Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Sack

Sack

, m.


I Sack, Beutel

I 1 als Mengenangabe und Maßeinheit für Handelswaren
  • [Zolltarif für] j zac vlas of j ghebont of j lijspont ij d.
    1252 (Abschr. 2. Hälfte 14. Jh.) BijdrZVlaand. 5 (1860) 65
  • ein sack mit hare git dri helbelinge
    1276 AugsbStR. Art. 10 § 16
  • daz alle koler ... suln secke haben zu irn koln, di gemachet sein von zwaien ellen lanc ane ain viͤrteil
    um 1320/60 NürnbSatzB. 126
  • van j poke wulle, woech xxx naghele, galt de zac viij marc
    1321 InvBruges II 222
  • [ein] sak, daz sein zwu wog, dez ist 30 nagel und yder nagel macht 6 ℔, also sol ain sak haben zu P. 360 ℔ wollen
    1349/1407 NürnbChr. I 102
  • hait der ... ertzschebusschof ... van saltze, dat in secken koempt, van yeckligem sacke 4 d.
    1400 KölnAkten II 123
  • [Übschr.: van vette waer] een sack salts ii d.
    1426/40 KleveStR. Art. 485
  • de sacke [kolen] scholen wyd wesen lakens wyd unde twe elne lank, by vorluse der kolen
    1450 BremRQ. 262
  • zwen seck sint ein gesetzde [weyte]
    1450 Eheberg,StraßbVG. 271
  • haben wir im in der gult abton 1/2 sack gersten
    1492 Indersdorf II 189
  • zo zal men gheven van uuytwerpen van elcken scarpelier wols of poken wols, wegende boven anderhalve zack wegens geheel gelt; ende zoe wes scharpelier of poeke anderhalve zack wecht of dairbeneden, zal men of gheven half gelt
    Ende 15. Jh. AmsterdamRbr. 544
  • von ainem sackh khas, da ain murauer metzen in get, dauon zu mawt 2 phening
    um 1500 Wimbersky 33
  • wir wollen daß ... auff allen unsern bergwercken ... die maaß so man schwartzer [urspr.: Schwazer] sack nennt, welcher sieben schuch lang und vier schuch breit ist, gebraucht werdet
    1553 FerdBO. Art. 123
  • zevene viertalen zouts maken den zac zouts
    1578 CoutAlost 408
  • sye dieselbige [Mühle] niemand verpflicht ... dann dem schloß R. vmb des müliwassers wegen vmb 12 seck mischelkorns remontermeß jerlichs zinses, welches müli recht ist
    1589 ZSchweizR. 22 (1882) RQ. 84
  • das vier solche mäss einen kopff, achte ein sack und zwölf köpff oder sechs seck einen mutt machen
    1616 WaadtStat. 266
  • 10 säck korn, den sack zu 10 vrtl. zürich mäss gerechnet
    1796 SchweizId. VII 613
  • frucht, welche mit maltern ausgemessen werden solt ... die solt ein muther messen. und von einem yeden malther ein hlr. 1 alb., und von einem sack habernns ein phenningk vom verkauffer entpfangen und nemen
    oJ. RheingauLändlRQ. 54
I 2 Sack als Behältnis; Geldbeutel, auch als pars pro toto für das Vermögen; den Sack geben aus der Stadt verweisen
  • sol der arme ime [faudt] geben iiii jungheller, giebt der arme ime die vier heller nit, so sol der faudt den sack halden, alss lang biss er ime die heller gipt
    1483 Taunus/GrW. I 567
  • te weeten hoe dat die commissarijse ... behoiren huer proces te formeren oft int gescrifte te stellen ende tot huerder ontlastingen in den sack te steken
    1496 CoutBrab. II 2 S. 168
  • erwischt man inen die händ im sack [so hat man Grund, sie verdächtige Richter zu nennen]
    1529 SchweizId. II 1384
  • [wird ein Mann als Bürger aufgenommen] helt er sich gut, soll er geduldet werden, wo nit, soll man im den sack geben
    1569 ChrKaiserslautern 37
  • den dieben unterschlauf geben, den sack aufheben
    1688 SchweizId. VII 605
  • der pater setzte hiehar sein wort: wem man die hand im sack ertappt, der hat mehr gestolen
    1696 SchweizId. II 1384
I 3
im Strafrecht
bdv.: Martersack
  • swer sinen mag ... ertœtet ... vͥber den sol man also rihten. wen sol im machen einen liderinnen sack ... unde sol in also tieffe senken, daz im daz hovbet vnd aller sin lip an dem grunde lige
    um 1275 Schwsp.(L.) LR. Art. 350
  • daz si [Nürnberger] den, der in der stat ... gesezzen ist, wol urteilen muͤgen ... in ainen sack ze stozzen und in dem wazzer ze tode ertrenchen
    1347 Nürnberg/MGConst. VIII 360
  • ist er ein ubeltetter ... und begreyfft man in an dyberey ... so taylt man yn durch urtayl zum sack 
    1483/1528 FalkenauStB. 33
  • ob das weib wirt ergriffen in dem eebroch, so wirt sie in ainen sack gestossen vnd ertrenck[t]
    um 1500 Summa legum 188
  • dat dysse gemene lande den geistlicken banne liden nicht konnen ..., und derjennen, zo banbreue edder derglicken procesße hir int lant brochten, recht vordenth loen wer, in den sack tho stecken vnd ouer ein sid [Grenze] tho bringen
    1524 Transehe,LivlMannl. 217
  • der seine eltern ermordet, der wird ... in einen sack oder haut, mit einem hunde, affen, natern vnd einem han gebunden, vnd ins wasser geworffen
    1541 König,Proz. 113v
  • dat man ine [einen jüdischen Dieb] hangen sol bij den voten upvart levendigs an ein sunderlige galge und dat hovet nedervart to der erden tuschen 2 levendige hunde ... und als die hunde oek bij den voten levendig upgehangen worden in secken, toeg man dar nach die secke unden af
    um 1550 DortmChr./DStChr. 349
  • man soll ihn auf die gewohnlich richtstatt führen, ihn da auf eine laidteren binden, einen sack mit pulver an seinen hals henken und ihn dann mitsamt der leiter in das feuer werfen und so zu asche verbrennen
    1596 Moser-Nef,SGallen VI 836
  • [wenn] eltern ihre kinder, oder die kinder ihre eltern ... umbringen, ... so soll der thaͤter oder die thaͤterin in einem sack gesteckt, ins wasser geworffen, und darinnen ertraͤncket [werden]
    1672 Emminghaus,CJGerm. II 389
  • [Kirchenstrafe:] nach vollbrachtem kindbett hat sie [unverheiratete Frau] sich mit der kirch durch gestattete kirchenbuße ... versöhnt, wurde die absonderliche bußpredigt gehalten, während welcher sie mußte unter der kanzel mit einem strohkranz auf dem haupte und übergehängtem nassen sack auf der achsel stehen
    1716 J.P. Jakob, Chronik des Marktfleckens zu Fürfeld ... (Gau-Algesheim 1909) 90
  • das saͤcken ... ersaͤufen eines in einen sack gesteckten menschen
    1798 Grolman,KrimRWiss. 131
I 4 mit Sack und Summer / Beutel dienen Frondienst bei der Getreideernte leisten?
  • der da ein bedeman ist vnd geporn ist anders wo, mit sack vnd mit summern zu dhienen, den ensoll auch niemandts mehe scheffen noch beden
    Mitte 14. Jh. Untermosel/GrW. II 373
  • alle gewohnliche dienste im hof mit sack vnd mit beudel
    1567 Eifel/GrW. II 594
  • und weisen also den voigt vor einen gewaldherren. des soll er haben alle gewöhnliche dienst im hof L. mit sack und mit beutel auf hausz S.
    oJ. Eifel/GrW. VI 557
I 5 beim Umgang mit schüttbarem Gut; auch bei einer Getreidebuße vorkommend
  • bringet ein uzman ruͤbe her in die stat, die sol er niwan verkaufen bi gantzen secken unde niht mit dem metzen
    1276 AugsbStR. Art. 63 § 3
  • brenget auch ein gast unbeslagin gwt in seckin alse seife unde alune ... das sal her nicht enczilin sundir bi deme sacke vorkoufin
    1327 BreslUB. 114
  • was fremd wirt oder ussluͥt ab dem göw brot in die sek kauften, das alles suͥllen si under der brotlawben kaufen
    1432? IsnyStR. 209
  • dat magh de moller de secke, de nicht dögen und in der winde breken möchten, ane unrecht wraken und nicht annemen ... sonst mot he niemande malende wei[g]eren mit rechte
    vor 1531 RügenLR. Kap. 97 § 11
  • es sei gemeinlich, was frauwen sache belangen, es sei schlahen, schelden oder blutrust, ein sack vul habern ihre bruche
    1599 Pufendorf II 228
  • leczlichen soll auch der wieger die gewogene unnd justificirte säck mit wachs versiegeln unndt ohne das ufgetruckte sigill auß der wage nichts volgen laßen
    1615 RheingauLändlRQ. 252
  • ist auch verglichen und geschloßen, ins künfftig keine kohlen mehr außer dem land mit kärchen oder säckhen sonder vorwießen deß underampts zu verkauffen
    1615 RheingauLändlRQ. 505
  • wo sich ... weibespersohnen mit einander schelten ... wuͤrden, die sollen ... ohne alle nachlassung dem rathe einen sack voll hafer mit einem seidenen bandt zugebunden, zur straffe geben
    1619 Altenburg/Walch,Beitr. II 249
  • wer ohne bewilligung kohl brennt, soll von einem sack gestrafft werden 4 schilling
    1713 SalzbWaldO.(FRAustr.) 164
  • dem übertreter dieser bewilligung [des Grasschneidens auf öffentlichem Grund] wirt sack und sickel weggenommen
    1717 SchleswDorfO. 178
  • die dawiderhandelnden [korn-traͤger] aber sollen ... mit geld-busse und legung des sackes gestraft ... werden
    1737 HambGSamml. II 178
  • kein bürger soll dem andern, der am sack steht, in den kauf fallen, bis der verkäufer letztern abgefragt hat, ob ihm der geforderte preis recht sei
    1770 Fahne,Dortm. III 184
I 6 schon damals erläuterungsbedürftig: an dem Sack nehmen und den Sack büßen die Kosten einer Mahlzeit beim Sendgericht übernehmen
  • den achterseend wiesen wir dem dechen van T. zo doin up seim kost, ind dan sall man an dem sack nemen ind den sack beiszen [aL. NrhArch. 7 (1870) 107: boessen] dat is zu verstain, dat die dae gewroit werden die sollen die kost bezalen
    1419 bei Monschau/GrW. VI 704
I 7 mit verbundenem / verstricktem Sack bezeichnet das Recht, bei einer Gutsaufgabe die Ernteerträge, nicht aber das für den laufenden Betrieb benötigte Material mitzunehmen
  • stirbt aber der man vor dem wib, wil denn die froͮw, so mag si erben die varenden hab halb ze eigen, vnd gilt halben teil siner geltschuld, vnd mag halben teil des ligenden gůtz niessen ze end ir wil mit verbundnem sack, und sol oͮch ihr erecht behalten
    1439 Zürich (Kt.)/GrW. I 14
  • das der egenannt herr das selb guot nüssi mit verbundem sack und strow und höw hinder im lassi
    1439 SchweizId. VII 606
  • so sich aber verfuegte, das under den gedachten personen aine sollichen hoff und guet verwirgken wurden, damit sy den hoff rumen ... muesten, alsdann sollen sy allen mist, höw, strow und holz uff dem hoff pleyben lassen ... und sunst in all ander weg nach gemainem landspruch mit verstrigktem sack abziechen
    1542 Meersburg/ZRG.2 Germ. 55 (1935) 201 Anm. 3
I 8
als Gegenstand einer rechtlichen Sonderregelung
I 9 mit Sack und Pack mit allem; auch meton. für eine Personengruppe, die nicht seßhaft ist und daher ihre Habe mit sich führt
  • niemandes befugt seyn soll ... landbettler und müssige umbläufer oder ander dergleichen sack und pack zu hausen
    1657 SchrLeipzig 10 (1911) 68
  • soll eine solche [chordame], sobald ihre schwangerschaft kundbar wird, gleich ... aus der stüft mit sack und pack ... abgeschafft ... werden
    1723 GasterLsch. 291
  • daß die zigeuner durch versamlete hand ... mit sack und pack aufgegriffen, auch in die nächsten festungen geliefert ... werden
    1748 Krüger,PreußManufakt. 606
II in Bezug auf den sacco di Roma 
Plünderung
bdv.: Sackraub
  • die alten eidtgnossen, so vor dem s[ack] hie zu Rom in der guarde xin
    1549 SchweizId. VII 648
III sackähnliches Behältnis in Fischerei und Bergwerk
  • fischen ... mit questen, nezzen vnd sekken 
    1399 Beck,DanzigerNehrung 70
  • wan ein erzknapp an berg zu seiner arbeit geht und hat sein sack am hals und den stab in der hand, so soll er freyung haben an den berg
    SchwazBergO. 1449/1756 Art. 9
  • [die Fischer sollen] kein gewäben säck an den beren noch ouch sunst kain gewäbne tüecher bruchen
    1545 SchweizId. VII 615
  • dem, der die krippen abfuͤhrt, soll man von jedem sack fuͤr seinen lohn vier kreutzer geben
    1553 FerdBO. Art. 123
  • mit denen muste gehandelt werden, konte ihnen fischerey mit segken dorinnen vergonnet werden
    1578 Nostitz,Haushaltb. 82
  • da in Schemnitz lauter seigere und grössten theils ziemlich enge schächte sind, so wird hier blos mit säcken getrieben
    1806 Veith,Bergwb. 391
IV ein Schimpfwort; für Frauen mit der Bedeutung "Hure" gebraucht
  • es were ein jud ze Bern gewesen, der hette geredt, unsre frouw wer ein sack gesin
    1421 SchweizId. VII 616
  • welche frow die anndern schilt ain hůren, ain sackh, ain bübin, ain pfaffenhůr ... die sol zů rechter bůs geben 10 sh.h.
    um 1500 RottweilStR. Art. 348
  • leichtfertiger sack 
    1628 Beck,DanzigerNehrung 277
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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