Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): schelten

schelten

, v.

auch subst., ahd. skeltan, skeldan glossiert damno, condemno, convicior AhdGlWB. 537
vgl. beschelten

I fluchen, Gotteslästerung betreiben; Gott, die Heiligen uä. schelten Gott, die Heiligen uä. lästern; offen zu II
  • wand got von himel und di hiligen allermaist werdent gescholten an den plætzen, da di toplær und di vræihait zuvart habent ... di verbieten wir
    1296 WienRQ. 98
  • swer got oder die hæiligen schildet, oder vater, vnd mvͦter, dem sol man div zvnge an daz hækel legen
    1299 Passau/CorpAltdtOrUrk. IV 540
  • spil laͤut die mit vnzuͤchtigen worten vnd werchen, mit schelten vnd mit poͤsem gesang den laͤuten dienent, den selben sol man niht geben
    1390 (Hs.) BerthRechtssumme 1074 [zu VI?]
  • schilt er aver got oder sein heiligen, dem sol man auch die zung auzsneiden
    14. Jh. WienerNeustadtStR. 38
  • [Übschr.:] von dem der di heiligen schildet vnd smehet. ... der sal nach bebstlichem gepote ... vorpüsset werden, das ist man sal yn mit ainem rimen vmb seynen hals siben suntage parfuss czihen vor der procession vmb die pharrkirchen
    um 1400 IglauStR. 237
  • wirt unser mitpurger ... vorpurgt umb unfuge als umb schelten ... so schol er nicht hoͤher vorpurgt werden den bey einen pfunth haller
    1483/1528 FalkenauStB. 32
  • der aber got schiltet ..., daz sol man bessern
    um 1500 SchlettstStR. 314
  • wer da schilt bei den gelidern gots, den sol man straffen an leib und guet
    Ende 16. Jh. NÖsterr./ÖW. VII 8
  • soll ein jeder [Meister bei der Versammlung] ... keine unnütze worte mit fluchen, schelten ... haben bei straffe 2 ß lübsch vor jeder wort
    1613 HambZftRolle 231
II jn. beleidigen, beschimpfen, verleumden

II 1 js. Ruf beflecken, js. Ansehen schädigen, jn. in seiner bzw. ihrer Ehre herabsetzen; jn. beschuldigen, bezichtigen, verleumden; auf jn. schelten auf jn. schimpfen, jn. beschimpfen; scheltende Sache Injurienprozess (Beleg 1474)
  • schiltet ein man den andern. oder stozzet er in ... er puezze daz man im ere piete oder gůt. daz sol man im tůn nach seiner wierdicheit
    um 1275 Dsp.(Eckh.1971) LR. Art. 99 § 1
  • swer den andern schiltet mit scheltworten div verboten sint, der git dem rihter zehen schilling, vnd dem der den schaden hat als vil
    1294 München/CorpAltdtOrUrk. III 231
  • swer varrnd volkch, daz gvͤt fvr er nimt, schilt oder sleht, ... der ist dem rihtær niht dar vmb schvldich
    1299 Passau/CorpAltdtOrUrk. IV 541
  • welch bose ... man einen erberen man eder vrowen schiltet, den sol man slahen an der suln und sol in ůz der stat triben ... ist daz der erber, der also gescholten wirt, ... uf der selben stunt den untůren sleht, der verlůret da von nitznit
    1314 SpeyerUB. 218
  • ist over dat gi des nicht doen willen, so wetet dat, dat ik jw wil scelden vor heren, vor vorsten, vor ridderen unde vor knechten, also ik ovelste mag
    1369 HanseRez. I 456
  • [wer] den andern schiltet, der sol und můz acht tag von der stat sin
    1376 UlmRotB. Art. 130
  • [wer] sinen gedingoten ehalten knecht ald maͤgde schilt, schleht, stosset ... der verschult da mit nit gen inen
    1382 LeutkirchStR. 79
  • schelten vnd dem menschen reden an sein er, vnd wider seinen gůten laͤunten, wer daz tůt daz ist ein tot suͤnd. aber ein prelat oder ein obrister hauswirt, schilt der seinen vndertan mit or denleicher weiz durch zuht vnd straffung, der tůt niht suͤnd
    1390 (Hs.) BerthRechtssumme 1936
  • welch froͤw ... iemant misshandlot mit schelten ..., die veruallet soͤlicher straͤflin, das sy den lasterstain tragen sol
    1396 MemmingenStR. 279
  • onschemele vrouwen persoen, die onthemeliken op mallick anderen kijven, roepen, sweren, schelden, vloeken, haerroepen, clederschoeren, mit stenen of mit slick werpen of andere ombehoirlijke woerde of wijse doen, die sullen v s. gelden of den steen draeghen
    1426/40 KleveStR. Art. 355
  • wann in einer scheltende sach zuspruch, antwort, rede und widerrede, auch die kuntschaft verhort ... sind, und die herrn daruff concludiret haben, sol der ratschreiber ... einschreiben die conclusion
    1474 WürzbPol. 144
  • [wirt einer] umb ein scheltn beclaget ..., laugent er aber des, so entgeth er im des mit seinen ayde
    1483/1528 FalkenauStB. 33
  • [Übschr.:] ap man juden schelden mag
    um 1490 RechterWeg I 100
  • wer den anndernn schilt vor der welt, der ist dem gericht veruallen vmb v lb. perner nach genaden
    15. Jh. Tirol/GrW. III 729
  • schildet ein man den andern für gericht, das ym seynen lewmut antrit vnd die ere, der tut den höchsten freuel
    15. Jh. LeutenbergStR. 439
  • enterbung der sun: ... ob er den vater on wrsach hot geschulten [lat. vituperant]
    um 1500 Summa legum 342
  • dat etlike van iwen mitborgern ... scholen R.S. dore motwillich angeront und ene geschulden und geschampferet hebben
    1536 PommVis. I 107
  • schelden, blutrunst, slahen one wunden, luͤgenstraffen ..., das heist das sachsenrecht schmacheit, das ist iniuria
    1541 König,Proz. 66
  • wir woͤllen ..., das die beschawͧmaister vnd gesellen, jres ambts vnd beschawͧens halben, von niemandts gescholten vnd gehasst [werden]
    TirolPolO. 1573 Bl. 26v
  • so jemand von unseren buͤrger ... hoͤhnlich gescholten, geschmaͤhet ..., daß dannoch der injuriirter ... dadurch seiner ehren nicht entsetzet [ist]
    1592 MünsterPolO.(Schlüter) 148
  • [Übschr.:] ordnung des scheltens halber
    1592 VillingenStR. 193
  • seint alle straffen ... von schmach schelten ruef rumor und andere dergleichen händl ... dem grundherrn zugehörig
    1654 NÖLO. V 2, 4 § 3
  • welche gescholten mögen nit sagen [kuntschaft], bis sy ihr ehr wider erlangt
    17. Jh. SGallenOffn. II 656
  • wan einer den andern gescholten, so wurfft, der gescholten ist, seinen hut auff die erde und zeigts dem meyer ahn, welcher ... und kein anderer dem gescholtenen den hut wieder aufsetzen muß
    1721 Bongartz,Theley 51
  • wäre aber einer so fräch vnd vermäßen, daß er sich selbsten schälten wurde, so daß er hiermit waß bedeüren wolte, solches aber nit darthun könte, ... soll ... ein zweyfache buoß verfallen seyn
    1786 MellingenStR. 471 [hierher?]
  • ist auch die herrschaft schuldig, dem gesinde das dienstjahr auszuhalten; es seye dann, daß ... das gesinde die herrschaft scheltet 
    1801 Bewer,Rechtsfälle VI 100
II 2 jn. in/zu/an etw. schelten jn. in etwas (zB. Ehre, Rechte) herab setzen, mindern
  • geschegs, das er von yemands zu den eren vor der geselschafft geschulden ... wurde, und ... antwurds adder auszrichtung wegerte, ... der sal der geselschafft verfallen [sein]
    1443 Storn,Schwureinungen 246
  • eyner hat den andern zu den eren geschulden 
    1510 MittErfurt 5 (1871) 184
  • diewiele ich G.S. die erbar und toguntßame ffrawe A.U. an ire ere mit meynem maule belestiget und geschuldinn, ßo habe ich ir doch daran unrecht [gethan]
    1517 LübbStB. 151
  • schelt einer dem anderen in sine ere hinder sinem rüggen edder in sein angesichte, und is neen peinlike sake under den buren, he mot einen wedderspröke doen, also: he wet nicht anders van deme alse einen erliken personen
    vor 1531 RügenLR. Kap. 94 § 2
  • die kinder, so sie außer der ordentlichen ehe gezeigett haben, kan man alle an jhren rechten schelten vnndt können mit den ehlichen kindern nicht erbe nehmem
    1628 Apel,Collect. 33
II 3 jn. aus/von der Christenheit schelten jm. das Christentum absprechen
III im Handwerk: gegen jn. Anschuldigungen (des Verstoßes gegen die Handwerksgewohnheiten oder die guten Sitten) erheben, um ihm die Fortsetzung seiner Berufstätigkeit unmöglich zu machen; offen zu II 1
Sachhinweis: Wissell,Hdw.2 VII 222f.
  • khain maistern gesellen oder knecht so von ainem andern gescholten worden [solte] darumben gleich für unredlich gehalten werden oder in seinem handwerch gespert sein
    1608 OÖLTfl. III 7 § 9
  • wann ein maller oder bülthauer oder deren gesöllen von hue weeg zeuchten und von der bruederschafft gescholten, so soll er bey khainem im ganntzen teitschen lanndt, er wer der khunst gemäß oder nicht, macht haben zu arbeiten. es soll ime auch überall nachgeschrüben werden, biß er alheer erscheindt und sich selbst mit der bruederschafft vergleiche
    1622 BeitrSteirG. 23 (1891) 18
  • [Buchtitel: Adrian Beier,] De conviciis opificum - vom schelten der handwercker [Jena 1689]
  • kein gesell darff bey einem gescholtnem meister laͤnger denn 14. tage arbeiten. thut er daruͤber, so gibt ihm kein ehrlicher meister arbeit, er gelobe ihm denn schadloshaltung
    1689 Beier,Schelten 111
  • daß bis zur rechtskraͤftigen decision [durch die obrigkeit] kein meister oder geselle fuͤr gescholten, unredlich und handwerksunfaͤhig gehalten werde
    1731 CCBrandenbCulmb. II 1 S. 1276
  • schelten oder auf- oder umtreiben derer handwercker. ... heißt bey denen handwerckern, wenn ein meister oder geselle etwas unredliches begangen, und deshalber nicht allein von der innung oder gesellschafft ausgeschlossen, sondern auch durch verschickte treibe-briefe von einem ort zum andern verfolget wird
    1742 Zedler 34 Sp. 1203
  • wan ein meister deß handtwercks halb gescholten wird, soll er innert vierzechen tagen ... die scheltwort abmachen laßen, sonst ihme das handtwerk niedergelegt werden soll
    1762 ArgauLsch. I 69
  • wann ein herr und meister von einem mittmeister ... gescholten wurde, so solle selbiger nicht eher in die versammlung einer e[hrsamen] meisterschafft kommen mögen, bis er sich der scheltung halber legitimiert oder wenigstens die scheltungsklage an seiner behörde anhängig gemacht hat bey 1 lb bueß
    1778 ZürichZftG. II 801
  • gegen unredliche meister oder gesellen ist das schelten und austreiben gewoͤnlich
    1780 Weisser,RHandw. 81
  • der handwerker und geselle, der sich eines gemeinen verbrechens, woruͤber aber der zunft kein erkenntnis zustehet, oder einer zunftvergehung schuldig gemacht hat ..., verfaͤllt in die strafe der unredlichkeit, wird fuͤr gescholten geachtet, und darf nur noch auf seinem buͤrgerrecht arbeiten
    1785 Fischer,KamPolR. III 269
  • scheltung: ein gescholtener meister wird bey der zusammenkunft sizen gelassen, darf bey den marktbuden nicht mitlosen, noch duͤrfen gesellen bey und neben ihm arbeiten
    1785 Fischer,KamPolR. III 269
IV
ein Urteil/Recht schelten den Urteilsvorschlag eines Schöffen nicht anerkennen, die Fehlerhaftigkeit oder Rechtswidrigkeit eines Urteilsvorschlags oder Urteils behaupten, was zum Zweikampf (Beleg SspLR. II 12 § 8) oder zur Anrufung eines anderen Gerichts führt; unter dem Einfluss der Rezeption zunehmend iSv von appellieren; vor eine Person bzw. vor/zu einen Ort schelten sich zur Erlangung eines besseren Urteils an ein anderes (idR. höheres) Gericht wenden
Sachhinweis: HRG.1 V 619; B. Kannowski, Zwischen Appellation und Urteilsschelte/ ZRG.2 Germ. 123 (2006) 110
  • schilt en sasse en ordel, unde tiüt he's an sine vorderen hant unde an die meren menie, he mut dar umme vechten selve sevede siner genoten wider andere sevene
    1224/35 (Hs. 1369) SspLR. II 12 § 8
  • die svavee sceldet wol ordel under en selven binnen svavischer art, unde tiet des an den elderen svaf [Gericht in Altschwaben], den muten se aver benomen, unde an de meren menien to echteme dinge an de hogesten dingstat. svevisch recht ne tveiet von sessischeme nicht, wende an erve to nemene unde ordel to scelden 
    1224/35 (Hs. 1369) SspLR. I 19 § 2
  • die richtere sal gelik richter sin allen lüden; ordele ne sal he nicht vinden noch scelden 
    1224/35 (Hs. 1369) SspLR. III 30 § 2
  • werth eyn ordel geschulden vor den rat vnde werth weder gesanth vor gerychte, we darjegen spryckth, de sal dath beteren der stath
    1279 RigaStR. 33
  • eyn ordel schal eyn schepen sittene vinden. dy gene, dy dat schildet, dy schal stan unde schal schelden dat ordel unvorwandeldes vutes; dat is, dat hy nicht von der stede gan schal, hy en hebbe dat geschulden unde eyn rechter ordel gevunden
    um 1300 BurgLR.(Zimmer) 328
  • were och, dat se en recht schulden, dat scholen se schelden vor den herthogen
    1345 MecklUB. IX 683
  • welk ordel vor gherichte nicht ghesculden wert unde de vulbort dar over gheyt, dat ok vor den rat nicht ghetoghen ne is, dat ne mach men seder nicht schelden, dat it an der sake schaden moghe, dar it to vromen to ghewunden is
    1. Hälfte 14. Jh. GoslarStR. III § 221
  • we ein ordel scheldet van den werkmeisteren vor de kämmerer, de schall dat vorboten
    um 1350 PommMbl. 28 (1914) 129
  • we en ordel vor gherichte sculde, kunde he nen rechtere vinden, he moste deme richtere wedden unde deme sakewolden sine bote gheven
    1353 OsterwieckStB. 11
  • strofen vnd scheldin mag eyn yder man eyn orteil uf syn recht
    1359/89 MagdebBresl. II 1 Kap. 18
  • wat dat bøk [d.i. das Stadtbuch] begrepen hefft, dar schal me neen recht vmme schelden 
    1369/89 MecklUB. XVI 395
  • do scholt M. dit sůlue recht tho Lůbeke, do wolde J.v.d.M. eme nicht volghen tho Lůbeke, na dat se eme des leydes thostůnden tho Oldenborch
    2. Hälfte 14. Jh. LübUB. IV 827
  • scelt men een ordel, des sel men ten lesten tien ... vor den coninc
    Anf. 15. Jh. NlSsp. I 48
  • eft eme de alderlude en recht afzegeden, dat eme nicht behagede, dat mach he schelden vor de menen vogede
    1417 HanseRez. VI 382
  • soe wie om onghehoirsam niet voir en koemet, die en mach gheen ordel schelden 
    1426/40 KleveStR. Art. 335
  • [van hanthafte dait:] men vint wilk ordel men vinde, des en mach he nyet schelden 
    1426/40 KleveStR. Art. 365
  • wen eyn geschulden orteil ynkumpt, das sal men brechen myt des herren huszkumpthurs wille
    1435/54 DanzigSchB. 47
  • wer ortil scheldin wil, der sal stehinde also sprechen: "das ortil, das myr funden ist, das schelde ich, und ist unrecht, und wil ein rechti[r]s finden, und bethe der banck, ein besser ortil zu finden, und bethe den scheppen ufczustehn", des ortil er schilt 
    um 1490 RechterWeg I 35
  • [hat] H.K. siick uthe der hanze ghevende sodanes voͤr den hoghen raedt van Brabant geschulden 
    1491 Antwerpen/HanseRez.3 II 487
  • ordel, ... die sy [Prozessparteien] ok geleden hebben unde nicht geschulden ... to hoger dingstat, dar sik dat in rechte gebort hedde
    15. Jh. MagdebSchSpr.(Friese) 12
  • dejenne, de sine clage, so hir gefunden werdt, scheldet, unde sine scheldinge vorlesende werdt, einem jderen landmanne, de mede in der acht gewest is, schall wedden 10 ß 4 ℔
    1527 HammerbrökerR. 79
  • na ansprake und antword, ordell und wederordell, rechtwysynghe aller syden vorfort, bewys und insage: so hefft B.S. ovel gewyseth, und J.W. wall geschulden im recht
    1528/29 MünsterStat. 233
  • dyt [Urteil] hevet H.R. van mester E. wegen gesculden vor dem ersamen rat und verhopen syck enes beteren rechtes
    1536 KielVarb. 93
  • von appellation und gescholtenen urtheiln
    1583 HadelnLR.(Spangenb.) 65
V refl.: sich (mit jm.) streiten, gegenseitig beschimpfen
  • wer sich schildet vf deme kerchhofe ..., der sal eyn phunt phenynge gebe vf daz rathus
    1353 KlingenStR. 197
  • welk man uth deme ammethe sik schelt mit deme anderen up dem markede, dar de werkmestere to komen unde dat behoren, dat schal erer jewelk beteren
    1375 HambZftRolle 63
  • schelden sich auch hockynne mitenander, sie trincken billich aws des botels flasche, das seint czwene steyne
    um 1400 LiegnitzStRb. 84
  • szo sich die saltzfrawen vff dem saltzmargt zu E. schelten, sal er [saltzgraue] sie dem küchenmeister ansagen
    um 1500 ErfurtSalzmO. 413
  • die weiber vnd maͤgde so sich schelten, ... sollenn mit dem steintragenn ... verschonet seyn, sondern mit andern zum abscheu oͤffentlichen ans halß eysen gestellet [werden]
    1593 NMittThürSächs. 4, 4 (1839) 80
  • wann nachbahrenfrauens sich miteinander schelten und uneins werden ... und [nicht] hemmen laßen wollen, sollen dieselbe ... an die nachbahren erlegen 12 ß.
    1722 SchleswDorfO. 254
VI jn. öffentlich beschuldigen und dadurch bloßstellen; insb. säumige Schuldner oder deren Bürgen; bisweilen durch eigens dafür eingestellte Schelter (III) 
Sachhinweis: Hupp,Scheltbriefe
  • [mißbrauch,] da dem glaubiger ... von seinem schuldner oder buͤrgen nicht bezahlt wird, daß er derentwegen dieselbigen mit schaͤndlichen gemaͤhld und brieffen oͤffentlich anschlagen, schelten, beschreyen und beruffen laͤßet
    RPO. 1577 Tit. 35 § 7
  • welche haubtbrieff auff geldt mit bürgen und undter dem läger haben, kheme es darzue, daß die bürgen sich ins leger legen solten, so soll der creditor einem jeden pürgen zwo wochen solches zuvor khundig machen ... wann aber jemandt seine bürgen vor außgang der zwo wochen schelden thet, derselbe wirt verpflichtet sein ihnen solches abzutragen
    1604 Kisch,Einlager 39
VII etwas tadeln, kritisieren, schlecht heißen
  • es schwerend die eegoͤumer ... dasselb [Sittlichkeitsdelikt], so es nit ... straffwirdig ... aber doch unerber und ergerlich, früntlich und mit ernst an den taͤttern zeschaͤllten 
    um 1540 BernStR. VI 1 S. 411
  • diesen gebrauch [geheime Befragung von Zeugen durch den Richter] kann ich nicht schelten 
    TeutschForm. 1571 63r
  • diejenige, so ... mit den frembden mann handeln, sollen fleißige achtung haben, daß sie ihre handthierung aufrichtig machen ... und den frembden man zu klagen und zu schelten keine billige ursache möge gegeben werden
    1616 OstfriesBauerR. 19 [oder zu II 1?]
VIII etwas öffentlich erklären, bezeichnen

VIII 1 jn./etwas quitt, ledig, los, frei schelten jn. von einer Verpflichtung, einer Anschuldigung oder Klage befreien, lossprechen; sich von etwas lossagen; einen Anspruch, ein Anrecht aufgeben; von Gefangenen: aus der Gefangenschaft entlassen
  • diere vroue L. ... quite souden scelden die kerke ... van den ... neghen sceleghen drie peneghen min sjaers
    1286 Gent/CorpAltdtOrUrk. II 153
  • di [gefangenen] musten sie ... ledig und los schelden 
    1388 CDPruss. IV 71
  • schelde wy ... dyt .. lant vry unde quyt vor al ansprake
    1400 OstfriesUB. I 177
  • dat yghelic poirter wel gheoirloeft is, poirterrecht quijt te scelden 
    Anf. 15. Jh. BrielRb. 127
  • los und quit geschulden ... van alle sulchen rechten
    1427 Niederrhein/LSchrP. 207
  • heb ich frijgreve ... den ... verclaigden van der claghe loss, ledich und vrij geschulden, absolvire quijd, loss, ledich und vrij schelde in crafft diss breiffs
    1439 NürnbChr. IV 37
  • [J.M.] vry, qwiit, leddigh unde loß geschulden mit hande unde mit munde ... van allir ansprake unde namaninghe
    1472 RigaErbb. 116
  • schelden unde geven se ... vry, quyt, ledich unde loss ... van der betalynge weegen ende alle die rechte
    1481 OstfriesUB. II 155
  • van aller thosage ledich vnd loß kundigen vnd schelden 
    1496 DithmUB. 91
  • zoe wie thoe schepenen ghecoren wert ... ende schelt hut quijt, die sal der stede geven vyf punt enghelsche
    15. Jh.? StaverenStR. Art. 4
  • A. [Teilnehmer an einem handgreiflichen Streit] de wurt qwidt geschulden vmme siner smerte haluen
    16. Jh. GartenRJacobsf. 27
  • [bey einquartierungen:] die 4te classe heuerleute u. kammersitzer, wenn sie nicht besonders mehr vermögen haben, wären gänzlich frey zu schelten 
    Ende 18. Jh. OstfriesBauerR. 157
VIII 2
offen zu II; meist pejorativ
jn./etwas (für) etwas schelten jn./etwas öffentlich für etwas erklären, als etwas bezeichnen
  • en zijn niet verbonden, jement te scheldene trouweloes
    1296? StUtrechtOorkB. V 285
  • daer na zole wi van hem richten of quite laten, ende alle, die des niet doen en willen, die scelde wi vredebrekere
    1312 Nijhoff,Ged. I 148
  • we den anderen def edder rovere edder mendadere scheldet edder to velde ladet eme to lastere unde des nicht vullencomen na mach, de betere deme cleghere ene marc sulvers
    um 1325 Nowgorod(7 Fassungen) 71
  • der alt K. hette den eyn wißentlichen diep geschulten 
    um 1466 Erler,NeustadtWeinstr. I 31
  • ob ein vnedler nymbt ein edle, so veracht die in, ob ein armer man eyn reiche nymbt, so schilt [lat. obicit] sie in abwerfend den armen
    um 1500 Summa legum 206
  • so einer den andern schildt vor einen schelm oder dieb unnd kans nicht gutt thun, soll er er gestraffet werden von dem ampte ... unnd soll er ihm vor dem ampte abbitten
    1575 Stieda-Mettig 526
  • [wann] ain person ... bei tag oder bei nacht in dorf vor den venstern zu loßen betreten wiert, so ist ein solch für ein schädliche person zu schelten 
    1580 Steiermark/ÖW. X 153 [hierher?]
  • die [bei der Verlesung Anwesende] haben es [dorfsbuoch] auch bejachtzet und guot gescholten 
    1590 WürtLändlRQ. II 460
  • [wurde] en man also unwetende bedragen mit falschem gelde ..., eer he jdt hedde sehn unde proberen laten, den kan men nenen falschener schelden 
    1593 JütLow.3 174
  • wann einer den andern für einen schelm schelten oder sonst an seinen ehrlichen nahmen verunglimpffen würde, solches aber ihn nicht köndte überbringen, so soll der gesell, von dehm die scheltworte her kommen, eine halbe tonne bier zur lade straff geben
    1679 Kolz,LütjenbHandw. 105
IX zu Gute bzw. zum Besten schelten als einem anderen zum Nutzen übereignet erklären
  • denne wyl he overst sodane summen geldes uns unde unsen closter tome besten schelden 
    1484 NeuenwaldeUB. 197
  • [ick] hebbe toghestan, to gude [ge]schulden unde overghegeven ... to gude schelde unde overgheve deme ... G.B [eyn halff gras landes]
    1493 OstfriesUB. II 386
  • soe wie xiii dagen in der pandinge gebleven is, sall dairnae gaen totten tween borghermeysteren ende sinnen hem aen, dat sy hem die pande op N. te goede schelden 
    Mitte 16. Jh. Fruin,KlSteden II 127
X jn. (in) den Eid schelten jn. des Eidbruchs bezichtigen?
  • dem vogt XXXVII ℔ d, das ist heimsůchy, marchstein ze ruken und eid schelten 
    1385 ZürichStB. I 280
  • wöllicher einen in den eid schulti, den m. h.hn. geben hand oder ein zwingkherr; vnd dem eid nit gnug thäte; ... wa pott vnd eid nit gehalten wurd vnd scheltung gebrûcht wurde, das mr. hhn. v. L. recht zu Tietwil antrifft, gehört alles gan Lucern für u. hhn.
    1530 Argovia 9 (1876) 108
unter Ausschluss der Schreibform(en):
unter Ausschluss der Schreibform(en):