Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Reisig/1reisig/2reisig

Reisig

, n., Reisich, n., Reisach, n.


I eine best. Menge (dürrer) Zweige, auch gebündelt, häufig als Brennmaterial oder Baustoff
  • die mulherren und die mulnër haben gewalt das wasser ze vahen wo sie nagst mügen, wenn si des bedürfen ... und sullen darzü nemen reisëch, wasen und sant zu der schütt
    um 1430 NÖsterr./ÖW. VII 688
  • och vorbutet man, das nimant sal mit lichten in stellen adir in andern gemacht, do stroich (adir roisig) leget, gehen sal snachtis
    1455 KahlaUB. 92
  • [Feuerordnung:] nieman sol in sinem huse oberhalb des fúwrs haben weder holz raif risach reben spen noch strow, sonder allain unden im huse under dem fúr
    1492 WürtGQ. XIII 551
  • [niemandem soll Holz gegeben werden] dann den jhenen die on mittel der herrschafft sind nemlich ... einem kobler fuͤnff claffteren gescheit, auch mitsampt den affterschlegen hindters, vorders vnd allem reysach 
    1531 BrandenbAnsbWaldO. 2v
  • das man ehm [prediger] auffs iar fier scheffell korn geben und fier fuder stussholtz und acht schog reisicht furen solle
    1538 ZSchles. 20 (1886) 288
  • das bei jedem hiebe gefaͤllte klafterholz und reisig wird unter die mit gleichem nachbarrechte versehenen mitglieder der gemeinde in gleiche theile vertheilet
    1788 Thomas,FuldPrR. I 229
II mit Buschwerk bestandenes Land
  • daz risach daz der K. hette, des ain viertail und anderhalb morgen ist
    1378 EßlingenUB. II 171
III zu Reisig sagen wie 1Reis (II) 
  • [ein] weingarten ... der so lange vrbowe was gelegen, vncz er in rechten perchtaidingen ze reisach gesait wart
    1312 KlosterneubStiftUB. I 135
  • darzue auch dieselben fumf viertail weingarten von urpaus wegen zu reisaͤch gesagt sint
    1353 WienGQ. II 1 S. 102
unter Ausschluss der Schreibform(en):
unter Ausschluss der Schreibform(en):

1reisig

, adj.

reisiges Gut, reisiger Grund wie 1Reisgut 
  • [daß die Weingärten] all und jeglich gancz in urpau und öd legen und reisigs gut weren
    1469 WienGQ. II 3 S. 130
  • daz die gesworen vier mit iren trewen sprechen mügen daz es reisig gut sei, das sol dem herrn für sein grunddienst verfallen sein
    1512 NÖsterr./ÖW. VII 989
  • wer ainem schuldig und des anhellig ist, alsdann sol in der ambtman mit phant und phenberten gnugig machen mit weingeͣrtn, ägker oder wismad; ausgenomen reisige guter nit, die sein der herschaft verfallen
    1512 NÖsterr./ÖW. VIII 392
  • ain grundherr mag ainen ieden reisigen grund, wann er den erinndert, einziechen
    1566 Tomaschek,Wien I 172
  • ob weingarten oder andere gründ reisgüeter wären worden, darumben der grundherr nit wissen gehabt, und andere dieselben reisgründ erkhauft und gewören darumben zu emphachen begern thäten, dardurch der grundherr derselbigen reisigen gründ erst in erkhantnus khame
    1566 Tomaschek,Wien I 172
unter Ausschluss der Schreibform(en):
unter Ausschluss der Schreibform(en):

2reisig

, adj.


I
zur Reise (II) dienend, brauchbar, verwendbar; reisiger Knecht Reiter mit eigenem Pferd, der sich als berittener Söldner verdingt; reisiges (Ge)zeug, Volk, reisiger Zug Reiterei; reisiges Pferd das für den Kriegsdienst ausgerüstete Reitpferd; reisige Habe Ausrüstung für den Krieg, Kriegsmaterial; reisiger Schaden durch Kriegsdienst entstehende Unkosten; reisiger Wagen wie Reiswagen; sich reisig machen in den Krieg ziehen; reisiger Schultheiß Ortsvorsteher, der für dienstliche Zwecke (zB. Einsammeln von Abgaben, Grenzüberwachung, auch militärische Aufgaben) ein Pferd halten muß (vgl. hierzu ZWirtFrk. 8 (1868/70) 480 u. Knapp,BeitrRWG. 62f)
bdv.: gereisig
  • was wir reysiger habe in der stat, oder vf der burg vinden, die sollen wir mittenander teylen, nach mantzal der lůte
    1339 MZoll. III 61
  • an den andern frommen an gefangenen sullen sie glich teil nemen nach mannzahl öres reiszigen volckes, dasz sie zu felde bracht hetten
    1361 QuedlinbUB. I 150
  • welich raisig knecht ain aigen pfert oder mer haͧt und kain behuͤsung noch kainen herren oder erbern gesessen mann der in zum rechten versprechen woͤlle und sin zum rechten gewaltig si, den sol man haben fuͤr einen schedlichen man
    1377 Landfriede/RTA. I 198
  • welcher vnser oder sein volk on dez andern volk frummen neme in teglichem kriege an gefangen pferden oder an reysiger habe
    1378 MWirzib. VII 260
  • daz fuzvolk und ein teil raysigs volks
    1388 Nürnberg/Keutgen,Urk. 517
  • dat ... alle kerken vnde kerchoue de ghewyet sin vnde dar men myssen plecht to holdende seker syn scholen vnde wat dar uppe vnde ynne ist ane geverde, vt ghenomen reysighe haue
    1391 ArchWestf. 7 (1838) 46
  • reysighe have vn vanghene welk dee weren dee scholdeme delen nach mantale
    1392 WolfenbüttelLHArch.
  • sol sich niemand reisig machen noch seyn, er sey zu den wapen geboren, oder habe ein herrn geistliche oder werltlich, oder staͤtte die dem lande gesessen sin, und die ihn zu dem rechten versprechen wollen, ... und in der taͤglichen koste er sy
    1398 RAbsch. I 98
  • dat ... alle kerken und kerkhofe, de gewiget sin, dar men missen plecht to holdene ... und wat daroppe und ynne is, seker und velich sin schullen ane argelist und geverde, utgenomen hofelude unde reysege hafe
    1408 HHalberstUB. IV 509
  • alle soͤlich gefangen ... die denn edel vnd raisig sind
    1410 MZoll. I 438
  • were ok, dat ... koning Erik ... uns volghede to unsem kryge unde helpe, dar wy mit em vromen nemen an vanghenen, an reysigher have ... dat schal men delen na mantale der weraftighen, de dar mede sin
    1417 HanseRez. VI 357
  • was auch lidiger, reisiger knechte sint, die uf iren eigen pferden vnd haben sizen, vnd keine gihtige herren oder juncherrn haben, die sie versprechent vnd ir mechtig sint zu rechte, vnd in der cost vnd brod sie sint
    1431 Landfriede/RAbsch. I 145
  • das dy rayssig ros essen, das dy acker pferd und ochssen erpawen
    1450 BlHkSteier. 25 (1951) 120
  • mete reisigen gezceuge
    1455 MittOsterland 4 (1858) 259
  • die oirs selffs sloete off vesten hebben, dat die elck eenen reysigen knecht mijt eenen reysigen peerde ... in onser stat schicken ... sullen
    1468 NijmegenStR. 234
  • entschädigung von reysigem schaden
    1468 ZWirtFrk. 5 (1859/61) 145 urk.?
  • das er ... unser schultheisen ampt getreulichen versehen, mit einem guten reisigen pferd und wolgerist mit sins selbs lib gewarten [soll] unsern burgermeistern
    1471 Knapp,BeitrRWG. 76
  • dat een ygelick scepen off rait onser stat een reysich pert, daer een gewapen op ryden mach, dat sijn selffs eygen peert is, op sijn selffs kost halden sall
    1471 NijmegenStR. 153
  • alle gefangen resick und to foete, die wy ... in der selftigen vehede fangen
    1494 OstfriesUB. II 425
  • dieselb sin gnad sol mir ouch für ... reisigen schaden sten so sie mich wider die vind ... bruchen würde
    1498 Wintterlin,BehWürt. I 120
  • hat myn gnediger herr von Fuld U.v.H. zu hoffdiener ufgenomen, also, das er am hof oder in sinen hus sin mag und so er in des hern dienst reyt, sal man ym fur reysigen schaden steen
    um 1500 Schannat,FuldLehnh. 357
  • wir ... wollen yme auch für redlichenn reisigenn pferdtschaden steen, also so yme in unserm dienst sein ytzhabendt pferdt abghenn unnd schadhafftig würdet der gleich für auss yder zeitt ein anders an des selbigenn statt zu gebenn schuldig sein
    1510 MannhGBl. 31 (1930) 182
  • als ob u.f.gn. ain raisigen zug werben ... hett lasen
    1514 WürtLTA.1 I 129 Anm.
  • [daß wir ihn] zue unserm zentgebuttel ... mit eym reysigen pferde gerust als ein einspenig knecht ... bestellt haben
    1518 KirchheimW. 15
  • mit ainem guten raisigen wagen zufarn
    1542 Reyscher,Ges. XIX 1 S. 32
  • das ... meine gonstig gepietend hern mich zu irem raisigen diener und ufsitzer ... angenomen haben
    1543 Knapp,BeitrRWG. 79
  • will [man] ... jedem hauptmann einen reisigen knecht in gewonlicher reiterbestallung ... unterhalten
    1595 ZSchwabNeuburg 28 (1901) 211
  • wollen wir jne vor allen redtlichen, beweiszlichen reyszigen schaden stehen
    16. Jh. Brauch,CalenbGöttingVerw. 90 Anm. 98
  • L.F.B., von B., wurde raysiger schultheiss zu E.
    1603 WürtDienerb. 522
  • betreffend die straff vnd vberantwortung der vom adel, reisigen knecht, strassenraͤuber vnnd felscher der muͤntz
    1610 KärntLHdf. 217
  • daß die amptleut und reisige diener sich anheimbs, auch beritten und gerüst halten
    1678 Karst,Neustadt/H. 242
  • einem raysigen amptmann vor alles 45 kr.
    1702 Reyscher,Ges. XIII 776
  • fuͤr ihre bemuͤhung sollen dergleichen amtsdeputirte taͤglich zu geniessen haben: ... ein raisiger oder unter-amtmann 45 kr.
    1758 Reyscher,Ges. XIV 565
  • reisige knechte sind diejenigen, die zwar eigene pferde, aber keine guͤter haben. man nennt sie sonsten beyreiter oder einspaͤnnige
    1762 Wiesand 896
II
auf einer Reise befindlich
  • das keyn burger keyn uzwendigen reysigen man lenger halden sulle, wen eyne nacht
    1324 BreslUB. 102
  • das wir dehainen unsern burger ... der denne ein offner wirt gewesen ist und herren, edel luͥte oder raisig luͥte ... geherberget hat, in unsern rate zů unsern ratgesellen nicht genomen haben
    1442 UlmRotB. Art. 476
  • wer ein wirt, der feiln kauf het, und quemen reisig lute ... den sol er zu essen geben umb ir gelt
    vor 1463 Franken/GrW. VI 40
  • es svllent alle dienstknechte, se seynt gut reisig oder antwerkknechte, vnd alle die nit burger zu Strassburg sint, nachtes jn vnser stat nit affterwege gon
    1465 Schanz,Gesellenverb. 198
  • wo das wer, dass ain armes mensch oder ain schwangere frau oder raisiger gsöll ainen saltner umb ain weinper pet, das soll er im nit versagen, er soll es aber ungeverlich nemen, nit aus dem negsten weingarten, er soll es nemen hin und her
    17. Jh. (Hs.) Tirol/ÖW. V 124
unter Ausschluss der Schreibform(en):
unter Ausschluss der Schreibform(en):