Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Schrein
Artikel davor:
(Schreiepfennig)
Schreier
Schreierlaib
Schreigauding
Schreigenosse
Schreigericht
Schreigulden
Schreijahr
Schreiklage
Schreimann
Schrein
, m., n.
automatisch generierte Links zu anderen historischen Wörterbüchern:
I 1
Truhe, Schrank zur (amtlichen) Aufbewahrung von Geld, Pfandobjekten, Urkunden, Siegeln uä.; oft mit mehreren getrennt verwahrten Schlüsseln (I) verschlossen und an einem Ort mit eingeschränktem Zugang befindlich
- ief ma enen muntere bifueht mei fade ende mey falsehede oen sijn screne iefta oen zijn scatte ..., soe ne mey mai deeromme nen witheden bieda, mer sijn ferra hand op zijn staepele ofslaen [wenn man einen Münzer mit zu geringhaltigem und mit falschem Gelde in seinem Schrein oder in seinem Schoß ... ertappt, so darf dieser deswegen keine Unschuldseide auf die Reliquien anbieten, sondern man soll ihm die rechte Hand auf seinem Münzblock abschlagen]12. Jh. (Hs. 1464) WesterlauwersR. I 200
- si ... debitor ... non solverit, promisit ei Vͦ.L. dare tale pignus statim alia die, qui bene valeat dictos [XXII] denarios, quod sit pignus de schrineo et quod statim vendat sine verbo potestatis vel nuncii eius1237 ActaTir. II 325
- sô wolle wir, daz die brûdere, die in den hûseren sîn, slozze unde malenslozze an den malen unde an den bîsazchen und an den schrînen unde an anderen slozhaftigen dingen enbern1264 DOrdStat. 46
- dat is ouch ze wissene, dat vele brieve in der scheffene schrine legint van alders, de da sprechent up den lantvrede, de da geschag zu Antwerpe ... die brieve lient in dem vursprochen schrine1326 Pitz,Schriftwesen 116
- es sol auch chein frawen chein brief fùr tragen, noch chraft haben, den si von irem wirtt hat mit sein ayns insigel, ez sei dann ains seinz friuntz insigel da pei oder ein ander gewaertz insigel oder dez gerichtz insigel, dez man an offner schrann begert; daz ist dar umb funden, daz diu fraw den man an dem pett hat und daz insigel in dem schrein hat1346 BairLR.(Schlosser/Schwab) Art. 111
- de slotel van der scrine, daer tghewichte van A. in staet ten freren in den doremtre, ende dandre slotele van der scrine vorseit die ligghen ten carmers in de scrine van L.1347 HansUB. III 50Faksimile - in Google Books
- ouch sol die gancze universitet ain gemain grozzes insigel haben ..., das beslozzen sol werden in ain klain leͣdel ... dasselbe leͣdel ... sol behalten werden in ainem grozzen schreyn, das ... mit eysen beslagen sey1365 WienRQ. 170
- huersa ma ta mentere binna there kenenges [menta] fad and falsk inna sinra smitha ieftha sinre honda, skate ieftha scrine bigript ..., sa is thi hals sin thera liuda [wenn man beim Münzer in des Königs Münzhaus verringertes oder falsches Geld in seiner Schmiede oder in seiner Hand, in seinem Schoß oder in seinem Schrein beschlagnahmt ..., so gehört sein Hals dem Volke]14. Jh. EmsigerR. 88
- dat isern [für die Markierung von Schweinen soll] vp einen getreuwen, verwarlichen ordt als in der kerken to A. in einen sgrene verslotten vnd hengelagt [werden]1577 Westfalen/GrW. III 209Faksimile (ca. 241 KB)
- denen zugelassen ist, daß sie eine zunft oder geselschaft haben mögen, wird zugleich ... zugeeignet, daß sie ... ein gemeines schrein ... haben1585 Wenckebach,JusTheelachticum 53Faksimile - in Google Books
I 2
Zunftkasse
vgl.
Schreinmeister (II)
- soilen die zwene, die dat gelt untfangent, zerstunt mallich zwene gl. geven in dat schrijn vur die zwei jair1388 KölnZftUrk. II 189Faksimile - digitalisiert von der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln
- wanne unser broeder einch aflivich wirt, dem soilen die schrijmeistere [!] zerstůnt heimsenden 16 ℔ goitz was. ind dat gelt sal man neimen an dem irsten gelde, dat der broiderschaf in dat schrijn vallende is1388 KölnZftUrk. II 190Faksimile - digitalisiert von der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln
- dat man deme lamen, blinden of alden, kranken broidere van irre broiderschaf [der vassbendere] wegen us irme schrijne ... alle dage geven ind leveren laissen soilen ... aslange eme got des levens gan1397 KölnZftUrk. I 14
- wat geltz ... inkomende wirt van brodergelde ader van boissen, dat sall man in dat schrijn legen1456 KölnZftUrk. II 238Faksimile - digitalisiert von der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln
I 3
Truhe, Kasten (I 1) zur Aufbewahrung persönlicher Gegenstände (Kleider, Vorräte etc.); insb. als Bestandteil von Heiratsgut und Gerade
- czu erbe gehort ackir, wesen, holcz, ... alle kasten, schryne, tronenEnde 14. Jh. EisenachRb. 676Faksimile - digitalisiert vom Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ)
- sal men leveren to den gherade ene klederkyste und eyn screen, alle laken dar de scheer dor gaen is1450 MeppenUB. 226Faksimile - digitalisiert von der ULB Düsseldorf
- was noch weichbilderechte czu der gerade gehoret: alle schof, alle weipliche cleyder, ... eyn waschkessel, laden, schreyn und kasten, do man die gerade pfleget ynne czu besliessenum 1490 RechterWeg I 195
- alse der frowe stervet van der weyr, so nympt dat herschop tovoeren aff dat geraede ... all ere frouweliken kleder, all er clenode, alle to brocken sylver unde golt, ... ere kyste unde schrenEnde 15. Jh. CTradWestf. I 192Faksimile - digitalisiert im Rahmen von HathiTrust
- ein vollstaͤndiger frauensbrautwagen muß mit folgenden parcelen bekleidet sein ... einen kasten, schrein, stanne, spinnrad1757 DelbrückLR. V § 8
I 4
Reliquienbehältnis; insb. bei Gelöbnissen und symbolischen Akten gebraucht
bdv.:
Heiligenschrein (I)
- met siner richeit mēnigfald / gab her [konīg] oz rechte uf das schrin, / daz der babist solde sin / der gestiftes schermereum 1220 (Hs. 15. Jh.) Ebernand(Scott) V. 1875
- in dem ... elpenbenen scrine der confessorum unde martirum sin dusse reliquiennach 1294 (Hs. 15. Jh.) ChrSimGoslar 602Faksimile - digitalisiert im Rahmen des Projekts dMGH
- musten vor eim offen schrein die thumbherrn alle dem cardinal geloben, das sie in der sach [Immunitätenstreit] ein zusagen und ein ende geben und machten1431 BambChr. I 30
I 5
Sarg (I)
bdv.:
Totensarg
- so vaken alse dat schrin [mit dem Leichnam eines verstorbenen Gildebruders] gedragen wert, so schöhlen de schaffers der gilde kerszen lahten vordregen, gode tho loue1397 Bergen/NGL.2 I 1/2 S. 639
- sunder schrin sal man dy doden graven, sy sint arm oder rike, by der stad brokeEnde 14. Jh. BerlinStB. 30Faksimile - in Google Books
I 6
Verkaufslade
- auch wilcher [schuchwert] sinen zinss von sime schrein oder schuchbang nit gebe zu der zijd, als daruff gesast were, den mochten die meister darvur ... phenden1377 FrankfZftUrk. II 33
II
insb. in Köln: Einrichtung zur Verwahrung von Urkunden über Liegenschaften und insb. die Schreinbücher; häufig meton. das Schreinbuch selbst und das für seine Führung und Aufbewahrung zuständige Gremium
vgl.
Schöffenschrein,
schreinen,
Schreinmeister (I),
Schreinordnung,
Schreinrecht (I),
Schreinschreiber,
Schreinskunde,
Schreinung
Sachhinweis: Pitz,Schriftwesen 38
- wanne ... die seyvene zůme schrine gekůren sint, die sůlen geyven dit gebot unsen bůden1240/70 KölnAmtl. 51
- were sache, dat yemandtz syn testament, vermechenisse, gifft oder updracht, alleyne varende have antreffende ... in dat schryn gelacht off geschrieven haven weulde, dem en sall man nyet weigeren, ind man sall zwey urkunde daevan neymen1385 Ennen,QKöln V 474Faksimile - digitalisiert von der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln
- ind A. sich beclayde, dat yme S. dey luycht syns vynsteren verbuwede, dey derslve stall van alders gehat hedde ind yn deym schryne geschreven were, dat des neit syn en soulde1391 Ennen,QKöln VI 62Faksimile - digitalisiert von der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln
- wäre es dann sach, daß die kinder oder auch ein kind allein kaͤme an die schreine, da jrer todter vatter vnd mutter erben jngeschrieben stunden, vnd begerden, daß man sie schreiben sol als von todt jhres vatters oder mutter, der da erst gestorben waͤre, an eigenthumb des erbs vnd der erben, behaͤltniß doch den letztlebendigen von jhren elteren, daran jhr leibzucht, des gesinnen vnd begeren von den kinderen soll man nit schreiben in keinerley weiß1437 KölnStat. I 25Faksimile - digitalisiert in Kooperation mit der Universitätsbibliothek Heidelberg
- der schrein zu C. sein drey und zwantzig, darinn daß man schreibt erb und erbzahl, erbliche zinß, leibzucht, rente, beide: geistlicher und weltlicher guter1473 Planitz,UrkKölnRG. 28
- daß man in den schreinen zu C. gemeinlich schreiben mag sonder gericht ... todte, vatter und mutter, ein kind ... oder so viel als der waren, an erbe, erbzal und renten1473 Planitz,UrkKölnRG. 32
- sulchen vertrag [über die Vererbung eines Hauses] haben sei alle eintrechtlich verwilliget und min fatter hat sich zu A. am schrein laissen verwaren1521 BuchWeinsberg I 29Faksimile - digitalisiert von der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln
- uisgenge und verzichnich uber erf und erfzalen [sind] an das schrein [zu] verurkunden1532 BuchWeinsberg I 77Faksimile - digitalisiert von der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln
- A. ... yst ankommen nach doetlichem affganck yres mans as recht, alle des goetz bewechlich und unbeweichlich ... dey leste leventige hant zo wenden und keren, inhalt des gerychtzboech aider schryns1532 SiegburgSchProt. II 79
- die schrein oder schreinboicher zu C. sint ungeferlich angefangen bei den zeiten Frederici 21580 BuchWeinsberg V 172
- sey zuwissen, daß man in den schreinen zu C. gemeinlich schreiben mag, sonder gericht1582 KölnStat. II 80Faksimile - digitalisiert in Kooperation mit der Universitätsbibliothek Heidelberg
- das schrein N. wird in einem hause ohnweit der st. lupuskirche gehalten; und ... hat sein besonder gericht, so im dinghause gehalten wirdM. Clasen, Erste Gründe des Kölnischen Schreinspraxis (Köln 1782) 24
III
wie Kirchstuhl
vgl.
Korb (I 5)
- waz korb oder schreyn in der kirchen sein, von der iglichem fellet jerlichen zu weynachten ein kese und ein hun1398 HohenzollForsch. 1 (1892) 249