Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Stille

Stille

, f.


I Stillschweigen, Schweigen (I); ua. als Gebot vor Gericht
vgl. still (I)
  • nu hiez man ruofen in den sal / eine stille über al
    1200/20 GottfrStraßb.(Weber) V. 11222
  • wo der landshaubtman, verweser, oder weispot, ain still schaffen, vnd jemand darinnen vngehorsam sein wuͤrde, der oder dieselben, sollen ... zu stundan gestrafft werden
    1577 KärntLRO. Art. 34
  • so der hoffrichter in di schrannen kemen ist, so soll man ruefen ain still bei dem wandl 72 ₰
    16. Jh. NÖsterr./ÖW. IX 725
  • nachdem der eisenknecht dreimal stille geboten hatte, wurde das urteil durch den gerichtsschreiber ... öffentlich abgelesen
    1772 Schuhmann,Scharfrichter 175
II Lärmfreiheit, Ruhe (und Frieden); auch: ruhiges und gesittetes Verhalten
bdv.: Ruhe (I)
vgl. still (II)
  • es sollen auch hiemit zu nutz einem jeden ampt hinder ime gelegen alle grunde in der stille liegend undt darin verbotten sein zu hauen
    1531 RheingauLändlRQ. 495
  • so er des tags einmal an der predig gewesen ist vnd das andermal nit darein will, soll er doch dieselbigen zeit, sich mit stille in seinem haus oder anderßwo vnergerlich enthalten, bey straff fünff schilling heller
    WürtLO. 1536 A iijr
  • wenn die hern von rethen ... rathsweise vorsamlet sein, soll in der stille gerathschlagt vnd freuntlich gesprochen werden, also das ein jeder seins gesprechs vnd gutdunckens gehört ... sey
    1540 JenaStO. Art. 9
  • soll man ... gepurende stille vnnd erbarkeit vor gericht geprauchen
    1571 MünsterLGO. I 15 § 2
  • [die stattknëcht söllendt dem rhaat uff warten in] aller erbarkeytt, zucht unnd stille 
    1593 LuzernSTQ. IV 365
  • ich halte nicht, daß gott der herr die stille des buͤrgerlichen lebens durch seinen dienst verunruhigen wollen
    1667 Pufendorf,RZustand 298
  • [Übschr.:] in betracht der noͤthigen aͤuserlichen stille waͤhrendem oͤffentlichen gottesdienst an sonn-, feier- und bettaͤgen
    1756 SammlBadDurlach I 97
III Heimlichkeit; in (der) Stille heimlich, geheim, nicht öffentlich
  • was der pettlunden menschn erfunden werdent, die des allmůsen nicht redlich und eehafftigclich notdurftig sind, ... dieselben ... sol der sterczermaister des ersten in stille warnen davon ze lassen
    1443 WienRQ. 221
  • welcher ein ghruns reittel in der stiell absegk, sall vor ein halben fl. gestrafft werden
    1548 RheingauLändlRQ. 140
  • wo ainicher arkwon vorhanden, solle der wirt alsbald die vierer in still und gehaim zusammen vordern und die verdächtige personen verwaren
    1559 WürtLändlRQ. I 25
  • [wan] zwen oder drey feyertag an einander einfiehlen, alss dan sie [juden] jhre todten nach mittag in aller still begraben mögen
    1658 Weiß,StraßbJud. 155
  • gienge er aber hinein ins [seines nachbahrn] hauß in der still haimblich
    Anf. 18. Jh. NÖsterr./ÖW. XI 296
  • [die züchtlinge sollen] in der stille auf der H. begraben werden
    1783 BernStR. VII 1 S. 497
  • wer das ausgebrochne feuer zu verheimlichen, und mit den seinigen in der stille dämpfen zu wollen unternimmt, soll, wenn es wirklich ohne weitern schaden gelöscht worden, dennoch mit fünf bis zwanzig thalern geld-, oder verhältnißmäßiger leibesstrafe belegt werden
    1794 PreußALR. II 20 § 1566
IV Ungestörtheit; in Stille unbehindert, unwidersprochen
vgl. still (IV)
  • wie dinct om een erve ende hem vermet dies dat hijt heeft gehouden in stille ende in peyse jaer ende dage, alsoe vele als hem behoeft
    Ende 14. Jh. Meijers,LigurErfr. I 7
V Bewegungslosigkeit; Stille haben stehen bleiben
  • der gehende entweiche dem reitenden. sint abr sie paide in einem engen wege oder auf einer pruk vnd iagt man einen reitenden oder einen gehenden so shol der wagen stille haben vnz sie fuͤr kvmen
    nach 1280 Schwsp.(Langform M) LR. Art. 205
VI mnl.
wie Stillekammer 
  • [Übschr.:] elc huys of camer, die te huyr gaen, een stille of pishuys ende heymelicheit te hebben
    1450 LeidenKb. 151
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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