Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): schätzen

schätzen

, v., schatzen, v.


I etw. in seinem Wert oder Preis einschätzen, berechnen, veranschlagen, taxieren; etw. bewerten

I 1 Qualität und Preis von Lebensmitteln
  • ob die schaczer ... die vber das fleisch ze schaczen geseczt sindt, daz fleisch nicht schaczen ... der sol peczalen dem herren [eine Geldstrafe]
    vor 1307? Tomaschek,Trient 139
  • schenkt er [Weinverkäufer] aber den selben geschetzen wein ... tewrer ... als im dy schetzer daz geschetzt haben ... der selb ist worden einem apt verhaft
    1400 ZRG.2 Germ. 15 (1894) 171
  • welicher würt win bringt zů S., den sollent die hůber schetzen, eb er jn an stichet zuͤ schencken
    1420 Elsass/GrW. IV 47
  • kalbfleisch sol man schetzen, das houptgůt ist umb 5 heller, waz der 5 heller nit wert ist, umb 4 heller
    1459 IsnyStR. 240
  • das hinfur von niemant ... einicher win zu schencken offgetan werde, er si dann zuvor durch die geswornen winschetzer ... geschetzt, wie hoch man den schencken und geben solle
    1471 HeidelbStR. 503
  • die frombden fleischheckere sullen nicht eher fleisch [ufhawen] es sei ... den geschaczt und geschawet
    1492 KahlaUB. 116
  • sollent die brotschowemeister dasselbe brot schetzen, wie man das geben solle
    1498 SchlettstStR. 438
  • amptlütten, die brott, win, fleisch und ander ding schatzent 
    Ende 15. Jh. LuzernStR. 38
  • was die meztger auf den abent nach beschehner bschaw slahen oder stechen, das soll inen des anndern tags frue alspald nach der tagmess ... geschäzt werden
    1524 SalzbStPolO. 233
  • die metzler sollen das fleisch nit anderst geben, dan wie es geschetzt ist, bei pen x ß ℔
    1525 Philippsburg 963
  • soll das gericht den wein bei dem eidt zu dem gericht gethann schetzen unnd den mittelsten zapffen denselben gleich zuverschenncken
    1536 RheingauLändlRQ. 241
  • es sollt auch keiner fuͤr das lager hinaus lauffen, die proviant fuͤrzukauffen, sondern sollte das auf den freyen platz in das lager fuͤhren und bringen lassen und warten biß es geschaͤtzt wuͤrde, bey leibes-straff
    1563 Moser,KreisAbsch. I 275
  • es ist geordiniert, dass man johrlichen allerlei frücht von mas, mess und gwicht taxieren und schetzen solle
    1615 GraubdnRQ. IV 215
  • wann jemands einig vych in halben stelt, soll solches zů gwün vnd verlurst beschehen, vnnd dasselb vych durch erbare, beidersyts erkieste maͤnner geschetzt vnd gewuͤrdiget werden
    1616 WaadtStat. 88
  • das fleisch jederzeit durch die geordnete fleischschauer besichtiget, und geschetzt 
    1620 Heitersheim(Barz) 90
I 2
den Wert von Objekten, die für als Pfand infrage kommen, dafür vorgesehen sind oder bereits gepfändet wurden
  • enkan er [Gläubiger] es [Pfand] weder vorseczen noch vorkauffen und tut sin eyd dar czu, daz also sy, so schol man nemen erbelute und schol daz pfant lassen schaczen by irem eyde, wez es wert sy, da behalde er es vor
    1357/87 MeißenRB.(Oppitz) III 14 § 1
  • is sal ouch nymant das, daz her vorborgit hat, schatzin, swas is geldin moge, vnd die wile gelt lyen, wenn do von wechsit gerne hernoch boze rede
    1360 BreslUB. 199
  • as ... burgermeistere ind rait ... van C. uns ... bevoilen haint dat keufferampt: as die pende, die hinder uns van gerichtz wegen gelaicht werden, ... vur ire wert zo schetzen ind ... zo holden
    1412 QKölnHandel I 168
  • die panden sellen staen veertien dagen sonder verboth; ende dan sal man se schatte(n) ende eygenen nae der stede recht
    1463 Montfoort/Fruin,KlSteden II 316
  • so sölle der richter damit niemanndt gevarlicher weiß hier inne beschwärdt werdt, daselb pfanndt mit sambt dreyen oder wo die sach ettwas dapfer wär, mit funnff geschwornen, bej iren aidts phlichten treulich und ungevärlich teuern und schätzen 
    SalzbLO. 1526 Bl. 35v
  • wann in dreyen tagen auf ain phandt nichts gelegt, so soll es geschatzt werden
    SalzbLO. 1526 Bl. 3r
  • nademe de tidt der botalinge noch nicht gekamen, so muste de cleger desulve tidt vorwachten und so lange de pande by sick beholden; weren dar averst vorderflicke ware manck den panden, de muchte R. [Gläubiger] laten schatten und werderen und darna verkopen und dat gelt wedder in de were leggen
    1527 LübRatsurt. III 28
  • als't pant gestelt is, soo dinght den eysscher hoe lange dat staen sal, eer't geschat ende ge-eygent sal wesen
    1531/61 Kennemerland 198
  • so fern aber ... die glaubiger je vf die bezalung trungen, so sollen von der oberkheit vier personen vnd ein obman verordnet werden, die ... dem schultner alle seine habe vnd narung schetzen 
    1552 ErbachLR. 110
  • wann ... die schetzer gegenwertig seind, vndt gnuogsammeß pfandt vorhanden ist, vndt der schuldtgleübiger das in pfandt gestelte old gezeichnete haubt vich nit schetzen lassen wolte, mag der schuldner, wann er will, selbigeß schetzen lassen, vndt dem schuldgleübiger zuo handen stellen
    1713 SchwyzLB. 114
  • [Übschr.: von der gant] es soll umb gelichen gelt, litlohn, zins und ligende güter, so verkauft werden umb zweyfache bezahlung geschetzet werden
    1718 GraubdnRQ. I 283
  • jedes pfand worauf geld zu leihen verlangt wird, soll ordentlich geschaͤtzt, beschrieben, und in die desfalls zu haltende amts-buͤcher mit dem geschaͤtzten werth ... eingetragen [werden]
    1754 RepStaatsVerwBaiern VI 87
I 3 den Wert von Immobilien und Gütern
  • welher unserer vorgenanten burger sin gůt verbedte, daz uns ader die burgere gemeinlich duͤhte, daz er sin gut zů nahen und zů geringe schatzte ader in sluͤge
    1369 Wertheim 17
  • ich scholt im schawer und schêczer darauf geben zwen erber mann schawen und schêczen, ob der weingart ich[t] tewer wêr denne daz versessen purkrecht und die zwispilde, die im mit recht darauf ertailt ... sind
    1379 Aggsbach/FRAustr. 59 S. 39
  • die hovestat mus er aber vorkouffen, ab er sy nicht selber bestaten wil; wil er sy selber bestaten, so mus er sich der hovestat underwinden, do er bewisunge obir hat; die sal schazin richter unde schepphen
    Ende 14. Jh. GlWeichb. 277
  • soll ain ... ratt ... dieselbe synagog durch auswendig unparteiische werkleute schätzen, und dieselbe alsdann abbrechen
    1537 MHungJurHist. V 2 S. 27
  • kombt denn beklagter ... nicht vor gerichte, so magk kleger begeren auffzusperren und die sach zu inventiren und zu schatzen 
    1550 OlmützGO. 17
  • wann der weingart geschätzet ist, so mag sein negster nachtpar [Käufer] das gelt beim richter erlegen
    1592 NÖsterr./ÖW. VII 126
  • wann der mann stirbt soll das ganncze guet ligendt und vharendt inventiert, geschäczt und alsdann von demselben der zehende gulden zu freigeld geraicht werden
    1598 Grüll,Bauer 246
  • wollen wür, daß ... güetter und gemaine fahrnus nach inhalt des inventarii durch erbar und geschworne schäzleith geschäzt und mit vorwissen der obrigkhait verkhaufft, zu gelt gemacht, solch gelt in die raittung gebracht und auf ligende güetter oder sonsten dem pupillen zu bessern genieß angelegt werden sollen
    1616/29 OÖLTfl.(Strätz) III 43 § 51
  • der H. hat ihr frau muetter für dass vätterliche vnnd müetterliche geben 2 weingartten mit sambt einem pergrecht vmb L. ligent, welliche sie geschäzt vmb 6000 f.
    1652 SteirGBl. 5 (1884) 82
  • die [geschworne] haben nebst dem richter zu rainen und zu stainen, zu beschauen und zu schatzen wie es die nothdurft erfordert, zu felt und zu dorf
    18. Jh. NÖsterr./ÖW. VII 493
I 4 den Geldwert eines verursachten Schadens
vgl. leien (IV)
  • darumb ist die schatzung des richters erfunden. er sol am ersten schätzen, und darnach sol er heissen schwören. und sol im schätzen ansehen das wesen der person und des handels
    1436/1516 Klagsp.(Brant) 114v
  • [wer seine Winterfelder nicht bebaut,] sol ... abtragen allen schaden, der dauon bekümbt, es sey an ströb, an mist, oder wie man den schaden schäczen würde
    1443 BeitrSteirG. 22 (1887) 87
  • begreift ainer viech an seinem schaden ... der sol es haim treiben dem viech an merkleich schäden und sol dann widerhend frum läut den schaden lassen schäzen 
    1. Hälfte 15. Jh. OÖsterr./ÖW. XIV 461
  • tät er jeman schaden mit sinem hüeten, das soll er lassen schetzen 
    1469 SchweizId. VIII 1675
  • wer ... sein guet abslaiffig machet ... so mag im der herr dasselb guet schetzen lassen ... und nach solher schätzung sol im der herr ein genüegen thuen und also von guet abfertigen
    15. Jh. Kärnten/ÖW. VI 515
  • woͤlte ... der geschaͤdigete sich mit soͤlcher ersatzung nit benuͤgen, mag der den schaden durch beeydete ... schetzen lassen
    1616 WaadtStat. 232
  • wann aber benantes viech gar zu grosszen ohnleidlichen schaden verursacheten, solcher schad soll durch die bergleuth geschätzt werden
    1649 MHungJurHist. V 2 S. 222
  • welchen schaden ich, nach meinen guten gewissen und vermoͤg dieses eyds auf eine summa ... schaͤtze 
    1707 SudetenHGO. Art. 5 § 7
  • so einig vieh auf dem gemeinen escher ... ertapfft wird, soll solches gleichfalß angebunden und festgehalten werden, biß der schade geschätzet und bezahlet ... worden
    1743 OstfriesBauerR. 75
I 5
den Wert einer persönlich erbrachten Leistung
  • zwene manne ... sullen schatzen vnd ahten waz der bawͤ ... wert si den wir ... getan haben
    1350 MWirzib. V 476
  • notarien können yr erbeyt nit genüg schatzen; es sol ein notarius nemen, was das bermet kostet und zwifeltig als vill zü lone
    1439 RefSigm.(Koller) 104
  • wo aber ein fürsprech etlich sunder arbeit, an statt eins aduocaten, in schrifften oder moͤntlich dapffer handelung zum krieg noturfftig fürtragen würde, dem selben sol sein belonung durch schultes vnd schoͤffen, nach gelegenheit der sach ... taxirt vnd geschetzt werden
    FrankfRef. 1509 fol. 43v
  • [den säumigen Schuldner überantwortet] der richter dem gleubiger ... den zu seiner arbeit zu gebrauchen, also das die arbeit geschatzet vnd die schuld jm abgekuͤrzet werde
    1541 König,Proz. 123v
  • persönliche leistungen, die nicht nach gelde geschätzt werden können, ist der käufer weder zu übernehmen, noch dem verkäufer vergütung dafür zu leisten verbunden
    1794 PreußALR. I 11 § 468
I 6 den Wert von Münzen und Edelmetallen
  • die werde der münzen, so in den lieflandschen rechten zuer straf benent und nach dieser itzigen münze zue schetzen sei: 1 libra ist reines silbers 32 loth
    14. Jh. Arbusow,LivlBR. 51
  • so jennigem goldtschmede etwas queme tko kope, tho wegende oder tho schattende, idt were an goldt oder sülver, dar de goldtschmidt ein miszdünckendt anne hedde, datt mag he uth befelh eines erbaren raths fry anholden
    1542 Stieda-Mettig 301
  • der gemain daler ad 52 alb. durch den herrn des rats worderer geschetz ad 9 mr. 4 alb.
    1611? SPantaleonUrb. 390
  • gold- und silberarbeiter haben die gold- und silbereffekten kuͤnftig ... zu schaͤtzen 
    1797 KurpfSamml. V Reg. 91
I 7 den Wert von Maßen
  • ain maͤzz hayst dy reyttermaͤzz ... derselben ... maͤzz scheczt man 30 fur ain muttl
    1400 GöttweigUrb. S. 174 Anm.
  • weil solches [holz] auf statt und land ungleich, als sollen ... jedes orts fürgesezte ain clafter järlichen dem lauf und gang nach aestimieren und schäzen 
    1651 Vorarlberg/ÖW. XVIII 39
I 8 die Höhe von Abgaben
  • [fur gericht ... ein sach] zu bezalen die versessen gult, die sie schetzent an LVI malter korns
    1281 SpeyerUB. 103
  • H.S. sol den burgern [geben] XV ℔ von bůss und hett gelopt aͤlle jar uf sant martins tag zwei arbrust ze geben, die man jerlich schetzen sol und so vil abschlachen, unz dú XV ℔ gewert werdent
    1365 ZürichStB. I 215
  • welcher aber sich solches [steüer undt gaben] zu raichen wegern solte, dem solle so viel wehrts, alsz es zu raichen schuldig wäre, von seinen güettern geschätzt undt eingezogen werden
    1649 MHungJurHist. V 2 S. 226
I 9 im Zsh. mit Straftaten
  • wirt aber auz ains gewalt diubs gůt berecht, als vor geschriben ist, daz auz chirchen, auz mùln, auz smitten verstoln wirt, daz sol man auch schatzen und sol im dez der dritt pfennick ab gèn
    1346 BairLR.(Schlosser/Schwab) Art. 35
  • wo aber der gewaldt mit gewaffneter handt geschicht auf 100 fl. auch nach beschaffenheit der that, vnd vmbständt höher geschäzt werde, die landtsfriedt breühigen gewaldts gehörn allein vnserer n.ö. reg. zubestraffen
    1654 NÖLO. I 62 § 5
I 10 insb. bei Gericht: den Wert des Prozessgegenstands oder eines im Prozess relevanten Objekts, insb. einer gestohlenen Sache; auch die Gerichtskosten
  • claget man em nach der hant: er mus burgen sezin vor ein halb wergelt; get aber die clage an den hals, er muz burgen sezin vor ein ganz wergelt; unde ist darumme, daz in unserm rechte solliche sache geschazt ist
    Ende 14. Jh. GlWeichb. 316 [hierher?]
  • man schol all dewf schäczen da man lewt mit begreift; daz haizzt hanthaft. ist die dewf gros, so get ez dem menschen an sein leben; ist sie aber chlain, so get sie dem menschen an sein leib ... daz schol man allez schäczen, e daz man zewgen lait
    Ende 14. Jh.? SteirLl. Art. 230
  • sol der richter ... den fronpoten darczu schaffen, das sie die hanthafft schatzten auf ir aid und zu fronrecht
    2. Hälfte 14. Jh. RegensbFriedg. 81
  • taxirn. ist schetzen unnd messigen, als wenn der richter der parteien gerichtlichen unkosten uberschlegt, und der gepüre nach messiget
    1536 Gobler,GerProz. 8r
  • hier [wiederherstellung der ehre, wiedervergeltung bei Beleidigungen und Injurien] kann freylich blos willkuͤhr entscheiden, weil kein mensch das, was hier geschaͤtzt werden soll, zu schaͤtzen im stande ist
    1798 Grolman,KrimRWiss. 212
  • wenn eine sache vom gerichte zu schaͤtzen ist, so muß die schaͤtzung nach einer bestimmten summe geldes geschehen
    1811 ÖstABGB. § 304
II (von jm. oder auf etw.) Abgaben erheben, auch von jm. eine abgabenähnliche Belastung einfordern (Beleg 2. Hälfte 15. Jh.) sowie für sich selbst eine Abgabenhöhe festlegen (Beleg 1438)
  • das kain her von Costenntz kayn burger ... schetzen noch sturen sol, denn die obgenanntten vogtstur
    1330 Schaffhausen/GrW. I 296
  • ensollen wir der vorgenanten burger keinen sunderlichen schetzin, er virvile uns danne mit rechtem urteil der scheffin ie der stat
    1346 Amorbach 212
  • daz si hebin den schacz als man phlit zcu schozzin, des manche sin virdrozzin, di sullin nicht me schaczcin wen nach rechtin saczcin
    1355 SchachbHecht 337
  • sie wolden lieuer alle ere gut vororlogen, den sie scolde die greue alle iar myt vnrechte scatten 
    um 1360 BremGQ.(L.) 98
  • ob ... eyn fryman zuge ader fure in welche stadt das were, das er doch eym hern zu R. tzu dinste stunde ... so solt in mein her zu R. nit hoer dringen ader schatzen anders, wan mit seiner rechten steuer
    1380 Prüm/GrW. II 522
  • alle ir goet recht, heirschaffe, zeenden ... so wyͤ sy dat van alders besessen haent, myt allem yren zůbehorre ind in sal sy neit schetzen, beden noch kroeden an eynchen goeden
    1382 KaiserswerthUB. 349
  • das ein yetlicher vnnßer lanndtman ... sich selb darfür schetzett, ob krieg oder reysßen vffstan wurden
    1438 SchwyzLB. 69
  • es straffent ... bischoff dye priester umb sachen, des dye bischoff schuldiger sein und schetzen sye aber umb yr gelt
    1439 RefSigm.(Koller) 142
  • [dass] wir sie auch nit schätzen noch mit keynerley stever achten oder frohnen
    1483 ZweibrückenUB. 80
  • an einem fueder weins werden ... von den ungeltern in der schatzung bey zwayen aymern nachgelassen ungeverlichen, die nicht geschatzt noch verungelt werden
    1502 QFürstentBayreuth I 50
  • das man schetzen sol, er sye lantman oder lantwyp, wer by uns in unserm land wonhaft ist
    1503 SchweizId. VIII 1675
  • dat wij den gemenen ingelanden ende bueren van S. ... wouden schatten ses roeden lants
    1533 ZuidHollHoofdwRbr. 533
  • weil wir den bracht so füren ... maint dan der kayser, wir sein so reich, schezt als an uns; so schezen wir unsere arme leut bis aufs marck
    1566 BrfFriedrFromm. I 737
  • es hat sich ein rait uff dem richztag hoichlich beclagt, wie das man sei in dez richz steueren unleidlicher weis hoich anscloich ... sei kuntn es nit ertragen, durften die geistlichen nit schatzen, hetten ausser den porzen kein gebeit oder ligende gutter, die sei schatzen kunten
    1567 BuchWeinsberg II 159
  • von jeden zehen gesinden, die einer hat, [sollen] je zum wenigsten drei marck ... der kirchen gereicht, die aber geringer haben, nach anzal geschatzet werden
    1570 Kurland/Sehling,EvKO. V 57
  • das si ... die perschonen, es sein reiche oder arme, wider die gebür bei vermeidung der herrschaft grosser straff und ungnad nit schäzen 
    um 1600 Steiermark/ÖW. VI 482
  • daß kain herr noch ambtman ausgenomben aines lantsfürsten kain burger auf sein grünten weder ze schezen ze steüren ... noch umb kainerlei sachen ze nötten gwalt hat dan allain umb sein grunddienst
    1643 NÖsterr./ÖW. VII 576
  • Lorcherhaußen, ist eine gemeindte und wirdt von ihro churfürstlichen gnaden folgender maßen mit steur undt schazung beleget undt geschäzet 
    1671 RheingauLändlRQ. 342
  • haben alle clöster miessen geschäzet werden umb eine jährliche burgersteuer zu geben
    1750 SteirGBl. 3 (1882) 96
III
jn. berauben, ausplündern, schröpfen, auch brandschatzen
  • das er ze E. riten muͤste, vnd das er jme sin luͤte ze A. solte han geschetzet also er vuͤr hat geleit, das sider das geschach, eine svͦne gemaht, also wir bevunden hant
    1292 CorpAltdtOrUrk. II 689
  • [swa] der deynstman daz land robet, synes herren lute schezzet myt unrechte, synem herren phenninge abedrenghet wider der urtiele
    1296 MGConst. III 521
  • si schazten die rîchen umb guldin ... si schazten die armen umb rosîsen ... und umb schuoch
    1365 MittZürich 2, 1 (18 44) 89
  • ist her gefallin an unsir juden und kammirknechte ... und hat sie geschazt, abgenomin, geplundirt
    1403 CDMorav. XIII 290
  • so sy [edlen lüt] die lüt gewar wurden und es clagtend, so fiengen sy sy darzů und leitends in blöcher und sprachend, sy redten inen an ir ere und schatzten sy dann umb das übrig an dem vich und andern iren güttern
    um 1500 QFReichenau II 21
  • welche von vnns geschätzt vnnd granzonat wordenn
    1516 VorarlbWB. II 881
  • Erdtfurt ist nit gebrandtschatzet ... ligent iezt vor Mülhausen; weiss noch nit, wie hoch sy das geschetzt haben
    1551 SchweizId. VIII 1674
  • [sind] nit weiniger mans- und weibs-personen ... erschossen und erstochen ... one die, so gefenklich mit hingefuert, geranzaunt und geschatzt worden
    1569 MittStArchKöln 17 (1889) 71
  • die stat hat man geplondert, die leut gefangen, ranzount und geschatzst 
    1579 BuchWeinsberg III 44
  • rauber und die, [die] nächtlicher weil die armen leit auf den strassen, auch in hauß und hof vergweltigen, schazen und plindern
    1587 OÖsterr./ÖW. XIII 127
  • sie sollen auch ... unsere und des reichs unterthanen ... nicht beschweren, schätzen, pluͤndern und beschaͤdigen
    1723 Lünig,CJMilit. 66
IV jn. gefangen nehmen, um Lösegeld für ihn zu erhalten; für jn. Lösegeld fordern
  • daz wir [Herrschaft] enkeynen burger ... weder vachen noch schetzen, noch an lib noch an sin gůt griffen
    1368 LaufenburgStR. 33
  • [wenn] wir und unser diener die neddir worffin und sie fiengen, die adir den sollen wir shetzen zu unserm nutze
    1371 ArchHessG. 2 (1838/41) 134
  • dat dy hertog von S. in desseme vrede L.v.V. hebbe laten gestocket unde vorder up gelt geschattet 
    1371 LünebUB. II 86
  • dat he [biscop van Paderborne] unse borghere ladede tho deme Dringenberge unde schattede de, also se vor uns nicht vervolghet ene waren
    1378 Richter,Paderb. I Anh. 60
  • das si den durchluchten forsten von Gelren wolden fueren ken Polan und in do schatczen 
    1388 CDPruss. IV 71
  • dat ich weliken myner vorgenomten heren van den capittele vyand venghe, den mach ich na mynen willen schatten 
    1394 WestfLR. XLII
  • vmb fanknuͤss durch schatzung ... wer ... ichtz taͤt mit red oder mit werken das einer geloͤst vnd geschaͤtzt wurd
    1396 MemmingenStR. 316
  • ellic sal ziine vanghenen scatten, als he hogest mach, na redene, ende sal dat ghelt opboeren
    1420 OstfriesUB. I 235
  • das des eg. gotzhaus leut ... von keins fursten wegen ... bekumert, beraubt, gebrant, gefangen, noch geschazt sullen werden
    1434 Indersdorf I 239
  • darna eyn deyl juwer borghere van ... R. uppe des rikes ... straten gefangen und geschattet worden
    1442 HannovStR. 432
  • das die von W. ... die leute gefangen, geschetzet und das dorff und die leute dorinne geschedigt haben
    ProtBKammerger.(1465/80) 857
  • woe dat syn vader ... is ter vede ghekomen, unde daroever ghevangen unde gheschattet [worden]
    1484 OstfriesUB. II 205
  • das vnnser ainer in handelsgeschefft ... gefangen wurde, auff welchem dan solcher vnfal keme, sal gemeiner handel vmb 500 fl. rh. ... losen. wurde sich aber ainer darober schetzen lassen, sich zw entledigen, sol er von dem seinen geldt vnd nit von des handels gelt betzalen
    1525 Strieder,Notariatsarch. 416
  • als der selb A. umb ein namlich gelt geranzet und geschetzet 
    1527 SchweizId. VIII 1674
V jn. aus einer Gefangenschaft auslösen
  • na der sone spreken der vangenen en deel, de sick suluen gheloset hedden, vmme ere scattinge, vnde der anderen was noch vele, de noch nicht geschattet weren, dar en deel ere sund dar leten vnde en deel ere lyff dar leten
    um 1360 BremGQ.(L.) 105
  • den anderen dutsschen wart genade daan, die wurden ghescattet vnde mosten orveyde don
    um 1360 BremGQ.(L.) 145
  • wir ... thun kundt ... alß der ... her Bruno ... vnß haltet gefangenn ... das wir vnß geschetzet vnd geranzet in deß ... hern von R. handt vff eine summa dreissig tausent franckhen
    1384 RappoltsteinUB. II 197
  • dat H.B. gheschattet worde van der vengnisse weghen, dar oͤn de van L. inne heft
    1400 HamelnUB. I 518
  • were sache, daz der crieg gesoenet wurde und eynche gefange weren, die da geburden zu schetzen, die schetzunge soll halb unser und das ander halbteil der stede sin
    1433 TrierWQ. 387
VI
einen Dieb schätzen "ihm den Wert dessen, was er einem gestohlen hat, abnehmen" ÖW. XI 705
  • wer einen dieb vacht oder schäczt in ân willn und wissen des lantrichter, der hat sich lantgerichts unterwunden
    1499 NÖsterr./ÖW. VIII 797
VII jn. vom Leib schätzen jm. das Leben nehmen
  • ê daz ich ûf die wâge mîn êre wolte setzen dur iuch, ich liez ê schetzen ... mich von dem lîbe
    nach 1291 Reinfried V. 4788
VIII Schätze sammeln
  • wûchern unde satzen, samenen unde schatzen in girlîchen sinnen
    13. Jh. SündenWiderstr. V. 1151
  • di sun sullen nit schaczen den vetern, wan die veter den sunen
    2. Hälfte 14. Jh. CTepl. II 52
IX jn. (auch sich) oder eine Situation einschätzen, beurteilen, für etw. halten; etw. meinen; jm. etw. schätzen jm. etw. anrechnen (Beleg 1488); jm. das Leben schätzen jm. (noch) Lebenskraft zutrauen (Beleg 1569)
  • zeytlich böße gewin hat den lauff; wer sich darinne woll gerichten kan, den schatzet man für weyße und richtig
    1439 RefSigm.(Koller) 68
  • so soll soͤliche person [die mit verdachtem můt schaͤltwort zuredte] ... als unutz lüt gehalten und geschetzt werden
    1454 Niedersimmental 51
  • [Verleumder sollen] als unnutz lüt gehalten und geschetzt werden
    1454 SchweizId. VIII 1678
  • so ist eß zcu schatczin, daz sy also sunderliche lute by eynnander gewest sint
    1460 PössneckSchSpr. I 69
  • das vil ... hielten in [Friedrich von der Pfalz] mit vereinter stymm, / wirdig schetzten nicht ein der Pfaltz, / psunder des öbristen gewaltz, / daz ist sölches geliches / sam des roͤmischen riches
    nach 1471 Beheim,RChr. 269
  • sie schetzen es mir auch zu einer fürnemischeit, so sie doch treg schluderer seint
    1488 NürnbChr. III 33
  • wer im darauf [vischwaid] gieng bei dem tag, der ist schuldig ain fravlwandl ... begreift man aber bei der nacht, schatzt man fur ain schedlichn man
    Anf. 16. Jh. NÖsterr./ÖW. VII 30
  • A.L. ... von solcher ... gaistlichait ... dass man sie für heilig geacht und geschetzt hat
    1513/14 AugsbChr. VI 20
  • [schert eine Frau ein fremdes Schaf und behält die Wolle,] so ist dieselbig frau zu schetzen füer ein diebin
    1523 NÖsterr./ÖW. XI 217
  • ob er [Arzt] einem das läben schetzen sölle oder nit
    1569 SchweizId. VIII 1677. ebd.ö.
  • ob ainer aim am fenster zuehört bei nacht oder tag, wierdt der beschrieren, so ist ehr umb vj ß ij ₰, dan es ist zu schäzen für diept und mörderei
    16. Jh. Steiermark/ÖW. VI 58
X etw. bedenken, erwägen und dann auch beurteilen
  • do die burgere dise rede hortent, do schetzetent sü waz daran geligen mohte
    1362 Closener 87
  • jedoch mag ein mensch wol schatzen, daz etzwaz gůtez sei an einem andern menschen, daz an im selben niht ist, oder daz etzwaz poͤzz an im sei, vnd an einem andern niht
    1390 (Hs.) BerthRechtssumme 548
  • wo ... iemant umb solich ... urteilbriefe oder ander briefe nit guͤtlich mit dem schriber eins werden moͤchte, so sollent sy ze stunde fúr die laden herrn und den schultheis iren span bringen, die soͤllent dann schetzen, waß man im darumbe thuen sol
    1457 BaselRQ. I 1 S. 161
XI jn. hinsichtlich der Leistungsfähigkeit für zu erbringende Dienste einschätzen, taxieren
  • wellicher nicht ain schnitter hiet, der fur ain schnitter zu schatzen wer, der ist zu wandl 12 ₰
    1535 OÖsterr./ÖW. XII 820
XII jm. zur Strafe oder als Schadensersatz Geld abnehmen
  • man mag einen offenen ebrecher und wůcheher ... in die unzuht züchen und hert schetzen 
    1439 RefSigm.(Koller) 265
  • wiewol derselbich lanzknecht ... minen swager vur der gewalt beclagte und in gern geschatzt hette
    1553 BuchWeinsberg II 28
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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