Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Selbscholl

Selbscholl

, m., Selbsolle, m.

zu sollen

I wie Selbstschuldner (I) 
  • wirt ein man des andern bvrge. iener habt sich an den bvrgen oder an den selb scholn swelhen er wil, da hab sich an vnd ist der ander ledic
    um 1275 Schwsp.(L.) LR. Art. 353 I
  • lihet ein iude sine phenninge uf ein ros das sol er zeim fuͤterer stellen unde sol burgen daruf naemen. geschiht dem rosse iht von des iuden schulden, den schaden sol der iude haben. geschiht aber dem rosse iht an des iuden schulde, den schaden sol der selpschol haben unde sine burgen
    1276 AugsbStR. Art. 19 § 5
  • hat danne der selpschol aigen, da sol man den gelter hine wisen
    1276 AugsbStR. Art. 131 § 2
  • [sie] sint im der zwelfpfunde Regenspurgær pfenninge danne auch selpscholen 
    1297 Regensburg/CorpAltdtOrUrk. IV 45
  • daz wir [König Ludwig] si [Bischof u. Bistum von Eichstätt] von allem gelt gemeinlich und besunderlich, des si allen juden schuldich sint ... ledich und frey, an allen schaden machen suͤln und des rehten selbschol und gewer an aller stat, do in des not geschit, sein und wesen suͤln
    1315 MGConst. V 272
  • setz im dar vmb zv miͤr ze porgen G. den landrihter ... der auch mit samt mir selbschol ist vmb daz vorgenant gůt vnd mit mir dar vmb gehaizzen hat
    1324 CDAustrFris. II 136
  • swer vor dem rechten wirt angesprochen umb gelt und stet der selb, der do angesprochen wirt, ân laugen, er sey sel schol umb daz selb gelt, der mag chain gewern darumb bestellen
    1340 MünchenStR.(Dirr) 360
  • daz wir ... si [Burgrafen von Nürnberg] und ir erben, ir selbsollen, pfaffen oder leyen, und ir puͤrgen ledig und lose sagen aller der schulde und des geltes, haubtgůtes und schaden, des si iw schuldig worden sein und gelten suͤllen, swie si iw daz selbe gelt verpuͤrget und verschriben habent
    1347 MGConst. VIII 348
  • sol ouch niemant dem andern dar vmb pfand nemen noch abziehen, weder den selb schollen, noch den geweren, noch den buͤrgen
    1396 MemmingenStR. 293
  • es mage auch der schelbeschol mit dem eyde keinen purgen gelossen gegen dem, den die schulde angehort
    Ende 14. Jh. BambStR.(Parigger) § 66, 3
  • sullen wir vnd vnsere porgen in ... das obgenante wysmad entledigen vnd richtig machen ... täten wir des nicht, swelchen schaden sy des nämen, den selben schaden sullen wir vorgenante selbscholn vnd porgen in ... abtun
    1403 MBoica XVII 165
  • [Schiedspruch:] daz alle geuangen ... zu baider seit, ledig sein, vnd alle schatzung, die vnbetzalt ausstat, vnd die brief, die darumb gegeben sind, alle selbsholen ... ledig vnd ab sein
    1420 Brandis,Tirol 466
II
Gläubiger
  • swer porg wirt, der mag nicht ledich wern, uͤntz der selbschol gewert wirt mit pfant oder mit pfenning, und mag suͤst von chainer red nicht ledich werden, in sag dann der, dez puͤrg er ist, ledich
    1340 MünchenStR.(Dirr) 363
  • wem die stat wirt verbotten von redlicher schuld und gûlt wegen, der sol von den fridsuͥlen sin und nit darin komen, untz daz er sich setzet und rihtet mit sinem selbschollen, der im die stat hett verruͤft
    1382 LeutkirchStR. 59
  • swelhen friͤd oder suͤn der selbschol geit, den selben friͤd oder suͤn sullen all sein frewnt und all, die in anwinttent ... wehalten
    2. Hälfte 14. Jh. MünchenStR.(Dirr) 527
  • wann die drei tag aus chöment und der schelbschol nicht pezalt ist, so mag er di pfant dann wol gein O. füern und auf die gant slahen
    1402/50 Bayern/GrW. III 135
III wie Selbsttäter, Schädiger (II); selten auch mit Bezug auf ein Tier (Beleg 1276)
  • swer sein volger ist vnd mit helfe mit im gat [bei der haimsůchunge]. die sint alle schuldich die suͤllen auch puezzen als der selb schol 
    um 1275 Dsp.(Eckh.1971) LR. Art. 102 § 3
  • wil er [Eigentümer eines Tieres, das das Tier eines anderen angegriffen hat] im [Geschädigtem] den selpscholn geben daz den schaden getan hat, so ist er im keins phenninges schuldik unde hat im damit gebezzert, und ist der awasel des der da gebezzert hat
    1276 AugsbStR. Art. 11 § 3
  • ist ez der helfer einer [zu einem raup] man shol vber in richten als vbr den selpsholn 
    nach 1280 Schwsp.(Langform M) LR. Art. 214
  • daz nieman dheinen schedlichen man behalt. behalt er in ..., swaz er schaden tůt ... den sol er fuͤr in gelten ... und der den schaden getan hat, der sol bereden selb dritte, daz des schaden als vil siͤ, oder der dem der schad gechehen ist, der bered den schaden selb dritte. und antwrtet man den selbscholn dar, so ist dirre ledikch
    1281 MGConst. III 270
  • wer aber darzů hilfe oder rat gibt unde sein vndertribel ist, daz burgerleut und ir hindersezen verdinget und beschatzet werdent, daz sol und wil dev stat warten hin zů sinem leibe und zů sinem gůt ze gleicher weize als hin ze dem selbscholn, der sein orthabe ist
    13./14. Jh. NürnbPolO. 53
  • wer di [die dheinen schaden tůn mit rauben] ... mit wizzent hauset oder heymet, der ist in den schulden als der selbschol 
    1340 MWittelsb. II 367
  • von dem selbscholen der die unzuht getan hat, ij pfenning
    1379 Tirol/ÖW. V 384
  • [bei Vergewaltigung] soll man iren selbscholl straffen und richten
    1467 OÖsterr./ÖW. XIII 106
IV Geschädigter
  • swa ein man wunt wirt und der selbe und siner friwende einer oder mer ienen in die aehte bringent der die wunden getan hat, chumt daz darzu daz der selbe dem vogte bezren wil und dem selpscholen, und git im der selpschole frid uf die selben rede, so sulen im auch die friwende fride geben
    1276/1370 AugsbStR. S. 117
  • vmme eyn lemed gevallen vyerczen mark: czehen dem selbschol, drey dem richter, ayne den schepen
    vor 1368 IglauOberhof 149
  • wer dem andern fraveleich under sein trupfstal laufet, der ist dem gericht vervallen umb l ℔, und fronpoten ij ℔ und dem selbscholen als vil
    um 1400 Tirol/ÖW. V 435
  • wer dem anderen sein ertreich fravelich hin wässert, der ist dem selbscholen umb l ℔ vervallen
    um 1400 Tirol/ÖW. V 437
V allg.: derjenige, den etwas betrifft, Hauptperson iU. zu einem Mitbeteiligten
  • swa ein dinck geschiht vor gerihte, daz man erzivͤgen sol mit den dinchliuͤten, swan man darumbe sagen sol, da sol der selpschol bereden, und suͤlen die ratgeben oder ander erber liuͤte, die an dem geriht gewesen sint, ouf ir ait sagen
    1276/1370 AugsbStR. S. 179 [hierher?]
  • kein schaffer mag gesein in eins andern dinge ane genuktuunge, ab di selb-scholn das ding stete zu halden ader das gericht ding czu losen fur ir schaffere, si von aller genuktuunge auf czu heben, sich in keiner weise verpinden
    Ende 14. Jh. Zycha,BöhmBgr. II 219
unter Ausschluss der Schreibform(en):
unter Ausschluss der Schreibform(en):