Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Streit

Streit

, m., n., Stritt, m.

ahd., as. strīt, strīd glossiert controversia, disceptatio, seditio AhdGlWB. 600

I verbale Auseinandersetzung; Uneinigkeit, Meinungsverschiedenheit; Zank, Zwist; auch: Gelehrtendisput
  • ein langer strit des überwechsels halb, wie der goldtguldin solte abgelöst werden
    1558/66 ZimmernChr.2 IV 37
  • vor dis unser consistorium sollen ... gehören alle streit und disputation von der christlichen lehre und glauben
    1570 Mecklenburg/Sehling,EvKO. V 233
  • in diesem puncten ist bey den rechtsgelehrten ein grosser streitt 
    1587 Bemel,TraktTestam. 11
  • nun ist vor dieser zeitt bey hofrichter vnnd raͤthen ein stritt fuͤr gefallen, wann der ambtmann nit selber das gericht besaͤssen, sonnder den staab einem gerichtsmann befohlen, ob mann vor demselben ambts verweßer auch appellieren khoͤnne
    1593 Fischer,Erbf. II 322
  • die vorfallenden irrungen, streit und gezaͤncke nebenst denen andern bergbeambten in der guͤte beyzulegen
    1693 Schönberg,Berginformation 9
  • wer ein gezänk oder streit, scheltwort gebraucht oder schlägerey anfängt, der wird nach erkantniß des schultheißen und der siebener gestraft
    1701 HessBlVk. 6 (1907) 3
  • dafern einer oder ander bey dem fegen treg oder faul oder etwan zanck oder streit erheben würde, soll zur straff erlegen 6 alb.
    1712 RheingauLändlRQ. 273
  • wann die benachbahrte beyeinander versamlet sind, daß sich keiner unterstehen soll, einigen streit anzufangen. und soll keiner dem andern mit unehrlichen worten, schelten oder schmähen angreiffen
    1722 SchleswDorfO. 296
  • ein streit oder onhandel, so mit scheltworten geschehen
    1764 SGallenOffn. I 75
  • was fuͤr reichsstaͤnde zu einen jeden creys gehoͤren, ist aus der reichsmatricul zu ersehen. vieles ist aber noch davon im stritt 
    1770 Kreittmayr,StaatsR. 117
II tätliche Auseinandersetzung; Schlägerei, Prügelei
  • ouch hiez er sagen über al, / swer dâ hüebe deheinen strît [während des Zweikampfes] / ... swer in den kreiz quæme / daz man dem daz leben næme
    um 1233? Stricker,Karl V. 11927
  • ob icht streites oder zewerfnuͤzz in der stat geschiecht, swer da hin als gewonleich ist mit waffen oder an waffen ... lauft, ob er geschuldigt wirt, daz er durich vechtens willen darchomen sei, und der selb hin wider spricht, ... und ob er daz mit sein ains ayd bestaeten ... mag, so sei ledig von dem chlager und dem richter
    1244 BabbÖstUB. II 291
  • js thet aghe wtsceten jn en fulla stride, vj merck, jefta onwirdelicke vtbritzen mith hunderda pundem [ist ein Auge im offenen Kampf ausgeschossen, (so beträgt die Buße) 6 Mark, oder (wurde es) schändlicherweise ausgeschlagen, (so ist) mit 100 Pfund (zu büßen)] 
    um 1300 (Hs. 1464) WesterlauwersR. I 470
  • wer auch in einen streit chuͤmt vnd ... streiten vnd slahen wil, vnd werdent dann die laͤut getoͤttet von andern laͤuten, ... so wirt er manslaht von seinez poͤsen willen wegen
    1390 (Hs.) BerthRechtssumme 1638
  • of ymant den anderen in den stride doet sloege
    1426/40 KleveStR. Art. 391
  • geschit ein streyt nachtis adir tagis, welde man eynen bedirman dorczu beclagin, der ist nehir, ehm czuentgehin selbsebinde
    um 1490 RechterWeg II 840
  • wäre es aber doch, das sich ein streit bei dem gelag ... so weit, das es zum schlagen gelangen sollte, kommen würdte, so soll der jenige, welcher den ersten streich odter schlag ... [getan hat], das gantze gelag an wein undt kost zu bezahlen schuldig seyn
    1735 RheingauLändlRQ. 279
  • woferne ... in der kirche streith, tumult oder andere unordnungen entstehen solten, solche müssen von denen provisoren bey verlust ihres ehren ambts alsogleich ... der regierung angezeiget werden
    1748/49 ZWestf. 151/152 (2001/02) 354
III
bewaffnete, kriegerische Auseinandersetzung; Fehde; Krieg; Kriegszug; Schlacht; meton.: Streitkräfte, Heer
bdv.: Streitung
  • mit swerten choelten si die man / mit fure kint und wib / da wart uirendet der strít 
    um 1172 PfaffeKonrad(Wesle)2 V. 890
  • do gewan si de herzoge O.v.L. mit der marclude helpe van B., in streden mit des keisers luden in der stat
    1260/70 SächsWChr. 246
  • [wir giloben, dc wir] in vnd allen den, die des tages, da der strit war, ir helfer wârnt, vmbe dise gitat niemer leit noch schaden noch laster sulnt gitůn
    1263 Elsass/CorpAltdtOrUrk. V 27
  • sô man aber strîten sal, sô sulen sie die brûdere sterken zu dem strîte unde manen sie, daz sie gedenken wie got ouch den tôt durch sie leit an dem crûce
    1264 DOrdStat. 26
  • so wot en man vnder enes heren bannere wynnet in eneme stride, sprikt dat gud ienich man an duue ofte roef, dat is he negher to beholdende mit sineme tughe
    1270 (Hs. 1493) HambOrdB. G 9
  • alse ein man nvͥwes wip gewinnet oder genimet, so sol in nieman in keinen strit fvͤren
    um 1275 Schwsp.(L.) LR. Art. 201 o
  • ez ist och gesworn von vns beiden, striten wir mit vnseren vinden vnde viengen die, die hobtman dez strites vnde herren, die vanier weren, die sulen wir gelích mit einander haben, die andern ritter vnd knehte, ... die da gevangen wrden, die svlen wir mit ein ander teilen, dar nach, als vnser iegelicher vil lute hat
    1294 Marburg/CorpAltdtOrUrk. III 290
  • daz dů vanfuͤrer in dem groztetigen sige unsers strites veste warest, wellen wir dir ... lonen
    1322 MGConst. V 540
  • vnnd verritten sich vnnderainander gein den von M., das sy denn streit verlurn, vnd was der vorretnusse ir marschalckh schuldig
    um 1340 (Hs. 16. Jh.) BozenChr.(Masser-Vuketich) 80
  • das gancze dorf ist wuste und hat sedir dem streyte nicht geczinset
    1414/22 DOrdGrZinsb. 8
  • also kam er zum küngt und mußt des strits houptmann und anleiter werden
    1420/30 Justinger 20
  • das die kindt auch getzelt werden für lebendig, die am spitzen des streyts gestorben sein
    1436 (ed. 1516) Klagsp.(Brant) 89v
  • huersar inna en strid en frethelos mon werth dad slain, sa schel ma hine mith ful ielde ielda [wenn da ein friedloser Mann während eines Kriegszuges erschlagen wird, so soll man ihn mit vollem Wergeld büßen] 
    Mitte 15. Jh. EmsigerR. 206
  • [1297] doe was thet strid to F. fan Johannes ... doe ghengh Westfresland vnther thin hera van Hollandt [1297 fand die Schlacht bei V. unter Führung des (Grafen) Johann statt; damals unterwarf sich Westfriesland dem Herrn von Holland] 
    1463/64 WesterlauwersR. I 568
  • das nu furohin die genanten von Embden ... die vorgemelte wappen und schild ... fueren und der in allen ... redlichen sachen und geschefftn ... in veldtziehen, in streitten ... geprauchen
    1495 OstfriesUB. II 460
  • die ritter, die jn übung des streits sein, moͤgen jr testamenten machen, on alle solemnitet oder formm
    1512 RNotarO. A Vv
  • will er aber solch sein testament, vor gezeügen nit auffrichten, mag er das durch sich selb oder ainen andern, in schrifften auff papir, oder wo er in not aines streyts wer, auff sein schaiden, oder mit seinem blůt, in den schilt zaichnen
    1544 Perneder,Inst. 53r
  • wann die ritter, so zu feld liegen vnd doch nicht am streitt seynd, testament machen woͤllen, wird der zeugen anzahl biß auff zween nachgelassen
    1587 Bemel,TraktTestam. 112
  • das gantze koͤnigreiche vnnd laͤnder wegen der fischerey auff dem meer ... streit vnd krieg haben
    Seckendorff,Fürstenstaat (1656) 219
IV rechtliche Auseinandersetzung; Rechtsstreit, Gerichtsverfahren
  • strîtet man úmbe réht, únde úmbe únréht, sô man in dínge tûot, tíu sláhta strîtes héizet latine fóne iudicio iudicialis
    um 1000 Notker I 66
  • ich sich dort meinen eydem / der soll den streyt schaiden / zwischen mir und der undiet
    1307? HeinrNeustadtApoll. V. 3470
  • [daz] meinen erben vmb di vorgenanten aigenschaft mit den vorgenanten herren B. ... dhainen chrieg noch dehainen streit sullen haben
    1320 OÖUB. V 253
  • so fer das gůt, darumb der streit gewesen, ... vnserm stiefft M. vnderworffen
    MainzHofGO. 1516/21 E iijr
  • nach beder thail genugsamer furtrag vnd verhör der sachen [soll] auf gutliche mittl vnd weg zu hinlegung des streits ... gehandelt ... werden
    1525 AmbergKzlO. 34
  • es sollen auch die ... neun mann, so erwöhlt seien, ... alle stritt und uneinigkeit, so sich im veld und marcks halben begeben ... entschaiden
    1536 WürtLändlRQ. I 133
  • wan der streit ist zwischen dem lehenhern und lehenman lehenguter halben, so sein die andere lehenmenner richter und erkennen in der sachen
    1565 Klammer,CompJuris 9 § 1
  • dieweil sich auch oftmals zuetregt ... dass sich die parteien umb die stritigen iniurii ... in schwebendem strit ausser rechtlichen erkhantnus ... in güettige ... vergleichung ohne vorwissen des gerichts einlassen, so sollen solche vergleichung fürohin allweg mit vorwissen des gerichts ... beschehen
    1570 WienSachwO. 126
  • darumber eur mt. mit ime dieser ortt perckhwerch halben im strit unnd rechten stehen
    1572 Zivier,SchlesBgw. 154
  • [da] sich aber oftmahls allerlai strit und irrung ... entstehen, ... zu abschneidung aller weitleüfigkhait setzen ... wür, daß hinfüro khain bstandmann ... ohne vorgehende ersuechung ... in ein bstandguet etwas legen oder pauen solt
    1608 OÖLTfl. III 5 § 21
  • in gemainen schlechten stritt vnd irrungen ... zwischen den gemainen burgern vnd handtwerckern [soll mündtlich geklagt werden]
    BairLR. 1616 S. 16
  • dieselbige [bischoͤff] haben uͤber die pfarrherrn zu gebieten vnnd handlen die schlaͤchtere stritt ab; so aber etwas schwaͤres fuͤrfaͤllt, bringen sie dasselbige fuͤr den offical zu W.
    1619 Lazius,Wien III 87
  • weil ... das von unserm in gott ruhenden herrn vatern und uns confirmirte und beym gericht alda deponirte testament in streit gezogen wird, ... ist unser allergnaͤdigster befehlig, daß ihr angeregtes sequestrirtes testament ... unsern commissarien in originali bis zu unser weitern verordnung extradiret
    1655 CCHolsat. I 65
  • wenn wegen der succession in einem erb-koͤnigreiche ein streit erwaͤchset, so ist es am besten, daß selbiger durch schieds-leute aus der koͤniglichen familie vertragen werde
    1691 Pufendorf,Sittenlehre 512
  • die im streit seyende materie waͤre in jure controvers
    1712 BrschwLO. II 144
  • bey vorhandener stimmengleichheit muß der streit durch compromiß oder ... durch richterlichen ausspruch entschieden werden
    1794 PreußALR. I 17 § 23
  • die einleitung aus schriftlichen beweisen ergibt sich aus familien-urkunden, aus haus-büchern und briefschaften der eltern, aus öffentlichen und selbst aus privat-urkunden, die von einer am streit betheiligten lebenden oder verstorbenen person herrühren
    BadLR. 1809 Satz 324
  • die im streite verfangene sache [wird] so lange der gewahrsame des gerichtes ... anvertraut, bis der streit uͤber den besitz ... entschieden worden ist
    1811 ÖstABGB. § 347
V (insb. gerichtlicher) Zweikampf; Wettkampf, Duell
bdv.: Streitkampf
  • ief ma toe stride thinghia wille, dat ma lessa bigreta ne mey toe dae ketelfange dan fyouwer enza ende fyouwertundiste thremen panning [dass, wenn man zum gerichtlichen Kampf herausfordern will, man zu einem Kesselfang auf nicht weniger als 4 Unzen und 13 1/3 Pfennige klagen darf] 
    2. Hälfte 11. Jh. (Hs. 1464) WesterlauwersR. I 92
  • hwasa deth ene wald and binime tha kempa thet strid inna tha hemme, sa skel hi vpriuchta tha secna and tha liudum to reszande thritech merca [wer eine Gewalttat verübt, indem er den Zweikämpfer (vor Gericht) an seinem Kampf innerhalb des Ringes behindert, der soll die (zwischen den Kämpfenden) angesetzte Sühne bezahlen und dem Volke 30 Mark zahlen] 
    Ende 13. Jh. BrokmerR. 86
  • thetter ne mi under swesternon ... nen stef ni nen strid risa [dass unter Geschwistern ... weder ein (vom Richter) gestabter Eid noch ein (gerichtlicher) Zweikampf erfolgen darf] 
    1327 RüstringerR. 140
  • wo ein freyer mensch in einem offen streyt, certamen genant, ertoͤdt würt hat dise clag nit stat, wann sollichs ist ... nitt in schmacheit geschehen
    1436 (ed. 1516) Klagsp.(Brant) 100v
  • thio secne vrfed strid and iechta, sa thi weldega itta hws is [die Haussuchung ersetzt gerichtlichen Zweikampf und Geständnis, wenn der Gerichtsverwalter im Hause ist] 
    1. Hälfte 15. Jh. FivelgoR. 158
  • zwey fantasten dörffen sich offt viel ehender in einen duell oder streit miteinander einlassen, und sich zu fordern unterstehen, als die aller resolutesten und resonabelsten kerle
    1668 BiblLitV. 33 S. 385
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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