Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): 1schütten

1schütten

, v.


I auskippen, ausgießen; abkippen, (weg)werfen
  • kvmet der win in den viercehen tagen, die wile der ban sol weren, nvt vz, so solman den hvͦberen vnd den lehenlv&komma;ten heim geben ieclicheme nah sinre maze. vnd versprechent si in, man sol in shvtten hinder den hert vnd sol vron banwart cehant si drvmbe pfende
    1284 CorpAltdtOrUrk. II 91
  • was usser den hüsern dewederm icht unsubers geschüttet wurde, der git 5 ß ze buosse
    1338 SchweizId. VIII 1544
  • [wer] schotet myst, strho oder erden in die klingen der wasser, der sal sechs pfennige geben
    1351 ErfurtZuchtbf. 128
  • so der keisir ... sitzit uf sime ... trone, so sal der hirtzauge von Sassin sin ampt dun in dese wise: man sal schudin for daz keisirliche gesesse ein huffen habirn, der also hoch sy, daz er dem perde ge an die brust
    um 1360 GoldBulle 142
  • [ensal kein scherer] blut oder hare in keine strassen noch weg in der stad schuden 
    1377 FrankfZftUrk. I 427
  • ich, K.v.M., schuldige M., den statschreiber zum Hayn, umb einen scheffel korns, das ich selber in das gemach schutte, das ich ime abmite on arg
    um 1391 LeipzigSchSpr. 521
  • sal nymant uz sime gemache solche wasser gissen adir schoten, davon man muste unfluet und bosen geroch liden
    Ende 14. Jh. EisenachRB.(Rondi) III 8
  • swer dehein bluot schüttet in das wasser, wan nit dien mülistegen, der git 1 ß
    14. Jh. LuzernRatsbüchlein 26
  • wer ouch der were, der fůl korn ... under gůt korn schüttet und es also under einander menckelt, ... den sol man an libe und gůt strofen
    1446 StraßbZftO. 306
  • es soll auch keiner an ein gemein oder an eins andern mure oder wandt ... schutten einicherley vnsuberkeit als mischt kerit gemüll ..., dardurch die wandt gefüchtet verfulet geschedigt oder verletzt werden moechte einiger wyse
    1498 WormsRef. V 4, 5, 2
  • sal der muntzmeyster alle pfennige, die er gemuntzt hait, vf den tiesch schuden vnd sagen [folgt Formel]
    15. Jh. NMittThürSächs. 6, 3 (1842) 72
  • es ensol nieman kornschüttin hon ..., wann ir selbs korn. wer aber das überfüre und yemant schütte umb costenlon oder umbsus, der kem von yedem malter 1 lib. ze ainung
    um 1500 RottweilStR. Art. 78
  • ock sall mhen keine vulnisse by der stadt mhurenn schudden, binnen noch buten, by einem ferdingk
    Anf. 16. Jh. RigaStR. 232
  • [es sol] weder man noch weib nichts unsaubers bei den wegen noch stegen nicht schüten noch tragen noch fur die thuer irer behausungen geussen
    1512 NÖsterr./ÖW. VIII 77
  • der totengreber soll ... die rechten tiefe graben und kalch gnug uff die cerpel schütten 
    1519 KonstanzStat. 150
  • es soll auch bey den prunnen nichts vnsawbers gewaschen, oder darein geschutt, sonnder dieselben alzeit sawber gehalten werden
    1524 SalzbStPolO. 162
  • [Übschr.:] das keyn kot, stayn, mist ... in die V. noch statgraben geschuͤtt oder geworffen [werden soll]
    1554 AmbergGesatzB. 85v
  • die kornmesser ... sollen vß jedem sack oben harauß ein schüßlen voll schauwkorn nemen, dasselbig nebent sich stellen, das vberig in puckten schütten vnd darauß messen, auch eigentlich besichtigen, damit das alles in gleichheit erfunden
    um 1560 RheinfeldenStR.(SchweizRQ.) 300
  • der gröste vnlust werde abendts vnnd morgens aus der statt ... in graben geschutten 
    1578 PfälzWB. V 1521
  • wuͤrde aber jemandt aus solchem werffen, schuͤtten oder giessen [auss heuseren vnnd gemaͤchen auff gemeine strassen] an seinem leib verletzt vnd gewundet, das er dess auch sterben muͤste, vnd der theter ohne verdacht were, als das ers aus fuͤrsatz nicht gethan habe, er mus den gestorbenen sienen
    1583 SiebbLR. III 9 § 6
  • von schadenhaltung der mäurn und zäunen: nit weniger wird ein ieder seinen nachpaurn wegen mäurn und zäun allerdings ohne schaden halten, auch keinen reverendo mist oder ... andere unsauberkeiten daran schitten, dardurch dan schaden entstehen möchte; da aber ain oder anderer ... schaden hierinen verursacht hette, soll selbiger ... den schaden ... abzutragen schuldig sein
    Ende 16. Jh. NÖsterr./ÖW. IX 75
  • welcher gefehrlicher weis auf die gemeind stein schüttet, ist die buß 2 h., vnd die stein widerumb dauon zu tragen schuldig
    1620 ZKulturg. 8 (1901) 174
  • quasi delicta, da jemandem schaden von einer persohn zugefuͤgt wird, [aber] nicht auß vorsetzlicher boßheit ... zum exempel, da jemand unbedachtsamb etwas zum fenster hinaus auff die offene straß schuͤttet oder wirfft und einen vorbeygehenden beschaͤdiget
    1709 Mutach 146
  • in fließendem wasser soll man ... keine saͤgespaͤhne, schaalen, kohlen, gestaͤube von gebrannten kohlen oder meilern zur verhinderung der fischerey und verschlemmung der ufer schütten 
    1711 FischereiWB. 47
  • [sollen] die kleinen fische oder brut, so unter dem gewidmeten maaße sind, wieder in die wasser geschuͤttet werden
    1811 FischereiWB. 33
II abliefern, entrichten; insb. von Abgaben; auch: jn. entlohnen
  • von des klein zehenden wegen ... welichs tags man das heimtragen oder furn will, so soll man das dem pferre in sin huß verkunden, und wer es, das er nit darzu schickte oder niemant keme, der des zehenden werte, so soll man den zehenden zu dem stamme schütten 
    1425 Heidelsheim 778
  • [das ir] alle vrbarn ... geben, gereichen wellet vnd schutten 
    1451 MHungDipl. I 5
  • sie [spital meister] sollen auch zu yeder zeit, so korn oder mehel von des spitals innkommen erkaufft und uff den spital geschutt wirt, allen moglichen vleiß furwenden, damit desselben zu rechter zeit und nach noitturfft mit sturtzen undt wenden gewartet werde
    1500? RheingauLändlRQ. 42
  • [kein muller, sin huoßfrauw ... oder gesynde sollen] keinem burger ... keynerley frucht ... zue malen ... uff die mul schutten, sie haben dann ... die wortzeychen vom dem, des die frucht ist, in iren handen und gewalt
    1507 Baden/Heß,Frauenberufe 79
  • am ersten sollen die urbarßleit die dienst geben zu rechter dienstzeit ... und den habern zwischen des töding und der ersten fastwochen in den cassten schitten 
    1532 OÖsterr./ÖW. XIII 7
  • der froͤner soll schweren, daß er uns unnser gebuͤhrende fron, laut unnserer berckwerchs-ordnung, mit bestem fleiß einbringen, und in derselben die zu geben, und zu schutten ... niemandts verschonen
    1532 SalzbBergO.(Lori) 202
  • [wo] ein gemein hirte gehalten und geschut wirt, soll er [pfarrer] gleich den andern wie fur mitschutten gehalten werden
    1533 MittZwickau 7 (1902) 107
  • auff allen unsern bergwercken ... sol uns als landts-fuͤrsten der zehende centner oder ... der zehendte kuͤbel von jedem ertzt oder kuͤß zu frohn geschuͤt und gegeben werden
    1553 FerdBO. Art. 87
  • wann aber ein durchschlag beschieht, und daß der erbstollen das wasser nimmt, und darzu wetter bringt, und foͤrderung macht, soll demselben erbstollen, nach erkenntniß des bergmeisters und rathsgeschwornen bergverstaͤndigen, das ganze siebente geschuͤttet werden
    1575 Wagner,CJMet. 268
  • das diensttrait solle ... mit gueten schönen trait geschüttet werden
    16. Jh. Steiermark/ÖW. VI 26
  • [schluß,] daß ein jeglicher nach der hufe das getreydigt ... dem huthmanne schuͤtten muͤsse ... nach denen haͤuptern des viehes angeleget
    1668 Klingner II 247
  • [Übschr.:] schütt-ordnung ... und was man für viehe zu schütten billig sein oder nicht
    17. Jh.? ArchUFrk. 17, 2/3 (1865) 300
III
wie schütteln (I); ua. als symbolische Geste bei einem Gnadenakt
  • dass s.gn. den rechten gieren über ihnen schüten vnd also die boess vergeben wolte
    1576 Prüm/GrW. II 533
  • wer aber sach, dass ... jemandts ein boess verwirckt hett, ... woe aber v.gn. herr seine kapp daruber schütt vnd gebe den ledigh, darin soll der vaut nichss zu sagen haben
    oJ. Prüm/GrW. II 540
  • da einer ein boess oder leib vermacht hette, vndt mein herr von P. den kopf schütten oder losgeben würd, soll der vogt kein fragens darnach haben
    oJ. Eifel/GrW. II 544
IV wie schütteln (II) 
  • súln dem gotzhús swenne der wingart ze vruht kvnt, vnd das geboͤme, den win halben so er gestossen wirt. vnd das obs halbs so es gelesen wirt alde gescv&komma;tet aͮnͤ geverde vnd ane valsch . vnd ane schaden v&komma;f der hoftstat entw&komma;rten des gotzhus rehten botten
    1286 Zürich/CorpAltdtOrUrk. II 193
  • wär aber, daz der meier [eichlen] schütte [wenn die Bauern ihre Schweine zur Mast dorthin treiben wollten], so soll er ein fuosz han an denselben baum und soll um sich weren
    1406 Aargau/GrW. V 81
  • sijn die telge nyet boghe, soe en sullen die boemtelghen over den thuyn nyet hanghen, dijnen nabueren te scaeden, want dijns naebuers cruyt of boeme wassen des toe quelliker. of wolde he lichte een ghebouwe daer op setten, soe hinderden se oen, daer omb sallmen se af houwen. schuddet ymant sijn aeft, wat in sijns naebueren hof vellet, dat blijvet oen
    1426/40 KleveStR. Art. 427
  • ir [scharwechter] werdent sweren, zů allen thoren ze gand vnd fuͥr vnd liecht ruͤffen vnd die kettenen an den thoren schuͥtten 
    1435 LaufenburgStR. 82
  • die pünten gegen pünten sollen einanderen den abfal geben, es werden gleich die bäum geschüttet oder abgeleszen, und solle, der den abfal fordert, den schütterlohn helfen abtragen
    nach 1523 St. Gallen/GrW. VI 375
  • schudden und lesen steht dem huise to
    vor 1575 Westfalen/GrW. III 170
  • was das anriss belangt, was für obs oder frücht von bäumen von einem anderen gut einem anderen uf das syn überhin falt, es risse oder werde geschüttet, das soll ouch dem selbigen für das syn bliben one des anderen theils intrag
    1597 LuzernRQ. I 446
  • wann ein mann, frau, knecht, mägt oder kinder, betretten würde, der dem andern sein obs bey tag oder nacht abbreche, schütte, oder schläge, der soll von der oberkeit gestraft werden
    16. Jh. PfälzWB. V 1522
V etw. aufschütten, anhäufen, durch Aufschüttung erstellen
  • das der brukhmaister ... mit vorrat fursehen sey, ... das dieselb brukh aufs furderlichist widerumb geslagen, gemacht, geschutt und verglenndert werde
    1526 WienRQ. 289
  • teicht, weier, vischgräben, einsetzen und dergleichen mag ein ieder auf seinen gründen schütten und machen, doch andern ohn schaden
    1599 NÖLREntw. V 166 § 2
  • dieser [soll] die busse abzugelden schuldig seyn, der ohne willen und vorbewust seines gegentheyls koppitzen schüttet oder graͤntz-zeichen machet
    1741 Friedenberg,TractJurPract. I 2 S. 236
VI (Land) anschwemmen, anspülen
  • daz wir in geben, swaz di Tunaw geschutt hat ab ir aigen ze Gemund wider auf ir aigen
    1328 MBoica XIII 250
  • swa daz wazzer schütt überal in unserm land, mitten in dem wazzer ... di selb schüt ist von recht unser
    1335 MBoica XIII 252
VII Ertrag bringen, Ausbeute erzielen
  • bergkwerck koͤnnen nicht alle jar schuͤtten 
    1562 Mathesius,Sarepta 87r
  • drey schock garben schütteten drey scheffel, gaben so viele körner
    1808 Adelung2 III 1695
VIII zur Versteigerung anbieten; bieten, Gebote abgeben
  • sal man die wiin assis uyssgeven ze schudden ind weym sy bliift, de sal alle moynde vur den rait rechenschaff duyn van man zu manne up geswoeren eyt. ind als sy up dat hoegeste komen is, ind nymann me schudden en wilt ind man sy up slain sal, so mach der rait off hee wilt die ass. nochdan behalden ind besetzen, off en dunckt dat der steede beste is
    1393 AachenStRechn. 77
  • in sall egeyn man van deme raede eynche assise schudden noch ouch hemelich noch offenbaer daermeede geselschaf haven, up den eyt, den he deme raede gedaen hait
    1428 Loersch,AachRdm. 201
IX etw. auslösen, va. durch Ausübung des Näherrechts?
  • egeyn naturliche kent in maigen egeyn guyt schudden van maisschaff wegen, noch ere elige kent, als verre dar eynche magen ayn weren
    1420 Loersch,AachRdm. 106
  • [Übschr.:] van zense zo schudden 
    1420 Loersch,AachRdm. 108
  • steyt der tzens zu loesen, so mach der leynhere den tzens schudden 
    1420 Loersch,AachRdm. 109
X etw. einlegen, einbringen
  • ihre verdienst in die gemeinsame hausshaltung geschüttet 
    1684 SchweizId. VIII 1545
XI beim Brauen: (Malz) zugeben
  • klaren vnd richtigen verzeichnuͤssen, wie viel scheffel gersten oder maltz auf jedes gebrewde geschuͤt, was dorauf gegossen, wie viel faß, viertel, tonnen oder eymer bier doraus worden, auch was davon ausgeschanckt oder verkaufft
    1557 CAug. II 1371
  • wer dawieder [Brauordnung] thete, zu viel schutte zu viel giessen lies, oder unbesiegelt bier verkaufte oder verschenckte, der soll zehn schock zur straffe verlustig seyn
    1567 ZittauStR. 127
  • befehlen wir hiermit allen und jeden gerichts-herren, raͤthen in staͤdten, und welche mit bierbrauen ihre nahrung suchen, oder sonst des brauens berechtiget seyn, daß sie ... mit schuͤtten und giessen die gesetzte maße halten
    1646 CAug. II 1446
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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