Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Stiefvater

Stiefvater

, m.


I ahd. stiefat, stie fater, stiefader glossiert vitricus AhdGl. III 65,27
Ehemann der leiblichen Mutter, der ohne leiblicher Vater zu sein die Stelle des Vaters einnimmt
  • vitric[i]us: steopfaeder 
    um 800 CorpusGl. 184
  • qui uxorem ex alio uiro filium aut filiam habentem ducit, i.e. steopfater 
    10. Jh. Hattemer I 306
  • patronem vitricum illorum, id es stiûfatar testesque omnes ... per aures iterum traxerunt
    1024 FreisingTrad. II 275
  • storve dey [steyfdochter] sunder lyves erven, spreke der doden vrowen man eren steyfvader mit bloten worden an ume eyne deylincge ... dar mach dey steyfvader sine unschult vore doen
    um 1300 DortmStat. 118
  • ief hwa of herenede ieftha of othere nede ieftha of fengnese kemth ande ... sin stiapfeder sin lond urbruden hebbe ur sinne willa ieftha ur sine wald ieftha ur sine louethe, sa ach hi to farane uter strid uppa sin egen erwe [wenn jemand aus Kriegsgewalt oder aus anderer Gewalt oder aus der Gefangenschaft zurückkehrt, und ... sein Stiefvater sein Land ohne seinen Willen oder ohne seine Ermächtigung oder ohne seine Erlaubnis veräußert hat, so soll er ohne (gerichtlichen) Zweikampf sein eigenes Erbe in Besitz nehmen] 
    um 1300 HunsingoR. 28
  • sal die mutir vnde der stipfatir der pflage ledic si kegen den sunen
    1306 Walch,Beitr. I 102
  • were abir der kinder eyns zcu sinen iarn komen, daz muchte in des stifvater vormundeschaft daz wol weddersprechen
    nach 1358 Rb.n.Dist. I 50 Dist. 8
  • de steffuader mach der kynder vormunt nicht wesen
    um 1400 JyskeLov I 30
  • J. und H.D., vulmechtich ... T.R., erem steffvader, dat huͤß in der kopstrate ... to besittende
    1442 RigaErbb. 87
  • thetter nen husmon jef nen mon ach sine stiapfeders ne tha stiapmoders lawa [dass kein Hausmann noch irgendein Mann Recht hat auf den Nachlass seines Stiefvaters oder seiner Stiefmutter] 
    1. Hälfte 15. Jh. FivelgoR. 62
  • das ander halbschet gehoert zu den ersten stieffvader oder stieffmoder myt den kynderen vom ersten und zweiten betthe abermals zum halbschet
    1462 CoutLuxemb. I 136
  • stiepfaders ende moders lauwa [Nachlässe eines Stiefvaters und einer Stiefmutter] 
    1464? WesterlauwersR. I 44
  • [S.H. vnd K. bekennen, das sie] fründtlichen veraint worden sind mit ihrem stewffsweher vnd stewffvater C.
    1479 MittSalzbLk. 15, 2 (1875) 144
  • welckere steffader ohme van sullichen bruthschatte keine afdelinge edder vergnuginge gedaen hedde
    1527 LübRatsurt. III 34
  • sind dar stiefkinder, de steifvader edder steifmoder mot desulvigen gelik eren eigenen kinderen ... mit aller utrichtinge utwisen
    vor 1531 RügenLR. Kap. 43 § 14
  • twischen steffkindern und steffadern edder moder schal nene ehe ingeghan werden noch bestendig sin
    1543 Lüneburg/Sehling,EvKO. VI 1 S. 529
  • alsdan gestaen de kinderen laetende heuren lanxtlevenden stiefvader oft stiefmoeder met hen deylen inde achtergelaten goeden
    1545 CoutAnvers I 326
  • wann aber die muter auch mit tod abgeet, so soll ... der stuͤeff vatter die verfangenschafft mit gemellten sein stuͤeff- kindern durchauß gleich tailen
    1552 (Hs.) Fischer,Erbf. II 178
  • min steffvader ervet mines mannes guder
    1572 NordstrandLR.(nd.) 203
  • es soll auch ein maister macht haben seinen son freizuschaffen, wann er will, und ein stifvater gleichfals soll macht haben seinen stifson freizusagen, der diss handwerks ist
    1575 PreßbZftUrk. 158
  • daß arme kinder etwan in erbschafften durch stieffvaͤtter ... vber vortheilt vnd also zu armut vnd bettlen getrieben werden
    1582 PfalzLO. 2, 4
  • so ... der stieff sohn wider seinen stieffvater, vnd der stieff vater wieder seinen stieff sohn zeuͤgnisse zu rechte zu geben gefordert werden, koͤnnen sie sich dauon entschuͤldigen vnd entledigen
    EiderstLR. 1591 I 14
  • das sich die muotter widerumb verheyrath vnd dadurch die kinder einen strengen stiefvattern bekhommen ... alßdan mag der kind vogt ... wol enderung, den kindern zum besten, fürnemen
    1609 JbVorarlb. 37 (1898) 101
  • dz etliche schulden by zyt ires stieffvatters seligen ufgetriben worden
    1615 BernStR. VII 1 S. 133
  • der mord zwischen stieffvatter oder stieffmuetter wie auch gegen stieffkindern ... ist zwar mit dem todt zubestraffen, jedoch etwas linder
    NÖLGO. 1656 II 65 § 4
  • ein stieff-vater hat kein recht zu der kinder güther
    1658 Mevius,MecklLREntw. 659
  • [hat man] die knaben bey der evangel. religion belassen und die noch übrige der lutherischen mutter, ohngeachtet der stiefvatter papistisch, solche in ihrer religion zu erziehen freyheit gelassen
    1731 JbWestfKG. 21 (1919) 24
  • [bey absterben eines meyers und wieder-verheyrathung dessen frau stehen] die kinder unter der nutzbaren vormundschaft ihres dem hofe vorstehenden stiefvaters 
    1772 Pufendorf,HannovLREntw. Tit. 44 § 1
  • [personen, die nicht vormuͤnder seyn koͤnnen] stief-vaͤter fuͤr ihre stief-kinder
    1782 CSax. I 1127
  • daß die stiefvaͤter der waisen von aller vormundschaft, kuratel und wirtschaftsverwaltung ausgeschlossen [sein sollen]
    1788 HdbchÖstGes. XV 133
  • dagegen erwirbt der stiefvater auf das vermögen der stiefkinder keinesweges die einem leiblichen vater unter lebendigen zukommenden rechte
    1794 PreußALR. II 2 § 733
  • [es] werden vom zeugniß ausgeschlossen: der zu verlobenden personen leibliche, stief- und schwiegervaͤter 
    1804 Hagemann,PractErört. IV 324
  • [enterbung:] wenn ein kind mit seinem stiefvater oder stiefmutter unzucht getrieben hat
    1815 WirtRealIndex I 396
II
zu mlat. vitricus ecclesiae 
Verwalter der Kirchengüter, Kirchenpfleger
  • nam der burgermeister zcu sich den rath und den scholczen und der kirchen stiffveter 
    1450 AktStPr. III 124
  • stieffuetter, die des geistlichen guts im gottes hause vbel brauchen vnnd vntreulich damit vmbgehen
    1562 Mathesius,Sarepta 217r
  • hat der ehrwürdige rath übergeben, der kirchen unser lieben frauen stiefvätern ... alle der vorgeschriebenen kirchenzinser und rente auszuthun
    1612 Danzig/Sehling,EvKO. IV 198
  • es scheinet, daß diese [administratores der kirchen-guͤter] oͤffters nicht gar wohl ihr amt moͤgen verwaltet haben, indeme man ihnen den nahmen stieff-vaͤter der kirchen gegeben hat
    1724 Fleischer,GeistlRecht 769
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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