Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): sprengen

sprengen

, v.


I etw. versprühen, verspritzen; jn./etw. besprühen, besprengen, bespritzen; Feuerfunken fliegen lassen (Beleg 1598)
vgl. Sprenggeld
  • sprænge se mæssepreost haligwæter ofer hig ealle ⁊ heora ælc abyrige þæs haligwæteres [es sprenge der Priester Weihwasser über sie (Beteiligte eines Ordals) alle, und ihrer jeder koste vom Weihwasser] 
    um 930/1020 (Hs. um 1125) Liebermann,AgsG. Ordal 4, 1
  • there ofledene [to] vndvngande fon tha houwe alsa ma fon tha huse fon dedum and fon daddelem and fon lemethem ... were thi bete, ther tha dede deth, and sprensze thet hof and lestet bon [von der (Klage wegen eines) Fehdeüberfalls auf dem Kirchhof soll man sich auf gleiche Weise reinigen wie beim Haus(überfall) von Verwundungen, Totschlägen und Lähmungen ... nur soll der, der die Wunde schlägt, sie büßen und den Kirchhof (mit Weihwasser) besprengen (lassen) und die (kirchliche) Bannbuße entrichten] 
    Ende 13. Jh. BrokmerR. 44
  • welich laͤut auch begraben wurden an geweihten steten die man da niht begraben solt, die solt man wider auz graben, ob man wesst wo ir gepain laͤg, vnd die stat solt man dann wider sprengen mit heiligem wazzer daz ein pischolf geweiht hiet
    1390 (Hs.) BerthRechtssumme 364
  • ist des streytes recht / daz man den veinten send ein knecht / in einem rotenvarwen tuoch / mit swert und auch mit hantschuoch / gesprenget ser mit rotem pluot
    um 1410 Wittenweiler,Ring 201
  • sie hatt ain krutzifix, darvon hie gesagt ist worden, es schwitz blůt, mit dem blůt irer nasen gesprengt 
    1512/27 AugsbChr. V 86
  • als werdet jr die weil vertreibn / fuͤr vielem vnfall sicher bleibn / vnd bey euch han der engel viel / mehr als wol bey dem kartenspiel / darein sich gern der teuffel mengt / vnd mit dem leuchter vmb sich sprengt 
    1598 Ringwaldt,Wahrheit 89
II
(mit einem Pferd) anstürmen, wild reiten; galoppieren
bdv.: rennen (I)
  • der marschalc sal niht âne urlop des meisteres, ob er engegenwertic ist, an die vîende sprengen noch heizen sprengen 
    1264 DOrdStat. 105
  • der sprangt und domlet im vorhoff das pferdt nach vortheil
    1377 ZimmernChr. I 481
  • sy und jre knecht, so sy durch die statt ryttend, söllent sich deß sprengens und rönnens gentzlich müssigen
    Anf. 16. Jh. LuzernSTQ. IV 211
III jn. (ins Wasser) hinunterwerfen, stürzen lassen; schnellen (II) 
  • [fruͤcht vnd obs dieb moͤgen] in die koͤrb vnd schnellen oͤffentlich gesetzt vnd ins wasser gesprengt werden, doch also, daß demselben am leben kein schade widerfahre
    PfalzLR. 1582 V 54
  • [weil S.] eine garb auf dem feld in seines nachbars acker in seinen weingarten getragen, [ist er] uff den schnepper durch den stadtknecht gesetzt, in die bach gesprengt ... worden
    Anf. 17. Jh. FreibDiözArch.2 5 (1904) 398
  • sich aus desperation in einen solchen see gesprenget 
    1669 Grimmelshausen,Simplic. II 67
  • die real-schantz erobert, ... die frantzosen in Rhein gesprengt 
    Theatrum Europ. Cont. III (1670) 863
  • solcher ... der orten, wo wirkliche gissibel oder schneller vorhanden, hinunter in das wasser gesprenget ... werden soll
    1730 Reyscher,Ges. VI 360
  • [zu den ehr- und rechtlosmachenden strafen gehoͤrt] das sprengen durch den schandkorb, welches man bey kleinen dieben, falschen wuͤrflern, betruͤgern ... brauchte
    1801 Rößig,Altertümer 323
IV im Rahmen des Aufziehens als Folter oder Strafe: jn. ruckartig fallen lassen, schnellen (III) 
  • gegen dem [vmblauffender gartender knecht] ... mit fengklicher annemung soll gehandelt, vnd ain jeder ain oder zwaymal laͤr auffgezogen vnnd gesprengt, darzu nach solcher empfangner straff, auff geschworne vrfehd, des lands verwisen werden
    BairLO. 1553 VI 2, 2
V jn. unnötig in Unruhe versetzen, belasten; jn. unnötig zu/um/in etw. bringen, auch: um etw. prellen
  • welicher [Karrer] ouch insetzt und derglichen tuot, als ob ein schiff komen sy, und damit die andren sprengt, derselb ist buoßfellig
    1435 SchweizId. X 873
  • sy [söllent] mit geverden nit gesprengt noch umbzogen werden, dann welicher inen also lat furbieten, der sol sy ouch beklagen und nit umbziechen
    1513 Franz,BauernkrAkt. 46
  • [das die procuratores, wo jnen] ain stundt benent ... gehorsamlichen erscheinen vnd nicht dermassen ainer den andern vergebenlich zůuerzug der partheien ... aufziehen vnd vmb die weeg vnnottürfftiger weiß sprengen 
    NÖLRO. 1540 Bl. 7r
  • doch sollen sy [gmain volck] mit schreib vnnd siglgelt vber die obgesetzt maß nit beschwaͤrt noch deßhalb mit vnnotdurfftiger zerung vnd versaumnuß jrer arbait vil hin vnd wider gesprengt, sonder fürderlich abgefertigt werden
    BairLO. 1553 III 3, 9
  • denen geschicht recht, so einem verthuner gelt leihen oder etwas vertrawen, daß sie darumb gesprengt werden, dann sie wol wissen sollen, solcher leichtfertigen voͤgel vnd erklerten verthuner muͤssig zu gehen
    1576 Damhouder,Patrocinium 49
  • will auch schier ein jeder so etwo ein handl vor gericht hat seinen fürgesezten richter für parteiisch halten, vor ime nit antwort geben und dardurch seinen gegentail in mühe und uncosten sprengen 
    1582 Kärnten/ÖW. VI 503
  • damit da er mit vergebenlichen ohncosten nicht alhero gesprengt [werde]
    1609 SchwäbWB. V 1582
  • daß sich gleichwohl einige finden, welche ... die hierzu bestellte bediente ... durch allerhand ungleiche anschlaͤg, und interpretirungen unserer generalien, vielmahls hin und wider sprengen, an ihren dienst-verrichtungen verhindern
    1698? CAustr. I 102
  • in dem sie der angesetzten stund und tag nit nachkomben, dardurch ihre gegenpartheien vergebentlich um die weeg gesprengt und in mehrern uncosten eingefiert werden
    2. Hälfte 17. Jh. Salzburg/ÖW. I 105
VI (einen Text, eine Information) verbreiten, allgemein bekannt machen
  • dat idt under den gemenen borgeren, wes dusse andere radessendeboden van wegen orer oldesten sick vorsecht offte belevet, nicht gesprenget offt vormeldet dorffe werden
    1510 HanseRez.3 V 624
  • worde myt breven gesprenget hebben
    1515 HanseRez.3 VI 699
  • wollest es [buch] auch bey dir behalten undt nicht von dir kommen oder andern abschreiben lassen, ... das es weit gesprengt undt sonderlich nicht, daß es in druck gepracht solte werden
    1565 Klammer,CompJuris Vorr.
  • das allerley vnrichtige geschriebene vnd getruckte exemplaria, doch vnrecht auffgemercket, hin vnd wider gesprenget vnd vmb getragen worden
    1586 LübStat. Vorr.
VII zum Bersten bringen; explodieren, (in die Luft) fliegen lassen; durch Sprengung zerkleinern
  • wo das ertz garklein gesprengt 
    Seckendorff,Fürstenstaat (1656) 181
  • solle ein gottshauß auch mehr nit verbunden sein, in dem straßen, so etwan ein neüw stuckh zue machen oder stein zue sprengen etc. zu bezahlen, als den vierten pfennig
    1691 EngelbergThalr. 84
  • daß gleichwohlen alle thör nebst den Wischehradt in die lufft gesprenget werden
    1744 MittDBöhm. 34 (1896) 368
VIII von Wasser: stürzen lassen, beschleunigen
  • wan man wasser-muͤhlen haben will ... auf den fluͤssen ... mit unterschlaͤchtigem wasser und solches langsam laufft, so muß man einen damm oder woͤhr schlagen, das wasser zu sprengen, dasz es schnellern gewalt thut
    E.W. Happel, Mundus Mirabilis III (Ulm 1689) 886
IX von Speisefleisch: pökeln
  • [wyll de nie schaffer] averst den broederen ichtes wat meer to goede doen mit ein schincke und ein stucke sprenget fleesches, des mach wohl geschehen
    1495 OstfriesUB. II 435
  • sollen aber nicht mehr dan drey gerichte, alß zum ersten gesprengt fleisch oder grapenbrade, zum andern fische undt zum dritten das gebratens
    1581 WismarBürgerspr. 385
  • gesalzen, gesprengt fleisch, boͤckelfleisch
    1759 Kramer,WB. I 1919
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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