Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): singen

singen

, v.


I (ein Lied) vortragen, mit der eigenen Stimme musizieren

I 1 als lautes, ungebührliches Verhalten, Lärmbelästigung
  • den würten bevelchende, ire gest ... obgemeldt mandaten und insonders des zů-, übertrinckens und ässens, singens, schryens etc. stat ze gäben, vermanen
    1529 BernStR. VI 1 S. 414
  • das ... in den hochzeithaltungen am kirchgang, vnnd den malzeiten ... vil vnzucht, mit schamperen reden, geschray, singen vnd andern vbln geberden, ... vil abergleubisch mißbreüch geuͤbt vnd getriben werden
    BairLO. 1553 IV 6, 5, 1
  • sich des schryens, thobens, singens üppiger liedern müssigind
    1563 ArchBern 16 (1902) 646
  • wie jhnen als witwen vnd weibs personen, das so vbel anstehe, ... wann sie ... pancket halten, do auch bißweilen deß jubilierens, tantzens, springens vnd singens kein ende ist
    1576 Damhouder,Patrocinium 39
  • [der statt knächten söllend] uff das unnzüchtig wäsen, geschrey unnd schampere geseng, jöucken unnd unnfuogen achten, ... die widerspännigen ... ann zeigen, ... sunderlich der lychtvertigen und schamperen liederen halb inn dem ring singen 
    1594 LuzernSTQ. IV 504
I 2 zum Sammeln von Almosen und milden Gaben; auch als Wandergewerbe
  • swelich burgere, vrowe oder man, an dem iars obende singit vor eins hus, der gibt vunf solid. dem rathe
    um 1300 NMittThürSächs. 3, 1 (1836) 71
  • ze wihennehten ward ... verbotten, das weder phiffer, winruͤffer noch waͤhter ... zů kains burgers hus gan soͤllend umb opherphenning in ze geben; und dz nieman singen sol, denn die fundelli
    1388 KonstanzRbfRotB. 52
  • welicher ... singen wil umb daz allmůsen, der mag daz tůn uber die strassen, von gassen zu gassen geeund und nicht still steeund
    1443 WienRQ. nr. 58
  • wo yemant, dem vergont were zu petteln, nach dem almusen sunge durch die gassen hinweck, dem solt es erlaubt sein
    1478 NürnbPolO. 318
  • das niemand (ausser nach gesetzten personen ...) allhie vor den heusern singen oder petteln solle
    1554 AmbergGesatzB. 82v
  • soll auch den armen schulern ..., die, wie obstehet, jren enthalt sonsten nit gehaben moͤgen, das singen vor den heusern, vmb das almusen beuorstehen, doch sollen sie in der wochen ... lenger nit, dann nach ende der vesper biß gegen der nacht singen 
    1554 AmbergGesatzB. 83r
  • von landtfahrern, singern vnd reimensprechern: ... leichtfertig volck ..., die sich auff singen vnd sprüch geben [werden gestrafft]
    RPO. 1577 Tit. 31 § 1
I 3 als Schmähung, Beleidigung
  • so ich mach ein lied oder dichtet ein brieff, ... darinn ich ein andern schmaͤhe, ... wer sollichs schreybt oder singet, sol gestraff werden
    1436 (ed. 1516) Klagsp.(Brant) 12r
  • schmach, die da geschicht mit worten oder schrifften, als schmelich von einem zuschriben, singen schentlichen lieder oder zeichen machen ... soͤllen innerhalb einem iar ... gerechtfertigt werden
    1498 WormsRef. III 1, 28, 4
  • famuese liedekins die men maect om te singhene ende met sanghe yemende te blamerene ende diffameerne
    1515/16 Wielant,InstrCrim. 255
  • sollen hiemit alle schand und buelenlieder zu singen verboten sein
    1559 Mecklenburg/Sehling,EvKO. V 268
  • söll ir keiner ainich unzuehtig lied bei sölicher versamlung nit singen, noch ainich unzuehtig wörter nit treiben
    1573 Schoenlank,NürnbGesellenw. 386
I 4 bei einem Meistersingerwettbewerb
  • uff den pfingstag ... so man umb einen krantz singet, oder so ein frembder meister harkeme, solle der, so die kron gewunnen und ann im dreit, gantz ürtin frey sein
    1549 Alsatia 1873/74 S. 104
  • so dann vnser singenn ein end hatt, vnd die kron sampt andren gobenn außgeteilt, sollen die mercker vnd singer sampt andrenn bruodernn mitnander zu der obenn irtin ziehenn, doch inn kein würtzhauß
    1549 Alsatia 1873/74 S. 107
  • es mögen an der zech ein schul umb die ander singen vndt das gleich thema führen, aber anders in der leng vnd in den reymen
    1563 ZKulturg. 3 (1896) 272
I 5
bei der Arbeit
II verkünden, allgemein bekanntgeben
  • welch gast oder burger als verre ze bann kompt, das man von sint wegen nit singt oder lißet, wa der ist: wer den hußet oder hoffet oder essen ald ze trinken gibt oder im sin ross stellet, der sol 5 lb d ze bůß geben
    14. Jh. KonstanzRotB. 65
  • he wolde deme copmanne gerne helpen unde by alder vriheit behalden ... [alsz he] den koningh unde den steden gesungen unde screven hadde
    1417 HanseRez. VI 431
III (einen Gottesdienst) im Sprechgesang durchführen, rezitieren; eine (gesungene) Messe halten
  • H. de prester, de dar nu to B. singet 
    1384 GöttingenUB. I 340
  • dat nement in der stad L. scholde legghen interdictům, ... also dat de rad begerde van beyden closteren, dat se synghen wolden ... unde lovede se schadelos to holdende van aller beswaringhe
    1438 LübChr. IV 2
  • [so die altaristen] sumig wurden sin, iczlicher syne messe czuhaldene, zcusingene adir czuleßene, ... danne so sal man dem sumigen, der sie singen sulde, drie gr. vnde, der sie leßen sulde, czwene gr. abeslan von synen renthen
    1452 LeipzUB. I 229
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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