Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): 1reisen

1reisen

, v.

reisôn glossiert struo AhdGlWB. 479

I auch latinisiert: raisare (Beleg 1244)
zu Felde, in eine Fehde ziehen, Kriegsdienst leisten, als (zeitlich und räumlich meist begrenzte) Verpflichtung der Untertanen gegenüber einem übergeordneten Herrschaftsträger; auch: (ein Gut) mit der Verpflichtung zu Kriegsdienst belegen (Beleg 1593); jn. reisen jn. zum Kriegsdienst heranziehen (Beleg 1525)
  • si vero extra provintiam raisare voluerit et transiens aliquem dampnificaverit et infra vi septimanas passo non satisfecerit, secundum trium personarum iuramentum de violata pace conveniatur et iudicetur et passo duplum restituat
    1244 MGConst. II 579
  • swer offenlichen raiset wider ieman der den frid gesworn hat, dem raishauptman sol man daz haubt abslahen. ist aber daz ein man raiset auz dem lande und daz er an dem durhvarn ieman shaden tůt und den niht buzzet in sehs wochen, in sol der chlager selb dritte bi dem aide umbe den frid ansprechen
    1256 MGConst. II 598
  • swer offenlich raiset wider iemen der den frid gesworn hat, an in der herren dinst, der rais haubtman sol man enthaubten
    1300 MGConst. IV 1220
  • das die vicarier noch pfaffheit gemeinglich keinen unpfefflichen dinst der statt zu M. nicht thon sollent, es si mit graben, wachen, reißen 
    1335 MosbachStR. 545
  • wer ouck dat wy eder vnse denere tůsamene reyseden vnde vromen nemen, den schole wy vnde se delen na antale der lude
    1352 MecklUB. XIII 207
  • als sich die stett erkent hant, das man raisen sol uff den von Wirtenberg
    1378 KonstanzRbfRotB. 8
  • waert zake, dat enich man desen voerscreven vrede brake, daer de stad van G. om reyzen wolde ende den schuldighen berechten wolde
    1378 MGroning. II 343
  • wanne das ist, das disser lantfride reiset, so sollen herren und stette iren hoͤubtluͤten, die von iren wegen uff dem velde sint, bevelhen uff die eide, ... das die den iren getruwelichen ... weren, das sie den fremden nut anders nemen, danne zitliche koste und fuͤter
    1389 RAbsch. I 93
  • wenne daz were daz wir můsten uß ziehen und reisen, wer denne hernesch hat, der sol den an tůn
    1404 Wimpfen 86
  • dat nyement van onsen borgeren onsen here van U. te baten tegent de van E. ... reysen noch trecken en sellen
    1437 Renen 32
  • ist ... durch raut und gemaind gesetzt, das man ... ain raisgelt von núwen burgern und núwen eelúten, die vor nit geraiset oder raisgelt geben hand, ain raisgelt niemen sol
    1438/40 RavensburgStR. 259
  • weer dat ... O. unde syne frunde doer unse herscap effte uth unser herscap jemande to denste reysen wolde to voete edder to perde umme zoldie to vordenen
    1451 OstfriesUB. I 556
  • borgerrecht to donde like ... mit schatende, wakende und to reysende 
    1454 RigaErbb. 99
  • wann uns die von H. reisen, das der solt und reisegelt off die ligenden gutter in stat und marcke gelegen, off einen iglichen, nachdem er gutter hat, gelegt, und hette einer nit ligend gutter, so soll off sin hantnarung und gewerbe gesetzt [werden], einem iglichen nach siner gebure
    1471 HeidelbStR. 508
  • das ... sy mich also ze irem burger ... empfangen hand und ich mit inen stúren und reisen sol als ein andrer ir ingesessner burger
    1473 ZürichOffn. I 357
  • wenn ein vogt krieg hat, so mag er die hoffjünger manen zue reisen, doch wen sy zue der sonen vfgang ziehen, dass sy bey der sunen vndergang wider inziehen
    1475 Thurgau/GrW. I 264
  • beiden herren [Pfalzgraf und Bischof von Worms] seind sie [Bürger von Ladenburg] schuldig zu reisen 
    1496 Ladenburg 700
  • ein iglicher, der ym zoge sitzt und sein gelt, als vil vom schocke aufgelegt und das uberantworten ist und mit seynem liebe [dh. freiwillig] reyst, sal ym wie eynem andern solner solt gegeben werden
    1514 SaalfeldStB. 37
  • so seint die ... bürger ... nit ferner zu rysen und ziehen schuldig, dan daß sie vor nacht und bey sonnenschein wieder heim mögen kommen, uff daß die statt auch in hutt und guter acht mög behalten werden
    1518 ArchHessG. 14 (1875/79) 405
  • [die von L. seien dem R.] gerichtsbar und raißbar und steurbar ... [seien auch vom Haus von Bayern nie] geraißt noch gesteurt worden
    1525 ZSchwabNeuburg 10 (1883) 77
  • des raißgeltz halben vermainen wir, wann wir zinß und gelt geben haben, dz wir nit weiter müssen raisen 
    1525 ZSchwabNeuburg 6 (1879) 306
  • das die priesterschaft in stetten mit der burgerschaft in raisen, wachen, torhüten und in all ander weg bürgerlichs mitleiden tragen
    1526 Franken/Sehling,EvKO. XI 96
  • dass sy [hofflüt] dem vogt nüt fürer gebunden syent ze reyssen, wenn dass sy zenacht daheim syent
    1543 Zürich (Kt.)/GrW. I 44
  • alß lang die underthonen [für den Kurfürst] raissen und ausseihen, so werden sie deß frohn gegen junckher H. ... entladen
    1551 Zuzenhausen 734
  • schultheiß, gericht und ganze gemein zu F. erkennen sich einhellig ..., churfürst schuldig ... zu sein, mit roß und mit hand zu reysen, zu fronen und zu dienen
    1563 PfälzW. II 515
  • das dorff von E. ist ihren thwingherren verbunden, wenn er reyßen muss, den reißwagen zefüren, by sonnen uß unnd by sonnen wiederumb heimbd
    1563 Argovia 64 (1952) 99
  • das das stattgericht Bregentz kaines hofstaigischen underthonen erkauft und besitzend gelegen guet ... weder zesteuren, zeraisen, zuebelegen noch in ainichen weg zuebeschweren nit macht haben ... sollte
    1593 JbVorarlb. 41 (1902/03) 164
  • ist man ainem herren weiter nit zu raisen schuldig, dan auf ein landtwehr und erstreckt sich so weit, daß man selbiges tags widerumb zu haus gelangen mag
    17. Jh. Vorarlberg/ÖW. XVIII 209
II eine Reise (I) unternehmen
  • were ouch daz man reisete, so soll der meister und das gerihte die reiselůte legen
    1377 StraßbZftO. 449
  • dat nyemant voirtan ... ter eerster missen buten H. reysen noch trecken en moet
    1394 MnlWB. VI 1237
  • ist dat sie [das Gericht] daer omme reysen sullen, dat sal die schuldighe betalen alle die kost, die men daer omme doet
    1420 OstfriesUB. I 240
  • tween weghen ... deer hy [kaepman] mit siin gued ynt land ende wt dae lande reysya mey
    1453 Schwartzenberg I 546
  • dat de juwe [Kaufleute] myd ereme gude under desser tyd an unsen herlicheiden unde ghebeden an unde aff wal geleidet reysen moghen
    1459 OstfriesUB. II 748
  • dat clagende partt schal resen vor des wederpartes richter in wat lande ofte kerspel dat is geschen
    1494 OstfriesUB. II 427
  • efft dat vnse land wor reysende worde to richtende ouer den brockafftigen, so schal de rechte man sines neten in allen richten des landes
    DithmLR. 1539 Art. 93
  • dem reysenden manne ethen und drinken tho vorköpen, schal nicht verbaden syn, doch also, dat dardorch dat volk nicht vorhindert werde thor predike tho kamende
    1543 Niedersachsen/Sehling,EvKO. VI 1 S. 61
  • ein absonderlich schwärer todtschlag ist auch der jenig, wann ein bettler unter dem schein deß begehrenden allmosen, oder auff andere weiß die raisenden leuth ermordet
    NÖLGO. 1656(CAustr.) 62 § 11
  • daß, wenn ein land-medicus eines krancken wegen etwan uͤber land reisen ... muͤßte, ihme dafuͤr seine verordnete gebuͤhr von dem vermoͤgenden selbsten gereicht werde
    1666 GothaLO. III D 19, 2
  • solle dem richter, wann er in gmainen marktsverrichtungen auf etlich meil raißet für sein tägliche raißzöhrung 1 fl. 4 ß passiert werden
    1667 OÖsterr./ÖW. XII 146
  • wann sie [Beamte und Militärangehörige] in unseren diensten und verrichtungen reisen, [daß wir ihnen] genugsames reise- und zehr-geld reichen lassen
    1675 CCMarch. IV 1 Sp. 1123
  • in frembde und auswaͤrtige lande und koͤnigreiche zu peregriniren und zu reisen 
    1686 CCMarch. VI 1 Sp. 568
  • die bäcker, so zur verkürzung der armut und des reisenden mannes nit backen willen
    um 1700 JbOldenb. 17 (1909) 215
  • wer auch einen auf die messe reisenden kauffmann anfaͤllt und aufhaͤlt, der wird des land-friedbruchs schuldig
    1705 KlugeBeamte I2 106
  • was ... alle juden betreffen thut, damit dieselbe ... von einem land in das ander sicher und ungehindert wandeln mögen, wollen wir ihnen auß gnaden (aber gantz keiner gerechtigkeit) ... bewilligt haben, daß sie in unsern ... landen frey sicher moͤgen hindurch reisen 
    1715 BadLO. 147
  • bey dem glaser-amt zu G. ... soll bey gefaͤngniß-strafe einem reisenden gesellen ein mehres nicht, als ein freyes nacht-lager und eine mahlzeit ... gegeben werden
    1753 Gatterer,TechnolMag. I 674
  • reisende saͤnger und studenten ... sollen angehalten ... und wann sie als personen so dem bettel nachziehen und zur arbeit tauglich sind, erfunden werden, mit gehoͤriger strafe belegt ... werden
    1768 SammlBadDurlach II 95
  • alle diejenigen reisende fremde, welche in den staͤdten und flecken nicht in einem privilegirten, und mit einem aushaͤngenden schilde versehenen gasthofe ... einkehren, sollen fuͤr verdaͤchtig gehalten ... werden
    1776 BrschwWolfenbPromt. II 540
  • weil den preußischen vasallen und edeleuten[!] die dienste, das reisen, der aufenthalt und das studiren außer lands und der guͤter verbothen ist
    1785 Fischer,KamPolR. I 561
III
jn. reisen lassen jn. freilassen
  • wij begheren, dat juwe erwerdicheit wolden laten reysen den A., de syt in juwen besate buten syn schult
    1494 OstfriesUB. II 416
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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