Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): 2schöpfen

2schöpfen

, v.

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I iVm. Konkreta: etw. heraus-, hochholen, befördern; entnehmen; auch: (ein-)fangen

I 1 (Wasser uä.) mit einem Gefäß aus etw. heraus-, hochholen; (Wasser uä.) entnehmen
  • der veldtgrundt recht seindt dise ... via weg, aqueductus wasser zů fuͤren, aque haustus wasser zů schoͤpffen, pecoris ad aquam appulsus
    1436 (ed. 1516) Klagsp.(Brant) 57v
  • ob der ambtman käm mit seinen pergtragern für ainen weingarten und wär ain wagen vor dem weingarten und schephet, so sol der ambtman den wagen nit irrn hinz das er geschepht 
    Mitte 15. Jh. NÖsterr./ÖW. VII 741
  • es seind noch andre recht der ligenden bawern guetern, als das recht das wasser von dem brun zw schepfen 
    um 1500 Summa legum 277
  • welcher den prun ... schöpft mit ainem krueg und nicht mit ainem emer, der ist umbs wandl
    1553 NÖsterr./ÖW. IX 838
  • so yemants unther den nachparnn ... uf ansagen der bornmeister die bude nicht vols wassers uber jar haltenn und schoepffen wurde, sollenn die bronnenmeister ... ein ydenn umb drey alb. zustraiffen haben
    1562 RheingauLändlRQ. 76
  • es sollen auch die nachbar, so bei den ziehebronnen gesessenn uf stundt groisse buechen bei die bronnen verschaffen, die mit allem ernst und vleiß vol wasser ziehenn, damit jederman darauß schepffenn und zum feuer tragenn moge
    1562 RheingauLändlRQ. 76
  • des weegs vnnd schoͤpffens gerechtigkaitten
    1567 Pegius,Dienstbarkeiten 113r
  • die dienstbahrkheiten aber der lant- und baugüeter seint, wann einer ... befuegt ist ... auß eineß andern brun zu schöpfen 
    1654 NÖLO. V 2, 15 § 2
  • verspreche hiemit, daß ich in ausschöpfung des zehenden [an Wein] ... nicht mehr auch nichts weniger als das zwölfte theil, nemblich von sechs maasen die halbe maas, ... von zwölf virtel das zwölfte virtel schöpfen und für die zehendherrn abmeßen will
    1676 RheingauLändlRQ. 110
  • die muthung ist eine ansuchung um die erlaubnis, das entdeckte erz anbauen ... oder aus dem borne zum kochen sohle schoͤpfen zu duͤrfen
    1785 Fischer,KamPolR. II 884
  • der gebrauch des flußwassers aus öffentlichen ströhmen, durch schöpfen, baden, und tränken, ist einem jeden unverwehrt
    1794 PreußALR. II 15 § 44
  • mit dem rechte, fremdes wasser zu schoͤpfen, wird auch der zugang zu demselben gestattet
    1811 ÖstABGB. § 496
I 2 (einen Schwarm Bienen) einfangen
  • so mag der, welcher ihm [schwaden Bienen] nachkhombt, solchen ... schöpfen 
    1599 NÖLREntw. V 165 § 11
  • wann sich ein schwarm [immen] ... auf einen frembden grund oder paumb anlegt, deme niemand nachkhombt, so mag der inhaber selbigen grunds oder paumbs solchen schwarm wohl schöpfen und hinwegg nehmen
    1654 NÖLO. V 2, 8 § 8
I 3 mit sackartigen Netzen fischen
  • das man auch alle gemeine bech vnd vischswasser haien, darinnen nit schopffen, nit segen oder wadt ziehen ... geltstraff 3 fl.
    1559 GeöArch. I 1 S. 366
II iVm. Abstrakta: etw. aus etw. gewinnen, entnehmen, erzielen, ableiten

II 1 von Urteilen und Gerichtsentscheidungen: finden, fällen
  • swâ man vürsprechen unde schepfen / hœrt anderswâ ir urteil schepfen / denne ûz des êwigen lebens brunnen, / dâ ist der wîsheit in zerunnen
    1300 Hugo v.Trimberg(Ehrismann) I Vers 8351
  • swa schephenden sint die svlen vrteil schephen vber ein iegelich dinch
    14. Jh. Schwsp.(Kurzform I/Eckh.) Art. 145 (Ks)
  • das man ... dem clager richte und furderlich recht ... schopfe und widerfaren lasse one geverde
    1434 RTA. XI 233
  • da man im ain gelich, billich, unverzogen recht schoͤpffen sol, wen er des begert
    um 1450 SGallenOffn. II 222
  • wann sy also in der gehaim vor dem rechttag die vrtl auf aines vrgicht geschöpfft haben, söllen stat-richter, vnd burgermaister solh erschöpfft vrtl ... dem lanndtshaubtman anzaigen
    1524 SalzbStPolO. 41
  • [Übschr.:] wie der richter das vrthel schoͤpffen soll
    BairLR. 1616 S. 819
  • an orten ... wo es keine beysitzer hat, soll der richter die urteil schöppfen und außsprechen
    1616 Wilhelm,NBayrRpfl. 31 Anm. 46
  • wann ... das gericht daraus befündet, das der zeit noch khein endtvrthl darüber zu schöpfen, so mueß ein jnterlocutori oder beyvrthl ... ergehen
    1654 NÖLO. I 30 § 1
  • ain urthl daryber schepfen 
    1665 Leiser,Strafgerichtsb. 191 Anm. 288
  • daß er forthin in dergleichen schwaͤren criminibus, sonderlich im laster der hexerey, alle schoͤpffende bey- und end-urtheil zu der n.o. regierung zum ersehen einsenden, derselben daruͤber außfallenden verordnung unfehlbarlich nachleben, sonsten auch keine neue, und in Oesterreich ungewoͤhnliche genera und instrumenta torturae einfuͤhren
    1679 CAustr. I 475
  • wan in denen gewöhnlichen rathstägen ... urtl oder abschiet geschopft werden ..., solle allein der so umb sein gutbedunken gefragt wirdt sein votum und wahl geben
    17. Jh. NÖsterr./ÖW. VIII 458
  • das geschöpffte vrthl
    1701 SteirGBl. 3 (1882) 210
  • S. befihlt dem aeltesten ... erklaͤrer des gesetzes ..., daß er ... sein raͤthliches gutachten ablegen, daruͤber einen ordentlichen schluß schoͤpffen, und ... rechtlich aussprechen sollte
    1712 Abele,Gerichtshändel I 465
  • als in dergleichen [erb-faͤllen] keine gewisse landes-ordnung eingefuͤhret war, dahero die richter veranlasset worden ... nach gutgeduͤnken die erkaͤnntniß zu schoͤpfen 
    1729 CAustr. IV 539
  • schoͤpfe ... der aus dem gesez-buch das urtheil ... als aus einem brunnen dem richter zu dienst und den unschuldigen zum besten schoͤpfen muste
    1741 Frisch II 220
II 2 von Erkenntnissen, (Vor-)Rechten uä.: gewinnen, ziehen, erzielen
  • es sol auch unnser waldmaister nit gestattn ..., daß im ain gwergkh ... ainicherlay gerechtigkait an den gründten, darauf die wäld oder hölzer gestannden sein, nicht schöpffen 
    1524 SalzbWaldO.(FRAustr.) 52
  • beweisung, sovil deren zu justification und volnfürung der appellation dinlich, [soll] nit allein auß den acten voriger instantz, sonder auch auß newen ursachen zu schöpfen zugelassen ... werden
    1555 RKGO.(Laufs) III 33 § 5
  • dann will man eine notfolgliche probation darauß ziehen vnd schoͤpffen, so muß man der bekantnuß gestaͤndig bleiben
    1591 Fischart,Daem. 231
  • so in waͤhrender ehe einige kinder echt gebohren waͤren, welche ... bey stehender ehe verstuͤrben, dieselbe sollen fuͤr nicht gebohren geachtet werden, und sollen dieselbe eheleuthe sambt oder besonders dadurch in allen keinen vortheil schoͤpffen moͤgen
    1592 MünsterPolO.(Schlüter) 130
  • umb deß willen, daß ainer etwan lange jar in einem bstandt verharret, soll er ime daraus khain sondere gerechtigkheit schöpfen oder machen mögen
    1616/29 OÖLTfl.(Strätz) III 5 § 9
  • dem juri fluminum und denen aus den fluͤssen zu schoͤpffenden nutzbarkeiten ... hangt auch mit an das jus gratiæ, oder das holtz-floͤß-recht
    1705 KlugeBeamte I2 502
  • alle benuͤtzungen, die sich ohne stoͤrung des gebrauchsberechtigten aus der sache schoͤpfen lassen, kommen dem eigenthuͤmer zu statten
    1811 ÖstABGB. § 508
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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