Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): 1Sache

1Sache

, f.

ahd. sahha, saca glossiert causa, lis, res, verbum AhdGlWB. 503

I äquivalent zu lat. causa, lis 
Angelegenheit, Vorgang, Fall; insb. der rechtlich bewertete Lebenssachverhalt im Rechtsgang; eine rechtliche Qualifizierung als Kapitalverbrechen wird durch Attribute wie gewaltig, groß, hoch, schwer vorgenommen
  • gif man oþerne sace tihte [wenn ein Mann einen anderen einer Sache bezichtigt] 
    673/85 (Hs. um 1125) Liebermann,AgsG. Hl 8
  • siþþan sio sace gesemed sio, an seofan nihtum se man þam oþrum riht gedo [nachdem die Sache geschlichtet ist, schaffe der Mann in sieben Nächten dem anderen Recht] 
    673/85 (Hs. um 1125) Liebermann,AgsG. Hl 10
  • endi ni uuilliad êniga fehta geuuirken, saca mid iro selƀoro dâdiun
    1. Hälfte 9. Jh. Heliand9 V. 1518
  • dae die aesga ... mey syne doeme dae secke endegade [wie der Asega ... durch sein Urteil die Sache beendete] 
    2. Hälfte 11. Jh. (Hs. 1464) WesterlauwersR. I 114
  • neman ne weddet umme ene sake tvies, he ne breke den vrede unde ne sculde bannes an ener dat, de mut wedden to geistlikeme rechte unde to werlikeme rechte
    1224/35 (Hs. 1369) SspLR. I 53 § 4
  • vier sake sint, die echte not hetet: vengnisse, unde süke, godes dinst buten lande, unde des rikes dienst
    1224/35 (Hs. 1369) SspLR. II 7
  • um also gedan sake, die man ane koninges ban richten mach
    1224/35 (Hs. 1369) SspLR. II 12 § 3
  • wir schriben alle di vrteile di von grosen sachen vor vns gesament werdin uf di rede das man an sulchen sachen di selben orteile stete habin
    1235 MainzRLFr.(Corpus) 17
  • wanne aber sôgetân schirm der ecclesien dekeine wîs niht wil wider deme rehte sîn, sô setzen wir daz zu behaltene, daz die brûdere in ir sachen, die sî wider iemanne habent, behalten in alle wîs ir vrîheite unde ir prîvilêgien
    1264 DOrdStat. 30
  • ghebanne esmen sculdich te beridene iij waerven binnen den jare van cleenen zaken; ende van den vj hoeghen zaken also dicke alse de baillu wille machmense beriden
    1268 CoutDesseldonc 44
  • van hogen saken bouen XII schillinghen mogen se enen man wol dwingen to der clage
    1270 HambStR. 50
  • der sclutheizze riehtet vmbe scůlt vnd vmbe gelt vnd vnreht vnd ander sache 
    um 1270 BaselRQ. I 1 S. 6
  • der richter sol vragen vmb ein isleich sache gemain læute. daz main ich daz er niht envrage der levte mage, oder ir vreunde, der dev sache ist
    um 1275 Dsp.(Eckh.1971) LR. Art. 86 § 3
  • ez sol auch ein vogt rihten alle sache, die im ze clage choment
    1276 AugsbStR. Art. 70 § 3
  • is ienich ratmann mit iemene in sinen saken uor deme richte ... cumpt de sake dar na uor den rat in richteswise [so müssen sich die beteiligten Räte entfernen]
    1294 Hach,LübR. 217
  • dez ersten sol vnser vorgesprochner vogte, vnd sin richter die sachhe richten, di an daz leben gent, als totslege vnd tivfe vnd notnuft
    1299 FRAustr. I 283
  • alle sache vnd chrieg, die zwischen vns vnd vnseren dieneren sint
    1302 Kurz,Ottok. II 240
  • then eth scolen se sweren, er se sec dhar sake mitten ratmanne unde mit dhen oldermannen underwinden
    1303/08 BremRQ. 42
  • daz man nieman ... uzserhalp der stat fur deheinen richter ... muge gezwingen noch geziehen umb kein welttlich sache, swie diu si genennet
    1320 Wimpfen/Böhmer-Ficker 479
  • we ... hebbet verkoft de munte unde wesle to Honovere vryg unde ledich unde unbeworren van allen saken mit alme rechte
    1322 HannovUB. 137
  • dat we durch got unde durch vruntscap vorthegen hebben unde vorthiet aller sake unde sculde, de we hadden tieghen dat closter S.
    1327 StötterlgbUB. 75
  • der juden richter schol chain sach nicht richten, di di iuden under ein ander ... hawen, iz sei den daz man chlag vor im und wiert vur geladen
    um 1330 BrünnRQ. 370
  • daz man di purger nicht schol laden in lantgericht ... doch nem wier czwu sach aus: ist daz, daz sich ein purger mit unrecht underwindet eins andern mannes erbe, oder daz er czuprichet vreuelleich gemerckt, di czwischen erb gemachet sint, um di czwai sache mag man si wol in daz lantgericht laden
    um 1330 BrünnRQ. 378
  • czu einer czeuchnusse und ewiger bestetigung aller der geschriben sach hab wier disen prief haissen schreiben
    um 1330 BrünnRQ. 379
  • ich J.v.H., ritter und phleger ... obman in der sachú, die die geistlichen herren ... und die edeln lúte ... wider einander hatten
    1336 ArchBern 25 (1920) 230
  • wann wir [kuͤnig] durch des reichs sache vnd gescheft verre vnd nahen reiten
    1347 MZoll. III 167
  • alle sach stöz, pruch, krieg, auffleuffe vnd mißhellunge
    1348 (Hs.) HohenloheRB. 24
  • nen richter mach tughen in richtes stat, he ne si der sake in richteres stat ghewesen oder gheladet
    1. Hälfte 14. Jh. GoslarStR. IV 1 § 7
  • man sal deme keysere an gerechte warten, dywile he das gerechte besiczet an allen sachen 
    um 1350 KlKaiserr.(Hs. Corvey) I 22
  • alle, die sich furbaz me virmeßin wedir ieman von rechtir sache zů wedirsagen
    um 1360 GoldBulle 132
  • de den raed ... anverdeghede ofte anclaghede an ghestliker zake ofte an werliker
    1366 BremUB. III 240
  • so enwelden se my eder de ore nerghen ane hinderen mit rochte eder met nenerleye sake, de mit to schaden queme
    1386 HildeshUB. II 382
  • näme er [Schiedsrichter] sich der sach an, so solt es dabey bestan vnd ain verrichte sach sein
    1394/1420 Foffa 68
  • soliche sache und geschichte, die in diesem lantfride gescheen
    1397 RTA. I 37
  • ir sollet wissin: das dy juden iren eyd thun sullen noch iren sachen 
    Ende 14. Jh. GlWeichb. 438
  • ist die sache peynlich, das habin die meister nicht zurichten, sundir des landis bischoff, ab das studium keinen conservatorem hat, ab der eyn geordent man ist, den die clage antrifft
    um 1400 LiegnitzStRb. 89
  • enige swera secken [irgendwelche schweren Vergehen] 
    1404 WesterlauwersR. I 594
  • das uzzordenlich gerichte ist, wann man ane gehegte pank kleyne sachen richtet, dye teglich bekumen, als der smyde, hewir und anderr arbeiter, dy czu klagen haben umb ir vordientes lon
    1406/07 BöhmBergR.(Gelnh.) 259
  • wes dar endigett worth, dath schall stede blyuenn, sunder idt weren graue saken de in hanth vnde in hals gingen
    1418 Nyrop,Saml. II 37
  • alle zachen, die von schiffart vnd zeefarende sachen seyn, die gehorn in das wassir recht vnd geborn dem rathe zcu richten
    nach 1422 Danzig(Hirsch) 75
  • men en sall gheen ordel vinden des men vraget, men hoir yerst die saike, wair men's om vraget
    1426/40 KleveStR. Art. 334
  • mach men eine sake einer vorscheidenn bewisenn, de schall men anderwerue nicht vpthehen
    1443 BremLGProt. 18
  • dieselbin partie alle sullin alle sache mit wortin und werkin gutlichen halden und vorkomen, wann man sie fordert
    1449 FreibergUB. II 119
  • scheghet ok, dat wy meenden tosprake ofte sake to hebbende to desser stede borgheren
    1452 Fock,RügPommG. IV 155
  • daertoe hebben wij opgedragen ... den vors. heere A. zijnen erven ende sake hebbende, alle alsulke [Güter]
    1458 BronnGZeist I 247
  • dese vurs. handel ind sache 
    1463 JülichLTA. I 175
  • wurden ein meyster und eehalten ... gegen einander zwitrechtig, söllen sye der sachen fur zeychenmeyster kumen, und wye sye dye selben nach beyderseyten verhörung entrichten werden, dopey sol es pleyben, hindan gesatzt das gericht, und es sey dye sach groß oder cleyn, so sol dye entrichtung eynemn voyt und rate zue wissen gescheen
    1464 BayreuthStB.1 291
  • als een nye secke ophlaept, deer naet fan scriouwen js, soe moet ma den pligha toe riucht halda [wenn eine neue Sache vorkommt, von der nichts geschrieben steht, soll man den Brauch als Recht halten] 
    1464 (Hs.) WesterlauwersR. I 60
  • xx landriucht: secka, deer een man bij twang deth [20. Landrecht: Missetaten, die ein Mann unter Zwang begeht] 
    1464? WesterlauwersR. I 40
  • es sal eyne gantze gesünthe gerichte sache vnd allir vnwille, der sich zczwissin ön deshalbin entzunt gehabt hatt, ab syn
    1465 HMeißenUB. III 163
  • vmb sachen, in vnser herschaft vorgenant gerichten vffgelouffen, hoch vnd nydere, richten
    1466 BruggStR. 52
  • [ein Buch] schal denen tom richte, darin to scrivende alle dejennen, de men entliven schal, unde richtet werden tome dode, unde de sake, worumme se dodet werden
    nach 1467 BaltStud. 46 (1896) 97
  • [Befehl an den Rat,] ab abir die sach noch unirfordert und unirstanden vor uch hinge und forder irkentniß not wer, solch irkentniß noch rechte thun der sachen, also sichs von rechte geboret
    1475 FreibergUB. I 290
  • aen lytick jeff lichte seeck is tweer gouden hallinghen jeffta tyen, also wal XL schillingen
    1480/81 JurFris. I 52
  • van dootslaeghen ende van grooten saecken, daar salmen die onschult of doen met twalef handen
    15. Jh.? StaverenStR. Art. 71
  • was aber erb, aigen, freuell, die ehr, oder sunst groß sachen beruͤert, soll ein gantz gericht ... sein, daß vßzurichten
    1510 Reyscher,Stat. 110
  • is oek dat beest doet, dat den schaden gedaen hefft, so is de saeke mit doet
    um 1518 OstfriesLR.(Wicht) 184
  • die krankhen die iren aigen sachen nicht warten mügen, ... sein der gerhabschaft ausgeredt
    1528 ZeigerLRb. 438
  • der cläger schwert daz er glaub vnnd nicht anders wiß sein sach vnnd forderung gerecht vnd war sey
    1530 Schenck,GerichtsO.(Günther) 22
  • pricht einer ein geschworne vrphede mit sachen vnd thatten, darumb er ... zum tode on das mocht gestrafft werden, derselbenn todtstraff soll vollg gescheen
    1532 CCC. Art. 108
  • do wir ... unsern geheimbden rethen ... bevhelen werden, etzliche sachen, schriefte und hendel außerhalb des gemainen rats zu handeln
    1536 Sachsen/ArchivarHistoriker 289
  • huelffe in einer persohnlichen sachen, hoc est in actione personali
    1550 OlmützGO. 61
  • ich N. gelobe vnd schwer: daß ich glaub vnd genzlich darvor acht, ein gute, gerechte sach zu haben
    1552 ErbachLR. 138
  • das niemandt in seinen selbs eignen sachen sein selbs richter sein soll
    1552/56 Walther,Trakt.(Ri.) 9
  • malefitzisch sachen vnd hendel
    1558 KlingnauStR. 314
  • [Übschr.:] waß fuͤr sachen an das untergericht gehoͤren ... buͤrgerliche sachen von allerhant taͤglich fuͤrfallenden klagen, pfenningschulden, injurien
    1562/77 LünebNGO. 347
  • auch mag niemand in seiner selbst sache zeuge seyn
    1583 HadelnLR.(Spangenb.) I 7
  • sonsten sollen die legata, so den armen gotteshaͤuseren, und zu anderen dergleichen milden sachen beschehen seyn, den anderen gemeinen besatzungen vorgehen
    1592 MünsterPolO.(Schlüter) 127
  • wen die sach eid und ehr antrifft, so soll ein yeder, der der sächeren einen oder beiden oder ire hußfrowen, wen sie ehelichs recht zamen hand ... kein kuntschaft tragen, noch urteil sprechen
    1598 SaanenLschStat. 220
  • ein iegliches panthäding hat sein nachthäding vierzehen tag darnach. für daß ist nit ein ieglicher mann zu nöthen, er hab dann sach und spruch darzue
    um 1630 NÖsterr./ÖW. VIII 19
  • wasz aber wichtige sachen sein, und etwan jemanden gewalt geschehe mit wecknehmung der rain oder andere dergleichen, so sollen die bergleüthe solche entscheidungen dem herrn stadtrichtern andeüten
    1649 MHungJurHist. V 2 S. 225
  • wider die von landesgerichten gefällten urtheile in peinlichen sachen findet appellation an die reichsgerichte durchaus nicht statt
    1804 Gönner,StaatsR. 585
  • want alle doncker zaken van moort ... schuldich zijn te staen ter scepenen proeve
    oJ. Fruin,Dordrecht I 366
II
äquivalent zu lat. res 
Gegenstand, Ding; die Rechtsqualität einer Sache wird tw. in Abhängigkeit von dem jeweiligen Teilsystem der Rechtsordnung unterschiedlichen Erscheinungen der realen Welt beigemessen; der Fachausdruck der beweglichen oder unbeweglichen Sache setzt sich erst spät gegenüber Gut (II u. III) durch (die zeitliche Lücke entspricht der Beleglage)
bdv.: Ding (C)
  • souuerse sachun sinu thuruch salichedi selu sineru
    819 Cap. I 2 S. 380
  • endi frâgoda umbi huilica sia saca sprâkin
    1. Hälfte 9. Jh. Heliand9 V. 5964
  • that ein iouuelihc man frier geuualt haue, so uuar sose er uuilit, sachun sinu ce geuene [lat. Text: res suas dare] 
    10. Jh.? KlAhdSprDm. 305
  • tîe sácha daz uuîb sáment íro brínget zûo demo mán
    um 1000 Notker I 79, 29
  • hat er [nouitius] decheine sache, die gebe er e den armen livtin oder mache eine offene gabe dem clostre
    1. Hälfte 13. Jh. Selmer,RegSBened. 81
  • von varunder hab und beweglichen bleiblichen sachen 
    1599 NÖLREntw. II 11 § 10
  • bei beweglichen sachen gehet jeder kauf ... alsogleich, wenn käufer und verkäufer einig und der handel geschlossen, in seine rechtskraft
    1601/1788 WürtLändlRQ. II 524
  • zauberische sachen, als ... salben, schaͤdliche pulver ... wahrsag-spiegel ... zauberkunst-buͤchel
    NÖLGO. 1656(CAustr.) 60 § 2
  • wer auß einer kirchen, oder andern geweyhten orthen, geweyhte sachen stihlt, ist hoͤher als ein gemeiner dieb zubestraffen
    NÖLGO. 1656(CAustr.) II 85
  • diejenige, welche da eine gott-geheiligte sach aus einem geheiligten ort entfremden ... werden mit dem feuer bestrafft
    1707 SudetenHGO. Art. 19 § 30
  • die gesatz sehen entweders an ... 2. das recht, so die menschen auf allerhand sachen erwerben und haben koͤnnen
    1709 Mutach 2
  • ferners werden in dem rechten alle sachen underscheiden in coͤrperliche oder leibliche, das ist, solche welche von natur koͤnnen ... gesehen, beruͤhrt oder betastet werden ... und uncoͤrperliche oder im rechten bestehende sachen, welche ... in den gedancken bestehen, wie da sind die rechte, gerechtigkeiten, verpflichtungen etc.
    1709 Mutach 45f.
  • bewegliche sachen ..., welche entweder an gewicht, maass oder zahl geliffert werden
    1709 Mutach 94
  • beweglichen sachen ... wann selbige als folgsachen zu unbeweglichen gehören
    1728 Leu,EidgR. II 44
  • es werden ... auf gewisse art unter denen sachen auch menschen verstanden, z.e. die knechte bey denen roͤmern
    1742 Zedler 31 Sp. 677
  • res immobiles fictione juris, heissen diejenigen sachen, welche aus erdichtung derer rechte ... vor unbeweglich gehalten werden
    1742 Zedler 31 Sp. 734
  • die saͤchsischen rechts-lehrer hatten vormals vielen streit miteinander: ob eine apotheck unter die beweglichen oder unbeweglichen sachen zu zehlen sey
    1753 Hellfeld I 245
  • alle sachen, sie seyen beweglich oder unbeweglich, gegenwaͤrtig oder zukuͤnftig, gerechtigkeiten, schulden
    1762 Wiesand 810 [ebd. 810-815]
  • naͤhergeltung, naͤherkauf, naͤherrecht ist die gerechtigkeit der naͤchsten anverwandten und anderer, eine unbewegliche sache, welche verkaufet werden soll, vor andern zu kaufen
    1762 Wiesand 770
  • was ist in ansehung der belehnung mit geistlichen sachen rechtens?
    1784 Schnaubert,ErläutLehnR. 88
  • eintheilung der sachen nach ihrer beschaffenheit: ... natürliche gattungen. vermoͤg der natuͤrlichen beschaffenheit giebt es koͤrperliche, bewegliche und unbewegliche ... sachen, hauptsachen, zulagen und nebensachen
    1785 Fischer,KamPolR. II 365
  • sache überhaupt heißt im sinne des gesetzes alles, was der gegenstand eines rechts oder einer verbindlichkeit seyn kann ... auch die handlungen der menschen, ingleichen ihre rechte, in so fern dieselben den gegenstand eines andern rechts ausmachen, sind unter der allgemeinen benennung von sachen begriffen
    1794 PreußALR. I 2 §§ 1-2
  • je nachdem eine sache, ihrer substanz unbeschadet, von einer stelle zur andern gebracht werden kann, oder nicht, wird sie für beweglich oder unbeweglich angesehen
    1794 PreußALR. I 2 § 6
  • rechte werden als bewegliche sachen betrachtet
    1794 PreußALR. I 2 § 7
  • hausrath heißen alle bewegliche sachen, welche in dergleichen orten zum gemeinen dienste der einwohner bestimmt sind
    1794 PreußALR. I 2 § 15
  • sache ist ein ding, was keiner zurechnung fähig ist. ein jedes objekt der freien willkür, welches selbst der freiheit ermangelt, heißt daher sache (res corporalis)
    1797 Kant,Rechtslehre 24
  • was sind sachen? dieses wort hat bey den juristen dreyerley bedeutungen. in dem allerweitläufigsten verstande hieß alles eine sache, was keine person ist ... zuweilen aber bedeutet das wort sache nur das, was keine person und keine klage ist ... in einer noch eingeschränkteren bedeutung sind sachen diejenigen rechtsobjecte, welche keine personen, keine klagen und keine facta sind
    1803 Höpfner,KommHeineccInst. 268
  • res divini iuris heißt eine sache die aus religionsgründen dem commerz entzogen ist
    1803 Höpfner,KommHeineccInst. 268
  • wenn gleich I. festsetzung specieller normen für einzelne classen von personen und sachen (jura singularia) eine ausnahme von der verordnung des gemeinen rechts sind, so darf man dennoch II. dieselben als geseze mit privilegien nicht verwechseln
    1804 Gönner,StaatsR. 460
  • [es] gehört zum raub eine bewegliche sache 
    1808 Feuerbach,PeinlR.4 315
  • eine und dieselbe von natur bewegliche sache kann im gesezlichen sinn nach verschiedenen beziehungen beweglich oder unbeweglich seyn
    BadLR. 1809 Satz 516a
  • sachen, welche der eigenthuͤmer eines grundstuͤcks zur bewirthschaftung oder benuzung desselben dahin gebracht hat, sind ihrer bestimmung nach unbeweglich
    BadLR. 1809 Satz 524
  • es ist erlaubt, bey der darleihe, sie bestehe in geld, lebensmitteln oder andern beweglichen sachen, zinsen zu bedingen
    BadLR. 1809 Satz 1905
  • alles, was von der person unterschieden ist, und zum gebrauche der menschen dient, wird im rechtlichen sinne eine sache genannt
    1811 ÖstABGB. § 285
  • die sachen werden nach dem unterschiede ihrer beschaffenheit eingetheilt: in koͤrperliche und unkoͤrperliche; in bewegliche und unbewegliche; in verbrauchbare und unverbrauchbare; in schaͤtzbare und unschaͤtzbare
    1811 ÖstABGB. § 291
  • ebenso gehören zu den unbeweglichen sachen diejenigen, welche auf grund und boden in der absicht aufgeführt werden, daß sie stets darauf bleiben sollen, als: häuser
    1811 ÖstABGB. § 297
III
Ursache, Grund; Begründung
  • wiert auch der vater von siechtum oder von andern sachen torecht und unsinnich
    um 1330 BrünnRQ. 402
  • spricht der richter: "ich gebiete dirs von gerichtis halben, das du sien wort furest"; weigert er das ane rechte sache, so mus er dem richtere wetten
    Ende 14. Jh. GlWeichb. 350
  • das ist darumme gesazt, daz daz recht nicht zughee; unde wil ouch anders nicht mer wen, das man der gabe eyne redliche sache und gezugkenize gebe
    Ende 14. Jh. GlWeichb. 373
  • das vorrettnys ..., des der konyng von Polan eyne sache ist gewest
    1401 CDPruss. VI 119
  • wen man czu eynem ampt er welt, der geb sach wor vmmb er des wil seyn ent laden
    1403/39 OfenStR.(Mollay) Art. 354
  • nemant mach eme noden vor sik to swerende vnde to orsakende vorder wan bynnen der stat, doch dat eme ok de herscop sake geüe van vnwillen wegene
    1492 FlensburgStR. Art. 14 (S. 63)
IV ae. sacn and socn bezeichnet die niedere Gerichtsbarkeit sowie die daraus gezogenen Einkünfte; schon in ae. Zeit war das Verständnis der Formel, die aber noch in anglonormannischer Zeit weiterbenutzt wurde, tw. verlorengegangen
Sachhinweis: LexMA. VII 2026f. s.v. Soke
  • liberas consuetudines cum omni illo quod appellatur socha sacha, tol et tem, infanthef weif et stray
    948 Birch,CartSax. III 21
  • cum tolle ⁊ teame, saca ⁊ socne, et infangene þeof
    964 Birch,CartSax. III 379
  • that lond ... míd mete and míd manne and míd sake and sokne also íc ít aihte
    1005? Robertson,AngloSaxChart. 146
  • ne gyrne ic ðines, ne læðes ne landes, ne sace ne socne [ich begehre nicht das Deine, weder Gaubezirk noch Land, noch Gerichtsbarkeit] 
    um 1020/60 Liebermann,AgsG. Becwæð 3, 2
  • þis syndan þa gerichte þe liccaþ into þam minstre on L., þæt is an hyde landes sker ⁊ sacleas sake ⁊ sokne tol ⁊ team þanne teoþeu æker on þæs kynges lande
    nach 1066 Robertson,AngloSaxChart. 240
  • e cil francs hom ki ad e sache e soche e toll e tem e infangentheof [der freie Mann, welcher Gerichtsbarkeit und Zoll und Gewährzugsprocess und (Aburtheilungsrecht über) den auf seinem Lande handhaft gefangenen Dieb besitzt] 
    1090/1135 Liebermann,AgsG. 494
  • quodsi calumniatus euaserit et iudicium declinauerit, fideiussores reddant calumnianti quod á latrone exegit, et regi pretium latronis aut illi qui habet sacae et socne
    um 1110 Liebermann,AgsG. 335
  • sacha: quod, si aliquis aliquem nominatim de aliquo calumpniatus fuerit, et ipse negauerit, forisfactura probationis uel negationis, si euenerit, sua erit
    1130/35 Liebermann,AgsG. 647
  • [Schenkung der Königin von England:] xx libratas terre ... cum sacha et socha. et tol, et theam et infangenetheof
    1143 CartAfflighem 105
  • concessimus prefatis burgensibus nostris de B. ... quod habeant soch et sach, thol et theam, et infongenthef
    1278 Gross,GildMerchant II 356
V ae. sacu 
Streit, Kampf
unter Ausschluss der Schreibform(en):