Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): 1Stift

1Stift

, n., f., m., Stifte, f.

afries., mnd., mnl. (auch) sticht; pl. auch Stifter 

I (mit einem Vermögen ausgestattete) geistliche Anstalt mit der ihr zugehörigen Körperschaft, bestehend aus einem Kollegium kanonisch lebender Kleriker; auch die Körperschaft, das Kollegium (Kapitel III); auch als nachreformatorische Nachfolgeinstitution
Sachhinweis: HRG.1 IV 1976ff.

I 1 Hochstift, Domstift; als Zentralverwaltung eines Bistums, bestehend aus dem Bischof, den Beamten der Zentralverwaltung (insb. Generalvikar, Offizial und Kanzler B) und dem Domkapitel; hohes/mehreres Stift wie Hochstift; auch in Bezug auf nachreformatorische Nachfolgeinstitutionen
Sachhinweis: HRG.1 IV 1976ff.
  • dc si vns [bischof] vnd vnser stift an irme rehte beliben lazen
    1261 Dachstein/CorpAltdtOrUrk. V 1
  • dorf W. vnd swas derzů hoͤret, das ich von der stift ze Strazburg zelehene han
    1286 Elsass/CorpAltdtOrUrk. II 178
  • dat we on [stad to Q.] dar to hulpe wesen scollet mit alle deme, dat we [Bischof A.] unde use stichte vormoghet, lik uses stichtes steden
    1326 QuedlinbUB. I 75
  • daz ... ein iglich erzbischof zu T. und, ob nit erzbischof were, der stift unser herre ist über geistliche und werentlich gerichte
    1352 TrierWQ. 327
  • [wir setzin daz] kein persone ... die undirdenig sind den stifften Kollin, Mentze und Drere, nit mogint geladen noch beclagin noch bezagin adir geheischen werden ... an keim gerichte uzwendig gebiede der stifte 
    um 1360 GoldBulle 127
  • diser schaden vnd beschwärnus ist vnß, vnserm stifft vnd vnsern armen luten beschehen
    1394/1420 Foffa 61
  • domherren unsers merern stiftes zu S.
    1399 Riedner,SpeierGeistlG. 55
  • wanner to Bremen een here koren is, deme de paues dat stichte gheuen hefft, so is die keyser offte de romessce konyngk des plichtig, dat hie deme bisscope myt sinen regalien die stad vnde dat gantze stichte vryget
    2. Hälfte 14. Jh. BremGQ.(L.) 58
  • wenn de bischop den man verlenet heft, so schal de man sweren, dem bischop unde sinem stichte getruw und holt to sin, als ein man to rechte sinem heren schal
    14. Jh. Bunge,Rbb. 72
  • pfrůnden ... auf den merern und hohen stiften 
    1427 RTA. IX 93
  • greven tor Hoye, in der tyd vormunders des stichts to Monster unde der stad Monster
    1451 MeppenUB. 232
  • gantze conuent des closters vnser lewen fruwen by Stade, bremisches stichtes, ordens sunte Bendictes
    1496 DithmUB. 91
  • dat grotgelt zo D. dem steft Colne zogehort
    1541 Deutz 191
  • weyl dan die kirche und dhomhöffe sampt jrer zubehor zu Sweryn dem styffte eyngeleibt
    1554 Sachsse,MecklUrk. 223
  • handelsdage zue A. twischen dem stiefft Monster vnnd graffschop O.
    1573 Diepenbrock,AmtMeppen 705
  • das alte kayserl. stifft in der stadt H.
    1589 Staphorst,HambKG. I 2 S. 400
  • bey antretung des stifftes regierung soll ein jeder bischoff ... alle alte vnd newe mit dem thumb-capitul vnd stifftes-ständen [aufgerichtete stiffts-privilegia bestetigen]
    1650 SammlVerordnHannov. II 613
  • das stifft Schwerin als ein weltliches fürstenthum und immerwährendes ohnmittelbahres reichs-lehn
    1651 Sachsse,MecklUrk. 370
  • [in einem Fideikommiss zugelassen werden nur Nachkommen aus einer Ehe mit] einer auf allen hohen stiften stiftsmäßigen person
    1703 Schreuer,Stiftsm. 10
  • sich durch mißheiratung der ertz- und stiftern unfähig machen
    1709 Schreuer,Stiftsm. 24
  • in den meisten hoch- und domstiftern Teutschlands werden nur solche edeleute zu praͤbenden zugelassen, die 4, 8 oder 16 ahnen beweisen koͤnnen ... und der kaiser muß die stifter bey diesem rechte schuͤzen
    1785 Fischer,KamPolR. I 544
  • Osnabruͤck [soll], wenn dieses stift einen evangelischen bischof hat ... die zweyte [praͤsentation haben]
    1791 Malblank,Kanzleiverf. I 105
  • recht des kaisers bei wahlen der bischöfe: die evangelischen geistlichen stifte richten sich bei der wahl oder postulation und der sedisvakanz ganz nach den katholischen
    um 1795 StaatsRHeilRömR. 62
  • durch die autonomie hat sich der teutsche reichsadel nun fuͤnfhundert jahre und druͤber erhalten; die zeit hat dieses recht geheiligt; nun hat man ihm die teutschen stifter und erzstifter, als die quelle seines groͤßten reichthums, entzogen
    1814 AktWienKongr. I 3 S. 113
I 2 niederes Stift, insb. Chorherrenstift, Herrenstift, Kollegiatstift, auch als Immediatstift, Nebenstift; auch in allg. Verwendung für ein 1Stift (I); auch in Bezug auf nachreformatorische Nachfolgeinstitutionen
  • daz shie [burgar] kein gibot haben ... uber der stifte oder uber der pfaffen gůt
    1284 SpeyerUB. 109
  • das di chorhern und der stift in des richs gnaden, friedt und schirme sin sollen
    1335 MosbachStR. 545
  • welk stichte edder pape to schuldighende hedde eynen borgher edder innewoner, de scholde on vorklaghen vor dem rade
    1408 BrschwUB. I 158
  • abth der stichte sunte Ludgers to Werden und Helmestidde
    1464 OstfriesUB. I 696
  • die beedbare güter, so ein stifft und desselben sondere personen inhaben sollen, davon sie jars ein benant beed geben
    1517 Sinsheim 445
  • [gotzhuslüt] deren erben inen genoss vnd der stifft mit lips eigenschafft verwandt sind
    1518 Zürich/GrW. I 115
  • alle stifft, capitel, closter ... sollen vonn allen iren renthen, gutern ... den zehenden pfening ... geben
    1544 FreibDiözArch.2 1 (1900) 410
  • so ein stifft oder kirch lehenguͤter hett, vnd der prelat den lehenherrn vnbillich beleydigt, wirt das lehen auch verwirckt
    1550 Gobler,Rsp. 204r
  • es soll nu hinfürter nyemans in den grossen rath ... oder an andere der stet ampt gekosen werden, der do ein schaffner ist eynicher stift oder klöster
    1551 Schmoller,StraßbTucherZft. 181
  • alle prelaten ende alle andere geestelijcke persoonen, wiens abdyen, stichten, fondatien und residentien
    1576 Gent/GrPlacB. I 7
  • der stifft vnd kloͤster auch andere personen, welche vnsere buͤrger nicht sein, sollen nicht mehr wonung in der stadt L. bawen, dann jtzo stehen
    1586 LübStR. I 2 § 6
  • da ein stand deß reichs in seinen landen und obrigkeiten reformirt stifft und clöster ... nach dem passawischen vertrag eingezogen
    1600 Kratsch,Justiz Anh. 14
  • bsatzung eines ammans (wolches also überbliben und die burgerschafft als zu gedächtnuß deß general abkhouffs uffbehalten, da sich die statt a.o 1479 von der stifft im Hoff abkhoufft unnd gelediget, da dann die ammanschafft der stifft ouch geendet ...)
    um 1600 LuzernSTQ. IV 137
  • daß disse stifft mit päpstlicher bewilligung us guten ursachen uß einem benedictiner-closter ... in ein chorherrengestifft verwandlet worden
    1607 LuzernHofkirche 7
  • unseren [marggrave] schirmsangehörigen klöstern und stüften 
    1625 FreibDiözArch. 27 (1899) 321
  • die erbpacht ist ... bey denen catholischen stifftern und cloͤstern gebraͤuchlich
    1703 HistBeitrPreuß. II 108
  • ob das recht brodbriefe zu geben auch bei evangelischen mittelbaren stiftern statt habe
    1783 Spittler,Panisbriefe 4
  • hat ... das rittschaftliche stift erst nach errichtung des westphaͤlischen friedens ... sein dasein erhalten, so bestimmt der ... wille des stifters die religion der in das stift aufzunehmenden personen
    1786 Kerner,RRittersch. I 136
  • so oft in der grundverfassung des stifts etwas geändert werden soll, wird eine außerordentliche zusammenberufung des capitels; die einwilligung des bischofs der diözes; und die genehmigung des staats erfordert
    1794 PreußALR. II 11 § 959
  • in den gemischten stiftern ist die zahl der stiftsherrn von einer religion nach derjenigen zu bestimmen, welche am ersten ianuar 1624 im stifte vorhanden gewesen ist
    1795 Schnaubert,KirchR. 311
  • es sind ... nach einfuͤhrung der reformation in Deutschland die unter landeshoheit der protestantischen regenten belegenen stifter und cloͤster mehrentheils saͤcularisirt worden, allein dennoch giebt es einige, deren vorgesetzte aͤbte genannt, und unter die landstaͤnde gerechnet werden
    1798 RepRecht I 139
  • ein gebohrener teutscher zu sein [bringt] ... vorrechte hervor: ... den ausschliessenden zutritt zu den präbenden teutscher stifter und ritterorden
    1804 Gönner,StaatsR. 59
  • es kann niemand in den stiftern, welche adliche guͤter besitzen, ein kanonikat erhalten, der nicht mit dem inkolatsrecht versehen ist
    1808 Krug,StaatswPreuß. 14
  • ordenspersonen sind in der regel nicht befugt, zu testiren: allein ... wenn ordenspersonen ... durch aufhebung ihres ordens, stiftes oder klosters aus ihrem stande getreten sind ... so ist es ihnen erlaubt, durch erklaͤrung des letzten willens daruͤber [eigenthum] zu verfuͤgen
    1811 ÖstABGB. § 573
I 3 Frauenstift, Damenstift, Kanonissenstift; geistliche Gemeinschaft von (meist adligen) Frauen, die klosterähnlich, aber idR. ohne Ablegung von Gelübden unter dem Vorstand einer Äbtissin oder Pröpstin leben; ua. als Versorgungseinrichtung für unverheiratete adelige Frauen
  • ebdische des werliken stiftis Q.
    1368 DuderstadtUB. 91
  • wir L. ebdische des wertlichen stifts zw Gandersheim
    1389 TeistungenburgUB. II 65
  • H. is eyn edel stichte vnde heft eyne vryheyt, de em ghevryet hebbet de keysere vnd konnighe
    14. Jh. HerfordRB. 9
  • Anna geborn von Ramstein ... in das gemelt stifft zu thůmbfrawen aufgenommen
    Hugen 1528 Bl. 215v
  • die eltesten [Töchter] ... in freien stift zum Frawenmunster gethon
    1558/66 ZimmernChr.2 II 106
  • [es] solle diese regentin [adelichen standts] über das gantze stifft ... die auffsicht, auch gewalt und macht haben
    1671 Sillib,Neuburg I 227
  • falls ... ein stiftsfraͤulein eines schwereren fehltrittes schuldig befunden ... soll derselben das stift verboten [werden]
    Satzungen f.d. adeliche Damen-Stift zu Graz (ebd. 1785) Art. 24
  • das ganze stift steht unter dem hoͤchsten schutze des regierenden landesfuͤrsten
    Satzungen f.d. adeliche Damen-Stift zu Graz (ebd. 1785) Art. 33
  • aebtissin ist die oberste vorsteherin eines frauenzimmerclosters oder frauenzimmerstifts ... welche ... dafuͤr sorgt, daß ... die gerechtsame des closters oder stifts aufrecht erhalten werden
    1798 RepRecht I 307
I 4
wie Kloster (II), insb. als Reichsabtei; freies Stift reichsunmittelbares Kloster
  • daz der herre [apet] von Fulde vnd sin stift rehtecliche dar in [gůt] gewert vnde gesetzet ist
    1290 CorpAltdtOrUrk. II 498
  • ghekorn abt des frigen stichtes to Corbeya
    1408 Wigand,Beitr. 153
  • den werdigen gheystliken closterjunckfruwenn M. ebbedisschen, E. pryorynnen vnde der gantzen sampnynge des stichtes tho Wöltingerode
    1463 IlsenburgUB. II 8
  • den werdigen vnde geystliken heren H. abbati, J. priori vnde gantzen stichte tho I.
    1509 IlsenburgUB. II 135
  • wir A.S., dermahlige abbtisßin des würdigen jungfrawlichen stüffts st. Clarae zu Böhmisch-Crummaw vnd M.E.D., vicarin daßelbst
    1732 KrummauClarissUB. 388
  • unsern stüft Mölk und einverleibten pfarr zu G. [stehet] als dorf- und vogtobrigkeit ... vermög landsfürstlichen verordnung deren verschiedenen gerechtigkeiten ... zu
    1747 NÖsterr./ÖW. VII 390
  • [reichs-casse-buchs einnahme:] stift Salmannsweiler per 20 roͤmer-monath 1520 [fl.]
    Kriegskanzlei 1759 I 2
II Gebiet, Territorium eines 1Stifts (I) 

II 1 (Herrschafts-)Gebiet, Territorium eines 1Stifts (I 1); Bistum
bdv.: Stiftig
  • was sie dorfer wiler und hofe, die in unseren zenten im stift ligend, haben
    1290 WirtUB. IX 340
  • in vnsem stichte van Osel
    1294 RigaStR. 47
  • dat he van noot weghene in dat stichte queme
    1376 HanseRez. II 125
  • m cccc ende xxvij doe barnde dio sticht to Falwa [1427 brannte das Bistum Utrecht bis zur Veluwe] 
    1463/64 WesterlauwersR. I 574
  • de verbreker im stiffte edder tho H. ... geseten unnd pandbar
    vor 1592 HusumUB. 282 [hierher?]
  • daß ... in unserm stifft und fuͤrstenthumb ... uͤberall die jaͤhrliche landtfolge auff geleichen fues gerichtet
    1697 Schlüter,WestfProvR. I 532
II 2 Gebiet, Territorium eines 1Stifts (I 2) 
  • so viel ... kirchengüter unter dieser herrschaft sind, stift, klöster, prebenden, wil die herrschaft die selbigen nicht zerreissen lassen, sondern dazu erhalten, das nach gelegenheit der stedt und dörfer, daraus der universitet und den kirchen mit gutem rat zulag verordnet werden
    1552 Mecklenburg/Sehling,EvKO. V 218
II 3 Gebiet, Territorium eines 1Stifts (I 3) 
  • [wer] synen kindern erftall medegeve, dat binnen der stat of stichte gelegen were, dei sall der stat geven den 3. deil des erfs
    16. Jh. BeitrEssen 20 (1900) 145
III Ausstattung (einer Einrichtung) mit Geld- oder Sachmitteln, idR. an best. Bedingungen geknüpft; insb. als Seelgerät (I), Leibesgedinge (I); auch die gesetzten Bedingungen, das zugewandte Vermögen bzw. der Ertrag daraus
  • swelch erbe ze seinen tagen niht chomen waz, dem schadet dev stift [liebgedinge] niht, die ez getan hat
    um 1275 Dsp.(Eckh.1971) LR. Art. 24 § 3
  • daz ih min halbiv mvle ... geben han dem gotshavs ze A. zeinem rehtem selgeræt ... mit verdahten mvͦte ... daz ih div stifte selbe sol haben vntz an minen tode
    um 1290 Oberbayern/CorpAltdtOrUrk. II 453
  • ez ist auch mer ze merken, daz den vieren, die deu [Turnier-]geselschaft darzů erwelt habent, dez ersten jarez jederman vier guldein geben sol und dar nach alle jar zwen guldein. und suͤllen auch die vier daz gelt dann an legen nach einer gewizzen ze hail und ze gluͤckh gemainchlich der geselschaft an ein cappellen und ze einer ewigen mezze oder waz die vier davon tůnt von der geselschaft wegen, und sol auch deu stift sein ze Freising
    1361 Storn,Schwureinungen 10
  • diͤ ... stift und daz selgerêt
    1372 SPöltenUB. II 124
  • ob auch von yemandt den geystlichen oder gotßheüsern ainich ligend gut ... verschafft oder zu ewigen stifften gegeben würde, so moͤgen desselben verschaffers naͤchsten freündt das verschafft stück ... in jarsfrist außwechslen
    TirolLO. 1532 V 14
  • [kirichvatter G. erhält zwey virtl weingärten, so] ghestifft sein, also dass er ... davon verrichten lassen wöchentlich ain mess und was sich zu verrichten inhallt der stifft gebürt
    1535 MHungJurHist. V 2 S. 24
  • so ... der testirer ein mehrers zu allmosen vnd andern gott seeligen gaaben vnd stüfften verordnet hette
    1654 NÖLO. III 12 § 10
  • sachen wegen geistlicher vnd milder stifft vnd reichungen
    Seckendorff,Fürstenstaat (1656) 256
IV auf eine Stiftung (I 2) zurückgehende bzw. durch ein 1Stift (III) finanzierte Einrichtung; oft gemeinnützig, zB. Schule (I), Pilgerhaus, Armenhaus
  • daz wier ... den vrawen vnd dem chloster vnser stift ze Minnepach ... vnsern weingarten ze M. [gegeben haben]
    1290 NÖsterr./CorpAltdtOrUrk. V 325
  • ein ewigez selgeræt mit siner [pischof] helfe gemachet auf der stift ze R., der er den marcht vnd hofstet vnd můl gegeben hat mit sines capitels willen, vnd gib auf die selben stift mines gvetes, drev hvndert pfvnt pfenninge wiennær pfenninge ... daz man da von zwen priester da gehaben mvͦge vnd vier frowen oder sehse geswester oder nvnnen
    1293 NÖsterr./CorpAltdtOrUrk. III 159
  • wilt in zu priester machen / so ler in vor die hailigen schrifft / vnd tů in darnach vff ain stifft 
    1471 Hätzlerin 142
  • wo auch die gestiften mess und gotzdienst, darumben si das gelt oder einkomen, so darauf verstift ist, emphahen, nicht ausrichten noch halten, inhalt derselben stiftbrief mugen si sich derselben guet und einkomen understeen und solh stift selbst davon underhalten und ausrichten lassen
    1523 Steiermark/ÖW. X 44
  • das über dis stift ein vogt verordnet solle werden vs der stifteren obgedachten geschlächter, ... als lang ein knab ... im selbigen stift erhalten wirt
    1611 Geschfrd. der 5 Orte 61 (1906) 217
  • das vermögen dieses stifts [ein gymnasium] ist zu vorigen zeiten jederzeit von einem ... bestellten stiftsverwalter ... administriret worden
    1750 ActaBoruss.BehO. VIII 765
  • da denn, wenn das wort stift allein stehet, der zusammenhang entscheiden muß, was für eine art gemeinet sey: ein stift oder armenstift, ein hospital; ein stift oder krankenstift, ein lazareth
    1801 Adelung2 IV 375
V Handlung des Stiftens (III); Errichtung einer Stiftung (II od. III), Stiftungsakt; Gründung, Gründungsakt
  • dô machet er ein riche stift ... daz si da iemer mêre ir künege krônten unde kürn und daz reht niemer verlürn: diu stat ist Âche genant
    um 1233? Stricker,Karl V. 465
  • es sullen ... alle di, die der egenanten stift der mess, der jârtêg ... getreue ausrichter, züseher, helfer und verwesêr sind, tailheftig werden aller der gütet die vorgeschriben stent
    1377 SPöltenUB. II 198
  • und machet in der statt dri tempel ... das was die erste stifte 
    um 1420 ZürichChr. 6
  • daß sein gnad ... zu solcher stift und uebergab sein willen und gunst gebe
    1485 Baader,Mittenwald 303
  • alle vermaͤcht, stifft, kheuff, oder saͤtz, die auff perckrecht beschehen, die sollen mit des perckherrn oder seines perckmaisters handt beschehen, auffgeben, leihen vnd bestanden werden, sonst hat das kain krafft
    1583 SteirBergr. Blatt A iijv
VI mit entsprechenden Einnahmen ausgestattetes Amt eines Geistlichen; Pfründe (II), auch die Einkünfte, das zugehörige Vermögen
  • beleiben darnach die andern in irm collegii und betragen sich irr stifft oder jeͣrln irs solds, also, das si dennoch auch volbringen solh arbait in sant steffans schul, als dann inhaldt der stifftbrief
    1446 WienRQ. 230
  • sol ainem yedem pfarrer zu S. ... zway vnd dreißig pfundt gueter münnß in sein stift gegeben werden von des gotshaws kirchbröbsten
    1490 MittSalzbLk. 16 (1876) 264
  • [kriegßleut, welche] jr leib vnd leben für den gemeinen nutzen, leut vnd land her muͤssen halten vnd wagen, die haben zu letzt mangel ... haben weder pfruͤnd noch stifft dadurch erlangt
    1566 Fronsperger,Kriegsb. I 211v
  • eß gebühret auch einen lehenherrn denjenigen priester welchen die lehenspfarr oder stüft auf seine praesentation von dem ordinario verlichen worden die temporalia und einkhomben solcher pfarr oder stüft bei desen installation zu ubergeben
    1654 NÖLO. V 2, 1 § 15
  • muß in einigen reichslaͤndern derjenige, der ... zu stiftern gelangen will, eingebohren seyn
    1785 Fischer,KamPolR. I 365
VII
Rechtsverhältnis der (zumeist auf ein Jahr) befristeten Überlassung eines Hofguts oder (insb. landwirtschaftlichen) Grundstücks durch einen Grundherrn (als Stiftsherr III) an einen Grunduntertan oder Freibauern seiner Wahl (als Stiftsmann II) gegen entsprechende Stiftgülte (I); idR. ist das Verhältnis durch den Stiftsmann (II) im Rahmen des Stiftteidings verlängerbar, andernfalls wird er abgestiftet (I) 
bdv.: Freistift
  • ius quod dicitur stifte 
    1264 SteirLArch. 834a [hierher?]
  • wir noch vnser erben hawen fůrbaz dar auf chainerlay gewer nicht weder mit stift noch mit vogtey noch mit nachtselden oder mit chainerlay recht
    1286 Raitenhaslach/CorpAltdtOrUrk. II 159
  • douon [äckher] gült ze dienen, als darauff gepawet vnd mit stifft gesetztt wirt
    1452 Indersdorf I 328
  • ein ieder landman von herrn und der ritterschaft mag seine frei eigne grünt ... umb einen jährlichen zinß oder dienst aufgeben ... es sei zu freier stuft, bstand- und leibgedingßweiß oder erblich
    1599 NÖLREntw. V 160 § 1
  • welicher in der stift aus ursachen nicht aufgenomen und gestift wurd
    17. Jh. Salzburg/ÖW. I 47
VIII Vertrag über eine 1Stift (VII) 
  • so mag der hindersäss die stift wol verziechen auf ain zeit
    1381 Tirol/ÖW. V 16
  • was ihme [grundherrn] sein grundunterthan vermoͤg gedingter stift schuldig
    1774 Wagner,Civilbeamte II 238
IX (bei der zumeist jährlichen Neuvergabe fällige) Zinsabgabe für eine 1Stift (VIII); auch: Abgabe beim ersten Abschluss der 1Stift (VIII); auch die Einnahmen daraus; auch allg.: Abgabe
  • giltet ein muͤle: ... an dem fumften iare 10 pfunt fur stift 
    1288 UrbMeinh. 17
  • daz mir abbt C. vnd div sammvgen ... habent gegeben den nvtz auf ir hof datz P. mit stift vnd mit allem dem nvtz der da von chomen mack
    1295 Raitenhaslach/CorpAltdtOrUrk. III 353
  • ân die gewöndleich stift, die järleich von dem ... guet geben schol werden
    1349 Rockinger
  • wann ain hueb verchauft wirt, daz er [richter] neü stift da hat
    14. Jh. MittSalzbLk. 23 (1883) 73
  • das jeder undersäz [järlich in dem stiften] wissentleich mach: welcher chauf-recht hab oder zu freizins sizt und was er stift hab zu dem guet
    15./16. Jh. Steiermark/ÖW. VI 223
  • [wann stifftgŭtter an gemainen man, wittiben und waysen] mit erbschafftn vallen, das sy sollen aŭf ain verzickhten tag zinnsen, stifft und erŭng geben
    1525 ActaTir. III 181
  • das ain yeder grundtherr seinen amman ... hab, demselben gewalt geb vnd beuelch, die stifft oder dienst zu rechter zins- oder stifft zeit einzunemen
    1525 MittSalzbLk. 27 (1887) 247
  • vischwasser ... dauon H.G. jherlichen zu stifft gibt 9 g.
    1561 Indersdorf II 293
  • der herrschafften schuldigen robath, stüfft vnnd andere herrschafftsgefähl
    1662 BeitrSteirG. 26 (1894) 131
  • die projectierte 1 1/2 zinssgulden werden nit einlaufen, indem der pauer khein geld [hat] und viller orthen die ordinari stift nit bezahlt ist
    1678 SteirGBl. 6 (1885) 237
  • [das Fischereirecht] gegen verreichung der iärlichen stüfft gnädigst concediert
    1703 OstbairGrenzm. 1 (1957) 42
  • ein guͤlt bezahlt man von seiner eignen sach; die stuͤfft aber, oder den canonem, den ein erbrechter zu reichen hat, bezahlt der erbrechter von einer frembden sach
    1721 Bluemblacher 34
  • oberwehntes hoffmarchs-recht gedencket ... der jaͤhrlichen stift, so an denen stift-tagen ... abgefuͤhret werden muͤssen
    1749 Klingner I 141
  • die verreichnuß, welche der grundhold seiner grundherrschaft von erb-rechts-wegen schuldig ist, zu latein canon ... wird hier zu lande die stift ... benamset
    1756 CMax. IV 7 § 9
  • [von den abgaben der teutschen von iren gepachteten guͤtern:] in Baiern koͤmmt ... die stuͤft, eine geringe abgift an gelte
    1758 Estor,RGel. II 635
  • diejenigen stiften, welche zwar zum kastenamt gehörig, doch aber in der forstrechnung zur einnahme kommen: F., G. - 1 holzgrund ... 15 [fl. laudemialreichnis]; Z., U. - forst ... 15 [fl. laudemialreichnis]
    1779 QFAgrG. II 269
  • [der grundherr muß] verhaͤltnißmaͤßig der landesanlagen die stift anschlagen
    1780 SteirEinl. 11
X wie Stiftteiding 
  • daz wir jn [hof] ze pawmansrecht von in haben ... wir sullen auch iarleich ze rechter stiftczeit in ir stift chomen vnd jn ir stift [Bed. IX] geben vnd in aufgeben den ... hof vnd in wider von in raihen
    1340 OÖUB. VI 314
  • schullen ... wir mit im stiften, als ander laüt mit ir herren tuont und järchleich in ir stift gen
    1361 MittSalzbLk. 11 (1871) 94
  • si schollen in unser stifft gen mit einem halben pfunt pfenning und mit zwayn huͤenen und schullen wir si daz selb jar nicht hoͤher stifften
    1363 OÖUB. VIII 125
  • swer in der stift pörg wirt für den mayr, der do abzeucht, der mag nicht ledig werden, pis die herrschaft gänzlich bezalt ist
    1381 Tirol/ÖW. V 16
  • wer ... in die stifft nicht khomen ist, es wär dann daz in sein ehaft not sawmet, des sol er ein beredboten senden in die stifft, der im ehaft not erzewgen müge
    1393/1462 Chiemsee/GrW. III 675
  • zu der ersten stifft soll man ir [frau von C.] warten mit siben schüsseln
    1393/1462 Chiemsee/GrW. III 677
  • daz si järlich in unser stift komen sullen als ander unser kastenleut
    1411 Aibling/Rockinger
  • es soll ... ein ieder pauman oder hintersaess dess gotshaus umb tailen, versetzen ... und verkauffen in offner stifft iärlich der herrschafft seinen rechten gewær und furstand ... fürpringen
    um 1440 Baiern/GrW. III 669
  • es sollen ... all stifftleit der herrn von G. yer kauffbrieff zu der stift mit innpringen
    1443/1500 BeitrSteirG. 22 (1887) 88
  • welher ... vnnser hueb inn hat, der sol järlich komen in vnnser stifft mit einer stifterung vnd das gut von hern hannt empfahen
    um 1450 Indersdorf I 314
  • das mein frau ... hat einen gewaltigen richttag in irer freien stift ietzo in dem pautäding mit minn oder mit recht
    1462? Tirol/ÖW. III 73
  • unsers gotßhauß freihait und gerechtigkait: ... von erst ein freie offne stift und wert vierzechen tag, daß ein jeder sein frumen treibt und sein schaden wendt
    15. Jh. Steiermark/ÖW. VI 306
  • wer ererbt ain erbtail mit tod ... der selb sol in der negsten stift darnach nach dem ererbten guet das guet raichen von herrn hant
    15./16. Jh. Tirol/ÖW. II 140
  • dieselben [stift-]güeter [werden] nit anders dann von ainer stift zu der andern, ob der stiftherr wil, hingelassen
    1503 Tirol/ÖW. XVII 112
  • man offent euch, wem her auf den heutigen tag meiner frawen stift mit dem ambtman ... kunt wär getan und der nich komen wär, wär der freisätz, der wär umb das wandel chömen und von dem guet
    oJ. Tirol/ÖW. II 66
  • wer dann die stift versaumet, der sol daz ... bezzern ... welher aber de wandl nicht achten wolt ... den solt man an dem dritten stiftag gänzlich entsetzen und entberen, ez war ampt oder lehen, hof, mul oder hueb
    oJ. Bayern/GrW. VI 186
XI grundherrliches Recht zur Vergabe eines Stiftsguts (III) an einen Stiftsmann (II) seiner Wahl im Rahmen einer 1Stift (VII); formelhaft: Stift und Stör Recht auf Verleihung und Entzug
  • daz ein eislich man ... der auf seinem urbær vreieu stift hat, darauf seczen [mag], swen er well
    SalzbLO. 1328 Art. 38
  • stift und stoͤr, zehent und stewer, wandel und allew pezzrung behalt wir uns ... ze niezzen
    1371 OÖUB. VIII 542
  • sol auch der vorgenant pfarrer ... auf den offt genanten stuekchen stifft vnd stör haben
    1378 KremsmünsterUB. 281
  • das die vom adl auf jren guetern die jnen mit stifft zuegehörn die scharwerch sollen haben
    1553 BairFreibf. 241
  • hat er [Grundherr] seine grundholden von denen grundgüetern selbst ab- und aufzulassen, so man stüft und stör nent
    1599 NÖLREntw. V 159 § 5
  • sölden zu V., welche mit stüfft, gilt vnd aigenthomb dem ... cl. Ind. gehörig
    1644 Indersdorf II 335 [hierher?]
XII
wie Stiftsgut (III) 
  • [wer] sein holzstatt zum schaden der stüft abgeöedet, deme solle die gehackte scheider abgenohmen ... werden; den übertretter ... ist das haus zu verkaufen
    18. Jh. NÖsterr./ÖW. VIII 1004
  • soll ein ieder unterthann sein stüft auferbaulich herhalten und darvon nichts vergeben
    18. Jh. NÖsterr./ÖW. VIII 1007
XIII die 1Stift (VII u. X) betreffende rechtliche Regelungen; Stiftrecht (II) 
  • volgt verner, waß nach verlesener stüft dennen underthannen vorzuhalten ist
    1701 OÖsterr./ÖW. XIII 245
XIV für eine 1Stift (VII) geeigneter, vertragsgemäßer Zustand; auch allg.: guter wirtschaftlicher Zustand; auch: Pflicht diesen Zustand herzustellen; in/zu Stift bringen zinstragend machen
  • so svͤl wier im ez [gvͦt] geben, an alle wider red ... mit allem dem werde vnd avͦch mit als gvͦter stifft, als ez mir geantwurtet wart des tages vnd er mierz verleh
    1298 Kärnten/CorpAltdtOrUrk. IV 241
  • [nach einem schlechten Jahr] sol der pharrer dann das guett wider zu stifft pringen
    1340 OÖUB. VI 316
  • daz sein kaiserlich gnad gnedige hengnuss und nachlassen des verlegen marchfueters auf den verötten und verprentten guetern schueff damit sy wider in stifft bracht wurden
    1478 MHabsb. I 2 S. 837
  • ambtleüt und nachparn welchen in dem vergangen panthäding stift und pesserung irer heüser auferlëgt
    um 1550 NÖsterr./ÖW. VIII 842
XV Anordnung, Verfügung
  • umme bewysinge unde betughenisse wyllen desser vorscrevenen stychte unde stucke, so hebbe wy ... unse inghezeghel henghet to dessem breve
    1400 BremWB. VI 343
XVI Grundlage, Fundament
XVII Vereinigung, Schar, Gesellschaft
  • wultu nemen vnde geuen nicht, / so ga in der lodder sticht 
    Ende 14. Jh. NdJb. 23 (1897) 31
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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