Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): reißen

reißen

, v.


I zerteilen
  • dise vorgenanten burgere habn ouch gelobet, daz man dise vorgenanten hove nicht en sal rize noch teile an minner stucke den an ganze hove
    1294 Thüringen/CorpAltdtOrUrk. V 470
  • dwyle bynnen jar und tag nyemant erschienen ... so sollen und mogen nu furter mee die herren zu sant Pavel mit solchen gutern thun und laßen und die ryßenn, slissen, damyt brechen, bußen, nutzen und gebruchen nach allem irem willen
    nach 1462 Erler,NeustadtWeinstr. I 63
  • [Bedingung] dieselbe gütter nicht zu verschleissen noch zu reißen, sondern dieselbe sollen beysamen verpleiben
    1623 LuxembW.(Majerus) II 332
II gewaltsam verändern, entfernen
  • rysse ein wasser eynen neuen gang, den man nicht geschuczen mochte: der alde gang ist des, des das wasser was
    15. Jh. RechterWeg II 765
  • jeder grundeigenthuͤmer kann die wurzeln eines fremden baumes aus seinem boden reißen 
    1811 ÖstABGB. § 422
III im Bergwesen: Berge und Brüche reißen den Abbau der Berge und Brüche vorantreiben
  • dy wyle abir der stolle nicht treuͤget ... dy wyle erbeitet eyn yczlich man wol also, das er dy berge unde dy bruͤche icht ryße, dy dem stollen beschriben syn
    Ende 13. Jh. IglauBergR. 278
IV Baumrinde zur Harzgewinnung einschneiden
Sachhinweis: DWB. VIII 761
  • forstmeister ... sollen nicht zulassen, daß die hartzschaͤrrer die fichten-baͤume lachen oder reisen 
    1646 CJVenatorio-Forest. III 43
V im Strafwesen: mit glühenden Zangen Körperteile des Delinquenten herausreißen oder auseinanderreißen; zur Verschärfung der Todesstrafe bei besonders schweren Straftaten, wobei die Anzahl der Zangenrisse im Verhältnis zur Schwere der Tat steht
  • weiset man in diesem reich an dem hohe gericht acht gericht, das ein ist der stranck, das ander das ratt, das dritt die kule, das vierte der style, das funft die hoerte, das sechste der kessel, das siebendt der pale, das acht zu reissen ein mensch zu stücken
    Mitte 14. Jh.? Untermosel/GrW. II 378
  • wurde aber beschlossen, das die verurteylt person vor der toͤdtung mit gluenden zangen gerissen werden solt
    1507 BambHGO. Art. 221
  • man band in nackent uff ein bret, und waren vil kolen da und gluͤende zangen, und muͤst ein jeglich mensch jung und alt im ein stuͤck von seinem leib reissen, und zerrissen den morder, das kein stuͤck eins plaphartz breit an im bleib
    1522 Pauli,Schimpf(Bolte) I 165
  • das er offentlich auf einnen wagen geschmidt biß zu der richtstatt gefuert, sein leib mit glüenden zangen gerißen [werden soll]
    1526 NürnbHGO. 549
  • ist M.S., der vorhin ein münich war ... vmb 7 artikl seiner christlichen bekanntnuss willen gefangen - mit glühenden zangen gerissen vnd darnach verbrennt worden
    1527 FRAustr. 43 S. 26
  • hatt ein burger ... 3 seiner kinder erstochen ... dernaht so hatt man in geredert und 3 mal mit zangen gerissen worden
    16. Jh. Alsatia 1873/74 S. 431
  • wann die verbrechen sehr groß, oder deren etliche zusammen kommen, soll mans ... mit nachfolgenden peinen obverstandener massen vermehren, als ... mit gluͤenden zangen reissen 
    NÖLGO. 1656(CAustr.) 48 § 8
VI reißender Hund bissiger, scharfer Hund
  • wer reißend hund, stessend stier oder wider hat? ... ob ainer ain solches stück an ainem thier west ... so wär er alßdann den schaden, der damit geschäch, abzuthuen ... schuldig
    1581 Österreich/ÖW. XIII 177
VII subst.: Stören, Sprengen (von einer Versammlung)
  • [Warnung an die] sämmtliche ritterschaft der lande L. und B. ... von weiterem reißen der land- und electionstage ... inskünftige abzustehen
    1747 ActaBoruss.BehO. VII 294
  • daß, wenn er noch weiter sich möchte gebrauchen lassen, durch unnützes reißen derer landtage die ruhe des landes zu stören, er an einen ort transportiret werden solle, wo ihm dergleichen extravagantes verfahren benommen sein wird
    1747 ActaBoruss.BehO. VII 294
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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