Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): stumm

stumm

, adj.


I kein Sprechvermögen besitzend; unfähig zu sprechen
  • der eldeste sun nimt sines vater hergewet ... ist er aber ein crupil oder stump oder blint oder miselsuchtig, so nymt es y der neste und der eldeste swertmage
    1357/87 MeißenRB.(Oppitz) I 8 Dist. 2
  • waer yemant stom ofte dwaes, ende zi nyemant en hadden, die hem helpe, die en zouden nyet verzumen
    1378 UtrechtRBr. I 124
  • eineme lenmanne mach men sin len benemen ..., isset dat he stum wert ofte in ander grot gebrek komet
    14. Jh. Bunge,Rbb. 170
  • wird auch ein kind geboren stumm ... oder blind, das ist wol erbe zů landrecht vnd nicht zu lehenrechte
    1408 (ed. 1574) Ekhardi,MagdebR. I 16, 4
  • det een daef mon jefte stum jef dertin mon mey neen ryuchter wesa [dass ein tauber oder stummer oder wahnsinniger Mann kein Richter sein kann] 
    1457 (Hs.) EmsigerR. 232
  • er [richter] sol auch nicht plint oder stumme sein
    15. Jh. Schwsp.(Kurzform I/Eckh.) Art. 81
  • kein eygen man, noch schelliger, kein stumb noch douber ... moͤgent in der zal zügen zů gethan werden
    Murner,Inst. 1519 Bl. 43
  • vnsinnige, stumme vnde doue luͤde de moͤgen neen testamente maken, welckes doch der gestaldt thouorsthande, van den de gantz stum vnde doeff sint, vnde nicht den jennen den de sprake wat schwar valdt, effte harthoͤrich sint
    EiderstLR. 1572 Art. 27
  • welcher ... stumb und ghörloß ist, der khann nit kreftig testiren, es sei dann daß er bei gueter vernunft und schreiben khüne, dann also mag er ... ein schriftlich testament machen
    1608 OÖLTfl. IV 3 § 9
  • H. ist arbeitsälig, stumb und toracht
    1637 SchweizId. XI 429
  • daß z.e. unsinnig-, mondsichtig-, krank-, blind-, stumm oder taube personen ... hievon [Vormundschaft] fuͤr allzeit ausgeschlossen seyn
    1774 Wagner,Civilbeamte I 147
  • müssen die an sie [tauben, stummen] zu richtenden fragen schriftlich vorgelegt, und wenn der testator stumm ist, auch schriftlich von demselben beantwortet werden
    1794 PreußALR. I 12 § 123
  • wenn der inquisit ... sich taub oder stumm stellt, obschon er es in der tat nicht ist, so muss ihm der richter eine körperliche strafe ... geben lassen
    Ende 18. Jh. v.Erlach,FolterprozBern 36
II still (I), schweigend, verstummt, lautlos
  • than scalt thu eft uuord sprekan / hebbean thînaro stemna giuuald; ni tharft thu stum uuesan lengron huîla
    1. Hälfte 9. Jh. Heliand9 V. 169
  • stum uuerden trúge lefsa, diê uuíder réhtemo únreht sprechen
    um 1000 Notker II 101
  • [dass ein Pfarrer] nichtgleich andern jabrüdern und bauchpredigern ein blat für das maul neme und zum stummen hunde werde
    1570 Kurland/Sehling,EvKO. V 108
  • es sollen auch die pharrherrn ... wider die sündt und laster nitt stham sein
    1577 Siebenbürgen/Sehling,EvKO. 24 S. 405
  • es muß aus schuld einer uͤbeln zucht und gewohnheit bey vielen die vernunfft gleichsam stumm und taub werden
    1691 Pufendorf,Sittenlehre 454
III unaussprechlich; stumme Sünde wie Sodomie 
  • stomme sonde, diemen niet noemen en mach met monde
    um 1400 MnlWB. VII 2199
  • stomme zonde ... als men mit mannen begeet
    um 1450 MnlWB. VII 2199
  • dat leyder etlichen mit der unsprechlicher stummer sunden befleckt sullen syn
    1484 KölnAkten II 585
  • die stumme sodomitische suͤnd, ... als bey welchen hohen verbrechen einige verjaͤhrung nicht statt hatt
    NÖLGO. 1656(CAustr.) 678
  • wann ein mensch mit einem viehe oder ein mann mit einem mann, ein weib mit einem weib vnzucht treibt ... diese vnnatuͤrliche suͤnd ... eine stumme suͤnde wird genennet
    1657 CJMilit.(Hermsdorff) 100
  • [verbrechen ohne verjaͤhrung:] die stumme oder sodomitische suͤnd wider die natur
    1769 CCTher. 16 § 9
IV geheim; anonym
  • wann dem landvogt ... ein memorial oder stumme klag, so von niemand unterschrieben, übergeben wurde ... soll selbiger kein gehör noch glauben gegeben ... werden
    1617/1748 LivenenStat. 152
  • daß den stummen klagen nicht solle geglaubt werden ... stumme klag, so von niemand unterschriben
    17./18. Jh. SchweizId. XI 432
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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