Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Ratgebe

Ratgebe

, m.

afries. auch rēdia, mnl. auch redge uä.; als Fachterminus häufig die afries. Form Redjeve; ahd. ratgebo glossiert auricularius, consiliarius, consul AhdGlWB. 473

I herrschaftlicher Ratgeber, Mitglied eines Rates (V 1) 
bdv.: Ratgeber (I)
  • þis syndan þa gerædnessa, þe engla rædgifan gecuran [dies sind die Satzungen, welche die (Staats)räte der Engländer erkoren haben] 
    1008 Liebermann,AgsG. VI Atr Prol.
  • alle, die der herren ratgeben sein, die huͤten sich, daz si iͤrm herren icht raten, da mit si baidev sel vnd leib verliesen
    1275/76 Königebuch/Dsp.(Eckh.1971) S. 178
  • S. [bischof ze Babenberc] ... was des küneges ratgebe 
    nach 1275 ProsaKaiserchr. 212
  • dirr setz sint gezivg ... des hertzogen ratgeben 
    1281 OÖUB. III 535
  • wir svlen ... die totslege bezzern ... nach vnser [graf ze Hirzperch u. pfallentzgraf ze Rein] gemainer ratgeben sehsær schiedung
    1293 MWittelsb. II 10
  • daz kein lanthere so ho ist noch so achper, he si burcgreve oder ratgebe oder ritter oder ritters kint, kumet he her in diz wikbilde ... he muz antwerten, wes man im schult gibet
    um 1300 FreibergStR. 41 § 1
  • unser ratgeben, und unser schreiber und derselben ratgeben und schreiber hofgemel, der sel ieglicher 5 pfunt enpfor haben an ir stiur
    1312 MWittelsb. II 209
  • ist der kunig mit vns [burcgrafe] vnd andern seinen ... ratgeben ze rat worden, daz
    1323 MWirzib. III 218
  • der bischolf zuo dem mâl nâch sîner râtgeben lêre funf hundert marc oder mêre gap ze râtmiet, ê er von dannen schiet
    1. Viertel 14. Jh. ÖRChr. II Vers 70225
  • die vͥnser geswornen ratgeben vnt diener sint ... sullen mit den burgern stuͥren in buͥwen ... wachte und tagwan
    1328 LaufenburgStR. 11
  • bidden wi [Herzog] ... onsen ... ridderen, mannen ende raetgaven ... dat si ... hare segelle willen hangen ane dese ... letteren
    1341 Willems,Brab. I 823
  • daz wir [Burggraf und Frau] ... mit vnserr ratgeben rat ... verkauft ... haben ... Dyetrichen ... vnsriu guͤt
    1342 MZoll. III 83
  • use borghere unde ratman ... de we mid hern A.v.S., proveste ... hertoghen Magnus sone van Brunswich ghekoren ... hadden to ratgheven 
    1357 LünebUB. I 326
  • daß ... keines ritters oder ratgeben weib oder tochter ... nicht mehre dann zweyerley seyden cleyt ... haben ... sollen
    1498 ErnestLTA. 38
II bezahlter Berater einer Partei im Gerichtsverfahren; juristischer Berater, der vom Fürsprech (I) unterschieden ist
  • von den ratgeben ... wiͤrt im sein rat niht nutze, so sol er im niht geben
    um 1275 Dsp.(Eckh.1971) LR. Art. 79
  • das der klagel des ersten ainen fürsprechen nemen sol, und der sich versprechen wil, sol darnach och ainen nemen und der clagel sol danne ainen ratgeben nemen och des ersten un diser danne darnach ainen und sont das triben bis an sechs rautgeben, das ietwedrer tail dri nemen sol von den räten oder ausserhalb den räten wedres si went
    1358 KemptenStB.(Beck) p. 19
  • [Übschr.:] wievil ieglicher tail zů dem rehten râtgeben sol nemen
    1382 LeutkirchStR. 41
  • ein forsprech vnd ein ratgeb der mag sein weishait verchauffen, vnd gab von reichen laͤuten nemen, vnd niht von armen
    1390 (Hs.) BerthRechtssumme 1830
  • beide tail zwein rătgeben nemmen múgent
    1397 VillingenStR. 62
  • her richter ... mir fuget vor ewerm gerichte nicht zuteidingen, dorumme ir seyt meynes wedirsache ratgebe 
    um 1400 LiegnitzStRb. 109
  • wil ain fro ... sich irs guͤts verzihen ... so sol man die frowen des ersten beuoͤgten ... vnd sol ir dartzů ainen fürsprechen vnd ainen ratgeben von dem hofgericht geben
    um 1430 RottweilHGO.(Irtenkauf) XI 11
  • vitztum, ratgeb, pfleger und verg, / richter, vorsprech, urtailer, scherg, / die tretten all ain valsche pan, / ain jeder zlieb seim überman
    1. Hälfte 15. Jh. Oswald v.Wolkenstein2 112 V. 35
  • de rad hefft angenamet doctorem G.v.N. in oren sindicum unde rathgeven 
    1457 GöttingenStat. 338
  • ob ainem cleger ald antwurter im rechten nott sin wurd, sinen fursprechern etwas zu sturen, das mag ain jeder dem, den er an zu raut genomen hett, zimlich sagen ... derselb rattgeb mag es dann den fürsprechen ... sagen
    1490 WürtLändlRQ. II 928
  • soll der selb ratgeb sein parthey mitt vleiß erfragen
    Layensp. 1509 A 7v
  • lehenrichter vnnd mann wurden wol wissen vmb rhatschleg bey vnpartheyeschen rhatgeben mit wissen vnd willen der partheyen zubewerben
    1511/12 Frey,Pract. 497
  • gerichtscosten ist das gelt, das die parthyen den rednern, procuratorn, ratgeben, aduocaten, notarien, pütteln vnd vor abscheidt ... geben mussen
    1523 Köbel,GO. 31v
  • welcher fursprech oder ratgeb ... bi ainer parthei gestanden ist ... der soll nachmals der andern parthei ... nit erlobt ... werden
    1532 WürtLändlRQ. II 781
  • wo aber ain redner in ainer sachen nit allain procurator vnd redner, sonder darzů aduocat, das ist ratgeb vnd vergreiffer der sach, samentlichen sein wurde, so ordnen ... wir hiemit, das demselben ... vber ain gulden ... nit gegeben werden soll
    1553 BairLO. 1553 II 7, 4
  • so der fürsprech zu dem birstvogt für den schranken get, so haist er ein ratgeben begeren ... -- da ietz der täter da ist, so würt ime vorhin ain fürsprech erlaubt, und darnach erst dem birstvogt der ratgeb 
    1574 Rottweil/GrW. VI 326
  • wan dan der täter nit zugegen, so nimpt der birschvogt sein fürsprechen und ratgeben wider und last ime fürtragen: dieweil ... er den täter nit sehe, das er antwurt geben wöll, so hoff er geurtailt zu werden wie vor oft begert sei
    1574 Rottweil/GrW. VI 328
III
im Raum des afries. Rechts: Schöffe, Urteilsfinder; Mitglied eines hohen beratenden Gremiums
Sachhinweis: Heck,FriesGV. 192ff.; H. Jaekel, Forschungen zur afries. Gerichts- u. Ständeverfassung (Weimar 1907) 32ff.; J.P. Winsemius, De redieven in het Brokmerrecht/TijdschrRG. 20 (1952) 290ff.; CodHummerc. 24ff., 401f.; HRG.1 IV 451 s.v. Redjeva
  • wee so lant ... verkopen wylle de beedet to des rechtes erffnamen [huse] myt waerliken witscipe myt redgiaen ende myt buren off op den houe mydden den kerckuolcke
    1250? (Hs. um 1479) Langewolder Küren/CodHummerc. 378
  • wat redgia so [de] schowinge [des Deiches] ... hynderen wylle ... de breket x marck weder de hillighen
    1250? (Hs. um 1479) Langewolder Küren/CodHummerc. 379
  • nen ked and nene rediewa ni moten ketha ni achta ni riuchta inna ene otheres welde, er tha othere ofgunge [kein Kedde und kein Redjeve darf ein Urteil verkünden noch sich beraten noch richten im Amtsbereich eines anderen, bevor die anderen zurücktreten] 
    Ende 13. Jh. BrokmerR. 26
  • thi redieua ne mot sinne dom naut wenda ... and enis skel hi reda and enis skelre ketha [der Redjeve darf sein Urteil nicht abändern ... und (nur) einmal soll er (den Tatbestand) bestätigen und (nur) einmal soll er (das Urteil) verkünden] 
    Ende 13. Jh. BrokmerR. 34
  • thet tha fiuwer rediewa gadervnge ina fiardandele er tha thriuchthingathe and endegie alle tichtega [dass die vier Redjeven im Landesviertel vor der obergerichtlichen Sitzung zusammentreten und alle Klagesachen beendigen sollen] 
    Ende 13. Jh. BrokmerR. 74
  • thi redieua skeppe sines haudingis secna [der Redjeve setze den von seinem Kläger verlangten Sühnebetrag fest] 
    Ende 13. Jh. BrokmerR. 80
  • hwersa mar en thiaf feth, sa skel ma hine brensza a liudawarf; him skelin fiuwer redia vrdela sinne hals, ief hia vmbben mugen wertha; nis thet nawet, sa skel ma hine brensza a bredra warf [wenn man einen Dieb ergreift, so soll man ihn vor das Volksgericht bringen; (die) vier (zuständigen) Redjeven sollen (ausreichen), ihn zum Tode (zu) verurteilen, wenn sie sich darüber einig werden können; ist das nicht der Fall, so soll man ihn vor das Vollgericht bringen] 
    Ende 13. Jh. BrokmerR. 82
  • thi slatere biweriene esna mith sinre sele, and thi redia driwet forth [der Grabenmacher erhärte den Arbeitslohn mit seinem Eide, und der Redjeve treibe den bei] 
    Ende 13. Jh. BrokmerR. 96
  • alsar sketh en thictega, ther naut nis inna brewe, sa endigie tha redia thene bi liuda skiffene [wenn ein Rechtsfall vorkommt, der nicht im (Rechts)brief behandelt wird, so sollen die Redjeven den durch Entscheidung des Volkes erledigen] 
    Ende 13. Jh. BrokmerR. 96
  • hwersa ma nimth ene frouwa mith wald and mith vnwilla and breit hia invr dura and invr dreppel, and hiu thet birhope, and tha rediewa hia mith dome withedriwe, sa skel man hire resza en tuede szeremonnes ield and tha liudem half alsa stor
    Ende 13. Jh. BrokmerR. 66
  • thet wellath brocmon, thetta rediewena kokar hebbe thera liuda bref inna hira were and riuchte alderbi
    Ende 13. Jh. BrokmerR. 96
  • R.H., tha hi redia was and kethere
    Ende 13. Jh. BrokmerR. 114
  • hwersa en mon werth bifuchten and hi clagie ene soldede, and thi redieua thet rede, and hi sterwe binna thrim wikem, sa ielde ma hine mith ene fulle ielde; liwath hi ther vr, sa vndvnge ma mith tuelef ethum
    Ende 13. Jh. BrokmerR. 50
  • sa nime hiu oftha ielde bi hire presteres hliene and thes redieua ethe
    Ende 13. Jh. BrokmerR. 70
  • fon rawe. hwasa deth en skacraf, and thi redieua thet birede, ther vr thene hana sweren heth, sa bete ma him thrimne further, and sin raf [Bed. III] bisuere hi [vom Raube. Wenn jemand einen gewaltsamen Raub verübt und der Redjeve, der für den Klager vereidigt ist, das bestätigt, so leiste man ihm (dem Kläger) anderthalbfachen Ersatz, und das ihm Geraubte beschwöre er] 
    Ende 13. Jh. BrokmerR. 52
  • fon tha rawe. hwasa rawath buta rediena orlewe, sa resze hi tha haudinge tuene skillingar and tha redieua tuene [von der (gewaltsamen) Pfändung. Wenn jemand ohne Erlaubnis der Redjeven (gewaltsam) pfändet, so zahle er dem Kläger zwei Schillinge und dem Redjeven zwei (Schillinge)] 
    Ende 13. Jh. BrokmerR. 46
  • thetter nen redgeua sinne berielda urherech ni kethe, hi nebbe thene clagere a honda. nenne mon hagera urherech ne kethe tha bi twam pundum, hit ne se thet him andta werdmonne thiu echtene urstenden se, sa skel thi brecma wesa bi tyan merkum [kein Redjeve soll seinen Gerichtsuntertan für ungehorsam erklären, er habe denn den Kläger zur Hand. Er soll keinem Manne wegen Ungehorsams eine höhere Buße auferlegen als zwei Pfund, es sei denn, daß ihm und dem Gemeindegeschworenen die Pfändung verwehrt worden sei; dann soll die Buße zehn Mark betragen.] 
    um 1300 HunsingoR. 126
  • sa hwersa tha redieua enne menene warf kethe [wenn die Redjeven eine allgemeine Volksversammlung ansagen] 
    um 1300 RüstringerR. 78
  • sa hwersa en aldirmon deth ene vnriuchte lhiene [= hliene] and thi redieua him nelle nawet folgia, sa skil hi tha liodon hundred merka sella [wenn ein Ältermann ein falsches Zeugnis ablegt und der Redjeve ihm nicht beistimmen will, so soll er dem Volke hundert Mark entrichten] 
    um 1300 RüstringerR. 86
  • sa hwelik bonnere ... ouer thes redieua willa and sine hliene fari oua enne mon, thet hi thritich merk breke
    um 1300 RüstringerR. 82
  • ene helne rediewa [der keinen Amtsgenossen hat] skelma mit tuam ieldem ielda and thene halue rediewa mith otherhalwa ielda
    1312 Richth. 190
  • wili thene redieua thenne enich mon onspreka, sa skillath him tha hodera thene warf son a merna lidszia [will irgendein Mann dann den Redjeven verklagen, so sollen ihm die Hodere gleich für den anderen Morgen einen Gerichtstermin anberaumen] 
    1327 RüstringerR. 156
  • alrek redieua sin szerekspil to beriuchtande, er hi eniga intela here
    1327 RüstringerR. 154
  • thingath therur enich redieua mar ete mena londes warue tha thessa selua wenda, thi skel wesa alle skeldon egangen
    1327 RüstringerR. 154
  • wy sesteyn radgheven und landlude menliken des landes tho Wursten
    1406 BremUB. IV 446
  • weert, dat die redge of rechters yenighen menschen onrecht deden of niet rechten en wolden
    1415 OstfriesUB. I 204
  • sullen alle prelaten, abten, provesten, dekenen, greetmans, redgen, rechters ... blyven by oren rechte
    1422 OstfriesUB. I 264
  • alle desse ... stucke ... loven wij radgeven unde ghemeyne meente in dem Stadlande
    1427 BremUB. V 367
  • dat wij uns hebben vordreghen ... mit ... den radgheven unde landluden meenliken der lande Butenyade unde Wursten
    1427 OstfriesUB. I 319
  • alle wondynge, de daer schien in redge ofte rechter warue ... salmen ... beteren myt dubbelde bote
    1448 Ommelander Landrecht/Richth. 318
  • sullen de redgen ende rechters toesamen hebben half soe voele toe broke, als de bote belopen mach
    1448 Richth. 316
  • dar setten die twe allen schele by den rad van Bremen, by de ratgheuen van Rustringe vnde by die ratgheuen der wurstere vresen
    1. Hälfte 15. Jh. BremGQ.(L.) 153
  • jtta smela warum, ther acha reddian iefta fior gader kumat [in den kleinen Gerichten, wo acht oder vier Redjeven zusammenkommen] 
    1. Hälfte 15. Jh. FivelgoR. 194
  • sa hwamsa ma biclagie, tha furma lathinga bi twam pundum, tha letera bi x merkum, tha thredda bi ther haudleseoe; itta thredda ware thene iechta to delane, hi ne telle iefta hi thinge; and nanne thingat to heran, hi ne bisette thene brecma. Jef thi mon nout lathat ne se, sa ielde thi reddia thene brecma. Jef ti moo mith there ned forekume, sa walde thes tha reddian [wenn man jemanden verklagt, (so steht auf Nichtbefolgung) der ersten Vorladung zwei Pfund, der zweiten zehn Mark, der dritten die Halslösungssumme; in der dritten Gerichtssitzung soll man den (Beklagten) als geständig verurteilen, es sei denn, daß er sich verantworte oder gerichtlich verhandle; und man soll keine Gerichtsverhandlung anhören, er leiste denn Sicherheit für die Brüche. Wenn der Mann nicht vorgeladen worden ist, so zahle der Redjeve die Brüche. Wenn der Mann einen Verhinderungsgrund vorbringt, so sollen die Redjeven darüber bestimmen] 
    1. Hälfte 15. Jh. FivelgoR. 200
  • ac nanen ompte a sunderga rawie, hia ne dwe thet bi allera reddiana word [auch sollen die Redjeven in einem Amtsbezirk nicht gesondert (jemanden) pfänden, es sei denn, daß sie es mit Zustimmung aller Redjeven tun] 
    1. Hälfte 15. Jh. FivelgoR. 202
  • tobrecht tha erwan thes rediewens, sa mugen hia to fiunde swera and nima ana orne rediewa, ther him nest se [fehlt den Erben (das Zeugnis) des Redjeven, so sollen sie schwören, dass er (der Redjeve) ihnen feind sei, und einen anderen Redjeven nehmen] 
    Mitte 15. Jh. EmsigerR. 140
  • hvasa annen mon fetht wr ther rediewe willa, sa reke hi en merc to bote anda alsa ful to brecma [wenn jemand einen Mann gegen den Willen der Redjeven gefangennimmt, so zahle er eine Mark als Buße und ebensoviel als Brüche] 
    Mitte 15. Jh. EmsigerR. 190
  • ief thi afte prester thes datha and sijn rediewa findeth ene vnde ief anna bretse ief ana mertla inna tha dada liccoma [wenn der zuständige Priester des Toten und sein Redjeve eine Wunde oder einen Bruch oder eine Verstümmelung an dem toten Körper finden] 
    Mitte 15. Jh. EmsigerR. 136
  • tha reddian moten vmbe nanenes reddians kere ... nene meyda nima. iefta nemman ne nima lete. fon hiara hallum vr twen fiarderan biaris [die Redjeven dürfen wegen keines Redjeven Schiedsspruch ... Geschenke annehmen oder jemanden in ihrem Auftrage annehmen lassen über zwei Viertelmaß Bier hinaus] 
    Mitte 15. Jh. FivelgoHs.(Sjölin) I 384
  • slaijt ther en leija anne papa, sa ach [hi] sina rediewa anne fretha to retsane. slaijt thi papa anne leija, sa ach [hi] sine rediewa nena fretha to retsande, wara thi biscop is sijn riuchtere [erschlägt ein Laie einen Geistlichen, so hat er seinem Redjeven eine Friedensbrüche zu entrichten. Erschlägt ein Geistlicher einen Laien, so hat er seinem Redjeven keine Friedensbrüche zu entrichten, doch der Bischof ist sein Richter] 
    Mitte 15. Jh. EmsigerR. 162
  • hwasa anne mon tho dade vndath inna ara reskipe, sa agin de arra rediewe thene frethe ... thet arre reskip [Bed. III] and thet letere tuischiat, olsa naka sa da letera rediewa thene eth hebbeth esuerin [wenn jemand einen Mann während der Amtszeit eines vorhergehenden Redjeven tödlich verwundet, so gebührt den vorhergehenden Redjeven die Friedensbrüche ... das frühere Redjevenamt und das spätere scheiden sich, sobald die späteren Redjeven den Amtseid geschworen haben] 
    Mitte 15. Jh. EmsigerR. 162
  • wee soe enen man ... wonde ... ende van redyen jofte rechteren begrepen worde, den honen gheve he tweuolde boete ende den rechteren xxij s. eng.
    um 1479 (Hs.) CodHummerc. 306
  • ontbeydet de rechteren redyene domes
    um 1479 (Hs.) CodHummerc. 310
IV Mitglied eines Rates (V 2 bzw. 3); angesichts der Gerichtsfunktion des städtischen Rates häufig auch Schöffe, Urteilsfinder
  • sunder orlof dhes oldermannes unde siner ratgeven 
    um 1270 Nowgorod(7 Fassungen) 62
  • wir seczen ... daz von ganczer gemain der stat zwainczich man ... zu ratgeben erwelt werden
    1278 WienRQ. 85
  • darnach schullen diselben ratgeben di zal der ratlawt meren und minnern, wo des durft geschiecht
    1278 WienRQ. 86
  • wir die ... râtgeben dez râttez von Berne
    1293 FRBern. III 562
  • vůr den gesworen rat der stat, daz ist vůr di ratgeben, von den alles dingens und aller urtail wirde und staeteu beschaidenhait und endunge sol bechoͤmen
    1296 Wien/Keutgen,Urk. 218
  • die râtgeben habent gesezt mit dem grozzen rât und mit der gemain, daz
    1303? AugsbStR. S. 14
  • swer dehein langes messer treit, ân die ratgeben und ân die marschalich und ân di rihter, der geit ... der stat 60 dn
    1310/12 MünchenStR.(Dirr) 185
  • bumaister ... mit der ratgeben rat
    1320 ZSchwabNeuburg 5 (1878) 13
  • swelhem man di ratgeben von der stat ain gaescheffte enphelhent ..., davon er ir phleger haizzet
    1324 AugsbStR. Art. 54
  • mit drin erbern mannen, die des rates ietzo sint oder hernach des rates werdent, daz ist mit zwaigen rihtern und mit ainem ratgeben 
    1336 UlmRotB. 242
  • es sol ... ein ieglicher zunftmeister und sin ratgeben diese einung ... verhuͤten
    1336 ZürichZftG. I 48
  • naͤme der râtgeb valsche miete, / schiere er dem rihter riete, / das er sich neigte an einen teil
    1337 Ammenh. V. 5608 [ebd.ö.]
  • wir diu rautgeben der stat ze Augspurg die ieczo des clainen rates sint und wir diu ratgeben der selben stat diu ieczo des grozzen rattes sint und wir die gemainde rich und arm, als wir zw den rautgeben der stat zw Augspurg ze samen komen und besent wurden, tun chund
    1340 AugsbChr. I 129
  • wer es ouch, das dhein kriegen oder froge von zweyen burgern von dheins urteils wegen uferstunde, des sollent su sich underlassen den ratgeben; were aber, das die ratheren enthullent, das sol ußgetragen werden mit dem rechten der byligenden stette
    1347 (Hs. um 1498) SchlettstStR. 41
  • sie süllen ... vor demselben lantvogt ... vnd vor vnsern geschwornen ratgeben ... recht tün vnd nemen
    1360 Mohr,Cod. III 132
  • es wellent die purger und die ratgeben, daz
    um 1365 MünchenStR.(Dirr) 380
  • ez sol chain richter ... frid geben ... ân der ratgeben rat
    um 1365 MünchenStR.(Dirr) 404
  • sullen die ... zunfftmeister und ratgeben ... halb von dem rate gaun, als si dann mit lozze oder mit dem spil davon gescheiden ... werden
    1368 AugsbChr. I 136
  • die ratgeben habent abgenomen mit gemainem raut daz man vor Gegginger tor an der haupthofstat niemen mer haupten sol
    1373 AugsbChr. I 308
  • kain ratgeben kains ussmans wort noch rede nit sprechen ... sol
    1377 UlmRotB. Art. 28
  • wenn ... der burgermayster ... oder ain amman, raut geb oder zunftmayster vmb fryd bittent, dem sol iedwedrer tail fryd geben ... bitz das die sach verricht wirt
    1396 MemmingenStR. 290
  • wenn man zwen wil senden jn der stat dienst ... soͤlnt zunfftmayster den rautgeben wellen, vnd die rautgeben den zunfftmayster
    1396 MemmingenStR. 310
  • nach geistlichem rechte sprechin die richter die orteil selber; in unserm rechte vraget der richter eynen andern, unde der ist denne des richters ratgebe 
    Ende 14. Jh. GlWeichb. 255
  • eyn scheppe ist des richters ratgäbe ... ire antwort, das die scheppin bynnen gehegter bang gebin, das ist eyn orteil
    um 1400 LiegnitzStRb. 99
  • die scheppin seint des richters ratgebin und habin dorumme zu den rechten gesworen, das sie recht fynden und teylen sollen
    um 1400 LiegnitzStRb. 118
  • schultheiß, burgermeistere, scheffin, ratgebin und burgere gemeinlich
    1410 Wertheim 19
  • burgermaister, richter, raͧtgebe, zunftmaister und zwoͤlfmaister
    1425 UlmRotB. Art. 345
  • ez sol chain burger koren auf dem markt chauffen, nur daz er selber zeren wil in seinem haus ... im erlauben ez dann die ratgeben gemainigleichen
    1428? MünchenStR.(Auer) 157
  • die regirer ainer statt sein vier, als ain burgermaister, die ratgeben, der richter vnd das volk [rectores civitatis sunt quattvor, scilicet magister civium, consules, judex et populus] 
    um 1500 Summa legum 221
  • da sprach sie [stiefmuter] wissentlich ratgeben und burgern, sie wolde sie [gerade] mir geben
    vor 1524 LeipzigSchSpr. 474
  • ist er [Hans Fugger] ein rathsgeb von webern des klainen raths und auch ein freyschöpf gewesen
    1599 FuggerChr. 3
V
Herrscher, Richter
  • gisendid uuas he [Pilatus] undar that cunni iudeono / te rihtienne that rîki, uuas thar râdgeƀo 
    1. Hälfte 9. Jh. Heliand9 V. 5128
VI j., der eine strafbare Handlung durch Rat (II 2) unterstützt
unter Ausschluss der Schreibform(en):
unter Ausschluss der Schreibform(en):