Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): 1Schenk

1Schenk

, m.

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glossiert pincerna, vini infusor, promus AhdGlWB. 538

I Inhaber desjenigen der vier alten Hofämter, das urspr. für die Versorgung eines Fürstenhofes mit Getränken zuständig ist; als erbliches Ehrenamt bald nur noch in Form von repräsentativen Akten bei besonderen Anlässen ausgeübt; auch: das Amt und der Titel des Amtsinhabers
bdv.: Mundschenk
Sachhinweis: HRG.1 IV 1376 ff.

I 1 auf der Ebene des Reichs ist der König von Böhmen Reichserzschenk; in dieser mit der Kurwürde verbundenen Funktion tritt er schon früh nur noch in einem symbolischen Akt bei der Krönung des deutschen Königs bzw. Kaisers auf
  • die schenke des rikes die koning von Behemen, die ne hevet nenen kore, umme dat he nicht düdesch n'is
    1224/35 (Hs. 1369) SspLR. III 57 § 2
  • Byhem is scincker [aL. Mitte 14. Jh.: schinke] te sire bate
    1330 J.v. Boendale, Der leken spieghel (Leiden 1845) II 49, 89 (S. 385)
  • so geben wir zuͤ ... besetzungen dez vorgeschrieben lantgeriechtes vnsern willen vnd gunst ... als eyn kung zo Beheim vnd dez romischen reichs koirfurste vnd oberster schenke 
    1355 MZoll. III 273
  • wan ... alle kurfursten in keisirlichem hofe ubir alle ampte sin, wan sie kamerer kochinmeistir schencke und marstellir sint und hant undir in in den selbin amptin gesetzte undirdan
    um 1360 GoldBulle 145
  • ein kunig von Behaim ist der oberst kurfurst vnd schenck des heiligen romischen reichs vnd die schencken [Bed. I 2] von Limpurg vnter im in Schwaben
    15. Jh. BambStR. Anh. S. 137
I 2 als Vertreter des Reichserzschenken steigt nach 1100 der aus den Ministerialen am staufischen Hof hervorgegangene Herr von Limpurg zum königlichen Schenken auf; die erbliche Stellung als Reichserbschenk entwickelt sich bald zum Ehrenamt mit repräsentativen Aufgaben
Sachhinweis: G. Wunder ua., Die Schenken von Limpurg (Sigmaringen 1982)
  • der schencke von Limpburg sal nemen pherde und kop des konigis von Beheim
    um 1360 GoldBulle 144
  • auch sal der hofemeistir gebin dem schenkin von Limpburg 10 mark, dem kochinmeistir von Norttinberg 10 mark, dem undirmarschalke von Pappinheim 10 mark, dem kemmerer von Falkinstein 10 mark mit solichin gedingen, ob sie und ir iegelichir geinwurtig sint in den hohen hofen und iegelichir dinte sime ampte
    um 1360 GoldBulle 112
  • [vor der Königswahl:] sange man ein messe ... darnach qwamen ingegangen herczog Ludewigs von Beiern frunde, ... der edel herr Friderich schenck herre zu Limpurg
    1411 Janssen,RKorr. I 222
  • in der sachen zwuschn schennck Jorgen vom Lymburg an einem und burgermeister und ratte der statt Swebisch Halle am andern teiln ist schennck Jorg zu der weisung seiner clag in der keyserlichen ladung bestimbt mit urteil und recht gelassen worden
    1474 ProtBKammerger.(1465/80) 337
  • vnd dem kuchenmaister von N., dem sollen das pferd vnd die schüßeln des phaltzgrauen bey Rein werden, dem schencken von Limburg das pferd vnd kopf des küngs von Behem
    Layensp. 1511 Bl. 97r
  • habn die nachvolgenden die leich [Kaiser Maximilians] gen khirchen getragn: ... herr schenckh Philips von Limpurg, semperfrej
    1519 FRAustr. Abt. I 1 S. 140
I 3 an weiteren Höfen
  • in Maguntina ciuitate habitantibus officium ... quod dicitur skenko 
    1175 HessUrk.(Baur) II 23
  • na hoverechte sal jewelk dienstman geboren drüzste sin oder schenke oder marscalk oder kemerere
    1224/35 (Hs. 1369) SspLehnr. Art. 63 § 1
  • her K. der schencho von L. dem covente von T. ze koͮfenne het geben ein schvͦppvsse
    1272 Berg am Irchel (Kt. Zürich)/CorpAltdtOrUrk. I 199
  • wir L.v. Chunring, oberister schenk in Oͤsterrich, veriehen vnd tůn chunt
    1299 CorpAltdtOrUrk. IV 366
  • unn sint diz die ... ambahman die lidic [von Pflichten und Diensten] sont sin: der kellere, der schenke, der scultheizze, der osener, der stadeler, der pfister
    um 1300? Hanauer,Constd'Alsace 202
  • ok schul we unde willet drosten, marschalken, kemer unde schencken der herschap to L. by oren ammechten beholden
    1373 LünebUB. II 171
  • sal oec yewelyc dienstman gheboren drossate syn of scincke of maerscalc
    Anf. 15. Jh. NlSsp. I 160
  • als wir [herczog ze Osterreich] unserm ... getrewen A. ... unserm kleynen schenkhen, vormalen ... erlaubet haben an sich ... ze losen die sechzehen markh silber gelts auf unser stat B.
    1402 BadenArgUrk. I 217
  • [Königswahl:] stunt ... in dem ersten stul der erczischoff von Colne, item in dem andern stul her Albrecht schenck von Lanczberg ... als machtbode des herczogen von Sassen, und in den dritten burggrave Hans von Nurenberg als machtbode des marggraven von Brandenburg
    1411 Janssen,RKorr. I 222
  • geistlik und wertlik forsten ammecht is ghestiftet von veir vorsten ammechten: dat irste von eyneme kemerere, schencken, drosten vnde marschalke. dy veire moten vor dat irste rechte vrielude sin, dy mogen wol eygene lude hebben. vnde mach eyn denstman dat behalden, dat sine vorderen vry waren, do sey sek ghauen an der forsten ammet, dy hebben wol eyghene lude
    Mitte 15. Jh. Schwsp.(Kurzform/Gr.) Art. 69 (Kz3)
  • S. sal schenck sein und alle malh daruff wartten, das trincken vor die herrn ... zu tragen ... darzu ... sal ein tisch gedeckt sein, daruff das trincken stehen sal, da soll der schenck uff warten
    1510/20? Braunschweig/Kern,HofO. II 6
  • so hat die vogty erst jetz unser gnediger herr von den schencken [von Castell] zu des gotzhus handen erlößt
    1525 SGallenOffn. I 22
  • ainen ansehenlichen geschickten schenken, der vom adel oder sonst ains erbern herkomens sei, der soll kgl. mt. selbs einschenken und guete ordnung im keller und beim tisch mit der credenz des weins halten
    1527 Fellner-Kretschmayr II 111
  • die vursnyder und schenken sullen sich mit eyn anderen verglichen, dat ire ieder eyner stets zu hove sy und synes dinsts ward
    16. Jh. Sallmann,VerwJülich 91
  • die schencken und herrn, nachmals grafen, von Erbach seynd gleich bey errichtung derer crayse zu dem fraͤnckischen gekommen
    1746 Moser,StaatsR. 26 S. 402
II
des Rates Schenk Verwalter des städt. Weinkellers, auch mit weiteren amtl. Aufgaben betraut
bdv.: Ratsschenk
  • weil auch des raths schenck von jedern eimer uber den setzwein noch ein gewiszes zur zeise geben musz, solte solches von den burgern, so da wein schencken, auch billich gefoddert werden
    1585 GQProvSachs. 44 S. 188
  • citatio vor das obergerichte durch des raths schenken, dafuͤr ihm zwei schillinge
    1603/05 HambGO. I 13 Art. 2
III gewerbsmäßiger Betreiber einer Schankstätte, in welcher auch alkoholische Getränke ausgeschenkt werden
  • swelich schench oder leitgeb nach dem pierglökgelein in seinem hause den trinchaern ze trinchen geit, der geit dem rihter 36 dn
    um 1315 MünchenStR.(Dirr) 280
  • vmbe den grossen pan von schenchen, von pechen, von flaischhaekeln vnd von den hvkern
    1355 Augsburg/MBoica 33, 2 S. 228
  • in schenkhusern, da win ader bir oder ander getrenk veil ist, da dy schenken czihen anstecken ader hengen, da mac man vorvestent lute wol ufhalden binnen den vir wenden
    1357/87 MeißenRB.(Oppitz) IV 21 Dist. 26
  • welcher schenk das [erlaubte Maß des Alkoholausschanks] uberfüre, [soll,] so oft er das tut, umb zehen alb. gestraft werden
    1537 Hessen/Sehling,EvKO. VIII 84
  • es sollen auch die raͤthe der staͤdte ... so wein- und bier-keller haben, gut wein und bier verschaffen, dasselbe ... den wirthen ... zukommen lassen und ... die keller oder schenck-staͤtte dermassen ... verwahren, daß der schenke ... zu den fassen ... des weins und biers ohne beysein der verordneten caͤmmerer oder wein-meister nicht kommen [kann]
    1666 GothaLO. II 3 Tit. 12
  • denen schencken [koͤnnen wir keinesweges verstatten] ... auf dem lande, einige niederlage [von zuvor aufgekauftem Korn] zu machen
    1692 CCMarch. V 2 Sp. 113
  • ein jeglicher gastwirt, schenke oder krüger soll in siner gaststube eine verschlossene ... armenbüchse halten, auch seine gäste ... freundlich erinnern, eines ... beitrages zur unterhaltung der armen eingedenk zu sein
    1757 Schwerin/QNPrivatR. II 2 S. 341
  • [es ist ] die an vielen orten fortdauernde haltung der ... blauen montage ... hiemit ... nicht nur ... den handwerks-purschen zu verbieten, sondern auch derselben ... beherbergung an diesen tagen allen wirthen ... schenken und ... dergleichen personen ... zu untersagen
    1772 CSax. I 1004
  • die haltung derer ... blauen montage ... [wird] den handwerks-purschen gaͤnzlich verbotten, ... auch derselben ... beherbergung an diesen tagen allen wirthen, gastgebern, schenken 
    1773 SammlBadDurlach III 483
IV (gewähltes) Zunftmitglied, das bei Zusammenkünften seiner Zunft für Getränke zu sorgen hat
  • auch wer zu schencke adder schaffere gekorn wirdet, ... wasz alsdann eyn iglicher verzcert, das sal er bezcaln
    1478 QuedlinbUB. II 221
  • welk broder wat amptes dat he sy de vnwonlycke iunghen syck na laten volgen in den druncken vnde vor schencken der broder beer to vnnuͤtte vnde de gilde knecht gerdeluͤde edder schencken dar ouer beslaen den iungen sal men bryngen vor de olderlude
    15. Jh. RevalStR. II 26
  • tho dem sosten sollen de olderlude unde bysitters truweliken unde mit gantzem erenste tho sehen, dat dit jar unde vordan alle jare dat schenckende ihn deme schuttinge van den schencken also geholden wardt
    1574 HansGQ.2 IV 363
V Diener, der Getränke ausschenkt; Bedienung
  • gengun ambahtman, skenkeon mid scâlun
    1. Hälfte 9. Jh. Heliand9 V. 2008
  • welk user borghere ene juncvrowen oder wif nimpt, deme men hundert lodeghe mark deme ghift, de mach hebben gheste to veftich schotelen unde nicht mer; ane vif drosten unde vif schenken unde spellude
    Ende 14. Jh. GoslarStR. V § 34
  • item sal man vp dem haue holden tom groten haue ... vier schencken 
    1421 Artushofordnung/Danzig(Hirsch) 289
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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