Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Schreier

Schreier

, m.

auch Schreiarius 

I öffentlicher Ausrufer, (amtlicher) Bote, der Nachrichten oder Verfügungen verkündet
  • sime shrier er so gebot / daz er růfte disen růf mit siten
    nach 1243 Ulr.v.Türheim,Rennewart V. 2338
  • quod homines qui capiuntur pro excessibus uel pro seruicio, debent poni ad curiam schreiarii, et ibi debent seruare XIIII dies
    14./15. Jh. Bayern/GrW. III 657
  • als der schreier zu iglichem diesen ... dorffen und hoffen geruffen hatte: N. bistu hute hie, als man dir geboten hat mit dinem lehenherren?
    1401 Wetterau/GrW. III 488
  • liesz er [lantmann] den lantknecht und schryer allen dorfschaften, die in das lantgericht gehören, rufen, ... ob sie da weren, inmassen sie geheissen und verbot weren, uff das mein gnediger junker mocht sehen und erkennen die gehorsamen und ungehorsamen
    1479 Untermain/GrW. I 554
  • wanne und zu welcher zit jerlichs inne der mark welden ekern ist, das sollen die furster inne allen flecken inne die marke gehorende durch den gemein schreier verkunden laissen
    1484 Wetterau/GrW. V 320
  • wanne und wie dicke ein waltpoit noit bedunkt merkerdinge zu halten, so mag er durch den gemeinen schreier einen merkerdingtag ... verkunden laissen
    1484 Wetterau/GrW. V 320
II Person, die einen Dieb mit Gerüfte (Gerücht (I)) verfolgt
  • ob auch förg einen dieben uberfiert, käm dann der schreier eher wan er in uber die naufarth brächt, so soll er ine herwider fiehren
    1539 NÖsterr./ÖW. IX 557
III Ankläger
  • schlecht der meines herren ainer den andrn zu todt, facht in dann der richter ..., kumbt dan ainer der dem gericht guet ist umb das wandel, so soll er in gen lassen; kam aber der schreier, so soll er richten nach dem rechten
    1507 NÖsterr./ÖW. IX 628
IV fahrender Händler, gewerbetreibender Marktschreier, insb. Quacksalber; steht oft unter dem Verdacht unlauterer Geschäfte
  • den schreyeren soll weder uff, noch ussert den fryen jars maͤritten ihr kunst ußzeschryen und gewaͤrb zeuͤben in kein waͤg gestattet, sonders hinwaͤg gewisen werden
    1612 BernStR. VII 1 S. 309
  • quacksalber, tyriacks-kramer und andere schreyer, welche von der medicinischen facultaͤt nicht examinirt seynd, ... [sind] von dem marckt hinweg zuschaffen
    1679 CAustr. I 530
  • [zur macht des mixti imperii zählt] bey denen jahr- und wochen-maͤrckten von kraͤmern, handwerckern, schreyern und andern, was kraͤme aufschlaͤget oder tische fuͤrsetzet, einsammlen
    1705 KlugeBeamte I2 731
  • dass fürohin fremden doktoren, schreiern und komedianten in unserm lande kein unterschlauf vergönnt sein solle
    1760 v.Liebenau,GasthofwSchweiz 209
V
Lärmer, Ruhestörer
  • damit das ... nächtliche huischreien ... abgestelt werde, [sind] ... gassenlaufer und schreier ohne respect in verhaft zu nehmen
    1756/83 OÖsterr./ÖW. XII 40
unter Ausschluss der Schreibform(en):