Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Richter

Richter

, m.


I in ahd. Übss. lateinischer Texte steht Richter für judex, rector, regulus und rex, ohne daß eine spezifisch juristische Bed. damit verbunden werden könnte
  • [Jesus] uuas thar sum rihtari [et erat quidam regulus] 
    um 830 Tatian 55, 1
  • rector comprime rabidos fluctus. stille rihtare die zaligen uuella
    um 1000 Notker I 40
  • deus iudex iustus, fortis et longanimis, numquid irascetur per singulos dies? got der rehte richtare ist, uaanda er mannelichemo nah sinen uuerchen lonot
    um 1000 Notker II 18
  • terribili apud reges terrae. prutelichemo sament dien rihtaren dero erdo
    um 1000 Notker II 306
  • reges terrae, et omnes populi, principes et omnes iudices terrae ... die lantchuninga unde alle uuerltliute, unde alle rihtara 
    um 1000 Notker II 603
  • got der reht rihtari ist, uuanda er manniclichemo nah sinen uuerchen lonot
    um 1000 Notker III 16
  • dara nah ruofo ih zi dinen gnadun umbe alla unsre rihtara [lat. Text: rectoribus], phaffon iouh leigun, daz tu sie soliha gimacchost, daz si sih selben megin grihten unte alla in untertana iouh biuolahna
    nach 1067 Otlohs Gebet/KlAhdSprDm. 186
II
Person, die durch die herausgehobene soziale Stellung, ein übertragenes Amt oder die eigene Rechtskenntnis für befähigt gehalten wird, eine Gerichtssitzung zu leiten und strittige rechtliche Sachverhalte zu beurteilen; insb. im fränkischen Rechtskreis ist die Tätigkeit des Richters auf das Erfragen des Urteils bei den Urteilsfindern, Stimmrecht bei sonstiger Stimmengleichheit und Verkündung der Urteile beschränkt; die Bez. wird häufig für Amtsträger unterschiedlicher Art (Ratsmitglieder, Schultheiß, Vogt usw.) in ihrer richterlichen Funktion gebraucht
bdv.: Rechter (II)
Sachhinweis: HRG. IV 1033-40

II 1 zum Begriff
  • nieman ist so here, so daz reht zware. wan got ist zeware, ein rehtir rihtære 
    um 1150 Vom Rechte/Maurer,RelDicht. II 159
  • wertlîche richtære, daz sint widervechtære gotes unt aller gûte
    Ende 12. Jh. Erg. V. 267
  • wande du [Gott] rihtare bist uber alles manchunne
    Ende 12. Jh. Maurer,RelDicht. III 623
  • in steten mag manig ampt ouch sîn, duͤ doch nuon über geriht gânt und ungelîchen namen hânt. ein schultheisse ist in etlicher stat, ein ander gegne ein amman hat; die heissent beide rihtaͤre. der name waͤr ouch gebaͤre allen den, die gerihtes walten süllen und das behalten
    1337 Ammenh. V. 7574
  • richter ende wiser
    1337 Nijhoff,Ged. I 363
  • ein geschworen richter unde ein besetten richter 
    1339 (Hs. 16. Jh.) Westfalen/GrW. III 176
  • wann ein burggraff oder ain richter sitzet zu elichen täding
    1371 Tirol/ÖW. V 24
  • richter und zechmaister
    1393 SPöltenUB. II 352
  • so scholl der schulteße keiner teidung noch richtigünge furbaß gestaten, es kome danne vor an die tzente, vnd da ist denne der tzentgreffe richter vnd frager
    Ende 14. Jh. BambStR.(Parigger) § 224, 2
  • richtere sien drierley, also rechte richtere, die selbist jurisdictionem habin unde gerichte, alz fursten unde frie herren; die andern, die dy fursten belehenen vorbaz mit einem gerichte in irem lande; die dritten richter sien bevolen richter 
    Ende 14. Jh. GlWeichb. 254
  • iz heist kein man eyn richter, wenne alleine in gehegter bang. wenne er aber sin gerichte uffgibt, unde uz der gehegten bang kommet, so ist er als eyn ander slecht man
    Ende 14. Jh. GlWeichb. 262
  • darby mach men vorstan, ... dat yowelk richter syn ambacht heft van der godes craft
    um 1400 Der Leyen Doctrinal 141d V. 19
  • eyn richter heisst, als Ysidorus meint, der da recht spricht dem volke, oder daz er in dem rechten czwyfragen; in dem rechten czwyfragen, daz ist recht richten
    1406/07 BöhmBergR.(Gelnh.) 214
  • also ist eyn romischer konigh aller fryen stule und frygrafen ein obirster herre und richter 
    1408 RAbsch. I 105
  • unsir obirste richter in unserm gerichte das is unsir herre huszkompthur und noch im seyn schulcze, die sullen ouch beide elicher gebort seyn und erliches lebens
    1435/54 DanzigSchB. 22
  • gericht ist ein werck da drei person tzusammen kommen in recht, dz ist ein richter, ein clager, vnd ein antwurter, vnnd heist in latin judicium
    1490 Ordn.u.Underw. 9
  • richter ist einer der die furbrachten sach vnderscheidet, oder entlich vrteilt vnd richtet. vnd heist richter von der gerechtigkeit, als eijn recht richter ... und heist zu latin judex. vnd sint dreierlei richter. ordinarius: ordenlicher richter. die haben eigen gerichtstzwang, als babst, keijser kunig. bischoff fursten etc. delegatus, nachgesatzt richter die sich gebrauchen eins empfollen gerichtszwang: als die commissari eins babsts oder ein keijsers. arbiter, verwilkurt richter vf die beid teil sich mit willen vereinen, als durch compromiß oder anlaß
    1490 Ordn.u.Underw. 9f.
  • den aller durchluchtichsten fürsten den romschen konigk vnd keyser alss eynen obbirsten richter aller werntlichen gerichte
    1496 ArchSchweizG. 3 (1844) 320
  • am selbigen gericht soll der eltest heyligen pfleger richter seyn, vnd die andern zween heyligen pfleger zu gericht sitzen
    15. Jh. Franken/GrW. III 615
  • so solch gericht gehaltenn werden, so sol der hofmann zu G. richter vund frager sein, vnnd den stab habenn
    1504 Franken/GrW. III 594
  • richter jst einer, der die fürbrachten clagen vnd jrrige sachen vnderscheit, vrteylt, vnd richt. er heißt richter von der gerechtigkeit wegen, vnd das er recht richt. dann so er nit recht richt, so ist er kein richter. vnd heißt zů latin judex
    1523 Köbel,GO. 11r
  • merck eins ... das ein beysitzer, ein wilkürlicher richter, vnd ein gütlicher deydings mann etc. nit richter sein; wie woll sie richten vnd sachen entscheiden, so haben sie doch kein ferern gerichtstzwangk, dan so viel die parthien inn sie verwilligen
    1523 Köbel,GO. 12r
  • hie ... sein die zwelf radtsfrundt auch richter ader schöffen, also das rath und richter ain ding ist
    1526 MosbachStR. 588
  • ein schultheis sampt den scheffen / beysessen / oder vrttelsprecher sollen ... vnder dem wort richter verstanden werden
    1530 Schenck,GerichtsO.(Günther) 10
  • von alter ist es also herkommen, daß der schultheiß ... richter ist an disem halsgericht
    1532 WürzbZ. I 1 S. 171
  • es moͤgen auch nit verklagt werden die hohen richter vnd magistrat, von denen die recht sagen, die der keyser eyns teyls bei jm in seim hoff, eyns teyls in den landen vnd prouincien solte setzen
    1536 Klagsp.(Brant) 106r
  • zwelff richter, haiset man gesoͤede traͤger, die haben sondere beschriebene statuten
    1546 Fischer,Erbf. II 284
  • die richter sein inn mancherlay vnderschid, dann etlich werden gegeben vnnd gesetzt, etlich von denselben widerumben vnder gesetzt
    1546 Perneder,Proz. 1r
  • wollen wir, daß der richter (welcher an etlichen orten der vogt, an etlichen schultheiß, an etlichen aber der dinger genant wird), ein verständige persohn, unser fürstenthumen und landen herkommen, löblicher gebräuche und guter gewonheiten, auch der richtlichen processen wohl kündig und erfahren, und sonst also geschickt sein soll, daß er von den scheffen in ehr und achtung gehalten werde
    1555 JülichLR. Kap. 2
  • darumb werdenn sie richter genennet, daz sie alle ding nach der gerechtigkeytt richten sollen; die fromen schützen vnnd die bösen straffen
    1628 Apel,Collect. 121
  • der vornehmste eigentliche bauer im dorfe ist der richter oder schultheiß
    1749 Klingner I 8
  • diejenige (physische oder moralische) person, welche rechtskräftig zuzurechnen die befugnis hat, heißt der richter oder auch der gerichtshof
    1797 Kant,Rechtslehre 28
  • in Deutschland tritt aber hier noch das besondere ein, daß alle richter nicht blos richter des besonderen staats in Deutschland, sondern zugleich deutsche richter sind, welche alle zusammen die verbindlichkeit haben, die reichsgesetzgebung zu behaupten
    1798 Grolman,KrimRWiss. 144
  • ist der richter eine moralische person, so ist das gericht ein (justiz) collegium, in welchem, unter dem vorsitze eines directors oder praesidenten, die geschäfte des richters nach vorheriger gemeinschaftlicher ueberlegung, und nach der stimmenmehrheit gefassten beschlüssen, vorgenommen werden
    1800 Grolman,GerichtlVerf. 27
  • der richter ist die hauptperson des gerichts, in wie ferne er die gerichtlichen handlungen zum zweck der anwendung der strafgesetze leitet
    1808 Feuerbach,PeinlR.4 447
II 2
geforderte Eigenschaften wie Integrität, Objektivität uä. in geistiger und moralischer Hinsicht
  • ein iegelich rihter sol vier tvgede han. die selben vier tvgede, die heizzent die kardenale fürsten vber alle tvgende. daz eine ist div rehtekeit, daz ander div wisheit, daz dritte ist sterke, daz virde ist mazse
    um 1275 Schwsp.(L.) LR. Art. 86
  • daz wir ... haben ... bestaett unser stat reht, ... daz man furbaz dar nah rihtte und daz rihtaer und půrgaer an chrieg in gutem fride beliben
    1299 PassauStR. 173
  • swer aber die recht verchert, er sei gedinge, richter, oder vorsprech, und valsch urtail geit, ... der ... verleust leib und sel
    um 1300 WienStRb. 46
  • richter die vnrecht richten was půss die ver vallen sind ... richter ob die gab vnd schanckung mügen nemen ... richter ob der ainen müg verurtailen den niemant verklagt ... richter ob der ainen müg verürtailen den er vnschüldig wais
    1390 (Hs.) BerthRechtssumme 94
  • waz půzz ein richter veruallen sei der vnreht richtet ... richter der lauͤt, die selben suͤllen recht richten, aber si richtent etzwann vnreht in zwair lai weiz
    1390 (Hs.) BerthRechtssumme 1826
  • daz ein richter der wol richten wil, der sol in seiner hant ein wag haben, vnd dar inn gleich wegen die gerechtikhait vnd die parmhertzikhait
    1390 (Hs.) BerthRechtssumme 2028
  • sich sal ouch keiner verlassin ouf des richters erlouben; wenne der richter irloubet andirs nicht, wenne was do recht ist. irloubet er icht, daz wedir recht ist, das were deme unhulfflich, deme er is irloubete
    Ende 14. Jh. GlWeichb. 435
  • wer richter in einer stat wil sein, der sal czu der stat geerbet sein, wenn ein semeleich richter ist fleissiger der stat ere vnd nucz zu besorgen vnd czu bewerben, wenn ein gast
    14. Jh. IglauOberhof 355
  • richter ind schepenen sullen dair aen dencken, wair dat men myt ordellen richtet, dat se dair sijn in gaids stede ind oefenen gaidis ampte
    1426/40 KleveStR. Art. 223
  • ain richter, es sein in fürsten, hern, steten, lendern, sol sein ain unverleimpter man, das er nit sey ain wüchrer, ain fürkauffer, ain eeprecher; welcher der peleimdet were, der wer nit wirdig, den stab des rechten zu füren
    1439 RefSigm.(Koller) 295
  • das der richter [am Hofgericht] eyn teyl synt doctores yn dem keyser rechten ader geystlichen rechten vnd were nutze das eyn ycklicher korefurste yn des küniges hoff mit synem solde eynen hilden
    1442 ZRG. 4 (1864) 382
  • [Eid des Landammanns:] wittwen vnd weisen ze schirmen vnd ein gelicher richter ze sind dem armen als dem richen vnd dem richen als dem armen
    1448 Beeler,LandammGlarus 8
  • [Übschr.:] von verdechtlicheyt der richtere 
    RheinfeldenStR.(1530) 233
  • alles weß bey vnderred vnd befassung der vrtheyll geredt vnnd verhandelt soll bey den richtern in geheym gehalten verborgen sein
    1530 Schenck,GerichtsO.(Günther) 30
  • wer zu keinem richter gebraucht werden möge. nemblich welcher under 25 jahren seines alters, mag zue richtern nicht uffgenommen werden, item kein männiger oder unsinniger
    1575 WürtLändlRQ. I 692
  • sollen die richter und urteilsprecher in und ausser der herrschaft sich ... tugentsamb und mannbar andern zum exempel aufführen
    1587/1725 WürtLändlRQ. II 898
  • soll der richter bleiben sitzen in deren urthel und umbfragen und, was er in der urthel höret, verbunden sein zu shweigen in gleicher weis als ein shöffen
    16. Jh. Elsass/GrW. V 527
  • viell richter richten offt auß haß vnnd gnaden anders, als daz recht lehrett
    1628 Apel,Collect. 114
  • [Übschr.:] von bestechung der richtern, und amtspersonen
    1769 CCTher. 65
II 3 sachliche, örtliche oder personale Zuständigkeit; Verhaltensvorschriften
  • die koning is gemene richtere over al
    1224/35 (Hs. 1369) SspLR. III 26 § 1
  • swer sinen burger beclaget usewendic der stat vor eine anderen rihtere, dar umb sol er wetten der stete rihtere 
    um 1295 Straßburg/Gaupp,StR. I 56
  • es soll auch khain [städtischer] richter mit den mösserern nichts zu schaffen haben, mit khainem gericht, dan was an den friedte gehe
    1299 Grünberger,PassauZünfte 183
  • doch sint dre stede, dar de richter nicht richten mach, alse in geistliken steden, vnde in husen der vnkusscheit, vnde in wynhusen, vnde in allen vnerliken steden
    nach 1325 SspGlLR.(Buch) 416
  • swaz der gæstleich richter richt, daz sol der werltleich richter nicht richten
    vor 1328 Ruprecht(Claußen) Art. 32
  • ist daz der juden richter ein iuden vur gericht gepeut und chumt der iud nicht czu dem erstem mal, und czum anderm mal nicht, so geit er als ofte dem richter ie vier phenning
    um 1330 BrünnRQ. 370
  • luff ein arm man zů einem richter oder zů einem schergen in einer gaech und chlagt im ettwaz, daz sol chein kraft haben, denn da der richter an den rechten sitzet
    1346 BairLR.(Schlosser/Schwab) Art. 2
  • de gheystlike richtere scal papen unde klosterlude gut besetten: ne welde he aver des nicht don, so scolde dat de werlike richtere don
    1. Hälfte 14. Jh. GoslarStR. III § 33
  • wilch bekentenysse [einer Schuld] in der richter register geschreven wart
    1362 KölnAkten I 73
  • die richtere ende vonnenis ghever deser statuten solen ... gebieden die beteringe te doen
    1380 CoutMaestricht 80
  • wan sich daz [kirchen und kirchoffen] nu allez zcu geistlichim rechte tregit und den geistlichin richtirn angehorit
    Ende 14. Jh. EisenachRB.(Rondi) III 110 § 1
  • in keiserrechte berufft man sich von richtere zu richtere uffwert ... in geistlichem rechte mag man alle mittilste richtere lassin unde sich an den hogisten beruffen
    Ende 14. Jh. GlWeichb. 231
  • wilkorten ouch irer zwene eynen richter, do mochten sy sich nicht von berůffen
    Ende 14. Jh. GlWeichb. 235
  • wo kein cleger ist, do ist ouch kein richter 
    Ende 14. Jh. GlWeichb. 310
  • wen man bechlait, er hat mir daz genomen oder getan an recht, dacz richtent all richter vnd herren hincz den irn
    Ende 14. Jh.? SteirLl. Art. 148
  • vber der vorsten lip vnde vber ir gůt ne sol nieman richtere sin wan der konigh
    um 1410 Schwsp.(Kurzform/Gr.) Art. 125
  • richter zů den buwen [Bausachen]
    1437 KonstanzRbfRotB. 123
  • had der man ... ebroches bekant, das bort dem geistlichen richter to richten
    1440 Neumann,MagdebW. 17
  • dat nement dorff antworden vnde to rechte staen vor dem jennen, de sin richter nicht en is
    1444 LübUB. VIII 271
  • hab der richter den pane und sey dann der richter mit seiner persone dartzu geschickt, als sich gebüre, und habe der schöpfen siben, die da sitzen, so müge er wol sitzen und richten über hant, hals und das blute
    1464? BayreuthStB.2 74
  • hwant da sentencien ende domen to foerclarien, dat heert to da wrsta ende maesta riuchteren, ende naet da minsta, als ta soenlyoed
    1480/81 JurFris. I 164
  • es sollen auch kein burger noch inwohner in vnsern stetten vnd landen für vnser hofgricht gladen, sonder von iren geordneten richter vmb ein jede ansprach ersuocht ... werden
    1483 RheinfeldenStR.(SchweizRQ.) 163
  • ap der konig adir obirster richter ader herre das gerichte seynen leuten vorczihen moge
    um 1490 RechterWeg I 89
  • unterstehen die geistlichen richter sich eigens gewalts und furnemens in weltliche oberkeit zu ziehen und ihre sicheln frevelich in frembde und andere schnit inzulassen
    1515 HessJb. 6 (1956) 150 Anm. 49
  • so haben wir doch bedacht / das es dem rechten / vnd der billicheit etwas vnglich sin moͤcht / so einer ein aduocat oder redner / vnd darzů ein richter vnd vrteilsprecher sin sol
    1520 FreiburgStR. I 7, 5
  • si haben auch die freiheit, das der brobst oder richter sollen khainen hausgenossen nicht vordern, noch aus der herrschaft für ander herrschaft oder das landtgericht schaffen umb khainerlei sachen, dann was malefitz betreffen ist
    1521 Wilhelm,NBayrRpfl. 25
  • alle twist unnd hader der brodern alse kerckenn-deener scholen denn visitatoren angedragenn werdenn, unnd scholen dar richter aver wesen
    1526 HadelnPriv. 25
  • wellicher in ein gericht, da er sitzt, um ein gelt schult usgerechtet wurd, und am selben ort nit hat am gut, da mit er die schuld bezale, so sol im der selb richter ein urkund am andren richter, da er sin gut hat, geben, und die selben richter und gericht sind dan schuldig, dem schuldner zu schezen um ir lan
    1528 GraubdnRQ. I 268
  • der landmarschalch und undermarschalch wo si bed in rat bei den urtlen sitzen haben bed nur ain stimb, dann ir khainer ist ain beisitzer sonder ieder nach weil und zeit richter 
    1528 ZeigerLRb. 45
  • in was fellen aber vnd wie eyner frembden gericht zwang auch in was ansehen einer meer dann eynem richter vnderworffen / dieweil es leyischenn personen mitt kurtzem bericht nit woll darzu thun ist sollich hie außgelassen vnd vberschritten
    1530 Schenck,GerichtsO.(Günther) 12
  • da zeygt man an, warumb man den keyser nicht zum richtern leyde, darinn dann auch die constitutiones canonicae den keysern verbieten zu richten vnnd sprechen jn geystlichen sachen
    1530? Melanchthon/RTAugsbUB. I 201
  • soll des pfarrer richter hie ... albegen bei unserm burgermaister, richter und rat im bannthäding sein und seins herren leut im rechten verantworten
    1533 NÖsterr./ÖW. VIII 232
  • welche personen sich beyeinander nicht vertragen, sondern scheiden wöllen, die sollen solchs fur vorbenanten richtern thun, damit man sehe, ob sie zu ihrem furnemen rechtmessige ursach haben
    1536 Hannover/Sehling,EvKO. VI 2 S. 1013
  • alle kauf und verkäuf insonderheit umb die behausten gieter sollen zu verhinderung irr- und strittigkeit ... vor richter und geschwohrnen beschechen
    1541 NÖsterr./ÖW. VII 634
  • erstlich entsteht nullitas, nichtigkeit der vrthel, wann von einem vntauglichen oder vnbequemlichen richter, à non suo uel incompetenti iudice, die vrthel gefelt vnnd außgesprochen
    WürtLR. 1555 S. 89
  • wer diser ordnung oberster richter seind
    1563 SteinmetzOrdn. 404
  • würd sich ein vrthel zweyen, das die vrtheln gleich standen, so soll der richter darvmb sprechen, vnd wedrem theil er dann gehilt, daß soll auch also pleiben
    um 1570 MellingenStR. 195
  • was vor dem bequemlichen richter nach ordnung der rechten geendet ist, das sol ewiglich krafft haben
    1610 KärntLHdf. 6
  • ich frage euch des rechtens uf den aid, ob es an der tagzeit seie, daß ich, richter, mit euch rechtsprechern möge nidersitzen, den gerichtsstab in mein handt nemen und alda richten und urtailen
    1. Drittel 17. Jh. Vorarlberg/ÖW. XVIII 345
  • ansprach und klage, welche guͤter betreffen und angehen, sollen vor dem ordentlichen richter, darunter dieselben gehoͤren, geschehen
    1650 EstRitterLR. 166
  • solle allwegen der landamman selbigen gerichts (so er unparteyisch) richter sein und den stab führen
    nach 1650 Zehngerichtebund 159
  • sollen die richter, fürnemlich den fremden und ausländischen, auch armen leuten, wittwen und waysen schleunig ... auf einen gerichtstag vorhelffen
    1669 GesSammlMecklSchwerin I 69
  • habt ihr [nachtbaren] euch noch nicht bedacht, so bedenket euch noch, damit ein ehrbarer richter ein göttliches urteil setzen ... möge
    1693 KirchheimW. 70
  • kein ander richter oder gericht aber soll einige schiffahrtsstreitigkeit fuͤrnehmen und entscheiden
    1727 PreußSeeR. X 2
  • der competierliche richter ist derjenige, hinter welchem der beklagte, den man rechtlich belangen will, mit feuer und licht ordentlich sitzt
    1761 BernStR. VII 2 S. 963
  • [Übschr.:] von der perhorrescenz eines richters 
    um 1772 Pufendorf,HannovLREntw. Tit. 29
  • die niederschrift eines auf die verwaltung der gerechtigkeit überhaupt in eid und pflicht genommenen richters ist ebenso gültig, als wenn er ausdrücklich auf die führung des protocolls beeidiget wäre
    um 1772 Pufendorf,HannovLREntw. Tit. 68 § 3
  • [Übschr.:] von den pflichten des richters bey bestimmung der strafe
    1783 Quistorp,GrundsPeinlR. 147
  • auf meinung der rechtslehrer, oder ältere aussprüche der richter, soll, bey künftigen entscheidungen, keine rücksicht genommen werden
    1794 PreußALR. Einl. § 6
  • die thätigkeit des richters ist 1) bedingt durch eine klage, worin für einen rechtsanspruch gegen ein individuum die richterliche hülfe reclamirt wird, sie geht 2) auf entscheidung der frage, welcher von den partheien das recht zur seite steht
    1804 Gönner,StaatsR. 473
  • ob der richter etwas, das die partheyen anzufuͤhren unterlassen, von amtswegen suppliren kann und soll
    1807 Höpfner,KommHeineccInst. 1164
II 4
Ernennung, Vereidigung
  • swelich voget enen richtere set an sine stat swaz uor deme gelent wirt dat sal gelike stede wesen alse it dhe uoget selue stedegede
    1265 Braunschweig/CorpAltdtOrUrk. I 144
  • des schultheissen reht ist, dz er setze zwo personen an sine stat, die da rihtere heissent, also ersam liute, daz die burger zu gerihte wol mit eren vor in stan mögen
    um 1295 Straßburg/Gaupp,StR. I 50
  • kein urbarer hat das recht, einen richter czu seczen uff einem berge an der gewercken willen
    vor 1300 Zycha,BöhmBgr. II 28
  • wir haben oͮch gesetzet, wie man die ryhter kiesen sol, daz súlent tůn ... der schůlthaize ... der bůrgermaister, die vier vnd zwainzig vnd der gróze ráth
    1324 FürstenbUB. II 88
  • so en magh unse here van Colne ... neynen richtere to Suyst setten, hey en hebbe dar iar unde dach borghere wesen, unde deyselve richtere sal hebben binnen der stat efte binnen der veltmarke erve, dat twehundert marke weyrt si
    um 1350 SoesterR. 53
  • die zünften alle gemainlich seint auch überain ainhelliglich, das die fünf kieser in den zünfften die zunftmaister undt rüchter kiesent
    1378 RottweilUB. 174
  • swa ein richtere nicht en ist, der vber wůnden richten sůle, dar mach man wol keysen, der vber hůt vnde har richtet
    um 1410 Schwsp.(Kurzform/Gr.) Art. 91
  • soe wie van onsen scepenen of rade een richter gesatt wurde
    um 1415? NijmegenStR. 11
  • sall onse lanshere der stat van Cleve setten enen gheliken richter, ind die sall wesen een burger der stat van Cleve
    1426/40 KleveStR. Art. 13
  • so setzt doch ain raut die richter und nimpt 6 von den geschlechten und 6 von der gemaind, das sind zwölf; die richten umb schuld, da ain burger dem andern dahin büt, desglich ain gast ainem burger
    1430 KonstanzRbfRotB. 129
  • daß er [der Herr] uns kain richtter setzn sol dan nach der nachpaurn rat der merern menig
    1. Hälfte 15. Jh. Wilhelm,NBayrRpfl. 69
  • wan ein ober ordenlicher richter seinem commissari vnn nachgesatzten richter gewalt gibt, ander richter auch noch im zesetzen vnn subdelegirn, die heissent subdelegati
    1490 Ordn.u.Underw. 11
  • [Übschr.:] der richter aide. du / ir werdet sweren, das du / ir das gerichte und das götlich recht halten wellen nach dem / euwerm besten versten und das ir / du urtail und recht sprechen nieman zü lieb noch zů laid dem reichen als dem armen
    1499 WürtLändlRQ. I 490
  • der [landgerichten] solle iglichs ain vom adel zu ainem freyen richter erwelen
    1525 Fries,OstfrkBauernkr. I 437
  • dat ock dy XXI richtere van allen herren vnd stenden dusszer lande eyndrechtichlich gekaren ... weren
    1526? Transehe,LivlMannl. 54 Anm. 1
  • darnach solle die gemain ainen richter durch ier maist oder merer waal und stimb, doch in gegenwurt ... der herrschaft ... erkiesen
    um 1530 NÖsterr./ÖW. VII 605
  • wirt durch zween scheffenn und vier burger usser den vier empter eindregtigklichenn ein richter erwelt
    1532 CoutLuxemb. I 180
  • so eines richters ... mangel were ... so sollen die vom gericht ein oder zwen ausser der gemeindt ... erwöhlen und dieselbigen beiden herrschafften fürtragen
    1537 Neckarsteinach 379
  • de anderen canonici scholen im consistorio mitradt und bysittere und richtere syn und also leren im consistorio
    1543 Wolfenbüttel/Sehling,EvKO. VI 1 S. 49
  • ain jedlicher der seiner person halber kainen besondern mangel, auch sunst kain verhinderung hat, ainen richterstand zů uertreten, mag so bald er xxv. jar seines alters erraicht, zů ainem richter gesetzt ... werden
    1546 Perneder,Proz. 24r
  • daß die haffner unsers fürstenthumbs ... jetzo unter ihnen einen schultheissen, und sechs richter erwehlet ... haben
    1555 Spies,Hafner 97
  • [Übschr.:] von erwölung der richter oder urtheilsprechern
    1556 WürtLändlRQ. I 741
  • die stett, die freyhait haben, richter zusetzen, sollen bey den selben freyhaiten ... beleiben
    TirolLO. 1573 VII 18
  • der richter soll schweren einen aidt zu godt und auf das heilig evangelion, das er das gericht zu rechter und gepurlicher zeit und statt besitzen, auch sich davon ohn kentliche noth nit abweßig machen [wolle]
    1578 Engelke,GogerichtDesum 72
  • [Übschr.:] aines richters aide. du würdest mit handgegebnen treuen geloben und darauf schweren ein gelerten aid mit aufgebotnen fingern zu gott und seinen hailigen, daz du von diesem tag an ein richter sein wollest solang biß du wider darauß ... kompst, ... und das du alleweg recht sprechest nach deiner bösten verstandnus
    1592 WürtLändlRQ. I 346
  • zu ersetzung eineß grundrechtenß soll der grundherr ein verstandige unpartheiische persohn an seiner statt alß richtern erkhuesen
    1599 NÖLREntw. V 160 § 10
  • der altte richter vberantwortt den richtstab vnd resigniert, dem neuwen richter verleiht herr rendtmaister pan und acht, darauff schwert der richter 
    1624 SteirGBl. 1 (1880) 221
  • ist mein begern an die nachtbarschaft, sie wollen ainen andern an stat meiner inen zu ainen richter oder vorgeher erwöllen, wöllicher die sachen böser als ich kann verrichten
    1655 Steiermark/ÖW. X 123
  • jene, welche als richter bey einer gerichtsstelle angestellet zu werden suchen, sollen mit den gewoͤhnlichen zeugnissen darthun, daß sie uͤber die hinlaͤngliche faͤhigkeit in der rechtswissenschaft auf einer erblaͤndischen universitaͤt gepruͤfet worden
    1781 ÖstAGO. § 430
  • der bezirksstatthalter ist nothwendig auch präsident des bezirksgerichts. die wahlart der übrigen richter ist folgende: die bezirkswahlmänner schlagen für jede richterstelle zwei, und das gericht selbst zwei cantons-activbürger vor; der vierfache vorschlag wird von dem cantonsgerichte auf zwei reduciert, aus welchen der cantonsrath einen auswählt
    1802 AktSammlHelvet. VIII 1493
  • so der aman also erwelt wird und man das gricht besezen wil, so sol der amman ainen, der in darzuo guot bedunkt, zuo im zuo ainem richter berüefen; die zwen solen denn den driten [bis zehn erreicht sind] ... zuo inen zuo richtern beruefen
    oJ. Sankt Gallen/GrW. V 209
II 5
richterliche Zuständigkeiten und Tätigkeiten
  • dad intfich er vure [theme] rihtre und vůr den ammannen, des gav er sin urcunde, alse he mit rehte solde jarliches
    1159/70 KölnSchrUrk. I 236
  • die richtere sal immer den man vragen, of he an sines vorspreken wort je, unde sal ordeles vragen tvischen tvier manne rede
    1224/35 (Hs. 1369) SspLR. I 62 § 7
  • [Folge eines Friedensverstoßes:] swaz gůtes er in unserm gerichte het, des sol sich der rat und die rihterre underwinden, also dz es in sin gewalt mit nuzze noh mit gewer niemer chome ee er den schaden gebezzere
    1251 FRBern. II 339
  • dat was met maennesse des richters ende met funnesse dar late
    1267 CorpMnlTekst. I 96
  • dev fuͤrgepot dev sint der vronpoten vnd niht der richter; dhein richter mag niht fuͤr gepieten; ez ist niht seines amptes
    um 1275 Dsp.(Eckh.1971) LR. Art. 93
  • vor weltlichem gerihte sprechent die rihter nvͥt vrteil, daz ist dar vmbe gesetzet, daz si nvͥt alle wise lvte sint
    um 1275 Schwsp.(L.) LR. Art. 86
  • der keiser sprach: "heiliger vater, du bitest, als du von rehte solt; ich heize voget unde rihtære ze Rome ..."
    nach 1275 ProsaKaiserchr. 125
  • er [Karl d. Gr.] gebot ouch den vürsten, daz si diu reht ir rihtæren geschriben gæben
    nach 1275 ProsaKaiserchr. 179
  • swelich richter nicht richt vngericht alz es im gechlait wiert vnd vor im erczeugt wirt vber den sol der öbrer richten
    1295 Schwsp.(Kurzform II/Eckh.) LR. Art. 183
  • swele dez rates ie diz nüt us richtet der selben wuchen, so er richter ist, der muos die selben buosze geben dü verschult wirt
    1300/1402 LuzernRatsbüchlein 9
  • na keyserrechte sprickt de richter dat ordel zuluen
    nach 1325 SspGlLR.(Buch) 448
  • geit ein holde oder ein czinsman seinem rechten herren nicht seinen czins czu dem rechten tag, so mag er darum wol phenten selber an dez richters poten, oder pit er den richter, der schol im seinen poten czu helf darczu leihen
    um 1330 BrünnRQ. 403
  • darnach sol der richter dem chlager den nachrichter geben, daz er im pfant antwurt ze haws und ze hof
    1340 MünchenStR.(Dirr) 322
  • de richtere ne scal nen ordel vinden noch schelden
    1. Hälfte 14. Jh. GoslarStR. III § 211
  • was dy scheffen vrteln, das sal der richter rechten vnd anders nit ... auch hait eyn richter dy gewalt van dem keysere, das he recht vnd vnrecht angriffen mag durg des rechten willen bis uffe der scheffen mont
    um 1350 KlKaiserr.(Hs. Corvey) I 7
  • sette wy dat to richtes tyden, wanner dey richtere sittet to richte, twey bederve manne van deme rayde sulen sytten bi deme richtere, dey eyne uppe de eynen syd, dey andere uppe de anderen syd, unde seyn unde horen, dat aller malkeme recht sche
    um 1350 SoesterR. 54
  • waz man mit gerichte erczugen schol, da sol der richter vor sweren czu den heilgen ader der schultheize, daz dy sache alzo sy und dez sy er ein richter gewesen, alz im got helffe und alle heilgen
    1357/87 MeißenRB.(Oppitz) IV 45 Dist. 2
  • ez sullen alle phant verseczt werden mit herren hant, oder mit richter oder mit pergmaister hant
    Ende 14. Jh.? SteirLl. Art. 98
  • wyl he ok vleen de dar borgen settet hefft vnde wert syn borghe des enwar, so schal he dat wytlyck doen deme vagede edder dem rychtere, dat se ene entholden, wente he mach ene nicht vangen
    um 1400 JyskeLov II 60
  • herr der richter fragent, ob es tagzit sy, das man hût richtenn soͤll
    14./15. Jh. ZürichOffn. II 147
  • een richter sall ghelijke richten ind willich sijn allen luyde, ind den antworder ind den clegher. oordel en sall hij nyet vijnden, dan he sall des der schepenen een vraeghen
    1426/40 KleveStR. Art. 222
  • alß danne die von Schauffhusen den richter vnd die vrtailsprecher, von den die obgenant aucht vnd vrtaile vber sy vnd die iren gesprochen ist vnd geurtailt, vß der lantgraͧeschafft in Baͧre zuverwysen begert ... haben
    1429 FürstenbUB. III 148
  • hoc riuchter sa ther mei to tha ware nout kuma mith fretha mit fior sidum, sa mei hi itta huse wesa [wenn irgendein Richter nicht in Frieden mit vier Amtsgenossen zum Gericht kommen kann, so darf er zu Hause bleiben] 
    1. Hälfte 15. Jh. FivelgoR. 204
  • hochgrichts ordnung ... so man offentlich, vnnt nit heimlich, auch nit mit beschlossnen thürren richtet, vnd sol der richter mit angethanen häntschen, vnd dess richsschwärt in händen haben
    1. Hälfte 15. Jh. (Hs. 1636) GlarusGO. 121
  • dat wi in unsen landen und vogedien richter van [= und] vogede settet hebben, de einen jeweliken cleger na rechte sunder vortoch und vorlengent scholen richten ofte richten lathen, so dat dar nemant aver de richter und vogede darf klagen
    um 1457 PommMbl. 18 (1904) 72
  • so sol darauf der richter die schoͤpfen fragen, was nw darumb recht sey
    NürnbRef.(1479/84) XI 7
  • so sol sich der richter gnugsamigklich vnderweisen, vnnd dije sach entscheijden mit seiner vrteil
    1490 Ordn.u.Underw. 13
  • der richter soll sprechen zu einem yetlichen schopffen jnbesunderheyt wer der wer der vor mals zu dem rechten nye nit gelobt het der rür noch mals an disen stab auff das er dar mit anzeyg als ein geschworner zu rechten
    Ende 15. Jh. Franken/MittGMus. 1901 S. 130
  • dey richter sal sitten op syneme richtestole als eyn grysgrymmich lowe und slan den rechteren voit over den luchteren und dencken an dat strenge ordel und an dat gerichte, dat godt over enne sitten wel
    2. Hälfte 15. Jh. SoesterR. 366
  • hat der richter das gericht geheget, und recht erleubt, und unrecht verboten
    1523 Hessen/GrW. III 341
  • ich als richter oder ain ersamer geding
    1531/56 Tirol/ÖW. XVII 3
  • wie wohl biß anhero der gebrauch gewesen, daß der richter allein die umfrag, und kein beyfaͤllige stimm zu dem urtheil gehabt, welchen gebrauch wir nicht fuͤr tuͤglichen, sondern des richters gewissen fuͤr hoch beschwerlich, und den partheyen nachtheilig erachten, demnach woͤllen wir, daß hinfuͤrter ... ein jeder richter nach ordnung die schoͤpffen der urtheil anfrage, und auff die letzt nach seinem besten verstand solch urtheil ... wie ers gegen gott will wissen zu verantworten, beschliessen helffe
    1539 HennebLO.(1720) II 1, 4 § 2
  • nachdem das fuͤrgebot ein grundfeste der gerichte ist vnd one dasselbige kein richter ... im rechten nicht vorfaren mag
    1561 Rotschitz 1
  • ain ieder richter ... soll auch ain frager sein aller landsfrag recht in dem gericht zu C.
    1574 OÖsterr./ÖW. XIV 384
  • sollen in einer wichtigen rechtsachen oder endurtell mehr oder weniger nicht dan zwelf richter sampt dem vogt oder amptman sietzen
    1575 WürtLändlRQ. I 692
  • der richter frage nach einem jeglichen artückel, ob daß der gemain recht und redt sei
    um 1630 NÖsterr./ÖW. VIII 19
  • die ehe-scheidung ist eine wiederauffloͤsung deß ehebandes ... welche geschicht durch den richter auß darzu ihne bewegenden rechtmaͤssigen ursachen
    1709 Mutach 15
  • da dann an dem versambleten gricht der richter das præsidium und directorium fuͤhrt
    1709 Mutach 177
  • bei haltung der scheffen-gerichte im herzogthum Cleve sollen die richter mit den scheffen sitz und stimme haben, und kuͤnftig sich nicht mehr beim abstimmen der scheffen aus der gerichtssitzung entfernen
    1715? Scotti,Cleve II 873
  • ist gesetzt, das wann jemand rechtet, so soll der richter oder rechtsprecher nicht urteilen noch ordiniren
    vor 1716 OberhalbsteinLB. 145
  • der richter spricht nach den gesetzen, doch so, daß er nach beschaffenheit der umstände die natürliche billigkeit einer allzu großen strenge vorziehe
    1757 RechtVerfMariaTher. 249
  • [Marg.:] ein richter muß in erkennung der strafe beym gesetz bleiben
    1783 Quistorp,GrundsPeinlR. 178
  • [Übschr.:] von den pflichten des richters bey anwendung des strafgesetzes
    1798 Grolman,KrimRWiss. 63
  • so aber der mann [den der säumige Richter hätte übernehmen sollen] weiters lief und thät schaden, ... daß soll büessen der richter ..., weil er nicht hat gericht zu rechter weil und zeit
    18. Jh. NÖsterr./ÖW. VII 51
  • [Übschr.:] von dem richter, der uͤbel urtheilt
    1803 Höpfner,KommHeineccInst. 1079
  • der richter hat zu einer, auf die unterwerfung unter die gerichtsgewalt gerichteten handlung nur in so weit ein recht, als sie ein nothwendiges mittel der ausübung der criminalgerichtsbarkeit ist
    1808 Feuerbach,PeinlR.4 466
  • gegen das verschulden eines richters beschweret man sich bey der hoͤheren behoͤrde. diese untersuchet und beurtheilet die beschwerde von amts wegen
    1811 ÖstABGB. § 1341
II 6
Entlohnung
  • suilich man och din andirin phendit ani girichti, mac un des di richteri ubircume selbi dirti, die sal och mi richteri wetti dru scerph unde ein phunt
    um 1230 MühlhsnRb.2 169
  • ebinin su sich abir des ani richteri, wan iz umme gelt is, so sal he mi richteri gebi von demi scillingi einin phenninc, alsi ab he umi girichtit hetti
    um 1230 MühlhsnRb.2 170
  • wir setzen ..., daz dehæin rihter dehæin ander wandel iht nem danne im von den besten werde ertæilt, di ze sinem geriht gênen; nem er da uber iht, daz riht man uber in als uber einen rauber
    1256/61 MGConst. II 607
  • [Übschr.:] von des richters rechte. vorrichtit sich eyn vorecht man mit deme sachwaldin umme totslag adir umme campirwirdegir wunden mit gunst des richters, do darf der echte nicht me umme tun dem richter, wen das her ym gebe syn gewette, daz sint acht schillinge
    1359/89 Syst. Schöffenrecht/ZRG.2 Germ. 26 (1905) 140
  • alz menig fraͤflin an dem gericht gefellt, da sol ieder, der der fraͤflin verfelt, den richtern geben III schilling tuwinger
    1388 TübStR.(Rau/Sydow) 2
  • waͤr ez aber daz ein richter zu dem ampt niht sold oder guͤlt hiet, so moͤcht er wol etzwas bescheidenleichez nemen fuͤr sein arbait, vnd sol auch durch der gab willen niht vnreht richten
    1390 (Hs.) BerthRechtssumme 1830
  • die amptmannen ende richters sullen tott versoeck der parthyen, ob gebairlyke tyden toe rechte gaen sitten, ende sullen van datt sitten dien geldt nemmen
    1457 Pufendorf IV app. 337
  • so sin sie [die sich wegen einer Körperverletzung gütlich geeinigt haben] ouch durch recht dem richtern sine gewette dorvmme zcu geben nicht vorpflichtet, sundern die messern vnde andere gewere, die in der vorwundunge vnde geschicht gezcogen werden, vnde dar myth die thot begangen wert, de sin dem gerichte vorfallen
    1473 Neumann,MagdebW. 126
  • davon [dreitägige Schankgerechtigkeit] sein sy niemandt nicht schuldig, dann dem richter zu der kirchweich zu Scheffau ain mal zwo mass wein und ain metzen futter
    um 1500 Tirol/ÖW. XVII 12
  • [Übschr.:] der richter belohnung und siegel-geld ausserhalb gericht
    1539 HennebLO.(1720) II 1, 10
  • der richter weißet auch zu recht, wo einer ein kaufgericht will haben, der soll dem richter ein gulden geben
    1562 SchriesheimW. 276
  • das die richter kain tail in peen vnd buessen haben
    TirolLO. 1573 VII 18
  • soll dem richter von sölicher hinderlags wegen von 100 lb monatlichen j lb ₰ für syn bewahrung geuolgen
    1623 ZofingenStR. 313
  • denn richteren soll man jedem fürthin acht pfundt jahrlohn ahn gelt vnd gar keine mahlzeiten oder abenttrünckh gegeben werden
    1625 MellingenStR. 398
  • wurde erkent, daß denen richtren für ein jedes in der ferne oder nähe verrichtendes gebott oder verbott und andre executionen mehr nicht allß ein batzen fordrungs weiß gebühren solle
    1704 SaanenLschStat. 345
II 7
als Partei im Gerichtsverfahren
  • ist daz iemant auf den richter um chainerlay sach czu chlagen hat, so schol der richter ein andern an sein stat seczen, und schol vor dem enem antwürten der czu im cze chlagen hat
    um 1330 BrünnRQ. 363
  • so spreche der herre: ... synt dem mole ich keyn richter geseyn mag yn meyner eygen sachen
    vor 1466 Weise d. Lehnr. 547
  • es enmag chain richter paide klager vnd richter gesein
    15. Jh. Schwsp.(Kurzform I/Eckh.) Art. 121a (Kb)
  • [Grundsatz,] das niemandt in seinen selbs eignen sachen sein selbs richter sein soll
    1552 Walther,Trakt.(Ri.) 9
II 8 außerjudizielle Tätigkeiten
  • nieman ne mut market noch monte erheven ane des richteres willen, binnen des gerichte it leget
    1224/35 (Hs. 1369) SspLR. II 26 § 4
  • wer auch ain wein schenckhen will, der soll dartzue nemen den richter vnd die zwelf des raths ..., die sollen jm dann die massen auch aufsetzen
    1347 Wartinger,Bruck 12
  • de richtere mach nicht erloven venstere up de strate to hengene, noch dore ...; dat scal erloven de rad mit der neybure willen, den ez scaden mach
    1353 OsterwieckStB. 4
  • die richter suͤlen welen, wenn sie dez noͮuͤtduͤrfftig sind, ainen mesner, ainen gebuͤtel, schuͤtzen uͤber daz veld
    1388 TübStR.(Rau/Sydow) 2
  • es sol chainer dhain holcz auf dem wasser treiben oder flaczen an ains richter willen vnd wissen
    1443 BeitrSteirG. 22 (1887) 78
  • es sollen auch die richter ides orts mit vleis daran sein, das den pfarrern und custern ir einkomen zu geburlicher zeit unvormindert gereicht werden
    1534 Sachsen/Sehling,EvKO. I 1 S. 530
  • so ainer in meineß ... herrn holz hackt ôn aines richters willen, ist er verfallen 5 tal. ₰
    1554 NÖsterr./ÖW. VII 47
  • soll ihm [bergmann] ... sein berg mit einem vollkömlichen auch unsträflichen klafterstocke durch den richter und bergvoigt und geschwornen ... abgemessen ... werden
    1594 Harz/ZBergr. 12 (1871) 55
  • wann auch der perkmaister oder richter zue der huetsailen giengen und ainen hüeter dreimahlen ruefen und sich der hüeter nit meldet, so soll er ime auß der huetsailen 3 nögel abhacken
    17. Jh. NÖsterr./ÖW. VII 508
  • richter, schoͤppen und kirch-vaͤter sollen allezeit bey dem probstey-verwalter anzeigen, wenn sie vermercken, daß ein oder der andere unterthaner nicht fleißig zur kirchen gehet
    1712 Klingner I 243
  • wird der richter als zugleich bergmaister mit seinen geschwornen obligirt wenigst alle 14 täge im gebürge nachzusehen
    1730 NÖsterr./ÖW. VII 623
  • daß ein ieder richter ... bei ieder robath sein ... solle ... und soll anzeugen den der saumbseelig ist, damit derselbe nach thättungsinhalt gestrafft werte
    18. Jh. NÖsterr./ÖW. VII 110
III Bez. für ein rechtsprechendes Gremium
  • bey unsrer regierung Straubing alss ordentlichen richtern 
    1657 MBoica XIII 244
  • warum die lehns-sachen ... nicht sowohl von denen hofgerichten, als denen justiz-canzleyen als ordentlichen richtern entschieden werden mögen
    um 1772 Pufendorf,HannovLREntw. Tit. 28 § 31
IV Büttel, Vollstreckungsbeamter, der tw. aus anderen Gemeinden entliehen wird
  • swer vor dem riche wirt vervrteilet, vber den sol nieman rihten wan der rehte frone botte. etwa heizzent si rihter, etwa gebúttele, etwa stokwerter etwa anders
    um 1275 Schwsp.(L.) LR. Art. 126
  • wer diephait mit wissen halt ... oder der dez nachtes in der gassen specht, daz der richter deub nicht vach, ... di sint alle hahens wert sam di dieb
    um 1330 BrünnRQ. 399
  • umb dyse vorgeschrebin stucke und eynunge [Fischerordnung] hat man uns bishere eynen richter geliehen
    1355 FrankfZftUrk. I 181
  • sal der rad den gaden eynen richter lyhen, wo sie gewar werden, daz man gewant zu feylem kauffe mit der elen snydet uzwendig den gaden
    1377 FrankfZftUrk. I 232
  • [Übschr.:] der oberst richter ... er sal flißig sin zu gerichte und bestellen müt dem stucker, daz zu rechter zit darzu gelude werde
    14. Jh. FrankfOHof 228
  • uwir richter meister Fryderich
    1423 Rau,BeitrFrkf. 200 Anm. 15
  • uff mittwochen nach laurencii, als man Gokensnabel ... sine augen hat thun ußbrechen, davon dem richter zu lone, dazu vor strigke und gereytschafft ... 27 s.
    1461 MarburgRQ. II 150
  • des weybels eyd ... hye mit ein gemeiner knecht vnd richter zů sind dem armen als dem richen
    1493 BruggStR. 73
  • als unser gnediger hern von Trier werntliche rete geschrieben haben von wegen Peters eyns scharpfen richters halben, der sich artzny undernommen habe, zuschriben den handel als er sich heldet
    1496 Rau,BeitrFrkf. 201 Anm. 19
  • also ward dem richter bevolhen, daß er kain reden solt lassen, ehe sollt er in zů stucken zerhauen
    1512/36 AugsbChr. VI 32
  • [reicht das Vermögen des Hingerichteten nicht,] so sollen [die Gerichtsherren] gryfen in ire tesch und sollen den riechter ußriechten, das er wieder keme ain die ende, do er hien gehort
    1514 TrierArch. ErgH. 12 (1911) 58
  • es soll auß den richtern, die jeder zeit zu handhabung der ordnung des flaischkauffs ... bestellt werden, ainer umb den andern ain gantze wochen alle tag, wann man pflegt flaisch fail zu haben ... im winter zu 6 uhrn under den schirnen sein und anfenglich das gewicht uffsliessen
    1542 FrankfZftUrk. I 380
  • daruff sollen des handwercks und ainigclicher maister, auch die richter und zollner am Mayn achtung haben
    1544 FrankfZftUrk. I 113
V
Beurteiler, Prüfer, Sachverständiger
  • indem wir auf solche weise [Ämterverkauf an den Meistbietenden] ganz unverständige und unerfahrne richter über unsere hochschätzbare wahren, absonderlich über die eichen-planken ... sehen müssen
    1700 QHambSchiffahrt 414
unter Ausschluss der Schreibform(en):