Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Schlippe

Schlippe

, f., m.

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auch Schlippen 

I Gewandzipfel, Rockschoß; häufig wird er in einer Rechtsgebärde ergriffen

I 1 bei der Festnahme einer Person, häufig eines Schuldners (zwecks Verbringung in Schuldhaft) nach erfolgloser gerichtlicher Pfändung (I); jm. seine Schlippe bieten jm. seine eigene Festnahme anbieten; jn. bei der Schlippe pfänden jn. festnehmen, weil keine pfändbaren Güter zur Verfügung stehen; jm. seine Schlippe entschlagen/entziehen sich mit Gewalt js. Zugriff entziehen; die Schlippe abschneiden jn. laufen lassen; die Gemeinschaft mit jm. aufheben
vgl. Kleid (II)
  • soe sal die richter hem nemen ende leveren den ghelovere mitter slippen 
    1359 VerslOudeR. 2 (1892) 494
  • ist dat die ghevangen ontslaet den anderen die slippe, of wort hy bevonden uut sijnre ghiselscip of breeckt uuter vanghenissen, hy heeft verbuert na inhout der hantvesten
    Anf. 15. Jh. BrielRb. 171
  • ende wairt zoe dat die gecondempneerde persoen aldus gevangen zijnde, geen goet en hadde noch en wiste om de voirscreven schult te betalen, soe mach hij ... zijnen crediteur zijn slippe presenteren ende bieden, ende dan sal die gecondempneerde den crediteur gelevert wordden
    1496 CoutBrab. II 2 S. 262
  • van S. [wegen] hebben de hern fullenkamene macht to handelende, dar he sick wolde vynden laten. wo nicht, mach me jummer recht liden, sust moste me den slippen afsniden
    1528 Schiller-Lübben IV 243
  • wie alsoe ghevangen wesende [wegen Schulden], den scout sijn slippe ontoghe oft weghliepe, dat sal die persoon beteren als ghebroken vanckenisse
    1530 VerslOudeR. 2 (1892) 329
  • synt to eynem ersamen rade gekamen vnnd eynen radt angefallen [gebeten], dat me mochte vp dit mall de slippe affsnyden vnnd den bouen lopen lathen
    1545 Schiller-Lübben IV 243
  • slippe bieden, cedere foro, fraudare creditores cum summa infamia
    1599 Kilian3 493
  • offt dar [wenn jemand gepfändet wird] nicht en synt bewechlich noch vnbewechliche pande, will de cleger dan vorder, so sall men em den schuldener vor die bekande scholt by der slippen penden, ind mach on laten setten inde sluten in eyn heylde vp der porten off tornen
    oJ. ZWestf. 7 (1844) 212
I 2 bei der Entlassung aus der Verfestung, während gleichzeitig eine Entlassungsformel gesprochen wird
  • welk voghet enne vorvesteden man in sin recht bringhen scal, de scal vraghen enne dingman an enem ordele, of he dat moghe don; so vinde men, dat he moghe wol. wente he de ghewalt hebbe, so neme he den man bi siner slippen unde spreke: "dissen man bringhe ich weder in sin recht"
    1. Hälfte 14. Jh. GoslarStR. 111
I 3 bei der Legitimierung eines unehelichen Kindes
  • wen dinge und recht geholden werdt ... so nimpt de vader dadt kindt de he echtigen will onder den slippen sines rockes offte mantels, bedeckedt er houedt und heuedt an [mit der Bekanntgabe der Legitimierung vor dem versammelten Gericht]
    1595 Ekenberger,Eluc. 55
I 4 bei der Eigentumsübertragung
  • [daß G. dem Herzog von Brabant] droech dat selve goedt op met zijnre handt en met zijnre slippen 
    oJ. MnlWB. VII 1286
I 5 in Kleidervorschriften für unehrenhafte Frauen
  • wan eyn frowe up der straten gheyt, de beruchtighet is unde lifft in eynem openbaren unortliken levende, de syn, we de syn, de schullen mannes hoyken dragen unde de slippe uppe de hovede slan
    1469 ZHarz 42 (1909) 70
I 6 beim Empfang eines Lehens: mit lediger Schlippen ohne Entrichtung der Lehnsware (III) an den Lehnsherrn (I) 
  • seyndt hier clevische lehn, so dienstmans lehn, oder dienstmans guͤter, oder ledige lehne genoempt, und vor manlehn gehalten, davon die lehntreger schuldich seyndt zu dhienen in der gestalt, als sie bescheiden, oder verschrieben werden. diese werden empfangen mit lediger schlippen, das ist, sonder hergeweidt
    1797 Steinen,WestfGesch. I2 1877
II schmaler Durchgang (zwischen zwei Häusern)
  • dat H.B. gebuwet hedde, dat schal also bliuen, vnde dy slyppen, dy H.B. ansprake, dy schal L. bliuen, vnde ůp dy slippen schal H.B. nicht buwen
    14. Jh. HalleSchB. I 245
  • schlippe: ... der enge raum zwischen den waͤnden zweyer haͤuser
    1741 Frisch II 200c
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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