄltpolnRdm.(Mat.) Art. 25 § 10
  • waz dem priester zů der messe geopphert oder gefruͥmetsungen wirdet, daz sol ir sin
    1329 BernStR. VI 1 S. 23
  • de prester scal de hoͮve unde de garden hebben in sinen weren unde scal de maldere opboren ... unde scal sine notdorft daraf hebben
    1330 WernigerodeUB. 48
  • darvan [von hovetpennynge unde ervepennynge] schal men geven unsem prester ene mark alle jar, darvor schal he dat ganze jar alle donredage lesen ene myssen
    um 1350 LünebZftU. 134
  • das ein jeglich priester, der in der vorgenanten kilchen oder capellen ist gepfruondet, uf derselben pfruonde sitzen und si selber verdienen sol, es si denne, das in siechtage ... entschuldige
    1364 FreibMünsterBl. 5 (1909) 74
  • wan dar vmb [priesterliches Gebet] habent die priester von den laͤuten irn solt, daz ist der zehent vnd daz taͤgleich opfer
    1390 BerthRechtssumme 420
  • als den pristern ir peculium gegebin ist, zuhaben ober burger und gebawer, ober ritter und knechte an czinslichen sachen ader andern sachen durch yres dinstes wille
    um 1400 LiegnitzStRb. 259
  • von dem sacrament der hl. ee gebürt dem priester eyn omber, eyn kerze, 1 par hentschen u. das opper
    1517 Koeniger,SendQ. 156 Anm.g
  • [daß] den gemeinen prestern ehe se obedientien deden thosage geschach, se by aller olden privilegien wise und wonheit to latende
    1520 JbOldenb. 19 (1911) 193
  • den memoriengelde, den presteren to jarlicks memorien to holden geuen was
    1527 DithmUB. 104
  • daß kain priester nichs von inen [Bauern] solt fodern alß leibpfenning oder andres
    1528/29 Donauwörth/BauernkriegQ. I 250
  • de prester, so ein leen hebben, so ferne se des landes ordinantz annemen ... schölen eere leen beholden
    1535 Pommern/Sehling,EvKO. IV 335
  • etliche priester der meinung sind, das brautvolk müsse sie zum hochzeitsmahl laden und frei halten, oder ihnen das mahlgeld dafür geben
    1616 ArchKathKR. 64 (1890) 114
  • weil es aber gar schimpfflich, wann der priester gar umsonst die christliche copulation verrichten solte, daher ist von denen vermoͤgenden bißhero 1 rthlr., von mittelstandes persohnen 12 gr. und von den armen 8 gr. vom kuͤster noch vor der vertrauung gefordert ... worden
    1649 CCMarch. I 2 Sp. 63
  • bey der besingniß [beim Begräbnis] giebt man den beyden priestern, der nemlich das amt singt, und dem andern von dem requiem auf dem nebenaltar mit einander 6. ß. 10. pfenn.
    1774 Wagner,Civilbeamte II 131
  • an und fuͤr sich bleibt es auch immer eine hoͤchst unnatuͤrliche und unschickliche sache, daß dergleichen einzelne handlungen [Beichte] ... dem [protestantischen] priester bezahlt werden
    1799 RepRecht III 174
III
zum Rechtsstatus eines Priesters; besondere Verbote, Folgen eines Verstoßes; privilegium fori; Stellung im weltlichen Rechtsleben
  • preostes feoh ix [9] gylde [Priesters Gut (entgelte der Dieb dem Bestohlenen) 9 fach] 
    602/03? (Hs. um 1125) Liebermann,AgsG. 3
  • gif preost oðerne mon ófslea, weorpe mon to handa ⁊ eall ðæt he him hames bohte [wenn ein Priester einen anderen Mann erschlägt, liefere man (ihn) und alles, womit er sich eine Stelle kaufte, aus] 
    892/93? Liebermann,AgsG. 62
  • ne preóst ne beó mangere [ein Priester sei kein Kaufmann] 
    um 1000 Bosw.-Toller 667
  • gif preost to rihtandagan crisman ne fecce, oððe fulluhtes forwyrne þam þe þæs þearf sy, gylde wíte mid Englum ⁊ mid Denum lahslit, þæt is twelf oran [wenn ein Priester das Chrisma zum rechten Termin nicht holt oder die Taufe dem, der ihrer bedürftig ist, weigert, zahle er Strafgeld bei den Engländern und bei den Dänen Rechtsbruchbusse, das ist 12 Ör] 
    1002/08 Liebermann,AgsG. 130
  • gif preost ordol misfadige, gebete þæt [wenn ein Priester ein Ordal falsch leitet, büße er das] 
    1028/60 Liebermann,AgsG. 382
  • wan swer die priester væht oder sleht der ist zehant in dem hôhen banne
    3. Viertel 13. Jh. Berth.v.Regensb. II 255
  • thi prestere ne mot nenra wraldeskera lena plegia, wara sines eynes ombethes, ther hi to ewiged is [der Priester darf keine weltlichen Ämter ausüben, sondern nur sein eigenes Amt, zu dem er geweiht ist] 
    Ende 13. Jh. BrokmerR. 98
  • wapen vorbydet men hir den presteren unde den schulren tu eren, unde vorbydet yt den joden thu schanden
    um 1325 Kisch,JewLaw 42
  • is thi prestere monslachthoch ieftha menethoch ... sa ne mi hi godi and tha heligon nen thianost dwa and tha liodon [ist der Priester des Totschlags schuldig oder meineidig, ... so darf er für Gott und die Kirche und das Volk seinen Dienst nicht mehr versehen] 
    1327 RüstringerR. 134
  • to weme de prester in de mascop kůst, de scolen ene vntfan
    1348 Schiller-Lübben III 45
  • es sal auch hier kein prister oder altarist, ... kein win hie schencken, ... den er uff den kauff beheldet oder hat
    1379 Miltenberg 310
  • artznei suͤllen nicht geben die priester den siechen laͤuten durch dez schaden willen der in da von moͤcht auf sten, ob daz chaͤm, daz der siech da von sturb
    1390 BerthRechtssumme 250
  • grosse wirdig leut vnd prister sullen nicht sweren dann von grosser notsach wegen
    1390 BerthRechtssumme 821
  • vmb zeitleichew gůt sol ein priester niemant verwunden noch ze tod slahen
    1390 BerthRechtssumme 1728
  • waͤr ez aber daz der richter zu dem priester spraͤch, der mensch ist vmb diebstal geuangen, waz sol man im tůn, vnd spraͤch dann der priester, man solt in toͤtten, so wurd er schuldig vnd verlur sein ampt
    1390 BerthRechtssumme 1734
  • aber mit der hant vnd mit růten in zuht weiz, so muͤgen priester vnd die geistleichen prelaten wol straffen ir vndertan, die vngeweiht sind, oder die chlain weih habent, vnd niht die grozz weih habent
    1390 BerthRechtssumme 1996
  • wirt auch ein priester aussetzig, so sol er gesunten laͤuten niht mess lesen, aber an haimleichen steten mag er wol mess lesen
    1390 BerthRechtssumme 2344
  • bischolf oder ein priester oder ein clerice, vnd ein iegleich geistleich prelat, der mag piten vnd an ruͤffen werltleich laͤut, daz si im helffen wider vngelaubig laͤut, die der christenhait schedleich waͤrn an dem gelauben, vnd auch wider dieb, rauber, oder ander poͤz laͤut
    1390 BerthRechtssumme 1724
  • ok ripe eynes mannes wif in eynen prister dat sy von em wolde getrutet syn vnd queme or man tu mate er he met or icht begunde sluge he en oder wunde he en sy weren beide in den ban auer betrede he sy in eyne vordechtlike stede vnd hadde sich tu der lyie bereidet der sluge he en dan he bleue sunder ban
    1397/98 BerlinStB.(Hs.) 109v
  • keyn prister lotter seyn sal noch hantspeler ..., kretschmer sullen sie nicht seyn
    um 1400 LiegnitzStRb. 39
  • disz ist von dem zolne. kouffet ein priester, oder ein ritter, oder ein geistlich man ze sinem nvtze, der git enkein zoln
    1410 FreiburgÜÜbers. 55
  • kommt ein graf geritten vnd begehrt trauben, dem soll der banwart einen hut voll geben; einem ritter was an dreien schossen steht, einem priester drei trauben und einer tragenden frau drei, nämlich dem kind eine und ihr zwei
    1426 Jura (Kt.)/GrW. I 183
  • wer, das ... ein priester ... sin ee breche und das kuntber würde, so sol der priester kein ambaht me han noch messe han
    1439 RefSigm.(Koller) 157
  • alsa thet strid is an vntyd vppehewen, an paschamorn an a christusmorn in there tzurka, thet thi corpus dominj bretzen is an thi ompel stert is and thi prester bifuchten is to thes blodes vtrene, sa ister bretzen sacrilegium and emunitas [wenn ein Kampf zur Unzeit, am Ostersonntag und am ersten Weihnachtstag, in der Kirche begonnen hat, so daß die heilige Hostie gebrochen und der Kelch umgestürzt und der Priester bis aufs Blut angegriffen ist, so ist dadurch ein Sakrileg begangen und die Immunität [der Kirche] verletzt] 
    1. Hälfte 15. Jh. FivelgoR. 72
  • hversa thi leye dad slaith annen prester, sa schel hi sine werlike riuchter annen brecma reke. slaith thi prester annen leye, sa is thi biscop sin riuchtar [wenn der Laie einen Priester totschlägt, so soll er seinem weltlichen Richter eine Brüche zahlen. Erschlägt der Priester einen Laien, so ist der Bischof sein Richter] 
    Mitte 15. Jh. EmsigerR. 222
  • so sich dy wernttlichen satczunge an pristern nach an yre gutter nicht ußgelegen mogen
    1474 PössneckSchSpr. I 118
  • aen leka riuchter mey naet riuchta wr een prester [ein weltlicher Richter soll nicht richten über einen Priester] 
    1480/81 JurFris. I 26
  • hweerso een prester wtreysget om wralscke secken to byschirmen, ende dat myt wige ende myt wepen ende my[t] partije lyodem, so foerlyest hij syn paeplicka bote
    1480/81 JurFris. II 238
  • alle priesteren ende clercken die in sacris zijn, oft andere die gepromoveert zijn totten cleynsten oerdenen, als zijn subdyaconen, dyaconen ende accoliten, alsoeverre als zij gesustenteert wordden met kerckelijcken beneficien, mogen van advocacien ende postulatien wordden gerepelleert
    1496 CoutBrab. II 2 S. 65
  • een bisscop, een monick oft andere regulier en mogen geen tuteurs oft curateurs zijn, mair weerlijcke priesters, dyacone ende subdiakene mogen wel dairtoe geordineert wordden
    1496 CoutBrab. II 2 S. 68
  • H.H. ... ist ... gefengklichin gesaczet wurden, von den pristern und frawen los gebeten wurden
    1497 NArchSächsG. 21 (1900) 256 Anm. 7
  • ob dann ain priester in leithäuser gen wolt ..., da sol man in beschaidenleich von weisen
    15. Jh. Salzburg/ÖW. I 322
  • es mugen borgen werden alle die, welche sich verbunden werden mugen mit guetern, worten, briefen, ausgenommen die ritter, priester vnd weyber
    um 1500 Summa legum 454
  • das die von der statt vor gericht oder ratte uber keinen priester frevell oder buße erkennen sollen
    1508 MosbachStR. 577
  • der priester halb, so eewiber haben, lassen min herren es belieben, wie zum naͤchsten byß uff die zit, das es von der christenheit erluͥttrot wirdt, ob si die haben soͤllen oder nit
    1525 BernStR. VI 1 S. 325
  • wa aber ain solicher priester nit abstan, sonder in seinem furnemen bleyben wöllt [die christliche Lehre nach der Tradition zu verkünden], alsdann mag im ain pfarmengin urlob geben und ainen andern an sein statt verordnen, der inen taugenlich ... sey
    1525 Franz,BauernkrAkt. 166
  • alle priester, so nicht keusch können leben, sollen sich verehelichen. es soll auch keinem nachgelassen werden, bei einer verdechtigen person zu wohnen
    1540 Chemnitz/Sehling,EvKO. I 1 S. 540
  • [Übschr.:] vom eusserlichen wandel der priester 
    1544 Merseburg/Sehling,EvKO. I 2 S. 22
  • es seind auch vil vrsachen, darumb einer vor einem gericht, dahin er sonst ordenlich nicht gehoͤrig, antworten můß. aber es werden etlich personen entschuldiget, daß sie nicht antwort geben, nemlich welche sich nit mit peenen oder pflichten fuͤr denselben richtern verbinden. item ein ritter priester unmuͤndige
    TeutschForm. 1571 6v
  • klostermenne unde gelerte alse prester, diacon, subdiacon moͤgen nicht voͤrmuͤnde wesen up der leyendinge
    1593 JütLow.3 I 31 § 1
  • geistliche gemaine prüester mügen für andere geistliche persohnen ... pürgen werden
    1599 NÖLREntw. II 12 § 5
  • was geistliche personen, als priester, kirchenthiener oder gemein knecht und hirten belangt, seind allein [vom Zehnt] befreit
    Ende 16. Jh. WürzbZ. I 1 S. 609
  • daß ein bischof die priester mit keinen primis fructibus wie auch mit keinen geldhilfen beladen soll
    1613 JbLiechtenstein 6 (1906) 54
  • die priester welche sich in solchem kauffhandel ..., so ihnen und ihrem ampte nicht gebuͤhret ..., einlassen
    1686 SammlLivlLR. II 1823
  • welcher priester sich dem muͤssiggang, der leichtfertigkeit, dem schwelgen und der trunckenheit ergiebet ...: der soll zum erstenmahl auff eine zeit von seinem ampte gesetzet werden
    1686 SammlLivlLR. II 1823
  • es soll kein priester, bey entsetzung seines dienstes, ohne erhaltenen schrifftlichen consens, einen soldaten mit einer frau zusammengeben
    1698 Moser,StaatsR. 30 S. 263
  • clerici und priester sollen mit keiner schatzung belegt, noch durch briefe des koͤnigs einiger zwang ihnen angethan werden ... von dem pfarr-hof, den ein priester selbst bewohnt, soll kein dienst des reichs gefordert werden
    1744 Pontoppidan,DänemKHist. II 123
  • wenn sie priester sind und sich wieder verheirathen, sie ... in den layenstand gesetzet werden
    1753 Helyot,Klosterorden I 166
  • wird ein bischoff aus paͤpstlicher auctoritaͤt degradirt, so muͤssen zwoͤlf bischoͤffe zugegen seyn; hingegen bey der degradation eines priesters sind nur sechs ... erforderlich
    1798 RepRecht I 123
  • eine besserungsanstalt für verirrte priester ist allerdings erwünscht
    1825 Wien/Josephinismus V 246
IV
zu Tätigkeiten und Aufgaben des Priesters 

IV 1 Regeln der Amtsausübung und geistliche Gerichtsbarkeit; der katholische Priester hat das ausschließliche Recht, an den Menschen seiner Pfarrei geistliche Handlungen vorzunehmen und die entsprechenden Gebühren zu erheben
  • swelk borghere wil rechtes phlegen vor sineme senedherren, vnd vor sineme prestere, dene darf men vor nenen bannegen man halden důrch recht
    um 1300 BrschwUB. II 24
  • skillath ther alle prestera ... alle sunnandega bidda fori alle riuchtera, and tha fiuwer hahtida to bonne dwa alle redieua and alle hodera ther mith tha ethe panninga nemath opa unriucht [sodann sollen alle Priester ... alle Sonntage für alle Richter beten und an den vier hohen Festtagen alle Redjeven und Hodere, die in ihrem Amte Geld zum (Begehen von) Unrecht annehmen, in den Bann tun] 
    1327 RüstringerR. 158
  • ze dem dritten mal suͤlln die zwai menschen [die Brautleute] gesegent werden von den priestern 
    1390 BerthRechtssumme 620
  • sacrament allew siben, die mag ein pischolf wol geben. aber ain priester der geit die firmung nit noch die weih der priesterleichen ordnung, aber die andern fuͤnf mag er wol geben
    1390 BerthRechtssumme 1878
  • vnd waͤr ez auch daz ein prelat den priester twingen wolt mit gepot, oder mit dem pann, daz er im sagt, waz er gehoͤrt hiet von dem menschen in der peicht oder in peicht weiz oder paͤt i[n] newr ain suͤnd ze nennen, so solt der priester sprechen vnd auch dez swern, ob dez not waͤr, daz er sein niht west
    1390 BerthRechtssumme 490
  • dy prister synt des menschen in syme lesten ende syn pauwes vnd af nemer aller sunde
    1397/98 BerlinStB.(Hs.) 101r
  • dit is gastelic riucht, det een prester mei wesa neen redesman meer den in fiower sekum, in syner ayner seeck and syner tziurka and fon siner sybdeel, als fon brodren, sustern, newa and nyften [dies ist geistliches Recht, daß ein Priester kein Rechtsbeistand sein darf außer in vier Sachen: in seiner eigenen Sache und (in der) seiner Kirche und für seine Verwandten, wie Brüder, Schwestern, Neffen und Nichten] 
    1457 (Hs.) EmsigerR. 234
  • man sal auch keinen wilden prister, fremden pilgrum ader bettler in gemelter capellen ... lasse messe halden ane ... willen des pfarners
    1487 KahlaUB. 57
  • worumme schollen denne de prestere nicht düdesch döpen, de wol beter mit der saken konen ummegäen, de lüde, de darby synd, vormanen to beden, en dat evangelion lesen unde gute lere geven?
    1528 Braunschweig/Sehling,EvKO. VI 1 S. 358
  • in der misse schall der preister, de de misse holt, ergernisse, narede und nyeringe to vorhodende, stedes dat gewontlike kerckornatt bruken
    1552 Buxtehude/Sehling,EvKO. VII 1 S. 74
  • daß keine ehegelöbn ..., so nicht in gegenwärtigkeit des pastors eines jeden orts oder eines priesters (welcher gerührter pastor darzu erlaubt), ... verbündlich zu achten
    1558 JülichPolO./QNPrivatR. II 1 S. 337
  • wenn ein kind im hause in ... nöten getauft ist mit wasser, ... so sollen je die priester dasselbige kind nicht noch ein mal teufen
    1570 Kurland/Sehling,EvKO. V 95
  • die amts-verrichtung eines priesters bestund in predigen, die sieben sacramenta ausspenden und selig preisen
    1744 Pontoppidan,DänemKHist. II 282
  • [Beichte:] insonderheit soll auch der priester schlechterdings den suͤnder weder durch worte oder zeichen, noch auf irgend eine andere weise verrathen
    1799 RepRecht III 164f.
IV 2 weltliche Aufgaben
  • inredene wonden ... de sal de preester mit den keeder ... beschouwen
    1282 Langewold 1282(R.) 372
  • thi prester ande thi asega hia scelen alle riuchtlike thing dema [der Priester und der Asega, diese sollen alle Rechtssachen aburteilen] 
    um 1300 HunsingoR. 22
  • dz enkein priester in vnserm land enkein ladebrief noch banbrief von nieman nemen noch empfachen sol dann an offennem kantzel, so die kilchgenossen in der kilchen syen
    1387 GlarusUrkS. I 310
  • die priester suͤllen auch zehent geben von irem aigen gůt vnd niht von der kirchen gůt
    1390 BerthRechtssumme 2372
  • so tughe wy presteren ..., woe dat vrou ... voerscreven hefft gheghaen myt ghesunden lychname ende guden synne in unse kerke ... ende hefft dat hylighe sacrament daerup untfanghen umme desse vorscreven rekenschap ende puncten waer ende rechtfeerdych to maken by hoere syelen
    1421 OstfriesUB. I 250
  • ock so wil ick unde myn broder vullenkomeliken blyven by twe gude presters unde 4 layen, de uns in vruntschop scholen scheden van den theen unde waldes weghen
    1436 OstfriesUB. I 416
  • thrira honda riuchter sender, deth is di ordinarius and thi legaet and ti arbytrarius. dees ordinarii send dees riuchters, deer hebbet da macht des riuchtes fon hym seelm als da proghesten and presteren and byscopen [dreierlei Richter gibt es, nämlich den ordentlichen Richter und den beauftragten Richter und den Schiedsrichter. Ordentliche Richter sind die Richter, welche die richterliche Gewalt aus sich selbst haben, wie die Pröpste und die Priester und die Bischöfe] 
    1457 (Hs.) EmsigerR. 232
  • een prester mit twam orkenen moghen een testament machtig hoda [ein Priester mit zwei Zeugen kann ein Testament gültig machen] 
    1480/81 JurFris. II 180
  • meyster E. priester unde notarius
    1481 OstfriesUB. II 155
  • ein priester mag in fier sachen aduocat sein, in seiner eigen sach, in seiner kirchen sach, in seiner nehsten frunt sach, und in einer ellenden weißlosen person sach
    1490 Ordn.u.Underw. 11
  • myt viff eerhafftigen presteren bewysen, nabringen unde wairmaken
    1495 OstfriesUB. II 481
  • die weltigen priester mugen sich nit entschuldigen von der pfleg
    um 1500 Summa legum 199
  • der priester... soll auch mit eigner hand, mit seiner eignen dinte und papir die kirchen-rechnung richtig machen und zugegen seyn, wann selbige verhoͤret wird
    1699 DänGes. II 90
  • wenn die ehe unter catholiken abgeschlossen wird, nach dem neueren rechte in der erklaͤrung des ehekonsenses vor dem priester und zwey zeugen
    1801 RepRecht VI 242
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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