Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Schutzgeld

Schutzgeld

, n., Schüttegeld, n.

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I allg.: Abgabe an einen Schutzherrn (II) für gewährten 1Schutz (II) 
  • ein scheffen sall auch soilche gift und gaben vom rait haben gleich eim woilgepornen des raitz mit ... schutzgelds freye und frye wonungen
    1366/1424 KoblenzGB. 76
  • daz er, alslange er zu E. wanet und sich reisig heldet mit perden und harnesch, uns, unsern nakomen und stifte keine schetzunge, sture, volleist schutzgelt geben [sal]
    1409 Trier/Lamprecht,WL. III 259
  • die erbarmanschafft und die stat F. haben gebeten sie des schutzgeldes zcu verheben von irer friheit [wegen]
    1458 FreibergUB. II 170
  • [Stadt hat dem Landesherrn] sulch gelt zcu dem schuczgelde gereicht vnde beczalt
    1458 MeißenUB. 77
  • [die geistligkeit ist gedungen] schutz, buttel- und wachtgelt und andere unpflicht der stadt, noch mehr dan ein ander verpflicht burger zu geben
    1523 PommJb. 6 (1905) 61
  • dieweil vil cloͤster vnnd prelaten sein, die jre besondere voͤgt, so man zů latein aduocatus nennt, haben, vnd denselben jezůzeiten von solcher vogthey wegen ... ain jaͤrlich vogt- oder schutz gelt geben, sollen dieselben voͤgte jhrer pflichten vnnd aͤmpter ... jres thails genuͤgen vnnd volnziehung thůn
    1548 Perneder,Lehnr. 26v
  • ist in dissem ampt an schutz- oder schirmgellt nichts im gebrauch
    1578 Boxberg 802
  • schotzgeld der acht moeselldorffer, auch gerechtigkeit mein gnediger herr daselbst hat: lieberen die acht moseldorfer jarlichs zweihundert zwanzig gulten genant kerffgelt
    1589 ErlAtlRhProv. VII 101
  • im selben ist vor alter her järlich zu zwo fristen zwai pontätung durch den inhaber H. gehalten worden. darzue muessen alle unterthonnen im ganzen dorf wann man den gloggenstraich tuet fur die gemelt obrigkait personnlichen erscheinen und ieder zween pfening schucz- oder pontätunggelt erlegen
    16./17. Jh. NÖsterr./ÖW. VII 795
  • an andern orten teutschen landes ist auch noch eine art der leibeigenschafft so ferne zu finden, daß gewisse personen ... ein gewisses wegen jhr selbst eigenen leiber ... entrichten muͤssen ... hieher koͤnte man auch ziehen daß an etlichen orten uͤbliche schutz- oder vorspruch-gelt von jeden unterthanen
    Seckendorff,Fürstenstaat (1660) 256
  • mit allen in dieser vorher benahmbste hoͤffe ... gehoͤrigen pertinentien an feldern, wiesen, weyhern und weyher-staͤden, dann holzwachs, hueth, trifft und waidt, auch allen ... gefaͤllen, an erbzinsen, guͤlden, schutz und lehengeld, frohndiensten und weisatstuͤcken, in summa allen und ieden schuldigkeiten
    1694 GeöArch. I 1 S. 153
  • alle innwohner, welche sich in dem purkfridt E. befinten, sein schuldig jährlich der herrschaft ein jedwederer einen schilling ... zu geben, ... genant von altershero daß schuzgelt 
    17. Jh. Steiermark/ÖW. VI 297
  • der oeconomiae inspector ... hält die arrendatores, bauren und instleute an zu abtragung der arrende, zinsen, dienst- und schutz-gelder, welche allesambt der cämmerer einheben muß
    1724 MittKönigsberg 2 (1910) 174
  • das schuz- oder gemain- und reverendo mistgelt [solle] von denen inwohnern fleißig eingefordert und getreulich in verraitung gebracht [werden]
    1733 NÖsterr./ÖW. VIII 1105
  • cessions-instrument: ich ... übergebe hiemit besagtes landgericht nebst dem ponngerichtspfenning, schuzgeltern, auch gewöhnlicher gerichtsrobath und somit cum onere et honore
    1755 ArchKärnten 20/21 (1912) 18
  • nachdem jedoch die vom imploranten sich angemaßte erhebung des bienenfluggeldes oder immengeleits nicht so, wie die einforderung des staͤtegeldes, fuͤr eine folge des grundeigenthums anzusehen ist, sondern dieses fluggeld vielmehr der regel nach blos dem gerichtsherrn allein als ein schutzgeld zukoͤmmt ... so findet das angebrachte gesuch keine statt
    1792 Hagemann,PractErört. I 258
  • schutzgelder und laudemien gehören gewöhnlich zu den nutzungen der civilgerichtsbarkeit
    1794 PreußALR. II 17 § 116
II
von Schutzjuden (jährl.) zu zahlende Abgabe
vgl. Judengeld
  • ob er [judde] aber mitlerzeit der zehen jar abzihen wurd, sol er auf dem erschienen schutzgelt von dem jar, darin er abzeucht, zwenzig gulden in golt fur den abschiet uns geben
    1530 MarburgRQ. II 560
  • soll ein jed jud, so allhier in dem gräflichen marckht Embss sich haussheblichen niderlesst, der herrschaft järlich zu schutz- und schirmbgellt bezalen zehen gulden samt zwey gemästen gänssen
    1617 Tänzer,GJudVorarlb. 23
  • soll ein iedes par juden der herrschaft jährlich schuzgeld geben p. 10 f. und ein pfund pfeffer
    1642 BlNÖLk. 2 (1866) 23
  • anreichend die judenschafft und deren vergleitung in M.: ... umb die freyheit, dieselbe gegen gebührendes schutz-geld ins künftige weiter zu vergleiten, unterthänigst ansuchung gethan
    1659 Culemann,MindenLV. 286
  • jüden schütz: wirdt von herrn landtschreibern gefordert undt erhoben, seint aber zwen allhier wohnhafft, deren yeder in die landtschreiberey ahn schutz geldt jährlich 24 fl. erlegen muß
    1671 RheingauLändlRQ. 217
  • an judenschutzgelt: wann ein jued sich in pfältzischen orten sezen will, muß er mit zufriedenheit der gemein von gnädigster herrschaft zuförderst consens außbringen, sodann wegen deß scheingelts vergleichen ... wann er auch wieder außer Pfaltz ziehet, ein solich schutzgelt nachtragen
    1678 KirchheimW. 69
  • wann ... ein jude seine kinder verheyrahtet, so sollen solche ... kinder ... im lande nicht geduldet werden, sie haben dann gehoͤrige schutzbrieffe ausbracht und erlegen jaͤhrlichen das mit ihnen uͤberein kommene schutzgeld 
    1679 HessSamml. III 123
  • diese 3000 rthlr. schutz-geld [sollen] ... von dem gantzen corpore der alhier sich in unsern residentz-staͤdten aufhaltenden vergleiteten judenschafft ... jaͤhrlich auf michaelis von denen eltesten ... aufgebracht [werden]
    1700 CCMarch. V 5 Sp. 131
  • ein jeder schutzjude muß jaͤhrlich ein gewisses schutzgeld, welches man auch kopfgeld, toleranzgeld, toleranzcanon etc. zu nennen pflegt, dem landesherren entrichten
    1784 Krünitz,Enzykl. 31 S. 505
  • ein fuͤr viele reichsritter sehr betraͤchtliches gefaͤll ... ist das schutz- und schirmgeld, welches sie von den auf ihren territorien sich aufhaltenden juden [erheben]
    1786 Kerner,RRittersch. I 206
III Abgabe von Personen, die sich längere Zeit ohne (volles) Bürgerrecht in einer Stadt oder einem Territorium aufhalten, für die Gewährung von 1Schutz (II); Beisassen-, Hausgenossengeld; auch als einmalige Abgabe beim Zuzug
  • jeder außzügler und innwohner soll hinfüro der allain 2 s d, der aber beehelicht 4 s d schuczgeld unnd jede persohn ain schnittag ... järlich zu laisten schuldig sein
    1598 Grüll,Bauer 247
  • [was] schutz- oder politen-geld von den fremden kraͤmern, fechtern, spielern, spiel-leuten und unzuͤchtigen weibern ... belangen thut, solle solches alles hinfuͤhro vom erb-marschallen unterlassen, und er sich dessen nicht anzumassen haben
    1614 Moser,StaatsR. 45 S. 381
  • von allen neu antretenden amts-unterthanen [muͤssen] ein mann-thaler zu schutz-gelde ... erlegt werden
    1634 Pufendorf III 106
  • dass künftiglichen ein jeder und jede [Hintersasse], jehrlichen zu den obrigkeitlichen henden, für das bestimbte schutz und schirmgeld erleggen [sollen]
    1660 Friedmann,FremdeZürich 49
  • es soll auch niemandes ... zu haußgenossen eingenommen werden, sondern der wirth soll den haußgenossen fuͤrstellen, dem rathe seinen geburths-brieff und kundschafft fuͤrlegen, und darneben einen guͤlden schuzgeld ... entrichten lassen
    1662 Querfurt 151
  • ein yede persohn, so von gnediger herrschaft den beysiz hat ... solle schuldig sein, jährlich 30 kr vor beysiz oder schuzgelt zu zahlen
    1666 WürtLändlRQ. III 206
  • wenn verheyrathete kinder, um derer eltern hohen alters und unvermoͤgenheit willen ... sich bey denenselben an ihren brod und dienst befinden, so moͤgen sie zu keinem schutz-geld angehalten werden
    1684 AltenburgSamml. I 156
  • dergleichen haͤußlinge, so keine immobilia haben, sondern der dorfschaft oder jemand derer einwohner nur etwas zu huͤlfe geben, [sollen] ... so lange sie sich an keinem orte wohnhaft niederlassen ... einen reichsthaler jaͤhrlich an schutz-gelde geben
    1692 Pufendorf IV app. 550
  • nachdem ... sich aber in denen residentz-staͤdten und vor denen thoren viel herrenloß gesinde ... aufhalten soll, so sollen alle dergleichen leute ebenfals mit einem billigmaͤßigen schutz-gelde, da sie ... des landes schutz geniessen, beleget [werden]
    1701 CCMarch. IV 5 Sp. 242
  • [soldatenweiber sind] nach des mannes tod vom schutzgelde frey, sie muͤsten den buͤrgerliche nahrung treiben
    1771 Zincke,KriegsRGel. 39
  • alle unsre armen hintersassen und schutzverwandten werden, wenn sie in eine der dreyen armenklassen aufgenommen werden, so lang sie darinn bleiben, von dem so wohl uns, als unsren gemeinden zu entrichtendem schutzgelde frey gesprochen
    1779 Wüst,Policey II 767
  • ihre [postbediente] eheweiber aber moͤgen sich desjenigen, was anderer hausgenossen weibern zu leisten oblieget, mithin auch der abentrichtung des hergebrachten schutzgeldes ... nicht entbrechen
    1794 Schwarz,LausWB. IV 70
IV von Handwerkern und Gewerbetreibenden zu zahlende Abgabe als Gegenleistung für den Ausschluss unprivilegierter Konkurrenz
  • sollen die zunften jarlich das schuzgelt, iede zunft seinem vermügen nach, bei iren jarstag zu handen des richters ... erlegen
    1594 OÖsterr./ÖW. XII 266
  • ein ersambes handwerk der pöcken zu K. geben ihr jährlichs schuzgelt, daß man innen ... die sudlpöcken, so sich in disen landgericht befinden, an alle sontag- und kürchtagzeiten ... fail zu haben abschaffen [sollen]
    17. Jh. Steiermark/ÖW. VI 296
  • jeder meister und wittwe der schuster zu Z., so das handwerck treibet, [giebet] jaͤhrlich auf pfingsten sechzehen pfennige ins procuratur-ammt, oder probstey schutz-geld, damit kein pfuscher auf der probstey oder herren-freyheit feil haben doͤrffe
    1722 Beier,HdwLex. 389
  • [gegenüber dem staabsmarketender] bleibet dem obristen, dem major, denen kapitains, dem adjutanten und dem profos ihre bey der armee gewoͤhnliche gerechtigkeit, schutzgeld oder stechmaaß unentzogen
    1793 Schwarz,LausWB. III 262
V wie 2Schützengeld (I) 
  • ausgeslossen, was wir sust zcu schuczgelt, auf unser soldner zu czerung in der stat geschafft, des vil ist, auch zcu paw an unser stat bedorfen
    um 1470 EgerChr. 292
  • dafern nun ein solcher lehrjunge dergestalt arm und verlaszen were, dasz ihm diesen gottespfennigk und schutzgelt uffzubringen unmüglich sey, soll sein meister ... diese 3 rthal ... vor ihm zu verschiesen schuldigk sein
    1688 Stieda-Mettig 691
VI Geldzahlung für das Schützen (VI) von Vieh; Pfandgebühr zur Auslösung des Viehs; auch: Geldbuße für Flurschäden
  • waert dat den scutter meerre scade ghedaen waer dan sijn scutghelt droeghe, dat sal dieghene die dat ghescutte goet sijn is, beteren
    1393 GorinchemRbr. 43
  • wie beesten scut opten dijck off uterdijck, die sal se houden drie daghen, so mach hy se dan die burghemeisters leveren, ende dat schutghelt sal hy van den burghemeister ontfanghen
    1405/22 (Hs. 1560) WestfriesStR. II 267
  • neme ijemant den anderen sine schuttinghe teghen sinen willen die sal breken der heerlicheit drie heren pont, ende sal nochtant siin schutgelt betalen den ghenen die se gheschut hadde
    1431 OYStR. II 5 S. 18
  • sal der bade da aff syn schuttgeldt nemen ... ind were sache, dat der baede niet by der handt en were, so magh der ghene, des dat erve is, selfs off syn gesinde sulche have schutten ind heym dryven, ind dat schutgelt darvan nemen
    1456 RatingenWQ. 115
  • soe wiens verrekin geschut woirde, die sal den scuttere gelde voir houdenisse vi miten sdaechs ende voir tscutgelt eene grooten eens
    1485 ZierikzeeRbr. 282
  • [befunde] einer einen in seinem eignen schaden ... derselbig sol macht haben, den bescheidiger selbst zu phenden, gleich als wan der geschworn schutz selbst zugegen were, vnd dem schutzen, der nicht fleißig zugesehen, [sol] das schutzgelt entzogen werden
    Ende 15. Jh. CCNass. I 1 Sp. 72
  • szonsten soll sulig verstrichen guidt dem eigner, wan atzung, schutz-geldt und andere unkost abgezogen, und gekuͤrtzet, ohne weithern aufschlagh die versperrungh unweigerlich wiederum zugestalt und gegeben werden
    1573 Culemann,MindenLV. 97
  • de buiren van P. replicheeren, dat de van W. niet sullen konnen bewysen enich consent van recht gehadt tho hebben, de schaepe sonder schutgelt daetlycken weder an te tasten
    1573 DrentheGoorspr. II 96
  • [die ochsen, pferde und dergleichen sollen] geschuͤttet und so lange angehalten werden, biß ... dem schuͤtter ... gebuͤhrendes schuͤttegeld entrichtet
    1625 Hackmann Mantissa 45
  • die von L. verordnete wachtmeister, als inspectores der gemeinen weiden [haben] junckeren H. ... zustendige heerde schapfe auf der drift ... geschützet und hierein gebracht, deswegen vorgemelten junckeren ... schepfer den folgenden tagh die schapfe mitt zwey reichsthaler schüttegeldt redimirt und geloset hatt
    1641 Lappe,Lünen 118
  • damit aber mit dem pfand-gelde und holtz-bruͤchten ... die unterthanen nicht gar zu hoch uͤbernommen werden moͤchten, als sollen dieselbe hiemit ins kuͤnfftige ... hoͤher nicht angeschlagen noch gesetzet werden, als das pfand- oder schuͤtte-geld, vor eine kuh 1 mgr.
    1659 Culemann,MindenLV. 284
  • die bauren [machen] ... ein placitum oder bauer-beliebung unter sich ... wessen vieh in des mannes korn oder wischen eingeschuͤttet wird, daß der so und so viel schuͤtten-geld geben oder ein pfand davor legen soll
    1717 Blüting,Gl. III 93
VII
Bestechungsgeld
  • beamte [lassen sich] durch straͤflichen geitz und wucher um gewisses schutz-geld oder anderes absehen [darzu verleiten Zigeunern auffenthalt zu geben]
    1705 CAustr. III 495
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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